kein Abfluss in der Wurmkiste

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juergen_at
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kein Abfluss in der Wurmkiste

Beitrag von juergen_at »

Hi,

ich habe seit ca. 1-2 Monaten eine Wurmkiste aus Holz. Es scheint alles gut zu funktionieren, mir ist erst einmal ein Wurm entlaufen, ansonsten bleiben sie brav in der Kiste, ein paar Anfängerfragen habe ich trotzdem.

Ich lese im Forum und auch in der mitgelieferten Anleitung immer wieder vom Abfluss. Meine Kiste hat aber nirgends ein Abfluss-Loch. Ist das bei der Holzkiste so gedacht?

Meine Hanfmatte wird von den Würmern ziemlich schnell weggesnackt, da sind schon die ersten Löcher drin. Ich weiß, dass das normal ist, aber geht das normalerweise auch so schnell. Die Matte ist von den Würmern ziemlich belagert.

Ich würde gerne generell wissen, wie sich die Würmer verhalten, wenn sie glücklich sind. sind die eher im Untergrund, oder ist es normal, dass sich sehr viele an der Oberfläche aufhalten. Ich habe auch das Gefühl, dass etwas zu wenig Substanz für die Population drin ist, egal wo ich ein bisschen Erde wegkehre, überall sind mehrere Exemplare direkt unter der Oberfläche bis zum Boden. Sollte ich da vielleicht eine Schicht Blumenerde drauf geben?

lg
Jürgen
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Peter_86
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Re: kein Abfluss in der Wurmkiste

Beitrag von Peter_86 »

Zitat juergen_at:
Meine Kiste hat aber nirgends ein Abfluss-Loch. Ist das bei der Holzkiste so gedacht?
Ja, da das Holz unbehandelt ist (nicht imprägniert, gebeizt oder mit Farbe bestrichen), sind die Außenflächen der Wurmkiste atmungsaktiv. Überschüssige Feuchtigkeit kann nach außen verdunsten. Dafür sollte die Außenluft nicht zu feucht sein (z. B. kein sehr feuchter Keller, da hier außerdem auch das Holz faulen kann).
Falls es innen doch einmal zu nass wird:
- saugfähiges Material untermischen (z. B. Pappe-Streifen, Holzspäne)
- tagsüber Deckel offen lassen
- weniger feuchtes Futter (z. B. Gurke, Obst) füttern, Futter luftig vortrocknen lassen

Zitat juergen_at:
wie sich die Würmer verhalten, wenn sie glücklich sind. sind die eher im Untergrund, oder ist es normal, dass sich sehr viele an der Oberfläche aufhalten.
Beides ist normal. Wenn viele an der Oberfläche sind, werden sie vom frischen Futter angelockt. Wenn weniger Würmer oben sind, ist es dort evtl. zu trocken, zu kühl/zu warm oder sie mögen evtl. ein bestimmtes Futter nicht (darum nie ein bestimmtes Futter über die gesamte Oberfläche füttern). Außerdem sollte der pH-Wert stimmen (7-5). Und die Würmer brauchen nicht nur Kalk, sondern auch andere Mineralien (Mineral Mix, Urgesteinsmehl, Lehm/Ton aus dem Garten).

Mineralmangel erkennt man daran, dass es wenig /kein geschlechtsreife Würmer gibt. Diese erkennt man am Clitellum („Gürtel“), das ist die Verdickung im vorderen Drittel. Bie strakem Mineral-Mangel gibt es auch wenig Wurm-Kokons und weniger Jungwürmer. Spätestens jetzt muss man Mineralien zuführen.

Verdächtig ist auch, wenn sich viele Würmer an den Wänden und am Deckel aufhalten und evtl. Fluchtversuche unternehmen. Dann ist oft etwas im Substrat nicht in Ordnung (z. B. Versauerung, Fäulnis).
Solange das Substrat erdig riecht, ist alles in Ordnung. Riecht es dagegen muffig oder faulig, sollte man die Faulstellen beseitigen, saugfähiges Material (z. B. Pappe) untermischen (zur Entwässerung und Belüftung) und Mineral Mix / Urgesteinsmehl auf die Oberfläche streuen. Anschließend sollte man 1-2 Wochen die Futtermenge reduzieren.

Zitat juergen_at:
Ich habe auch das Gefühl, dass etwas zu wenig Substanz für die Population drin ist, egal wo ich ein bisschen Erde wegkehre, überall sind mehrere Exemplare direkt unter der Oberfläche bis zum Boden.
Vielleicht hat deine Wurmpopulation schon die maximale Menge (welche vom Platz und dem Futtermenge abhängig ist) erreicht und bleibt jetzt auf diesem Niveau.
Falls du einen Garten hast, kannst du dort Komposter mit Würmern animpfen (min. 1000 Stück = ca. 500 Gramm). Vielleicht kennst du auch jemanden, der sich über eine „Wurmspende“ freuen würde, weil sie/er:
- eine Wurmfarm starten will (Biomüll reduzieren, Dünger produzieren / Futterwürmer für Haustiere o. zum Angeln)
- den Garten-Kompost verbessern will (Wurmhumus ist der beste Dünger den es gibt)
- Pferde oder andere Tiere hat und den Mist kompostieren will (selbst kompostieren ist günstiger als den Mist teuer entsorgen zu lassen). Die Tiere dürfen nur nicht (frisch) entwurmt worden sein (sonst sterben die Würmer im Mist ab).

In dem Fall sollte man die Würmer immer in etwas Heimatsubstrat in einem luftigen Behälter transportieren (z. B. atmungsaktiver Kompostsack). In einem Eimer mit dicht schließendem Deckel können die Würmer nach einiger Zeit ersticken (besonders bei höheren Temperaturen). Die Temperatur sollte während des Transports nicht unter 0°C und nicht über 30°C liegen (z. B. Auto nicht in die Sonne stellen). Ideal ist ein Transport bei kühlem aber frostfreiem Wetter und nachts oder bei dichter Bewölkung (kein Sonnenschein).

Zitat juergen_at:
Sollte ich da vielleicht eine Schicht Blumenerde drauf geben?
Das würde ich lieber nicht machen, denn normale Blumenerde enthält zu viele Salze, meist in Form von Mineraldünger (N, P, K). Dies mögen die Würmer nicht.
Wenn du Volumen auffüllen willst und die Wurmfarm noch genügend Platz hat, kannst du z. B.
Laub nehmen (NICHT: Walnuss, diese enthält Stoffe die auch nach der Verrottung der Blätter das Wachstum anderer Pflanzen hemmen. Kein Laub von Straßen mit starkem Verkehr oder wo im Winter viel Salz gestreut wurde; kein Laub was schon faulig und nass zusammenklebt. Nicht/wenig: Eiche, Buche, Esskastanie, diese enthalten viele Gerbstoffe und verrotten nur sehr langsam bzw. versauern das Substrat zu stark),
Stroh (nicht mit Pestiziden besprüht, wenn möglich ohne Samen),
oder Holzhäcksel (kein imprägniertes/gebeiztes/verklebtes/lackiertes Holz; kein Thuja, dieser enthält Stoffe die das Pflanzenwachstum hemmen). Holz nicht in großen Mengen, da sich das Lignin nur relativ langsam zersetzt und bei der Verrottung von Holz Stickstoff verbraucht wird.

Laub, Stroh und Holzhäcksel sind relativ luftig, so dass sich damit schnell ein großes Volumen füllen lässt.
Die ganze Masse des oberflächlichen Humus ist durch die Körper der Regenwürmer hindurchgegangen. Man kann bezweifeln, dass es noch viele andere Tiere gibt, welche eine so bedeutende Rolle in der Geschichte der Erde gespielt haben. (Charles Darwin)
juergen_at
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Re: kein Abfluss in der Wurmkiste

Beitrag von juergen_at »

Danke für die ausführliche Antwort :-)
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