Seite 1 von 1

Mist fermentieren

Verfasst: Fr 16. Okt 2020, 16:10
von Sophie0816
Hallo in die Runde,
welchen Sinn könnte es machen, Schafmist zu fermentieren?
Hab Lust, dass mal mit 10 l in einem Eimer auszuprobieren, wenn es Sinn macht.
Wir haben Herbst, da lohnt das eingraben im Garten nicht und in den Kompost soll er auch nicht.

Viele Grüße
Anja

Re: Mist fermentieren

Verfasst: Fr 16. Okt 2020, 20:02
von Kolinahru
Schafmist kann man in umgebauten Waschmaschinen waschen (aka von wasserlöslichem Teil befreien) und dann aus den Fasern Papier schöpfen.

Ich weißnicht ob Fermentierne hier Sinn macht. Denn als Norddeutsche ist es normal das die Kacke die Deiche begrünt:)

Re: Mist fermentieren

Verfasst: Sa 17. Okt 2020, 08:50
von Eberhard
welchen Sinn könnte es machen, Schafmist zu fermentieren?
Auf Antworten darauf wäre ich auch gespannt.

Vorab sollte man sich die Frage stellen, ob man den Mist einfach loswerden will wegen der anfallenden Menge oder ob man etwas Sinnvolles und Brauchbares daraus erzeugen will. Mit der Zusatzüberlegung, dass in der Fläche guter Boden und pflanzenverträglich bereitgestellte Nährstoffe nie zu viel sein können, entfällt eigentlich der erste Punkt.

Milchsaure Fermentierung: Diese hat zwei Wirkungsebenen. Zum einen behindert/unterbindet ein saures Milieu an sich die Entwicklung von Fäulnis und hat eine konservierende Wirkung. Das kennt man ja aus dem Gebrauch mit eigenen Lebensmitteln. Nur sauer erreicht man auch durch die Verwendung von bspw. Essig.
Zum anderen benötigen die expandierenden Milchsäurebakterien für ihren Stoffwechsel Zucker und Kohlenhydrate und entziehen so konkurrierenden Fäulnisbakterien die Nahrungsgrundlage.
Jetzt stelle man sich die Frage: In welchen Situationen kommt es nennenswert bei Mist zur Fäulnis?
eingraben im Garten
Vorzugsweise würde man in die beginnende Vegetationsphase Nährstoffe einbringen, wenn sie also gebraucht und genutzt werden. Im kahlen Boden ist das weniger der Fall, Mineralisation, Auswaschung bewirken schlicht schon einsetzende Verluste im Bodenbereich und Abgabe an die Umwelt wie Grundwasser.

Im Zusammenhang damit sollte man auch berücksichtigen, ob es sich um frischen oder abgelagerten/behandelten (kompostierten) Mist handelt. Da gibt es Unterschiede in der nachfolgenden Wirkung, die vielfach in der Praxis nicht beachtet werden.

Eine gute Praxis ist es, nur behandelten = kompostierten Mist auszubringen. Da im frischen Mist C und N für eine Rotte schon gut vorhanden sind, genügt i.d.R. die Hinzufügung von etwas Mineralik für ein gutes Ergebnis aus einer Kompostierung. Diese Mineralik muss kein Gesteinsmehl sein, einfache Erde bis Dreck machen es auch schon. Etwas Sauerstoff (Hohlräume über die Pflanzenfasern statt Matsch) verhilft dann zu einer erfolgreichen Rotte. Das Ergebnis kann man praktisch ganzjährig ausbringen, auch in eine bestehende Vegetation hinein.
Man würde also den Misthaufen gleich in einen Komposthaufen verwandeln.

Zur anfänglichen Frage: Was würde man unmittelbar mit fermentiertem Mist anfangen wollen und können?

Re: Mist fermentieren

Verfasst: So 18. Okt 2020, 12:27
von Sophie0816
Eberhard hat geschrieben: Sa 17. Okt 2020, 08:50 Milchsaure Fermentierung: Diese hat zwei Wirkungsebenen. Zum einen behindert/unterbindet ein saures Milieu an sich die Entwicklung von Fäulnis und hat eine konservierende Wirkung.

Ich hatte überlegt, ob Fermentation noch interessante Nährstoffverbindungen entstehen lässt, die vorher nicht da waren.

Eberhard hat geschrieben: Sa 17. Okt 2020, 08:50 Da im frischen Mist C und N für eine Rotte schon gut vorhanden sind, genügt i.d.R. die Hinzufügung von etwas Mineralik für ein gutes Ergebnis aus einer Kompostierung. Diese Mineralik muss kein Gesteinsmehl sein, einfache Erde bis Dreck machen es auch schon. Etwas Sauerstoff (Hohlräume über die Pflanzenfasern statt Matsch) verhilft dann zu einer erfolgreichen Rotte. Das Ergebnis kann man praktisch ganzjährig ausbringen, auch in eine bestehende Vegetation hinein.
Geht das auch in einem 10l Eimer im Keller über den Winter?

Re: Mist fermentieren

Verfasst: Mo 19. Okt 2020, 09:17
von Eberhard
ob Fermentation noch interessante Nährstoffverbindungen entstehen lässt
Überlegungen sollte man durch eine entsprechende Analytik bestätigen lassen. Dabei ist das "Entstehen" im Falle des Falls nur ein Halbaspekt. Wesentlich wäre ja das Vorhandensein auch bei Nutzung/Verwendung, über den temporären Fermentationsprozess (und eine nachfolgende Vererdung?) hinaus.
Da bin ich aber total überfragt. So ein Laboratorium zur Untersuchung von Biologie, Physik und Chemie wäre ein Traum, aber dafür bin ich zu arm und zu doof.

Primär dürfte es aber ergiebiger sein, sich etwas weniger um bestimmte Stoffe zu kümmern und etwas mehr um Leben, dass diese erzeugen kann, dann auch entsprechend Bedarf und Notwendigkeit. Man sollte vielleicht nicht ignorieren, dass auch Pflanzen Individuen sind und sehr wohl mit ihrer Umwelt kommunizieren können, so z.B. sehr ergiebig mit Bodenleben wie Mykorrhiza, Bakterien uva. zu symbiotischem Austausch von Stoffen.
Geht das auch in einem 10l Eimer im Keller über den Winter?
Ich denke schon. Aber gerade wegen der besonderen Bedingungen würde ich dort explizit etwas gegen Gerüche tun wie
- Pflanzenkohle (hohe Bindefähigkeit),
- EM oder EM-Ersatz - jetzt nicht zwingend für eine richtige Fermentation, aber zur Lenkung und Sicherung eines gewünschten Milieus.

Unter dem Strich interessiert mich weniger ein Dünger, sondern viel mehr ein resultierender Boden. Wenn Individuen (auch Pflanzen) sich selber ernähren können statt gefüttert zu werden, ist das in der Regel besser, nachhaltiger sowieso.