Bokashi – der japanische Komposter

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Auch andere Länder haben sich Gedanken gemacht, wie organische Küchenabfälle in Privathaushalten nachhaltig verwertet werden können. In Japan hat man ein System entwickelt, mit dem jegliches organische Material – auch Fleisch und Milchprodukte – mithilfe von speziellen Mikroorganismen in ein nährstoffreiches Substrat umgewandelt werden kann, das im Garten Verwendung findet: Bokashi.

Der Unterschied zur Wurmkompostierung ist, dass hier ausschließlich anaerobe Prozesse stattfinden. Die Umwandlung des organischen Materials erfolgt über Fermentation und nicht über eine klassische Kompostierung, die unter Sauerstoffzufuhr geschieht (aerob).

Aufbauende Mikroorganismen: nützliche Helfer bei der Fermentation

Bokasi-Eimer von plastia

Bei der gezielten Fermentation von Küchenabfällen im Bokashi-Eimer werden die sogenannten effektiven Mikroorganismen (EM) zu Hilfe genommen. EM sind eine Mischung aus verschiedenen natürlich vorkommenden Milchsäurebakterien, Hefen und Photosynthesebakterien und gehören zu den aufbauenden Mikroorganismen. Das heißt, sie sorgen für ein gesundes Milieu (in Böden, Tieren, Pflanzen, Menschen und in der Umwelt) und verhindern die Bildung von Krankheits- und Fäulniserregern bzw. verdrängen diese. Gibt man sie zu organischen Küchenabfällen, beschleunigt das die Zersetzung der Zellwände.

Die Entwicklung der speziellen Mischungen an effektiven Mikroorganismen hat deren Entdecker Teruo Higa vorangetrieben, Professor für Gartenbau an der agrarwissenschaftlichen Fakultät der Universität Ryūkyū. Er forschte an Mikroorganismen, die für die Vergärung von Lebensmitteln eingesetzt werden, um beispielsweise Sauerkraut, Joghurt oder Bier zu erhalten, und entdeckte dabei das große Potenzial, das darüber hinaus in ihnen steckt. 1982 fand er bei einem Versuch zur Bodenfruchtbarkeit heraus, dass diese Mikroorganismen einen Einfluss auf das Pflanzenwachstum haben. In der Folge widmete er sich der genaueren Erforschung und entwickelte das System der Fermentation organischer Abfälle zur Düngerherstellung.

Wie werden die Küchenabfälle fermentiert?

Befüllung

Befüllung mit Essenresten und Bokashi-Flocken

Die Bokashi-Eimer sind sehr platzsparend und können direkt am Ort der Abfallentstehung – in der Küche – stehen und befüllt werden. Es hat sich bewährt, zwei Eimer zu haben, weil nach kompletter Befüllung eine Ruhezeit im Eimer von ca. 2 Wochen einkalkuliert werden muss. Die Befüllung ist denkbar einfach: Die Essensreste werden kleingeschnitten, möglichst gleichmäßig verteilt, zusammengepresst, mit Bokashi-Flocken überstreut und nochmals gut zusammengepresst, sodass keine Hohlräume mehr vorhanden sind. Den Deckel bis zur nächsten Befüllung schließen. Diesen Vorgang wiederholen Sie so lange, bis der Eimer voll ist. Wichtig ist, regelmäßig die entstehende Flüssigkeit zu entfernen.

Bokashi Flocken
Bokashi-Flocken

Bokashi-Flocken enthalten ein Nährsubstrat, zum Beispiel aus Kleie, das mit den effektiven Mikroorganismen versetzt wurde. Dank der Kleie können die EM bei richtiger Lagerung längere Zeit überleben, bis sie ihre Arbeit bei der Fermentation im Bokashi-Eimer verrichten.

Effektive Mikroorganismen gibt es auch als fertige Lösung zum Aufsprühen. Eine weitere Möglichkeit ist, sie selbst zu vermehren. Hierfür bieten wir einen sogenannten Mikrobrüter an.

Ruhezeit

Aufgefangenen Bokashi-Saft entnehmen und verdünnt als Flüssigdünger verwenden

Ist der Eimer vollständig gefüllt, stellen Sie ihn luftdicht verschlossen an einen Ort, der eine konstante Raumtemperatur aufweist. Die EM sind bei Temperaturen zwischen 9 und 25 °C aktiv, das Optimum liegt bei 20 °C. Temperaturschwankungen sind zu vermeiden, also besser an Standorten ohne Sonneneinstrahlung platzieren. Bei optimaler Temperatur ist die Fermentation des kompletten Eimerinhaltes nach rund zwei Wochen abgeschlossen. Ist die Temperatur niedriger, dauert es etwas länger. Auch während dieser Phase ist es wichtig, immer wieder den aufgefangenen Bokashi-Saft zu entnehmen (oder abzulassen, je nach Eimer-Design). Bokashi-Saft können Sie 1:100 mit Wasser verdünnen und als Flüssigdünger verwenden.

Design der Bokashi-Eimer

Es gibt verschiedene Designs unter den Bokashi-Eimern. Der bei uns erhältliche Eimer von plastia ist gut durchdacht und hat frühere Probleme ausgemerzt. Der zweigeteilte Eimer ist mit einem luftdicht schließenden Deckel ausgestattet, der dank des austauschbaren Dichtungsrings dafür sorgt, dass ein anaerobes Milieu entsteht. Für den Übergang zu dem Teil, in dem die entstehende Flüssigkeit aufgefangen wird, gibt es einen Separationseinsatz, auf den ein Filtergewebe aufgelegt wird. Um den Inhalt ausreichend zusammenpressen zu können und eine zusätzliche Luftbarriere zu bilden, wurde ein Pressteil entwickelt. Statt eines Ablasshahnes ist ein Auffanggefäß im unteren Teil integriert. Die Flüssigkeit wird über ein Ventil mit Dichtung und Feder per Drucktaste abgelassen.

Das fermentierte Substrat (Bokashi) hat einen sehr sauren pH-Wert (3 bis 4), der in einem weiteren Schritt (Vererdung) wieder angehoben werden muss, bevor es als Dünger wirken kann. Anders als beim Wurmhumus, der ebenso als hochwertiger Dünger gilt, muss Bokashi von den Bodenlebewesen weiter zersetzt werden, um die Nährstoffe in eine pflanzenverfügbare Form zu bringen. Das ist dank der Vorarbeit der EM spätestens nach sechs Wochen der Fall.

Die Weiterverarbeitung: Bokashi im Beet vererden

Wenn der Eimer nebst Inhalt eine zwei- bis dreiwöchige Ruhephase hinter sich hat, kann das fermentierte Material ausgebracht werden. Hierbei sind ein paar Dinge zu beachten:

  • Ist es ausreichend warm und der Boden dauerhaft frostfrei (also in der Regel nach den Eisheiligen), kann die Vererdung des Bokashi starten. Hierfür wird es in einem Beet vergraben, in dem eine offene Fläche verfügbar ist. Aufgrund des sauren pH-Wertes ist es wichtig, das Material nicht in die Reichweite von Pflanzenwurzeln zu bringen.
  • Da das Bokashi anschließend rundum mit Erde bedeckt werden soll, ist die Ausbringung in einer Tiefe von 10 bis maximal 30 cm ideal. Auf diese Weise können Bodenlebewesen von allen Seiten an das Material heran, um es schließlich vollständig zu zersetzen und in nährstoffreichen Humus zu verwandeln. Dieser Prozess dauert in Abhängigkeit von den Außentemperaturen zwischen 3 (Sommer) und 6 Wochen (Frühjahr).
  • Achten Sie auf ausreichend, aber nicht zu viel Feuchtigkeit.
  • Sie können Bokashi auch in einen Gartenkompost geben. Die dort aktiven Kompostwürmer und sonstigen Lebewesen vollenden die Zersetzung der organischen Abfälle. Allerdings kann ein Teil der Nährstoffe durch die höheren Temperaturen in einem Gartenkompost verlorengehen.
  • Im Winter sollte Bokashi in eine verschließbare Komposttonne gegeben und mit Erde oder Gartenkompost bedeckt werden, um ein Durchfrieren zu vermeiden. Eine andere Möglichkeit ist die Zwischenlagerung in fest verschlossenen Eimern in einem frostfreien, aber kühlen Raum, zum Beispiel einer Garage. Mikroorganismen gehen in eine Art Winterschlaf und werden im Frühjahr bei höheren Temperaturen wieder aktiv.

Den entleerten Eimer können Sie mit Wasser ausspülen, trocknen lassen und für die nächste Befüllung verwenden, wenn der andere Eimer in die Ruhephase geht.

Vorteile und Nachteile von Bokashi

Der größte Vorteil des Bokashi-Systems ist, dass auch Fleisch und Milchprodukte verwertet werden können. Zudem kann auf eine Biotonne und/oder das Anlegen eines Komposthaufens komplett verzichtet werden. Da Sie Küchenabfälle sofort in den Bokashi-Eimer geben, entfällt eine Sammlung unter aeroben Bedingungen, die Ungeziefer anlockt, zu einem Befall mit Maden neigt und unangenehme Gerüche entwickelt, vor allem bei tierischen Abfällen. Die Verwandlung in wertvollen Dünger geschieht schneller als bei einem Gartenkompost oder bei der Wurmkompostierung; setzt allerdings das Vorhandensein eines Gartens voraus, um den zweiten Schritt der Vererdung durchführen zu können. Sie sparen eine große Menge an Geld für Düngemittel, die Sie sonst kaufen müssten.

Fermentation, die immer ein saures Milieu entstehen lässt, hat den gleichen positiven Effekt wie die Vergärung von Lebensmitteln, etwa bei der Herstellung von Sauerkraut oder Kimchi: Aufgrund der niedrigen Temperaturen bleiben viele wertvolle Vitalstoffe, zum Beispiel Vitamine, Enzyme oder Antioxidantien, erhalten. Bei einem Gartenkompost dagegen können so hohe Temperaturen entstehen, dass diese hitzeempfindlichen Substanzen zerstört werden.

Was kann schiefgehen?

Die Anwendung des Fermentierungssystems Bokashi ist sehr einfach und deshalb kann hier relativ wenig schiefgehen. Im Folgenden erläutern wir zwei potenzielle Probleme und Fehlerquellen sowie deren Behebung.

Der Abfall stinkt und beginnt zu faulen

In diesem Fall läuft die Fermentation nicht richtig ab. Das kann zum Beispiel passieren, wenn das Material nicht ausreichend zusammengepresst oder der Deckel nicht richtig geschlossen wurde und Luft an das organische Material gelangt ist. Die effektiven Mikroorganismen arbeiten nur unter anaeroben Bedingungen optimal. Ein weiterer Grund könnte sein, dass zu wenig oder gar keine Bokashi-Flocken hinzugefügt wurden und infolgedessen zu wenig EM vorhanden sind.
Lösung: Solange sich noch kein grüner oder schwarzer Schimmel gebildet hat, können Sie das Material mit einer Portion Bokashi-Flocken durchmischen, gut verdichten und eine abschließende Schicht Bokashi-Flocken darüber geben. Achten Sie auf die luftdichte Abdeckung. Wenn das nicht funktioniert oder sich bereits Schimmel zeigt, vergraben Sie den kompletten Eimerinhalt im Gartenkompost. Die hohen Temperaturen werden dafür sorgen, dass die Schimmelsporen abgetötet werden. Wenn Sie keinen Gartenkompost haben, entsorgen Sie das Material im Restmüll. Achten Sie immer darauf, dass möglichst wenig Sauerstoff an den Inhalt Ihres Eimers gelangt.

Schädlicher farbiger Schimmel

Hinweis: Ein weißer Flaum stellt keinen Grund zur Sorge dar. Es handelt sich hierbei in der Regel um Kahm-Hefe, die positive Eigenschaften aufweist und bei Fermentationsprozessen häufig an der Oberfläche vorkommt. Schädlicher Schimmel dagegen breitet sich fleckenartig aus und wird mit der Zeit pelzig und farbig.

Bokashi-Saft dringt nach außen

Vor allem bei Modellen mit Ablasshahn kann es passieren, dass dieser leckt. Die Ursache ist meist, dass sich im Innern des Eimers so viel Druck aufgebaut hat (bei der Fermentation bilden sich während der Zersetzung der Zellwände Flüssigkeit und Gas), dass Flüssigkeit nach außen gedrückt wird.
Lösung: Regelmäßig Flüssigkeit ablassen.

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Wurmmann

Über den Autor

Jasper hat Wurmwelten.de im Jahr 2006 gegründet. Nach einer Ausbildung im Kompostieren und einem Buch über Wurmkisten, widmet er sich in letzer Zeit neben dem Versandhandel, der Forschung über Regenwürmer und Komposttee.


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