2. Versuch eine Wurmfarm mit 10l Eimern

Dieses Forum ist dazu gedacht Eure Wurmfarmen Erfahrungen auszutauschen. Bitte haltet Euch an Daten, so das es übersichtlich bleibt.
nisus
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Re: 2. Versuch eine Wurmfarm mit 10l Eimern

Beitrag von nisus »

Hallo :)
jetzt habe ich die Flächennutzkapazität des Bodens
erreicht. Die Feuchtigkeit neigt zur Staunässe in meinem
Eimer. Damit ist die Sättigung erreicht und ich kann
von annähernd 20% Gewichtsteilen Wasser ausgehen
und homogener Feuchtigkeitsverteilung im Boden.
Erreicht habe ich diesen Zustand, indem ich täglich
mehrmals geringe Mengen Wasser aufgesprüht habe.
Grundsätzlich verwende ich nur destilliertes Wasser.
Damit sind, nach der letzten Trockenphase, etwa 5
Liter Wasser in den Topf gebracht worden. Das
entspricht einem Kanister dest. Wasser.
Für die Würmer ist das nicht gut, wenn der Boden so
nass ist...das weiß ich.
Doch nur über diese Methode ( eine andere ist mir noch
nicht eingefallen in den vergangenen Jahren )
gelingt die Umkehr des hydrostatischen Gefälles im
Boden.
Die nächsten Wochen gibt es praktisch kein Wasser.
Der Sinn dieser Anwendung ist, das Bodenklima
einzurichten. Denn jetzt trocknet der Boden von oben
her ab und durch die Kapilarkräfte wird das Wasser von
unten her gezogen. Das funktioniert aber nur, wenn
eine weitestgehend homegene Verteilung der
Feuchtigkeit vorliegt.
Mein Fehler zu Beginn, den unteren Teil der Erde im Topf
schon vorzuwässern, ist damit auch behoben.

Tatsächlich bildet sich bei Erreichen der
Sättigungsfeuchtigkeit wieder ein muffiger Duft. Jedoch
nicht nach Algen, sondern nach faulenden Eiern.
Der Boden beginnt auszugasen - Schwefelwasserstoff.
Damit verbinde ich einen Eisenmangel im Boden.
Der hiesige Boden ist sehr Bleihaltig. Unglaubliche
0,5 g Blei je Kilogramm Oberboden. Damit bilden sich
schwerlösliche Bleisulfide, die nun durch Würmer und
Fäulnis aufgeschlossen werden. Der so entstehende
Schwefelüberschuss bedarf als wieder einer chemischen
Bindung. Eisen eignet sich dazu hervorragend.

Weil zur Zeit noch keine Pflanzen in dem Topf wachsen,
wird das überschüssige Schwefel nicht biologisch
gebunden und gast aus. Tatsächlich sind die Würmer
binnen einer Stunde zu dem Eisennagel hin gezogen,
den ich in den Boden gedrückt habe. Das entstehende
Eisenoxid reagiert im Boden zu Eisenhydroxid, reagiert
mit Schwefel zu Eisensulfat ( bioverfügbar ) und gibt
Sauerstoff/Wasser ab bei dieser Reaktion. Eine win-win
Situation für die Würmer. Sie werden Schwefel los und
gewinnen sauerstoffreiches Wasser.

Da es gedüngte Felder sind, von denen die Erde stammt,
wird der Phosphatgehalt weitestgehend passen.
Allerdings wird Kalium fehlen, denn die Basizität des
Bodens erschwert die Kaliumlöslichkeit und es wird
in tiefe Schichten gespült.
Den Kaliumgehalt kann ich aber erst erhöhen, wenn der
Boden beginnt, sauer zu werden durch den Wurmkot.

Alles in allem beginnt jetzt erst dieses kleine Ökosystem
zu arbeiten und noch wichtiger - zu funktionieren.

Nach 2 Tagen ohne Wasserzufuhr und dem Eisennagel
ist der muffige Duft bereits verschwunden.
Einmal, vor vielen Jahren, ist sogar ein Pilz in meinen
Töpfen gewachsen - so gut hat sich das Bodenklima
eingeregelt.

Um den Schwefelgehalt im Boden zu senken, werde
ich als erste Pflanze Knoblauch wachsen lassen.
Was ich gegen das Blei machen kann, weiß ich nicht.
Pilze nehmen Blei auf, doch das ist sehr schwierig, die
Wachsen zu haben. Rein technisch würden
Flotationsverfahren möglich sein. Doch das ist seeeehr
langwierig und hat mit Würmern nichzs zu tun :)
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Wurmcolonia
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Re: 2. Versuch eine Wurmfarm mit 10l Eimern

Beitrag von Wurmcolonia »

Hallo nisus,

das liest sich, für einen Laien wie mich, wie eine wissenschaftlich Abhandlung. Bist du Bodenkundler oder so etwas ähnliches?

Neugierige Grüße
Wurmcolonia
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nisus
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Re: 2. Versuch eine Wurmfarm mit 10l Eimern

Beitrag von nisus »

@Wurmcolonia :)
och nein. Das sind nur ein paar Grundlagen, die ich in
einigen Jahren so für mich erarbeitet habe. Es interessiert
mich einfach.
Da erhebe ich keinen Anspruch auf Richtigkeit und
Vollständigkeit meiner Darstellung.
Der Standpunkt ist nur dadurch zu rechtfertigen, daß
es zumindest kein Fehler ist.
Gerade bei der Chemie ... Den Reaktionsweg beschreiben,
könnte ich zu Papier bestimmt nicht fehlerfrei
nachweisen.

Also alles easy.
Den Boden sehe ich als "Haus" der Würmer und eine Nährstoffreiche Deckschicht, als Garten.
Alles drum herum ist nur der Versuch, zu lernen und
zu verstehen.
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Wurmcolonia
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Re: 2. Versuch eine Wurmfarm mit 10l Eimern

Beitrag von Wurmcolonia »

@nisus: Danke für deine Ausführungen.

Die Sache mit dem Lernen und dem Versuch zu verstehen, kann man in Bezug auf unsere Würmer kaum deutlich genug betonen. Die Lernkurve endet nie. Es ist auch einfach unglaublich interessant und macht deshalb richtig viel Spaß.

Herzliche Grüße
Wurmcolonia
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nisus
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Re: 2. Versuch eine Wurmfarm mit 10l Eimern

Beitrag von nisus »

Hallo :D
wie viel Kugelmilben sind normal im Kompost?
In meinem Topf haben sich große Kolonien gebildet.
Den Würmern geht es anscheinend sehr gut.
Sie glänzen saftig und sind jeden Tag zu sehen.
Die großen verstecken sich und sind sehr selten mal zu
sehen. Die kleineren sind aktiver.

Ich habe ein paar Weizenkörner in die Erde gesteckt.
Die Jochens graben die wieder aus und schieben sie
nach oben 🤔
Die werden schon wissen, was gut ist.
Seit ich den Topf auch täglich beleuchte, hat sich der
Duft verändert. Es riecht nicht mehr einfach nach
verrottendem Pflanzenmaterial, sondern richtig gut...
fast schon lecker :D
Die kleinen Trauermücken sind etwas nervig, aber aus
dem Wurmhaus können sie nur da raus, wo auch der
Lüfter arbeitet...also werden sie beim Fluchtversuch
direkt geschreddert.

Die Bodentemperatur liegt zwischen 17~19°C
das ist noch etwas frisch. Aber es scheinen alle
glücklich zu sein in dem kleinen Ökosystem :)
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Re: 2. Versuch eine Wurmfarm mit 10l Eimern

Beitrag von Trulllla »

Kugelmilben vermehren sich in meiner Kiste und verschwinden wieder, je nach Angebot. Ich hatte nie den Eindruck, dass es zu viele sein könnten.
nisus
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Re: 2. Versuch eine Wurmfarm mit 10l Eimern

Beitrag von nisus »

Hallo :D

Mittlerweile sind einige Jochens über den Topfrand
gekrochen und natürlich vertrocknet 🙄
Den anderen geht es gut. Nach wie vor sind täglich
Jochens zu sehen. Die sind nicht mehr so gierig auf
den Kompost, wie sie es Anfangs vor einigen Monaten
noch waren.
Der Weizen, den ich an Stelle des Knofis ausgesäät
habe, wächst prächtig. Aber leider bekommt er
gerade Mehltau 😒
Wenn ich jetzt beachte, daß die Zusammenhänge
zwischen Fressverhalten der Würmer und
Krankheit der Pflanzen darauf schließen lassen,
ein Nährstoffmangel könnte bestehen, erwartete ich
bei einem pH-Test bereits sauren Boden.
Dabei hat sich gezeigt, der Boden liegt im pH-Wert
zwischen 5-6 und der reine Wurmkot zeigt auch
pH-Werte um 4 .

Der Mehltau zählt zu den Arten von Schimmelpilzen.
Bei Wikipedia steht, Schimmel wird im Wachstum
gehemmt, wenn es sehr sauer ist, oder basisch.
Na das passt mir ja 😀
Um mein Sprühwasser basisch zu bekommen, habe
ich einfach etwas Holzasche dazu gegeben und
einen pH-Wert von etwa 11 gemischt und dann damit
nur die Pflanzenteile eingesprüht. Das Wasser ist
weg getrocknet und jetzt sind überall kleine "scharfe"
Ascheflecke und der Schimmel findet das doof und
verpisst sich hoffentlich 🤨
Die Jochens können sich an den Aschepünktchen
verbrennen. Der stark basische Aschefleck macht
aus dem Wurm einen Brei ... deswegen nur über der
Erde auf die Pflanzen sprühen. Für die normale
Bewässerung nehme ich dann eine andere
Sprühflasche und der saure Boden neutralisiert dann
die Aschepartikel, die abgespült werden sehr schnell.
So passt es ganz gut zusammen...das einzige was ist,
die Jochens könnten bissl Verstopfung bekommen :)

Mittlerweile sind ganz verschiedene Lebewesen
eingezogen. Rote Kugelmilben zieht auch eine kleine
Kolonie durch den Topf. Gestern gab es 5 Blaubeeren
für alle Bewohner zum Fressen :D

Der Boden ist nicht mehr klar abgegrenzt von der
Kompostschicht. Das wächst alles zusammen, weil
die Jochens da drin rum machen 🤩

Ich bin mega happy, mir als Haustiere Regenwürmer
ausgewählt zu haben.
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Re: 2. Versuch eine Wurmfarm mit 10l Eimern

Beitrag von Wurmcolonia »

Hallo nisus,

deinen Spaß mit deinen Würmchen möchte ich dir keinesfalls verderben. Vielmehr soll das so bleiben. Die Kleinen sind zwar recht robust, aber alles lassen sie nicht mit sich machen.

Beim pH-Wert musst du bei den Kompostwürmchen ein wenig vorsichtig sein. Am wohlsten fühlen sie sich bei einem pH-Wert von 7 und vertragen eine Spanne von 7 +/- 1,5. Was sie überhaupt nicht mögen und sogar zur Wurmflucht führen kann, ist ein stark schwankender pH-Wert. Ganz allgemein lieben sie keinen starken Veränderung in ihrem Zuhause.

Was mich außerdem wundert, ist der von dir angegebene pH-Wert von 4 beim Wurmhumus. Das kann eigentlich kaum sein, da die Würmchen ihren Nahrungsbrei mit Kalk vermischen, wenn dieser sauer sein sollte, um ihn zu neutralisieren. Dafür können sie Kalk in sogenannten Kalksäckchen speichern. Daher sollten ihre Ausscheidungen den neutralen pH-Wert von 7 haben.

Vielleicht handelt es sich um einen Messfehler, weil der Wert kaum anders zu erklären ist :?: . Oder die Würmchen hätten einen extremen Kalkmangel (wall) .

Eine Anleitung fürs Messen gibt Wurmwelten auf seinem Blog: https://www.wurmwelten.de/ph-wert-einer ... te-messen/

Nichts für ungut. Aber, irgendwas stimmt da nicht :?: :?: :?:

Herzliche Grüße

Wurmcolonia
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Re: 2. Versuch eine Wurmfarm mit 10l Eimern

Beitrag von nisus »

Hallo :D

@Wurmcolonia :) oh weh...du hast Recht. Der Boden
ist zu sauer und es herrscht massiv Kalkmangel.
Um dem zu entgegnen, habe ich ein Stück Kreide im
Topf verteilt und frische Blumenerde aus einem Beutel
drauf gestreut. Die Jochens fanden das mega und
haben in 2 Tagen eine große Hand voll Blumenerde weg
gelutscht 😳
Jetzt sind sie richtig groß und lang geworden. Keiner
will mehr abhauen und sie sehen gesund und saftig aus.
Der Boden bringt es jetzt wieder auf pH 7 ... zum Glück.

Mit dem Mehltau am Weizen habe ich immer noch zu tun,
allerdings ist es weit besser geworden. Das hat zwar
nicht unmittelbar mit Würmern zu tun, aber ich möchte es
trotzdem erzählen.
Die Weizenblätter haben die Eigenschaft, Wasser
abperlen zu lassen. Da ist kein Wasser hängen geblieben
und der Mehltau zeigte sich unbeeindruckt.
Um eine Benetzung zu gewährleisten, habe ich der
Asche-Base etwas Soda zugegeben. Soda ist
uneingeschränkt als Lebensmittelzusatz genehmigt und
da denke ich, das tut den Jochens auch nix. Dazu ist
es auch basisch - wunderbar :)
Jo ... :D funktioniert 👍
Die Blätter werden jetzt benetzt und der Mehltau geht ein.
Es sind zwar überall weiße Sprenkel auf den Blättern
und das sieht nicht so toll aus, aber es schimmelt nix
mehr :D

wie bekomme ich hier mal ein Foto rein ?
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Re: 2. Versuch eine Wurmfarm mit 10l Eimern

Beitrag von Wurmcolonia »

Hallo nisus,

es freut mich zu lesen, dass es deinen Würmchen besser geht. Die Blumenerde war hoffentlich für den biologischen Landbau geeignet und die Kreide besteht hoffentlich aus Calciumcarbonat. Ansonsten würde ich beides den Würmchen nicht noch einmal geben. Es könnte sein, dass sie beides auf Dauer nicht vertragen. Zur Versorgung mit Kalk kannst du einfachen Gartenkalk nehmen, möglichst pulvrig oder feinkörnig bzw. fein granuliert (nicht geperlt!).

Ein Foto kannst du hochladen indem du "Vollständiger Editor & Vorschau" aktivierst. Du scrollst dann runter und findest zwei Reiter. Du klickst auf "Dateianhänge" --> "Dateien hinzufügen" , suchst das Foto und lädst es hoch.

Herzliche Grüße
Wurmcolonia
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