Wann ist die Erde "reif"?

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missie
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Wann ist die Erde "reif"?

Beitrag von missie »

Hallo an Alle :)
Ich habe meine Wurmfarm seit ca. einem dreiviertel Jahr. Es läuft eigentlich sehr gut, bis auf 2x zu nass und den Folgen habe ich alles soweit im Griff.
(leider sind dabei einige Würmer ertrunken, aber da sie sich andererseits sehr vermehren konnte ich jedes Mal das Gleichgewicht wieder herstellen).
In dem Auffangbecken sind immer wieder Würmer. Da bei meinem Lambrico der Hahn irgendwie zu hoch angesetzt ist und sich dadurch auch bei ständige offenen Hahn immer wieder ein See bildet, sind diese ständig gefährdet zu ertrinken. Ich habe die Vertiefung unter dem Hahn nun mit kleinen Steinchen aufgefüllt, in der Hoffnung, das sich dadurch kein Wurmtee mehr sammelt bzw. schneller abfließt.
Meine eigentliche Frage ist, wann ist die Erde reif? Die 1. Ebene ist voll bis oben hin, der Korb darauf ca. zur Hälfte. Mir ist nicht klar wie ich die Erde von den Würmern trenne ohne dass ich die Würmer verletze.
Herzlichen Dank vorab für die Infos.
missie
mkurz
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Re: Wann ist die Erde "reif"?

Beitrag von mkurz »

Hallo Missie,
ich bin noch zu neu, um praktische Erfahrungswerte zu liefern. Dennoch ein paar Gedanken:

hast du nicht noch einen Einsatz über? Dann bist du nicht gezwungen zu ernten. Ich dachte so erst wenn bei drei Einsätzen nichts mehr geht, nach ca. einem Jahr könnte man von unten ernten. Ansonsten musst du sicher mit Licht arbeiten, so steht es im Buch "Kompost aus der Kiste". Du stellst die Kiste ins Licht. Nach 10 bis 15 Minuten erntest du vorsichtig die oberste Schicht ab. Dann gibst du Würmern Zeit weiter nach unten bzw. im verbleibendem Humus zu fliehen. Du erntest mit "Lichtpausen", in dem die Würmer dir den Wurmhumus überlassen. Das dauert eine Weile. Im letzten kleinem Rest sind dann viele Würmer drin, den setzt du um. So stelle ich es mir vor (wie gesagt, ich rede aus der Theorie heraus).
Viele Grüße, Martin
mkurz
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Re: Wann ist die Erde "reif"?

Beitrag von mkurz »

Ach ja, und dann ist da noch der "Kressetest": einfach etwas Wurmhumus in ein Schälchen füllen, Kressesamen drauf und schauen, ob er gut wächst (ein paar Tage warten). Ist die Kresse gelb und verkümmert, ist der Wurmhumus noch nicht reif. Auch hier die Info aus dem angegebenen Buch.
VG Martin
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Peter_86
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Re: Wann ist die Erde "reif"?

Beitrag von Peter_86 »

Zitat mkurz:
Ich dachte so erst wenn bei drei Einsätzen nichts mehr geht, nach ca. einem Jahr könnte man von unten ernten.
Das stimmt nicht so ganz. „Ich habe beim Wurm Café“ den ersten Wurmhumus schon nach ca. 8 Monaten geerntet, obwohl oben die 3. Ebene noch fehlte. Im Auffangbehälter gab es sogar schon nach 6 Monaten etwas Wurmhumus im Auffangbehälter. Es hängt eher von Faktoren wie Wurmart(en), Temperatur, Feuchtigkeit, Futtermenge, Art des Futters (schneller oder langsamer zersetzbar) ab, wie schnell Wurmhumus produziert wird. Bei 20-25°C läuft die Humusproduktion deutlich schneller, als wenn die Wurmfarm bei 5-15°C steht.

Fertiger Wurmhumus sollte kaum noch unverrottete Bestandteile enthalten, außer evtl. vorhandene schwer zersetzbare Stückchen z. B. Holz, Obstkerne, Nussschalen usw.
Man kann testen, ob der Wurmhumus reif ist, indem man einen sogenannten „Kressetest“ macht (siehe auch voriger Beitrag). Du säst etwas Kresse in einen Topf mit Wurmhumus und stellst den Topf an einen hellen, warmen Ort u. hältst ihn feucht. Nach einigen Tagen sollten die Samen keimen. Wenn die Pflanzen normal wachsen und grün bleiben, ist der Humus reif. Wenn die Pflanzen aber gelb o. braun werden und/oder umfallen, ist der Humus noch nicht reif.

Die Würmer kann man vom Humus trennen, indem man es ausnutzt, dass sie vor Licht fliehen: Im Hellen stellt man die Ebene mit dem Humus ganz oben auf den Wurmkomposter, oder man schüttet den Humus auf eine schmutzfeste Unterlage und streicht die Oberfläche glatt. Dann wartet man ca. 5-15 min, die Würmer flüchten vor dem Licht in die Tiefe. Jetzt kann man die obersten Zentimeter des Humus entnehmen. Dann wartet man wieder ca. 5-15 min, die Würmer fliehen weiter nach unten. Dann nimmt man wieder die oberste Schicht Humus weg usw. Irgendwann ist man unten angekommen, in der untersten Schicht sollten sich alle Würmer tummeln. Diese entnimmt man und setzt sie wieder in den Wurmkomposter.

Wenn man nur kleinere Mengen Humus auf einmal entnimmt, kann man die Würmer auch per Hand raussammeln, oder man siebt den Wurmhumus vorsichtig durch (Maschenweite ca. 5-4 mm). Bei diesen Methoden kann es passieren, dass kleinere Würmer übersehen werden oder durchs Sieb rutschen.

Der fertige Humus enthält noch Wurmkokons, aus denen später Würmer schlüpfen. Diese kann man wie folgt retten: Man gibt den fertigen Humus in einen großen Blumentopf (mit Übertopf/Untersetzer) und hält ihn feucht. Oben macht man ein Loch, welches man mit etwas Bioabfall füllt (z. B. "Lieblingsfutter" Kaffeesatz mit Gemüse-/Obst-Resten). Das Futter deckt man vor Licht ab (z. B. Wellpappe-Stück drüber). Bei Zimmertemperatur (Wurmhumus immer wieder anfeuchten, er darf nicht austrocknen!) schlüpfen die Würmer innerhalb von 2-4 Wochen (ist es kühler, dauert es noch länger) und wandern ins Futter. Man kontrolliert nach 1-2 Wochen, ob Würmer im Futter sind, dann kann man sie mitsamt dem Futter entnehmen und zurück in den Wurmkomposter setzen. Oft sammeln sich die Würmer auch ganz unten im Übertopf/Untersetzer, dort wo es am feuchtesten und dunkelsten ist. Dann erneuert man das Futter und kontrolliert wieder nach 1 Woche usw., bis man keine Würmer mehr findet.

Wenn man eine Wurmtruhe oder einen Außenkomposter im Garten hat, kann man es ähnlich machen: Man befüllt zuerst nur eine Hälfte, bis diese voll ist. Erst dann befüllt man die 2. Hälfte. In der Zwischenzeit werden die Abfälle in der 1. Hälfte zu Humus. Wenn in der 1. Hälfte nur noch Humus ist, lässt man diesen noch einige Wochen dort liegen u. hält ihn feucht (evtl. abdecken). Die (geschlüpften) Würmer (und andere Kompostorganismen) finden in dieser Hälfte kein Futter mehr und wandern in die 2. Hälfte, wo es genügend Futter gibt. Nach einigen Wochen (bei niedrigen Temperaturen dauert es länger) ist der fertige Humus wurmfrei und kann entnommen werden. Dieser Trick funktioniert z. B. auch, wenn man Nacktschnecken im Kompost hat und deren Eier nicht mit dem fertigen Kompost auf die Beete verteilen will.

Man kann verhindern, dass die Würmer vor dem Hahn ertrinken, wenn man die Vertiefung mit festem Ton/Lehm (oder mit feinem Sand/Holzkohlepulver; Nachteil: kann ausgeschwemmt werden) so weit auffüllt, das sich keine Flüssigkeit ansammeln kann. Falls beim Kies noch Würmer in die Zwischenräume kriechen und dort ertrinken, solltest du die Zwischenräume mit oben genannten Materialien auffüllen.
Alternativ stellt man etwas unter die Füße der Wurmkomposters, so dass der Hahn am tiefsten Punkt liegt und sich vor dem Hahn keine Flüssigkeit sammeln kann (funktioniert nicht, wenn die Senke vor dem Hahn ziemlich tief ist).
Den Hahn selbst kann man mit einem feinen Filter oder Watte verschleißen, so dass damit die Würmer nicht mehr durch den Hahn nach draußen können.
Die ganze Masse des oberflächlichen Humus ist durch die Körper der Regenwürmer hindurchgegangen. Man kann bezweifeln, dass es noch viele andere Tiere gibt, welche eine so bedeutende Rolle in der Geschichte der Erde gespielt haben. (Charles Darwin)
missie
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Re: Wann ist die Erde "reif"?

Beitrag von missie »

Super, vielen Dank mkurz und Peter_86, Eure Infos helfen mir sehr. Leider bin ich typisch Frau, die weder Bedienungsanleitungen noch sonst welche trockenen, themenbezogenen Bücher lesen mag....einfach herumdrücken und irgendwann den richtigen Knopf finden geht halt bei der Wurmbox nicht. Füttern war nicht so schwer, bin ja auch Mutter und Bedienstete von drei Miezen.....und die Ernterei habe ich einfach vor mir hergeschoben...den Würmern war das ja egal, aber jetzt möchte ich meinen Garten damit düngen und so muss ich mich damit auseinander setzen.
Ja, ich habe eine dritte Ebene, aber die brauche ich bzw. mein Mann, wenn wir die zwei Ebenen abheben um die Auffangbox zu reinigen bzw. die runtergefallen Würmer wieder umzusiedeln. Da die zwei Ebenen sehr schwer sind, stellen wir die zwei gefüllten auf die leere Ebene, damit die unten heraushängenden Würmer unbeschadet bleiben. Ich habe gesehen, dass ich noch eine Ebene nachkaufen könnte, aber da mein Garten aus zwei großen Hochbeeten besteht, denke ich, reichen zwei Ebenen mit Humus fürs Erste.
Das mit dem Kressetest finde ich super! Dumme Frage: wenn die Kresse schön grün wächst, kann man die dann auch gleich essen oder ist der Humus zu konzentriert? Ich habe irgendwo gelesen, dass man wenig verwenden soll, damit es zu keiner Überdüngung kommt. Vielleicht könnt ihr mir dazu auch Tipps geben?
Was das Ernten angeht bin ich mir sicher das alle wunderbar klappt. Noch einmal herzlichen Dank!
missie
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Re: Wann ist die Erde "reif"?

Beitrag von mkurz »

Liebe Missie,
die "grüne" Kresse kannst du essen, klar.

Eine Kiste kannst du auch auf dem Deckel abstellen, mit der Innenseite nach oben, da sind Abstandshalter dran und so steht es auch in der Anleitung ;-). Bei zwei vollen Kisten könnte es sicher wackelig werden, da verstehe deine Strategie.
VG Martin
missie
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Re: Wann ist die Erde "reif"?

Beitrag von missie »

Hallo Martin, danke für Deine Antwort. Habe hier im Forum schon einige Beiträge gelesen und muss sagen, ich wusste gar nicht, wie viele Fragen sich da ergeben können. Aber es ist ja auch ein komplexes Thema.
lg
Missie
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