Haben wir nicht alle ein "Inzestproblem"?!?!?

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Wurmilisk
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Re: Haben wir nicht alle ein "Inzestproblem"?!?!?

Beitrag von Wurmilisk »

Ich glaube nicht dass dieses Problem *so* gross ist.

Wenn eine Wurmkiste mit 1000 Würmern gestartet wird, ist das ja schon ein recht grosser Gen-Pool.

Würde man 1000 Menschen auf einer Insel ohne Kontakt zur Aussenwelt aussetzen, reicht das wohl auch um eine genetisch stabile Population langfristig zu erhalten.

Falls man aber Bekannte hat, die auch eine Wurmkiste haben könnte es sicher nicht schaden ab und zu mal gegenseitig Würmer auszutauschen. Oder sonst halt alle 5-10 Jahre zur Auffrischung ein paar neue kaufen.
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MinnaS.
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Re: Haben wir nicht alle ein "Inzestproblem"?!?!?

Beitrag von MinnaS. »

einen herrlichen guten Morgen :).

Wurmilisk, ich bin nicht ganz sicher, ob dieser Vergleich passend ist :?:

Wenn die tausend Menschen auf der Insel eng miteinander verwandt sind (wie das ja vermutlich bei unseren Würmchen-Startpakete der Fall ist), ergibt sich ev. mittel- bis längerfristig ein Problemchen!?! So war das doch früher in ländlichen Gegenden (abgelegenen Tälern, z.B.) auch bzw. innerhalb des Adelsstandes.
Sind die tausend Menschen Fremde zueinander, hast du natürlich Recht.

Ob man sich nun darum Gedanken macht od. nicht ... es bleibt ein wenn nicht spannendes, dann wenigstens ein interessantes, Thema :).
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Re: Haben wir nicht alle ein "Inzestproblem"?!?!?

Beitrag von Kokon »

Finde das hier alles auch spannend.

Ob Würmer, wie Säugetiere auf eine mangelnde genetische Vielfalt reagieren, kann ja nicht schwer herauszubekommen sein.
Aber "Inzestkinder" von Menschen (wie es in ländlichen Gegenden früher oft der Fall war, wusste ja auch nicht was Inzest ist, als sie geboren wurden. (Wurde irgendwo hier erwähnt)

Ob die Würmer durch Inzest vielleicht einfach anfälliger auf Krankheiten reagieren oder dies der Grund für "manches" plötzliches Sterben von Populationen ist, wäre auch einen Gedanken wert...
Liebe Grüße,

Chris(tian)
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MarionS
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Re: Haben wir nicht alle ein "Inzestproblem"?!?!?

Beitrag von MarionS »

Die Reproduktionsrate und die Umweltbedingungen dürften auch nicht ganz ohne sein, wie widerstandsfähig eine Population bei Inzest ist.
Wenn wir ein Bergdorf mit 100 Leuten mit einer gleich bevölkerten Regenwurmbox oder Rattenkolonie vergleichen, gewinnen die beiden letzteren haushoch, da aus weitaus mehr geborenen Individuen immer die besten durchkommen und nicht der männliche Erstgeborene den Hof erbt. Beim Menschen bleiben die Inzestgeschädigten oft im Genpool drin, bei den anderen jedoch werden sie wahrscheinlicher aussortiert.

Ohne ein Austausch und eine entsprechende Variationsbreite besteht natürlich die Gefahr, dass bei einem Befall mit irgendwas alle Individuen gleichermaßen anfällig sind oder zu wenige den Befall überstehen, um die Kolonie danach wieder erfolgreich aufbauen zu können.
LG,
MarionS
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Re: Haben wir nicht alle ein "Inzestproblem"?!?!?

Beitrag von Kokon »

Hehe...
"... Hof erben..." finde ich gut. Stimmt, auch ein wichtiger Faktor.
Wird ja immer spannender. Nicht nur Biologie, jetzt kommt auch Sozialwissenschaft dazu. 😎
Liebe Grüße,

Chris(tian)
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Re: Haben wir nicht alle ein "Inzestproblem"?!?!?

Beitrag von Peterle »

Zurück zur Biologie: auch die menschliche Population musste vor ungefähr 70.000 Jahren durch einen solchen "evolutionären Flaschenhals". Man geht davon aus, dass es damals aufgrund einer Katastrophe nur noch ein bis 2.000 menschen gegeben hat. Nachweisbar ist das wohl daran, dass uns die Variationen in den Allelen abhanden gekommen sind.
Ein spannendes Thema. Liest man sich da mal ein dann findet man auch heraus, dass Inzest für eine Population nicht zwangsläufig negativ sein muss. Negative Auswirkungen hat das in erster Linie dann, wenn sich dadurch vor allen Dingen negative EIgenschaften häufen (Erbkrankheiten - die waren vor allen Dingen das, was den europäischen Königshäusern so zu schaffen gemacht haben). Umgekehrt folgt daraus aber logischerweise auch, dass zufällig, wenn sich zwei mit besonders starken Genen "bestückte" Verwandte paaren, auch mal ein besonders "fittes" Exemplar im Sinne der Evolutionsbiologie dabei herumkommen kann.
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MarionS
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Re: Haben wir nicht alle ein "Inzestproblem"?!?!?

Beitrag von MarionS »

Nicht nur den europäischen Königshäusern - der allbekannte Tutanchamun war ebenfalls angeschlagen und litt unter Anderem unter Skoliose, er musste mit seiner Schwester oder Halbschwester für Nachwuchs sorgen und es kam nichts Lebensfähiges dabei raus.
LG,
MarionS
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MinnaS.
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Re: Haben wir nicht alle ein "Inzestproblem"?!?!?

Beitrag von MinnaS. »

ich finde beide Argumentationsstränge durchaus stimmig - sehr fitte Individuen bei entsprechend dominanten Genen, aber auch die Krankheitsanfälligkeit bei schwächeren Stämmen ...

(gut) (gut)
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