Gibt es eine praktikable Methode um Kompostwürmer zu markieren?

Kompostwürmer für den Garten oder als Futtertier? Fragen zu den Spezies: Eisenia foetida, Dendrobaena veneta oder doch ein Regenwurm (Lumbricus terrestris) ? Dann bist Du hier richtig!
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Wurmcolonia
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Gibt es eine praktikable Methode um Kompostwürmer zu markieren?

Beitrag von Wurmcolonia »

Hallo Wurmfans,

sicher geht es einigen von euch auch so: Immer wieder beobachte ich, wie einige Kompostwürmer (Dendrobena veneta) auf den Wänden ihrer Wurmkiste herumkriechen. Z.B. versammelt sich auch immer an der gleichen Stelle eine Gruppe von drei Dendros. Andere liegen immer wieder gerne oben auf dem Kistenrand. Es sieht so aus, als seien es immer wieder die selben Würmer? :?:

Es leuchtet ein, dass ich den Judels kein buntes Bändchen umbinden kann, um sie zu kennzeichnen. Das würden sie sofort abstreifen. Auch ein bunter Punkt mit welcher Farbe auch immer, würde auf der feuchten Haut nicht halten. Sicher kann man auch nicht jedem Wurm getrennt Lebensmittelfarbe unters Futter mischen?

Aber, wie machen das z.B. Wissenschaftler im Labor? Sie halten doch wohl nicht jeden Wurm einzeln, um ihn zu beobachten? (irre)

Daher, hat hier jemand eine praktikable Idee, wie man Kompostwürmer kennzeichnen kann, um sie auseinander halten zu können?
Wurmige Grüße
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Re: Gibt es eine praktikable Methode um Kompostwürmer zu markieren?

Beitrag von Wurmfried »

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Re: Gibt es eine praktikable Methode um Kompostwürmer zu markieren?

Beitrag von Wurmcolonia »

Hallo Wurmfried und Rumbleteazer,

vielen Dank für Eure Ideen. Die mit der Lebensmittelfarbe erscheint mir die am ehesten umsetzbare. Leuchtend grüne Judels vom Mars sind eine witzige Vorstellung :lol:, natürlich nur, wenn die Farbe für sie vollkommen ungefährlich ist . Was aber ein Kontrastmittel für Röntgen oder CT ohne die entsprechenden Geräte bringen soll, verstehe ich leider nicht :? . Trotzdem Danke dafür!

Wurmige Grüße
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Re: Gibt es eine praktikable Methode um Kompostwürmer zu markieren?

Beitrag von Wurmcolonia »

... dann zeigt man sie den Patienten im Wartezimmer ..., ob die dann alle begeistert sind? ;)
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Re: Gibt es eine praktikable Methode um Kompostwürmer zu markieren?

Beitrag von Wurmcolonia »

Wurmfans und -interessierte habe ich auch schon viele getroffen, die meisten Menschen gehören auch tatsächlich mindestens zur zweiten Gruppe. Aber leider gibt es immer noch geradezu renitente Einzelfälle, die sich unverständlicherweise nicht überzeugen lassen und dann auch noch zur iiiiii-Fraktion gehören. Es kann reichen, wenn einer davon gerade im Wartezimmer sitzt ... (irre)
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Re: Gibt es eine praktikable Methode um Kompostwürmer zu markieren?

Beitrag von Wurmmann »

Eine interessante Frage, über die ich auch schon länger nachdenke. Ich werde mal das Pro-Wurm.org Netzwerk nutzen um nach zu forschen.
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Re: Gibt es eine praktikable Methode um Kompostwürmer zu markieren?

Beitrag von Peter_86 »

Prinzipiell gibt es in verschiedenen Wissenschaften mehrere Methoden, um einzelne Tiere wie z. B. Würmer zu markieren:

Kurzzeitig:
- farbiges Futter (z. B. Rote Bete, grüne Blätter, schwarze Früchte wie Aronia usw.).*
- kurzlebige Farbstoffe wie Lebensmittelfarben oder fluoreszierende Farbstoffe*
- durch Fremdstoffe im Futter, die man im Tier gut detektieren kann, z. B. radioaktive Stoffe

* Es müsste je nur 1 Wurm eine farbige Futtersorte /einen Farbstoff bekommen, damit man sie unterscheiden kann. Und man müsste die Würmer in einem relativ kleinen Gefäß halten, da man sie sonst schwer wiederfindet, bevor sich die Markierung verloren hat.

Längere Zeit:
- Tätowierung der Unterhaut mit langlebigen Farbstoffen
- im Tier implantierte Mikrochips (oder am Tier fest angebrachte Mini-Sender)
- Gentechnisch, es wird ein Gen aus einem anderen Organismus eingebracht, welches dafür sorgt, dass der der Wurm z. B. einen Farbstoff bildet, welcher an einer Stelle im Körper eingelagert wird, wo man ihn gut sehen kann (z. B. in die Haut o. dicht darunter) und der sich gut von der Grundfarbe des Organismus abhebt. Andere Gene sorgen dafür, dass Farbstoffe gebildet werden, welche entweder von selbst leuchten (z. B. aus Glühwürmchen) oder die nach Anregung durch UV-Licht oder blaues Licht leuchten (fluoreszierende Proteine wie GFP, RFP).
Die ganze Masse des oberflächlichen Humus ist durch die Körper der Regenwürmer hindurchgegangen. Man kann bezweifeln, dass es noch viele andere Tiere gibt, welche eine so bedeutende Rolle in der Geschichte der Erde gespielt haben. (Charles Darwin)
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Re: Gibt es eine praktikable Methode um Kompostwürmer zu markieren?

Beitrag von Wurmcolonia »

Hallo Rumbleteazer und Peter86,

eure Ideen sind (theoretisch) sicher nicht schlecht und werden bei anderen Tieren durchaus angewendet. Aber bei unseren Wurmis sind sie zumeist nicht praktikabel (wie will man einem Wurm man einen Chip implantieren oder eine Ohrmarke befestigen? Auf feuchter Haut kann man keine Farbe anbringen. Etwas umbinden geht auch nicht, weil er sich schnellstens herauswinden würde.) oder zu aufwendig und/oder teuer bzw. würden nur sehr kurz vorhalten (z.B. Lebensmittelfarbe). Irgenwie sind unsere kleinen Freunde gegen jede Art von Markierung sehr gut gefeit. Sie werden mit allem fertig. Das ist für die Würmer gut :D , macht es für uns aber schwierig (wall).

Wahrscheinlich muss eine ganz andere Methode gefunden werden, auf die bisher noch niemand gekommen ist. :?:

Wurmige Grüße
Claudia
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Re: Gibt es eine praktikable Methode um Kompostwürmer zu markieren?

Beitrag von Peter_86 »

Manche Farbstoffe in Lebensmitteln sind gut fettlöslich. Diese werden in wässriger Umgebung, also im Verdauungstrakt und in den meisten Geweben nicht oder nicht so schnell ausgewaschen wie gut wasserlösliche Farbstoffe, und bleiben so zum Teil relativ lange im Tier erhalten. Manche reichern sich zum Teil auch in fettreichen Geweben von Tieren an.

Z. B. sorgen Carotinoide wie beta-Carotin (z. B. aus Möhren) für eine orange Färbung der Haut, wenn Carotinoide in großen Mengen und/oder über längere Zeit mit der Nahrung aufgenommen werden. Flamingos im Zoo bekommen Carotinoide ins Futter, damit das Gefieder rosa bleibt. Beim Menschen wird die Haut orange, wenn man viele Carotinoide zu sich nimmt (z. B. längere Zeit viel Möhrensaft trinkt). Carotinoide kommen z. B. auch in Paprika, Tomaten und Algen vor, und sind gelbe, rot oder rotviolett.

Zu den gut fettlöslichen Farbstoffen gehören z. B. auch:

- der grüne Blattfarbstoff Chlorophyll (darum lassen sich Grasflecken so schwer aus Textilien auswaschen)
- Indigo (blau)
- Curcurmin aus Kurkuma (gelborange),
- Flavonoide, welche in zahlreichen Pflanzen vorkommen und gelb, rosa, rot, rosa, violett o. blau sind. Sie kommen z. B. in Gelbholz, Henna, Heidelbeeren, Holunderbeeren und in vielen bunten Blüten vor. Viele sind gut fettlöslich, aber einige sind auch gut oder teilweise in Wasser löslich.
Gut fettlösliche u. schlecht wasserlösliche Flavonoide sind z. B.
- Luteolin (gelb): in Färber-Wau (Reseda) und Färber-Ginster
- Quercetin u. Rutin (gelb) in Kapern, Liebstöckel, Blüten des Wilden Stiefmütterchens (Viola tricolor) und Blüten u. Blättern von Buchweizen
- Fisetin (gelb) im Perückenstrauch (Cotinus coggygria)
- Hesperidin u. Hesperetin (gelb bis orange), Schale von Zitrusfrüchten (z. B. Orangen)

Man kann auch Lebensmittelfarbstoffe mit auffälliger Farbe (z. B. grün, blau) nehmen, welche ncht so gut wasserlöslich sind (vor dem Verfüttern testen: Wenn sich ein Farbstoff-Fleck mit Wasser ohne Seife gut von einer glatten Oberfläche abwischen und gut aus Stoff (z. B. Baumwolle) entfernen lässt, ist der Farbstoff gut wasserlöslich. Ein Farbstoff, der sich mit reinem Wasser nicht o. schlecht lösen lässt, sich aber mit Öl gut lösen lässt und dabei das Öl färbt, ist gut fettlöslich.).


Man könnte doch mal folgendes Experiment machen:

Man nimmt einen kleinen Behälter, der ca. 0,5 – 1 Liter Substrat fasst. Dort hinein kommen 10 oder 20 Würmer, welche min. 1 Tag lang mit einem der oben genannten Farbstoffe gefüttert werden. Danach sieht man nach, ob diese Würmer anders gefärbt sind als andere Würmer aus der Wurmfarm (die diesen Farbstoff nicht erhalten haben).

Falls sie farblich unterschiedlich aussehen, setzt man die 10 o. 20 gefärbten Würmer zusammen mit einer gleich großen Anzahl ungefärbter Würmer in einen anderen Behälter mit ca. 1 -2 Liter Substartvolumen (nicht zu groß, damit man die einzelnen Würmer gut wiederfindet) ohne das farbige Futter.
Jetzt beobachtet man in regelmäßigen Abständen, ob man die gefärbten Würmer noch von den ungefärbten unterscheiden kann. Man beobachtet sie z. B. nach 2 Stunden, 4 h, 6 h, … 12 h, … 24 h usw., bis man keinen Unterschied mehr erkennen kann.

Wichtig: Das Substrat muss immer gut feucht gehalten werden (z. B. mit einer Sprühflasche), da ein kleiner Behälter schnell austrocknet. Als Behälter könnte man z. B. ein großes Glas nehmen. Man lässt den Deckel offen (damit die Würmer nicht ersticken) und spannt engmaschigen Stoff darüber (damit die Würmer nicht aus dem Behälter kriechen können).
Die ganze Masse des oberflächlichen Humus ist durch die Körper der Regenwürmer hindurchgegangen. Man kann bezweifeln, dass es noch viele andere Tiere gibt, welche eine so bedeutende Rolle in der Geschichte der Erde gespielt haben. (Charles Darwin)
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Re: Gibt es eine praktikable Methode um Kompostwürmer zu markieren?

Beitrag von Wurmcolonia »

Hallo Peter86,

da hast Du Dir mit Deinen Ausführungen wirklich viel Arbeit gemacht. Vielen Dank dafür! (danke)

In Sachen Lebensmittelfarbe habe ich mal recherchiert und Folgendes rausgefunden: bei einigen Herstellern besteht die Lebensmittelfarbe fast komplett (ca, 96%) aus Zucker, angereichert mit einigen E-Nummern. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass unsere Würmer das fressen würden, wobei ich ihnen das auch nicht füttern möchte.

Bei einem bekannten Hersteller, u.a. von Backzutaten, sieht die Zutatenliste für seine Lebensmittelfarbe, die man bei einem großen Lebensmittelhändler kaufen kann, folgendermaßen aus:
"Zutaten: Glukosesirup, Zucker, Wasser, Farbstoffe (Echtes Karmin, Lutein, Kurkumin, Brillantblau FCF), färbende Lebensmittel (Zitronen- und Saflorkonzentrat), Geliermittel Carrageen, Säureregulatoren (Essigsäure, Milchsäure, Natriumlactat, Citronensäure), Konservierungsstoff Kaliumsorbat". Unzubereitet enthält diese Farbe 45% Zucker. Allerdings mache ich mir Gedanken wegen des Zitronenkonzantrats und der Säureemulgatoren. Saflor ist auch als Färberdistel, Öldistel oder Falscher Safran bekannt. Dazu gibt es einen Wikipedia-Artikel. Wie das Konzentrat daraus wirkt, weiß ich nicht, nur, dass Distelöl sehr gesund und die Färberdistel eine traditionelle Heilpflanze sein soll

Was mich stutzig macht, sind die Anwendungen, die der Hersteller für seine Farbe angibt. Sie soll auch für Getränke geeignet sein. Das spricht dafür, dass die Farben wasserlöslich sind. Das lässt vermuten, dass die Verdauung der Farben- soweit die Judels sie überhaupt fressen - recht schnell gehen wird.

Vielleicht komme ich nächste Woche in den Bio-Supermarkt und/oder ins Reformhaus um zu sehen, welche Produkte die im Sortiment haben.

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