Die Wurmkiste streikt

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Was stimmt nicht mit meiner Wurmkiste?

Manchmal ist der Wurm drin … Die Redewendung dafür, wenn etwas nicht stimmt, kann auch den Wurm selbst betreffen. Häufig erreichen uns Anrufe von Kunden, die 2 bis 5 Jahre nach der Inbetriebnahme einer Wurmkiste mit folgenden Problemen zu kämpfen haben: „Ich habe seit etwa 3 Jahren eine Wurmkiste und es lief alles gut, aber seit ein paar Wochen wollen die Würmer nicht mehr so richtig. Jetzt habe ich mal reingeschaut und es sind nur noch wenige da. Was kann ich tun?“

Probleme in der Wurmkiste kommen immer wieder mal vor, das ist völlig normal. Als System mit lebendigen Organismen kann sich das Gleichgewicht aus den verschiedensten Gründen verschieben. Wenn aber bisher alles prima lief und das Ganze scheinbar sehr plötzlich ins Stocken gerät, dann deutet dies meist auf einen Mineralstoffmangel bei den Kompostwürmern hin. Typische Anzeichen hierfür sind:

  • Der Abbau der Bioabfälle ist verlangsamt; sie fangen an zu faulen und es bildet sich Schimmel.
  • Der Geruch ist nicht mehr erdig, sondern unangenehm säuerlich.
  • Insgesamt sind es weniger Würmer und vielleicht versuchen einige, die Kiste zu verlassen.
  • Die Kompostwürmer sind rot bis dunkelrot gefärbt, werden immer dünner und sind weniger agil. Sie wirken geradezu schlaff.

    Dendros
    Dendros
  • Bei den wenigen verbliebenen Würmern ist kein Clitellum (helle Verdickung im ersten Drittel des Wurmes) mehr zu sehen. Das bedeutet, dass sie ihre Fortpflanzungsfähigkeit eingebüßt haben.
  • Bei näherer Untersuchung des Substrates zeigen sich leere Kokons, aber kaum gefüllte. Junge Würmer, die zwar auch klein, aber rosafarben und fast durchsichtig sind, fehlen.
Wurm Kokons
Wurm-Kokons

 

Wenn Anzeichen dieser Art auftreten, kann es sich um Futterprobleme handeln (zu wenig, zu viel oder ungewohnte organische Abfälle) oder es hat sich an den Standortbedingungen etwas geändert (Temperatur, Feuchtigkeit, Licht …). Treten jedoch alle Anzeichen gemeinsam auf, so deutet dies ziemlich klar auf ein Nachwuchsproblem hin, das sich aufgrund eines Mangels an Mineralstoffen oder Spurenelementen entwickelt hat.

Wurmkistenwürmer haben besondere Bedürnisse

In der freien Natur oder im Komposthaufen haben Würmer die Möglichkeit, wichtige Spurenelemente und Mineralien direkt aus dem Erdreich zu holen, indem sie kurzzeitig abwandern, um an den Ort der Verfügbarkeit zu gelangen. Diese Möglichkeit fehlt in einer Wurmkiste. Zwar ist das Futterangebot bei korrekter Handhabung sehr reichhaltig, aber organische Abfälle allein reichen auf Dauer nicht aus, um Kompostwürmer mit allen notwendigen Substanzen zu versorgen. Wichtig sind insbesondere die Mineralstoffe Calcium, Kalium und Phosphor sowie das Spurenelement Eisen. Sie sind für das Wohlbefinden und eine gesunde Fortpflanzung der Würmer essenziell.

Wenn Sie eine Wurmkiste starten, wird in der Regel auch ein Gemisch aus Mineralstoffen und Spurenelementen zugegeben. Die anfängliche Anzahl an Kompostwürmern kann sich innerhalb von 6 bis 9 Monaten verzehnfachen. Beispielsweise befinden sich in einem bereits länger betriebenen Wurm Cafe, das pro Woche mit 2 kg organischen Abfällen beschickt wird, bis zu 12000 Individuen. Mit steigender Populationsdichte steigt auch der Verbrauch und es ist wichtig, regelmäßig für Nachschub zu sorgen, um langfristige Folgen zu vermeiden. Es versteht sich von selbst, dass bei so vielen Tieren, die auf begrenztem Raum leben, eine vollwertige Versorgung unabdingbar ist. Wenn sich ein Mangel anhand der oben genannten Anzeichen zeigt, ist das Problem meist schon recht weit fortgeschritten und es ist höchste Zeit, gegenzusteuern und künftig vorausschauend zu handeln.

Den Mangel beheben

Sie haben verschiedene Möglichkeiten, um für eine regelmäßige Zufuhr an Mineralstoffen und Spurenelementen zu sorgen. Zum einen können Sie Ihren organischen Abfällen Erde beimischen. Wenn, dann bitte nur Gartenerde. Walderde eignet sich nicht, da deren pH-Wert zu niedrig ist. Ebenso ungeeignet sind gekaufte Blumen- oder Komposterde, da ihr Salzgehalt zu hoch ist. Ein Nachteil der Gartenerde-Methode ist, dass Sie sich Krankheiten oder unerwünschte Organismen in die Wurmkiste holen könnten, die sich ungünstig auswirken.

Mineral Futter für Kompostwürmer
Mineral-Futter für Kompostwürmer

Zum anderen können Sie spezielles Wurmfutter selbst mischen oder fertig kaufen. Die Kombination von zerriebenen Eierschalen und Urgesteinsmehl hat sich als sehr gut erwiesen. Einfacher und preiswerter ist jedoch die Gabe unseres gezielt für Würmer hergestellten Mineral-Futters: Dies sind Pellets mit einer Mischung aus Mineralstoffen, Spurenelementen, Proteinen und Vitaminen.

 

Das Mineral-Futter, das nur direkt bei uns erhältlich ist, haben wir über viele Jahre hinweg immer wieder verfeinert und optimiert: Der enthaltene Ton ist wichtig für die Bildung der Ton-Humus-Komplexe. Feinkies hilft den Würmern bei der Verdauung und Calciumcarbonat gleicht den pH-Wert an und ermöglicht die Bildung von Wurm-Kokons, in welchen der Nachwuchs heranreift. Proteine aus drei Quellen helfen beim Zellaufbau. Die Pellets sind trocken gepresst und können auch genutzt werden, um die Feuchtigkeit in der Wurmkiste zu regulieren. 2 kg der Pellets reichen etwa 18 Monate.

So gehen Sie vor

Solange die Wurmkiste nur streikt und das Milieu noch nicht völlig gekippt ist, ist unser Mineral-Futter das Mittel der Wahl.

  1. Entfernen Sie Stellen, die schimmeln und auffällig riechen. Achten Sie darauf, hierbei keine Würmer mitzuentsorgen.
  2. Streuen Sie dann eine halbe Handvoll vom Mineral-Futter und optional zusätzlich 3 Esslöffel Urgesteinsmehl auf die gesamte Oberfläche.
  3. Sollte das Substrat etwas trocken sein, besprühen Sie es leicht mit frischem Wasser.
  4. Danach vermischen Sie die oberen 3 cm, sodass die Pellets fast ganz vergraben sind.

Wiederholen Sie diesen Vorgang wöchentlich mit einer kleinen Handvoll Mineral-Futter und nach 6 Wochen geben Sie zukünftig immer eine gute Handvoll davon ins Substrat. Wichtig: Beobachten Sie, wie es Ihren Schützlingen geht und vertrauen Sie auf Ihre Wahrnehmung und Ihr Bauchgefühl, wie viel Sie von dem Mineral-Futter geben. Hände sind verschieden groß und manchmal spielen auch Umgebungsbedingungen eine Rolle, wie die Würmer mit den Rettungsmaßnahmen klarkommen.

Wurmernährung in der Rekonvaleszenzphase

Start einer Wurmkiste

Ebenso wichtig ist es, die Mengen an organischen Abfällen achtsam zu dosieren, so wie beim Start einer Wurmkiste. Lieber also kleine Mengen, dafür aber regelmäßig, denn zuerst müssen die Mikroorganismen in der Wurmkiste in Vorarbeit gehen und die „Mahlzeiten“ so aufbereiten, dass sie für den Wurm konsumierbar werden. Erhöhen Sie die Menge langsam (etwa 40 % alle 8 Wochen), bis Sie merken, dass die Anzahl an Würmern wieder der ursprünglichen Menge entspricht.

Sie können den Vorgang auch etwas beschleunigen, indem Sie Ihre Wurmkiste zusätzlich mit einer kleinen Menge an neuen Kompostwürmern boosten. Die frischen Kompostwürmer bringen hilfreiche Bakterien mit und sind größtenteils bereits geschlechtsreif.

Bei regelmäßiger Gabe von unserem Mineral-Futter und achtsamer Nahrungsdosierung sollte sich die Population langsam erholen. Die Würmer sind wieder in der Lage, sich fortzupflanzen (das Clitellum bildet sich zurück) und werden fetter. Auch die Agilität kehrt zurück: Ein sicheres Zeichen dafür ist ihr rasches „Abtauchen“, wenn man den Deckel entfernt.

Bei Fragen rund um das Thema Wurmkompostierung werden Sie vielleicht auch in unserem Kompost-Forum fündig. Hilfreiche Hinweise erhalten Sie auch aus unserem Buch Kompost aus der Kiste.

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Wurmmann

Über den Autor

Jasper hat Wurmwelten.de im Jahr 2006 gegründet. Nach einer Ausbildung im Kompostieren und einem Buch über Wurmkisten, widmet er sich in letzer Zeit neben dem Versandhandel, der Forschung über Regenwürmer und Komposttee.


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