Mehlwurm-Zucht

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Stadtfarmerin
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Re: Mehlwurm-Zucht

Beitrag von Stadtfarmerin »

Hallo Pfiffikus,

welche Fische hast du denn, dass die Mehlwürmer und Puppen fressen können? Ich nehme mal an am Stück? Meine Kleinsten (Endler Guppys) brauchen teils minutenlang, bis sie auch nur eine Enchyträe runtergewürgt haben...

Ich mache für die Fische gerne selbst Futter, aus gekochtem Gemüse, Brennesseln, und dann halt bisher gekauftes Fisch- oder Garnelenfleisch. Das wird dann alles zusammen gemixt, Gelatine dazu, und in Eiswürfelformen eingefroren. Ich kann das dann immer portionsweise auftauen und verfüttern, durch die Gelatine hält es zusammen. Die Fische lieben dieses Futter!

Könntest du dir vorstellen dass ich das Fisch- oder Garnelenfleisch in dem selbstgemachten Futter auch durch Mehlwürmer ersetzen kann? Das war damals für mich der Anlass eine kleine Zucht zu starten, damit ich die immer vorrätig hab und auch weiß, was die Würmer gefressen haben etc.

Ich hab mich dann aber irgendwie doch nicht getraut das zu machen mit den Mehlwürmern im selbstgemachten Futter, weil mir diese Frage niemand richtig beantworten konnte, halt auch im Aquariumforum nicht. Da wurden Bedenken geäußert wegen dem Panzer der Mehlwürmer, dass der evtl. unverdaulich sei. Bei gekauftem Fischfilet bzw. geschälten Partygarnelen ist das ja kein Thema, da ist alles weich.

Wie siehst du das?
Viele Grüße
Christina
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Trulllla
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Re: Mehlwurm-Zucht

Beitrag von Trulllla »

Nee, also Guppys hat Pfiffikus nicht: :D
Eberhard
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Re: Mehlwurm-Zucht

Beitrag von Eberhard »

Genau. So viel ich weiß, hat Pfiffikus jene Karpfen, die man bloß anschaut, aber nicht isst.
Mit freundlichem Glück Auf!
Eberhard
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Pfiffikus
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Re: Mehlwurm-Zucht

Beitrag von Pfiffikus »

Hallo Christina,
Stadtfarmerin hat geschrieben: Mi 3. Jul 2019, 14:08 welche Fische hast du denn, dass die Mehlwürmer und Puppen fressen können? Ich nehme mal an am Stück?
Meine beiden Vorredner waren schon so nett, die Konsumenten der Mehlwürmer mal zu verlinken. Leider sind die Leckerlies, die auf dem Foto verlinkt wurden, in diesem Jahr außerordentlich knapp, so dass nun Mehlwürmer herhalten müssen.

Guppys? - Immer, wenn die zu viel wurden, haben die sich auch ganz gut als Snack geeignet. Natürlich auch am Stück! Inzwischen habe ich aber kein Aquarium mehr.

Garnelen - wenn ich die mal als Leckerlie reiche, dann werden sie einzeln aus der Packung genommen und natürlich auch im Ganzen verzehrt, bis die Packung leer ist.


Stadtfarmerin hat geschrieben: Mi 3. Jul 2019, 14:08 Könntest du dir vorstellen dass ich das Fisch- oder Garnelenfleisch in dem selbstgemachten Futter auch durch Mehlwürmer ersetzen kann?
Mehlwürmer enthalten große Mengen Protein. Die Mehlwürmer können allenfalls eine Ergänzung darstellen. Bei mir spricht die Menge dagegen, dass das normale Pelletfutter ersetzt werden kann. Aber bei kleineren Tieren, bei denen die Menge ausreicht, spricht wohl das Aminosäureprofil dagegen, welches bei Mehlwürmern nicht so gut zu Wirbeltieren passt. Das sagte mir jedenfalls meine Tierärztin.


Stadtfarmerin hat geschrieben: Mi 3. Jul 2019, 14:08 Da wurden Bedenken geäußert wegen dem Panzer der Mehlwürmer, dass der evtl. unverdaulich sei.
Das Außenskelett von Insekten, Krebsen usw. besteht aus Chitin. Und dieses Kohlehydrat ist für die meisten Tiere unverdaulich. Das ist wahr. Doch ich wüsste nicht, was dagegen spricht, den Fischen ein Futter mit reichlich Ballaststoffen anzubieten. Das ist doch für uns Menschen auch gesund!
Und die Kleinkrebse, die den Guppys als Naturnahrung dienen, haben doch ebenso eine Hülle aus diesem unverdaulichen Chitin.

Wenn es um die Käfer geht, deren Außenhaut ist wesentlich robuster. Das Gebiss eines Guppys dürfte damit überfordert sein. Meinen Fischen macht das nichts aus.


Neben dem Aminosäurenprofil gibt es noch einen anderen Grund, die Mehlwurmmenge nicht zu übertreiben. Nämlich den hohen Proteingehalt. Bekanntlich können Wirbeltiere ihren Energiestoffwechsel mit Kohlehydraten, Fetten oder Proteinen betreiben. Verdauliche Kohlehydrate kommen in der natürlichen Nahrung von Fischen kaum vor. Beim Verbrennen von Fetten entsteht CO² und Wasser, also kaum Probleme. Aber wenn Proteine verstoffwechselt werden, dann entsteht noch Ammoniak, welches über Kiemen und Nieren ausgeschieden wird. Das dürfte Dir als Aquarianerin bekannt sein und Du betreibst deshalb an Deinem Aquarium einen biologischen Filter, der das Ammoniak nitrifiziert. Ausführlichere Darstellungen dazu würden wohl ein Wurmforum sprengen.
Aber wenn Du Deinen Lieblingen ausreichend fettreichere Futtermittel anbietest, hat Dein biologischer Filter weniger zu tun.



Pfiffikus,
der keine Bedenken hat, Mehlwürmer als Leckerlie oder als Geschmacksverbesserer für andere Futtersorten zu nutzen
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Stadtfarmerin
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Re: Mehlwurm-Zucht

Beitrag von Stadtfarmerin »

Danke für die ausführliche Antwort!

Also das mit dem hohen Proteinanteil der Mehlwürmer ist ja dann schon bissl heftig, ich bleib vorerst doch mal bei Fisch- oder Garnelenfleisch wenn ich wieder Futter mache.

Ja, die Guppys & Co. brauchen das alles als Breichen, anders wär's viel zu groß. Aber klar, so ein Koi, der zieht einen Kompost- oder Mehlwurm oder auch nen Guppy rein wie eine Spaghetti.

In dem Aquarium, in dem die Endler Guppys schwimmen, hab ich auch gleich noch ein paar kleine Grundeln mit reingesetzt, die kümmern sich darum dass die Guppy Population nicht ausartet. Soll ja mal ganz schnell gehen 8-)
Viele Grüße
Christina
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Pfiffikus
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Re: Mehlwurm-Zucht

Beitrag von Pfiffikus »

So, am 3. Juli habe ich es noch einmal probiert. Dabei habe ich bemerkt, dass die Würmchen sehr gerne selbst durch die Maschen krabbeln. Einfach warten, wie bei den Großen, das geht bei dieser Altersklasse überhaupt noch nicht.

Wenn man das Sieb schüttelt, indem man es seitlich bewegt oder von vorn nach hinten bewegt, fallen die Babies zahlreich durchs Sieb.

Wirft man den Inhalt des Siebes nach oben, um ihn zu wenden, wie ein Pfannenkuchen, fallen nur wenige Würmchen durch das Sieb. Und so kam es dann auch. Die groben Bestandteile wurden abgesiebt und mein Blick fällt in den Eimer darunter.
Gesiebt_4835.jpeg
Es sind im unteren Teil des Fotos kleine Striche zu erkennen, die sehen aus wie Baby-Würmer. Aber ich frage mich, weshalb so viele davon an der Wand des Eimers kleben. Also - Lesebrille geholt und was muss ich sehen? Das sind alles nur kleine Exuvien. Diese kann ich doch mit einem sehr ruhigen Gewissen an die Dendrobena verfüttern.

Innerhalb der Kleie-Mischung, die auf dem Foto zu sehen ist, wuselten aber trotzdem noch einzelne Würmchen, tatsächlich lebendig. Aus diesem Grunde wurde der hier gezeigte Käfer- und Wurmkot insgesamt dreimal durch das Sieb geschickt, um noch Babies auszusieben. Nun waren keine mehr drin.


Der Eimer mit diesen Resten befindet sich sicherheitshalber noch im Keller. Trotz heller Beleuchtung und Lesebrille habe ich keine Würmchen mehr darin vorgefunden. Sollten heute auch keine Würmer mehr zu sehen sein, dann bekommen es die Dendrobenas zum Fraße vorgesetzt, die sich immer über solche mehlhaltigen Fütterungen freuen.



Die Mehlwürmer sind inzwischen gewachsen. Hier ist mal ein Exemplar vorgestellt, zum Größenvergleich eine Haferflocke.
Gesiebt_4837.jpeg


Für diese Bande war nun Umzug angesagt. Eine Speiseeispackung war viel zu schade für die gelbe Tonne. Und eine 60-cm-Kiste halte ich vorläufig noch für übertrieben.
Gesiebt_4838.jpeg
Jetzt dürfen sie noch die Reste der Kleie und Haferflocken verzehren, bevor es Löwenzahn zu fressen gibt. Hin und wieder gibt es auch eine Scheibe Möhre.

Während ich die unappetitlich erscheinenden Reste aus dem Käfereimer und von den großen Würmern jeweils rüber zu den Dendros gebe, habe ich es mir hier nicht getraut, denn wenn die Möhren hohl ausgefressen sind, verstecken sich sehr gern kleine Würmchen darin, viel zu schade für die Dendrobena!


Pfiffikus,
der es nicht für ausgeschlossen hält, dass er schon am 1. Juli von kleinen Exuvien zum Narren gehalten worden ist, die durchs Sieb gefallen waren
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Die Tragödie

Beitrag von Pfiffikus »

In diesen Tagen hat sich eine Tragödie ereignet. Die noch verbliebenen Mehlwürmer, die ich am 15. Mai erworben hatte, wurden am 1. Juli wieder einmal abgesiebt, damit sie nicht in ihrem eigenen Kot krabbeln müssen. Als Futter erhielten sie ein Blatt von dieser Distel, die auch schon ausgereifte Samen für die Wurmies geliefert hat.
Tragoedie_4849.jpeg
Leider wächst in unmittelbarer Nachbarschaft zu ihr noch eine andere Pflanze, die ähnlich aussieht. Diese enthält einen milchigen Saft. Höchstwahrscheinlich ist dieser giftig. Ich werde diese Pflanze in den kommenden Tagen mal genau bestimmen. Und anschließend wird das Unkraut entfernt und in der Biotonne entsorgt.

Es ist schon klar - viele Pflanzen produzieren auch Gifte, die dazu dienen sollen, Insektenfraß abzuwehren. Hier hat das wunderbar funktioniert.


Am Montag, also einen Tag später, sonderte sich die Hälfte der Wurmis ab und suchte die andere Hälfte des Eimers auf, wo keine Blätter lagen.
Das hätte ja ein Signal sein können! (wall)


Und am Dienstag kam es noch schlimmer. Ein großer Teil der Mehlwürmer verstarb offensichtlich. Tote Würmer sind leicht erkennbar, weil sie sich nach kurzer Zeit dunkel verfärben.
(Auf dem Foto haben die Würmer schon wieder Löwenzahnblätter bekommen, die ja nachweislich harmlos sind.)
Tragoedie_4862.jpeg



Nach dem Fototermin wurden die Toten weitgehend aussortiert. Einige Tiere leben noch. Ob sie fressen, ist schwer zu sagen - es sind ja nur noch wenige. Wenn da ein paar Kleie fehlen, fällt das nicht auf. Praktisch hat sich nun schon seit Tagen kein Mehlwurm mehr verpuppt.


Diese Kohorte wird zwar weiterhin noch ein paar Tage beobachtet, aber es muss wohl davon ausgegangen werden, dass sie sich nicht mehr rechtzeitig verpuppen und ihrem vorgesehenen Zweck als Futtertier zugeführt werden müssen.


Pfiffikus,
der sehr froh ist, dass diese Tragödie nur diesen kleinen Restbestand getroffen hat
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Re: Mehlwurm-Zucht

Beitrag von Pfiffikus »

Ich habe mich entschlossen, die betroffenen Larven noch nicht zu verfüttern. Vielmehr bleiben sie in diesem Eimer, um ein paar Tage lang beobachtet zu werden. Es leben noch zahlreiche Mehlwürmer. Doch seit der Tragödie haben sich nur sage und schreibe ZWEI Tiere verpuppt. Und beide Puppen starben kurz danach.


Inzwischen habe ich ein wenig recherchiert. Laut meiner Pflanzenbestimmungs-App handelt es sich bei der Übeltäterpflanze um Lactuca serriola (Kompass-Lattich oder Stachel-Lattich). In der Wikipedia ist nichts von einer Giftigkeit erwähnt. Nun ja, möglicherweise liegt dieses Desinteresse daran, dass wohl kaum jemand diese Lattich zu Speisezwecken probieren wird. ???

Wie dem auch sei - ich muss die inzwischen zahlreichen Babies noch ein wenig heranwachsen lassen. Und dann habe ich mir vorgenommen, dass ich mit verschiedenen Pflanzen ein paar Fütterungsversuche durchführen möchte. Ich werde an dieser Stelle darüber berichten....


Pfiffikus,
der inzwischen schon etwas Platz im Keller geschaffen hat
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Re: Mehlwurm-Zucht

Beitrag von Pfiffikus »

Inzwischen hat sich der größte Teil der 2x100g Mehlwürmer zu Käfern verwandelt. Zirka 50 Puppen sehen in dieser Woche noch ihrer Methamorphose entgegen. Dann war es das hoffentlich mit gekauften Tieren. Vorgesehen ist, dass ich die Reproduktion künftig selbst in die Hand nehmen möchte. Es sieht inzwischen nicht schlecht aus, dass das funktionieren könnte.

Aus den Larven haben sich etwa 1600 Käfer entwickelt, von denen geschätzte 1300 bis 1400 Stück noch leben. (Für die Anfangsmannschaft hatte ich mir die Mühe gemacht, die Puppen und Käfer jeweils einzeln aus den Gefäßen zu entnehmen, wenn sie geschlüpft waren. Da war es kein Problem, nebenbei eine Strichliste zu führen. Aus diesem Grunde kenne ich die Anzahl der geschlüpften Tiere so genau. Für später ist die Verwendung der Zählwaage vorgesehen.)

Die Käfer leben verteilt auf drei Eimer mit Gaze-Fenstern und sind zu meiner Zufriedenheit fleißig bei der Arbeit.
Kaefer_4872.jpeg



Nebenbei wird bei der Mehlwurmzucht noch ein anderes Produkt hergestellt, das Dendrobena-Turbo-Pulver.
Turbo_4873.jpeg
Turbo_4874.jpeg
Diese Mischung wird von den Dendrobenas nebenan sehr gierig verspeist und wenn diese auch etwa die Hälfte der gefressenen Masse in Fleisch und Kokons umsetzen, dann bin ich äußerst zufrieden.



Pfiffikus,
der auch zufrieden wäre, wenn nur ein geringerer Prozentsatz des Pulvers in Fleisch umgesetzt wird
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Re: Mehlwurm-Zucht

Beitrag von Pfiffikus »

In der Eisenia-Farm werden die eingebrachten Samen nicht vollständig zerkaut und genutzt. Vielmehr überleben einige Kerne. Hier hat zum Beispiel ein Kürbiskern versucht, Fuß zu fassen.
Leckerlie_4870.jpeg
Nach dieser Foto-Session gab es bei den Mehlkäfern frisches, vitaminreiches Gemüse.


Pfiffikus,
der vermutet, dass die Pflanze morgen pulverisiert sein wird
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