Guter Start....?!

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Bauchspeck
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Guter Start....?!

Beitrag von Bauchspeck »

Halo Forum,

Ich bin der Bauchspeck und komme aus dem wunderhübschen Nordhessen. Vor einiger Zeit bin ich auf der Suche über Kompost auf die Wurmkisten im Internet gestolpert und seitdem lässt mir das keine Ruhe mehr... :P In den letzten Wochen habe ich mir fast alles in diesem Forum durchgelesen, dennoch habe ich noch die ein oder andere frage.
Wenn alles nach Plan läuft, bekomme ich meine Kiste (Wurmcafé) nächste Woche Dienstag oder Mittwoch mit 1000 Würmer (bei wurmwelten bestellt).
Letzte Woche habe ich schon mit dem Vorsammel Eimer angefangen Obst und Gemüsereste zu sammeln. Mein Plan ist es nach dem Aufbau des wurmcafes, den Inhalt des Vorsammel Eimer einzubringen. Ich hätte noch die Möglichkeit über einen Freund an Pferdeäpfel zu kommen und im Garten habe ich einen Kompost, der mir leider mehr Kummer als Freude bringt. Um einen guten Start hinzubekommen, dachte ich könnte noch Palaterra (Erde) mit hinzuzufügen. Standort wäre Garage bei ca 15 Celsius oder Heizungskeller (wenn es keine Fluchtversuche mehr gibt :roll: ) bei durchschnittlich 20 Celsius. Heizungskeller ist mein Favorit aber ohne einen Versuch in der Garage wird meine GG mit Sicherheit nicht zustimmen...

Was meint ihr, sollte ich so starten, das eine oder andere weglassen oder auf jeden Fall noch was machen. Würde mich über Antworten freuen.


Grüße euer Bauchspeck
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Peter_86
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Re: Guter Start....?!

Beitrag von Peter_86 »

Wenn die 1. Ebene aufgesetzt ist, gib auf den Boden ca. 10 cm hoch leicht feuchte (nicht klitschnasse) Strukturmaterialien (mit hohem Kohlenstoff- u. niedrigem Stickstoff-Anteil) wie:
- Laub (keine Buche, Eiche, Esskastanie, Walnuss)
- Stroh, trockene Grashalme (ohne Samen)
- unverholzte Stängel
- Pappe-/Papierstreifen (möglichst ungebleicht, ohne Druckfarben oder nur mit schwarzer Farbe, keine Hochglanzpapier).
Diese Strukturmaterialien sorgen für eine gute Durchlüftung.

Ein häufiger Grund, warum Würmer am Anfang flüchten, ist dass das Substrat kaum Mikroorganismen enthält (Kokosfaser-Substrat ist fast steril).
Darum solltest du aus dem Gartenkompost ca. 2-3 Handvoll halb verrotteten Kompost als „Starthilfe“ in die Wurmfarm geben. Kompost enthält viele nützliche Mikroorganismen, die die Zersetzung der Abfälle in der Wurmfarm verbessern und für ein wurmfreundliches Milieu sorgen (so dass am Anfang weniger o. gar keine Würmer flüchten).
Palaterra dürfte auch nicht schaden, da Terra preta-Substrat auch nützliche Mikroorganismen und Kalk enthält. Nicht verwenden sollte man „normale“ Blumenerden, diese sind sehr oft mit mineralischen NPK-Düngern versetzt, so dass die Konzentrationen an Mineralsalzen für Kompostwürmer zu hoch sind.
Mische den Kompost (u. evtl. etwas Palaterra) unter die Strukturmaterialien. Das Substrat muss leicht feucht sein (wie ein ausgedrückter Schwamm). Falls es eher trocken ist, mit abgestandenem Leitungswasser anfeuchten (überschüssiges Wasser abtropfen lassen).

Die Würmer gibt man mitsamt ihrem Heimatsubstrat in einem Bereich der Wurmfarm (nicht über die gesamte Oberfläche verteilen). Wenn sich die Würmer im neuen Substrat unwohl fühlen sollten, können sie sich so in ihr altes Substrat verkriechen.
Nach dem Transport und durch die neue Umgebung sind die Würmer zunächst gestresst. Daher kann es am Anfang passieren, dass einige aus der Farm fliehen. Dagegen hilft es, die ersten Tage bis Wochen über Nacht die Wurmfarm zu beleuchten (bei mir hat es ca. 3-4 Wochen gedauert).

Wenn du Obst- u. Gemüsereste in einen Eimer gibst, pass auf, dass sie dort nicht faulen. Am besten ist es, Reste so luftig wie möglich zu lagern, z. B. auf dem Gitter einer noch nicht genutzten Ebene der Wurmfarm, oder auf einem Teller. Die Reste am besten in nicht zu dicke (max. 1 cm) Streifen u. Stückchen schneiden, damit die Reste nicht faulen, sondern luftig anrotten.

Ein häufiger Fehler ist, dass am Anfang zu viel gefüttert wird. Zu Beginn kann man ca. 1-2 Handvoll = ca. 250 - 500 g pro Woche füttern. Dabei das Futter NICHT über die gesamte Oberfläche verteilen, sondern am besten in einer Ecke auf die Oberfläche geben (nicht vergraben), mit der Hanfmatte abdecken und beobachten, wie schnell es zersetzt u. gefressen wird. Nach ca. 2 Monaten sollte das meiste Futter aus der 1. Woche vollständig zersetzt sein (bei niedrigen Temperaturen kann es länger dauern). In den nächsten Wochen u. Monaten kann man die Futtergaben je nach beobachtetem Umsatz langsam steigern.
Zum Futter sollte man auch etwas Strukturmaterialien hinzugeben (ca. 30 %, Menge erhöhen bei matschigem / sehr wasserreichem Futter), und regelmäßig etwas Kalkpulver und Mineralien (Mineral Mix, Urgesteinsmehl) hinzugeben.
Etwa 1x im Monat den pH-Wert des Substrates messen (z. B. Teststreifen), der pH-Wert sollte bei 7 – 5 liegen. Liegt der pH-Wert eher bei 5, müssen die Kalkzugaben erhöht werden.

Nochmal als Kurz-Startanleitung:
1.) Strukturmaterialien + Kompost (+Palaterra) mischen, anfeuchten, ca. 10 cm hoch einfüllen
2.) Würmer mit Heimatsubstrat zugeben, warten bis sich alle vor dem Licht verkrochen haben
3.) In eine Ecke etwas Futter geben, alles mit Hanfmatte abdecken, Deckel schließen
4.) Die nächsten Tage bis ca. 1-4 Wochen lang nachts beleuchten, bis kein Wurm mehr flieht
5.) Ab 2. Woche: wöchentlich* etwas Futter mit Strukturmaterialien + etwas Kalkpulver u. Mineralien zugeben.
6.) Nach 1 Monat: pH-Wert messen.

*Falls sich das Futter nicht/kaum zersetzt und schimmelt und/oder muffig oder gar faulig riecht, wurde zu viel gefüttert. In dem Fall: Fauliges entfernen, Substrat durch untergraben von Strukturmaterialien (z. B. trockenen Pappe-Streifen) belüften, Mineralien zugeben, 1 Woche lang kein neues Futter geben.

PS: Warum bringt dein Kompost mehr Kummer als Freude?
Die ganze Masse des oberflächlichen Humus ist durch die Körper der Regenwürmer hindurchgegangen. Man kann bezweifeln, dass es noch viele andere Tiere gibt, welche eine so bedeutende Rolle in der Geschichte der Erde gespielt haben. (Charles Darwin)
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