Wenn Sie ein leidenschaftlicher Angler sind, ist Ihnen Zugang zu frischen Angelköder bestimmt wichtig. Immer fette und hochaktive Angelwürmer auf Lager zu haben ist gar nicht so schwierig. Dazu muss man diese nur selbst züchten bzw. hältern. Das kostet nicht viel und ist sehr leicht. Wie das geht erklären wir hier:
Zuerst sollte man entscheiden, ob man Dendros oder Tauwürmer haben möchte.
Dendros züchten

Dendros (Dendrobaena veneta syn. Eisenia hortensis) sind Kompostwürmer, die sich sehr leicht vermehren lassen. Tauwürmer (Lumbricus terrestris) kann man nur hältern (also am Leben erhalten). Eine Vermehrung ist zwar theoretisch möglich, aber überhaupt nicht wirtschaftlich (Daher kommen die meisten Tauwürmer aus Kanada, da sie dort eine Plage sind und einfach eingesammelt werden können).
Um Dendros zu züchten benutzt man eine Wurmkiste, genauso wie wenn man Küchenabfälle damit entsorgen will. Der wichtige Unterschied ist die Tatsache, dass die Würmer möglichst fett sein sollen.
Wie eine Wurmkiste am besten aussieht oder ob man eine professionelle Wurmkiste kauft, wird in einem anderen Artikel behandelt. Für diesen Beitrag gehen wir einfach von einem Wurm Cafe aus.
Die Dendros leben also in der Kiste und werden dort mit Küchenabfällen (Salat, Gurken- und Karottenschalen o.ä.) und Kartonage (Toilettenapier-Rollen oder Eierkartons) gefüttert. Je 2/3 Gemüsereste zu 1/3 Kartonage sind ideal. Dazu sollte einmal in der Woche etwas Mineral-Mix gefüttert werden, um die Vermehrung anzuregen (Ohne Mineral Mix fehlen den Würmern wichtige Mineralien, die in Küchenabfällen nicht in genügender Menge vorkommen).
Nach der Eingewöhnungsphase – die ein paar Wochen dauert – fühlen sich die Dendros so wohl, dass sie sich alle 12 Wochen in der Anzahl verdoppeln. Aber fett sind sie dadurch noch nicht! Da die Würmer auf relativ engem Raum um Futter „kämpfen“, werden sie dünn bleiben.
Wenn sich Ihre Wurmkiste so eingespielt hat, dass man immer Würmer auf Lager hat, kann man anfangen, die Dendros als Angelköder zu mästen. Dazu nimmt man eine gute Handvoll Würmer aus der Wurmfarm und bringt diese in einem separaten Hältereimer unter. Dieser wird mit 6-10cm angefeuchteter Futtererde gefüllt.

Ab jetzt bekommen die Würmer sehr viel mehr Protein als vorher. Zu dem 1/3 Gemüse und dem 1/3 Kartonage kommt jetzt 1/3 Protein. Dieses Protein darf nicht aus tierischer Quelle stammen (sonst stinkt es ganz furchtbar), sondern sollte aus einer Getreidemehl-Mischung stammen. Altes Mehl und Haferflocken tun gute Dienste. (Die optimale Mischung haben wir übrigens durch jahrelanges Testen herausgefunden. Siehe Wurm Wachs Pulver). Das Mehl wird dünn auf die Substratoberfläche gesprenkelt, so dass es die Dendros leicht aufnehmen können. Am besten wird jetzt ab jetzt öfter, aber in jeweils kleineren Mengen gefüttert. Etwa alle 2 Wochen sollten weitere 3-5cm Futtererde hinzugefügt werden.
Die Feuchtigkeit im Wurmeimer sollte durch die Gabe von Salat, etc. hoch genug sein, dennoch sollte sie ab und zu kontrolliert werden. Es sollte sehr feucht, aber nicht patschnass sein (80% Feuchtigkeit). Im Gegensatz zur Wurmkiste steht der Hältereimer am besten an einem kühlen Ort. Eventueller Schimmel ist nicht schlimm, sollte aber entfernt oder untergegraben werden.
Die Würmer werden nach 2-3 Wochen kontinuierlich fetter werden, aber aktiv bleiben. Sobald diese die gewünschte Größe erreicht haben, können Sie die Würmer entnehmen.
Nach spätestens 8 Wochen muss der gesamte Inhalt des Hältereimers in die Wurmkiste entsorgt werden, da die Gefahr einer Proteinvergiftung der Würmer stark zunimmt. Diese ist an einer Verkrüppelung des Clitellums, gefolgt von dem Abschnüren ganzer Teile der Würmer zu erkennen.
Tauwürmer hältern
Bei Tauwürmern sieht das ganze anders aus. Da diese nicht gezüchtet werden können, geht es darum, es den Tauwürmern so gemütlich wie möglich zu machen, ohne dass diese dünner werden oder gar sterben.
Dazu eignet sich der gleiche Hältereimer, aber in einer anderen Konfiguration. Die angefeuchtete Futtererde sollte den Eimer fast vollständig füllen. (Die Tauwürmer werden nachts zwar an der Oberfläche sein, aber nicht versuchen zu fliehen). Dieser Eimer sollte an einem möglichst kühlen Ort stehen. 2-4°C sind ideal, also ist auch ein Kühlschrank geeignet.

Die Tauwürmer bevorzugen die Futtererde, freuen sich aber auch über ein paar frische Gurken- und Karottenschalen auf der Oberfläche (natürlich gewaschen!), welche sie in die Erde ziehen werden. Kartonage oder Mehl ist nicht nötig.
Bei einem 5 Liter Eimer mit 75 Tauwürmern sollte die Futtererde alle 6 Wochen ausgewechselt und darauf geachtet werden, dass die Erde feucht bleibt. Allerdings muss die Futtererde nicht so feucht wie bei den Dendros sein. So gehältert können Tauwürmer mehrere Monate gut überleben.
Petri Heil!
Bei Fragen, laden wir Sie in das Angelköder Forum ein!