Ist Lumbricus rubellus gut geeignet für die Wurmkompostierung? Hat jemand Erfahrungen?

Kompostwürmer für den Garten oder als Futtertier? Fragen zu den Spezies: Eisenia foetida, Dendrobaena veneta oder doch ein Regenwurm (Lumbricus terrestris) ? Dann bist Du hier richtig!
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Peter_86
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Ist Lumbricus rubellus gut geeignet für die Wurmkompostierung? Hat jemand Erfahrungen?

Beitrag von Peter_86 »

Letztes habe ich im Internet gelesen, dass sich Lumbricus rubellus (Roter Waldregenwurm) sehr für die Wurmkompostierung eignen soll. Diese Art gräbt auch tiefere Röhren, was für die Belüftung tieferer Kompostschichten sicher von Vorteil ist.
Das Temperaturoptimum von Lumbricus rubellus liegt bei ca. 10,6 °C (Quelle: Wikipedia Lumbricus rubellus deutsch u. englisch). Bei Eisenia fetida, Eisenia andrei und Eisenia hortensis (Synonym: Dendrobaena veneta) liegt das Temperatur-Optimum höher im Bereich von etwa 20 bis 25°C.
In meinem Wurm Café habe ich einen Mix aus allen drei genannten vorigen 3 Arten. Ich beobachte, dass ab ca. 15°C die Umsetzung von Futter deutlich langsamer läuft, bei 10 bis knapp über 0°C (Keller im Winter) kommt sie fast zum Stillstand.
Für einen Wurmkomposter, der draußen im Garten oder im unbeheizten Raum (Keller etc.) steht, müsste Lumbricus rubellus doch laut Literatur gut geeignet sein (vorausgesetzt der Wurmkomposter steht schattig u. kühl und es findet keine Heißrotte statt).

Hat jemand Erfahrungen mit der Eignung von Lumbricus rubellus für Indoor-/Outdoor-Wurmkomposter (mit nur dieser Art oder im Mix mit anderen Wurmarten)?

Gibt es diese Würmer in Deutschland irgendwo zu kaufen? Im Internet findet man quasi nur Eisenia fetida und Eisenia hortensis.
Kann man diese Art selbst sammeln? Diese Würmer müssten ja in der Falllaub/Streuschicht bzw. im humusreichen Oberboden von (Laub-)Wäldern und in morschem Holz (Baumstümpfe, auf dem Boden liegende Stämme) zu finden sein.
Die ganze Masse des oberflächlichen Humus ist durch die Körper der Regenwürmer hindurchgegangen. Man kann bezweifeln, dass es noch viele andere Tiere gibt, welche eine so bedeutende Rolle in der Geschichte der Erde gespielt haben. (Charles Darwin)
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haluk
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Re: Ist Lumbricus rubellus gut geeignet für die Wurmkompostierung? Hat jemand Erfahrungen?

Beitrag von haluk »

Das sind interessante Daten :o
Ist quasi Kompost- und Tauwurm in einem :)
Wurmfried
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Re: Ist Lumbricus rubellus gut geeignet für die Wurmkompostierung? Hat jemand Erfahrungen?

Beitrag von Wurmfried »

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Peter_86
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Re: Ist Lumbricus rubellus gut geeignet für die Wurmkompostierung? Hat jemand Erfahrungen?

Beitrag von Peter_86 »

@ Wurmfried:
Von der Farbe her könnte es Lumbricus rubellus sein, denn Tauwürmer (Lumbricus terrestris), welche oft auch im Komposthaufen zu finden sind, sind deutlich heller gefärbt). Lumbricus terrestris würde sich in einer Wurmkiste auch nicht vermehren.
Kompostwürmer (Eisenia fetida, E. andrei) graben keine Gänge und ziehen daher auch keinen Grasschnitt, Blätter usw. unter die Oberfläche. Das machen nur Würmer, die Gänge aus tieferen Schichten zur Oberfläche bauen, wie z. B. Lumbricus rubellus und Lumbricus terrestris.
Ich weiß nicht, wie es bei Eisenia hortensis (Synonym Dendrobaena veneta) ist.
Wie lang (von ... bis ... cm) sind die geschlechtsreifen Würmer (also die mit Clitellum, das ist die Verdickung im vorderen Drittel) in deiner Kiste, bei den es sich um Lumbricus rubellus handeln könnte?
Lumbricus rubellus müsste 6-15 cm lang sein.
Zitat Wikipedia:
Der Rote Waldregenwurm [Lumbricus rubellus] hat eine Länge von 60 bis 150 mm, ist 4 bis 6 mm breit und hat ca. 100 Segmente. Das Clitellum reicht vom 26. bis zum 32. Segment. Die Farbe ist rotbraun, rot bis rotviolett, zum Körperende blasser werdend.
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Re: Ist Lumbricus rubellus gut geeignet für die Wurmkompostierung? Hat jemand Erfahrungen?

Beitrag von Wurmfried »

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Re: Ist Lumbricus rubellus gut geeignet für die Wurmkompostierung? Hat jemand Erfahrungen?

Beitrag von Wurmfried »

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Re: Ist Lumbricus rubellus gut geeignet für die Wurmkompostierung? Hat jemand Erfahrungen?

Beitrag von Wurmfried »

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Re: Ist Lumbricus rubellus gut geeignet für die Wurmkompostierung? Hat jemand Erfahrungen?

Beitrag von Peter_86 »

Zitat Wurmfriend
„das manche Verhaltensweisen meiner Würmer, sich nicht ganz mit "Eisenia- Beschreibungen" decken. Die Vorliebe für Nässe, manchmal hatte ich auch sehr viel Futter in der Kiste und es gab keine Probleme. Die überleben auch im Wurmtee, halten sich da
gerne im Wurmhumus* auf.“
Das machen meine Würmer aber auch. Ich habe einen Mix aus Eisenia fetida, andrei u. hortensis im "Wurm Café" (Plastikfarm). Oft halten diese sich in tieferen Schichten oder sogar im Auffangbehälter auf, z. B. wenn es relativ kühl ist. Auch wenn es oben eher zu feucht ist, finde ich weiter unten noch viele lebende Würmer. Nur wenn unten Flüssigkeit steht, ertrinken/ersticken sie darin.
Einmal hatte ich einige der Würmer in einem Blumentopf (geschlüpfte Kokons aus Wurmhumus). Obwohl die Erde immer feucht war, hielten sich die meisten ganz unten auf (zum Teil auch unten zwischen Topf und Übertopf), wo es am feuchtesten ist.

Zitat:
Mich interessiert, ob sich in einem Kokon mehrere Würmer entwickeln (können)?
Ja, zumindest bei einigen Kompostwürmern. Da diese nahe der Oberfläche vorkommen, ist der Verlust durch Beutegreifer groß und daher haben die Würmer eine hohe Vermehrungsrate, um dies auszugleichen. Bei Eisenia fetida kann ein Kokon 1 – 9 Jungwürmer enthalten, bei Eisenia andrei 1-12 (Quelle: A.J. Reinecke, S.A. Viljoen, 1991, A comparison of the biology of Eisenia fetida and Eisenia andrei (Oligochaeta). Biology and Fertility of Soils 11: 295-300).
Bei Eisenia hortensis (Synonym Dendrobaena veneta) ist meist nur 1 Wurm pro Kokon vorhanden, seltener auch 2. Daher ist die Vermehrungsrate bei dieser Art etwas geringer. Dies fällt in der Wurmfarm aber nicht unbedingt auf, da die adulten Würmer größer werden und mehr fressen können als die kleineren Eisenia-Arten.
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Re: Ist Lumbricus rubellus gut geeignet für die Wurmkompostierung? Hat jemand Erfahrungen?

Beitrag von Wurmfried »

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Re: Ist Lumbricus rubellus gut geeignet für die Wurmkompostierung? Hat jemand Erfahrungen?

Beitrag von Peter_86 »

Zitat Wurmfriend:
In deinem ersten Post fragtest Du, ob man die Würmer in Deutschland kaufen kann, ich seh jetzt nicht nach, aber ich meine, die gibt`s bei "Wurmwelten".
Nein, diese Art gibt es nicht bei Wurmwelten, dort gibt es entweder „Eisenia Mix“ (Eisenia fetida, andrei u. hortensis), welchen ich auch in meiner Wurmfarm habe, oder nur Eisenia hortensis (Synonym: Dendrobaena veneta).

Bei Zoo & Co gab es letztens „Rotwürmer“ als Futtertiere. Ich bin mal davon ausgegangen, dass es sich um Lumbricus rubellus handelt.
Zum Teil wird aber auch Eisenia hortensis (Synonym Dendrobaena veneta) als „Rotwurm“ oder „Riesen-Rotwurm“ bezeichnet.

Ich habe also mal eine Packung gekauft, darin waren 10 Würmer. Diese sahen wie folgt aus (siehe auch Fotos unten):
Farbe bräunlich-rot, dabei ist die Pigmentierung im vorderen Drittel (vor dem Clitellum) stärker als im hinteren Bereich. Die Unterseite ist hell rosa, auch zwischen den Segmenten ist die Farbe rosa.
Was gegen Eisenia spricht: es ist kaum gelbe/gelbliche Färbung zwischen den Segmenten und/oder am Schwanz vorhanden. Außerdem ist der Schleim farblos, nicht gelb(lich).
Länge der geschlechtsreifen Würmer: 11-12,5 cm, Dicke 4-5 mm. Wenn ich auf den Fotos die Segmente zähle, reicht das Clitellum von Segment 27 - 32.

Im Substrat befinden sich Kokons (siehe Fotos unten), diese sind 5,0 - 4,0 mm lang und 3,0 -3,5 mm breit. Außerdem gab es noch 1 kleineren Kokon, der 3,0 mm lang u. 2 mm breit war.
Laut http://hypersoil.uni-muenster.de/1/02/38.htm sollten Lumbricus rubellus-Kokons nur 3-3,5 mm lang und 2-2,5 mm breit sein. Von den Abmessungen her könnte es sich evtl. auch um Kokons von Eisenia fetida handeln, diese sind laut Hypersoil ca. 4,5 - 5 mm lang und 2,5 - 3 mm breit. Aber die Würmer sind eindeutig keine Eisenia fetida.
Vielleicht stammen die „Rotwürmer“ ja aus einer Mischpopulation aus verschiedenen Wurmarten.
Oder kann es sein, das als Futtertiere gezüchtete Würmer, die ja meist etwas größer/dicker sind, auch etwas größere Kokons produzieren (die Produktion von Kokons kostet Material u. Energie, und ein großer bzw. dickerer Wurm hat davon mehr Reserven)?

Im Internet habe ich zur Größe der Kokons von Eisenia hortensis (=Dendrobaena veneta) Angaben von 2-4 mm Länge gefunden. Laut [http://www.] dendrobena.de/beschreibung_dendrobena.html sind sie 3-4 mm lang und 2-2,5 mm dick.

Mehrere Würmer zeigten bei Störungen (nachdem man den Wurm in die Hand genommen oder berührt hat) folgendes Verhalten: Wurm rollt sich schnell spiralförmig ein, rollt sich schnell wieder aus, rollt sich wieder ein, wieder aus usw. und „springt“ dabei zur Seite bzw. sogar etwas nach oben.

Laut „Brohmer Fauna von Deutschland“ ist Lumbricus rubellus 7-15 cm lang, das Clitellum reicht von von Segment 27-32 (26-32).
Eisenia hortensis (=Dendrobaena veneta) ist laut Buch nur 5-8 cm lang, das Clitellum reicht von Segment 27-32 (26-33).
An der Lage des Clitellums lassen sich diese beiden Arten also nicht unterscheiden. Binokular o. Mikroskop habe ich keines zur Hand. Kann das mit der Länge stimmen?
In meiner Wurmfarm ist ein Mix aus Eisenia fetida, andrei u. hortensis. Geschlechtsreife Würmer sind teilweise nur ca. 6 cm lang, zum Teil finde ich aber auch Würmer, die 10-12 cm lang sind. Laut „Brohmer Fauna von Deutschland“ wird Eisenia fetida 6-13 cm lang. Wenn die Angaben im Buch stimmen, dann kann Eisenia fetida länger werden als Eisenia hortensis (Dendrobaena veneta). Und ich dachte immer, dass letztere größer werden.

Fotos "Rotwürmer" und Kokons im Wurmsubstrat von Zoo&Co:
P1390388.JPG
P1390371.JPG
P1390422.JPG
P1390416.JPG
P1390376.JPG
P1390374.JPG
P1390393.JPG
Unterseite
P1390368.JPG
Kokons

Hat jemand von euch eine Wurmfarm, in der nur Eisenia hortensis (Dendrobaena veneta) vorkommt, und mir sagen kann, ob die Würmer auf den Fotos nicht doch „Dendros“ sind?
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