Winterprobleme mit der Wurmfarm

Gibt es Probleme in der Wurmfarm? Möchtest Du Deine Can-o-Worms verbessern oder Dein Wurm Cafe säubern? Hier gibt es Tips und Fragen auf häufige Antworten!
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dynamind
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Winterprobleme mit der Wurmfarm

Beitrag von dynamind »

Ich habe mir im Herbst eine Can-O-Worm Farm eingerichtet die ich auf unserem Balkon betreibe. Solange die Temperaturen noch mild waren hat alles sehr gut funktioniert. Ich habe nicht zuviel gefüttert und ca. 1x pro Woche etwas Küchenabfälle (relativ viel Kaffeesatz aus der Espressomaschine, Tomaten, Salat, Gurkenrest pi pa po und diverse farblose Pappen also Wellkarton, Klorollen und Küchenpapier).

Alles lief prima. Die Farm roch gut, die Würmer waren im oberen Bereich immer unter der Matte aus Kokos am arbeiten und der untere Bereich bestand fast nur aus der Dungschicht mit denen sie angeliefert wurden in der aber ein Grossteil der Wümer sich aufgehalten hat - auch viele an der Oberfläche. Als es kalt wurde habe ich die Kiste in unsere - leider schlecht beheizte - Küche geräumt.

Über Weihnachten habe ich die Kiste so ca. 1 Woche alleine gelassen und auch das Sickerwasser in dieser Zeit nicht abgelassen. Seitdem scheint sich irgendwas verändert zu haben jedenfalls habe ich jetzt folgende Probleme:

- Das Sickerwasser roch als ich nach Weihnachten zurückam sehr übel und faulig. Ausserdem ist es bevölkert von diesen sehr kleinen weissen Tierchen die auch an der Oberfläche nun viel zahlreicher sind und von denen ich gelesen habe, dass sie ein Anzeichen für "zu sauer" sind.
- Insgesamt roch die Farm nun plötzlich sauer.
- obwohl ich wenig gefüttert hatte (und später sogar gar nicht - siehe unten) mehr entstand immer mehr Sickerwasser und die Farm wirkte sehr viel feuchter als zuvor.
- in den letzten Wochen wurden es immer weniger Würmer.

Was ich dagegen gemacht habe:
- Totaler Fütterungsstopp: ich habe nach dem Weihnachtsdebakel einige Wochen nicht mehr gefüttert weil ich den Eindruck hatte, dass es die Kiste irgendwie umgekippt war. Vielleicht habe ich es damit auch übertrieben und irgendwann sind die Würmer vielleicht sogar verhungert - ich habe aber immer wieder mit "Wurmfutter", diesen Pellets gefüttert und auch reichlich von dem Mineralzeug reingekippt weil ich gehofft habe es bringt was gegen die Säure.
- Weil trotz Fütterungsstopp immer noch alles feucht und matschig war habe ich irgendwann ziemlich viel Pappe in die obere Schicht eingemischt. Das scheint bzgl. der Feuchtigkeit auch was gebracht zu haben. In der obersten Schicht habe ich letztens mal einen einzelnen Jungwurm kreuzen sehen was mir Hoffnung gemacht hat.
- Ich habe so gut es ging die obere Schicht umgerührt um Sauerstoff dranzubringen

Was ich vermute:
- Die niederen Temperaturen (in unserer Küche sind es höchstens 15 Grad und die Farm steht direkt an einer eher dünnen Balkontür) haben die "gesunden" Kompostierungsprozesse irgendwie verhindert und Fäulnisbakterien begünstigt.

Meine Frage:
- wie hätte ich die Fäulnis verhindern können? Bevor es superkalt wurde hatte ich Geruch, Feuchtigkeit und vermutlich auch ph-Wert (ich messe nicht) im Griff. Alles roch nach Waldboden und die Würmer tummelten sich zahlreich. Überfüttert hatte ich vorher nicht weil mir diese Gefahr sehr bewusst war. Muss ich jedesmal wenn die Temperatur deutlich absinkt (5-15 Grad) mit so einer versauerung der Farm rechnen?

Das ganze hat mich etwas mitgenommen, weil ich mein "kollektives Haustier" sehr ins Herz geschlossen hatte und ich mir gerade etwas hilflos vorkomme.

Habt ihr wenn es kühl wird ähnliche Probleme?
kiko63505

Re: Winterprobleme mit der Wurmfarm

Beitrag von kiko63505 »

Hallo Dynamind,

vorab (willkommen) im club.

Eine pauschale antwort zu den geschilderten problemen kann man so nicht geben. zumal ich vermute das in Deinem fall viele dinge gleichzeitig aus dem ruder gelaufen sind.
Generell sei gesagt: sinken die temperaturen werden die würmer träger und setzen weniger um, aber das trifft auch auf die sonstigen zersetzungsvorgänge zu. Die schuld ist also nicht die temperatur, meine würmer standen auch wochenlang bei temperaturen um 10°C ohne das was passiert ist. Kritisch kann es werden wenn die temperaturen gegen null oder tiefer gehen.
Zuviel futter kann unter umständen ein großes problem werden, eine wurmfarm brauch einige monate bis sie voll einsatzfähig ist. Es müssen sich erst alle organismen in der farm bilden und vermehren um ein reibungsloses zusammenspiel zu gewährleisten. Ahnliche trifft auch auf zu wenig zu, wobei ich den eindruck habe du bist von einem extrem ins andere gefallen und das immer mit dem gedanken den würmern gerecht zu werden.

Vielleicht kannst Du neu anfangen, retten was zu retten ist. Schauen was an würmer noch lebt und aussortieren, halbwegs gesundes substrat retten, den rest entsorgen, im garten oder so und einen neustart nach angaben des farmherstellers machen. An diese angaben würde ich mich die ersten 3 monat halten ohne wenn und aber.

Sicherlich wird das eine oder andere mitglied hier noch andere vorschläge machen, also abwarten und die beste lösung annehmen.

kiko
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Wurmbär
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Re: Winterprobleme mit der Wurmfarm

Beitrag von Wurmbär »

Hallo Dynamind

(willkommen) im Club

Glaube auch, dass da ein paar Dinge aus dem Ruder gelaufen sind und schließe mich Kiko's Rat an.

Wie hoch ist/war eigentlich der Kaffeeanteil? Vielleicht ist die Farm durch den Kaffee komplett übersäuert. Dann hilft nur Gartenkalk. Mit Pellets/Mineralmix kann man anscheinend den PH-Wert nicht soooo sehr erhöhen.

Für die Zukunft, bzw. nach Neustart würde ich PH-Streifen in der Apotheke kaufen, immer mal wieder den PH-Wert messen ... und ggf. mit Gartenkalk gegensteuern.

Gruß
Wurmbär
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dynamind
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Re: Winterprobleme mit der Wurmfarm

Beitrag von dynamind »

Hallo zusammen und danke für die Antworten,

ich glaube meine Farm kriegt nochmal die Kurve - seit ich mit den Kartons die Feuchtigkeit wieder im Griff habe riecht es auch schon wieder etwas besser und ich habe ja sogar schon wieder Würmer in der der oberen Schicht herumkriechen sehen.

Meine Frage war - glaube ich - ob das "umkippen" vom Temperatursturz kommen konnte und wenn ja ob und wie ich das nächstes Jahr verhindern kann. Mich hat eben gewundert, dass ich alles gemacht habe wie immer und es dann zu so einem Abrutschen kommt (wobei ich mir nicht sicher bin, ob ich vor den Weihnachtsferien noch gefüttert habe - man sollte vielleicht wirklich ein "Wurmtagebuch" führen).

Was den Kaffee angeht so versuche ich den Anteil nicht allzu hoch zu haben - aber schwer zu sagen wie hoch er ist - vielleicht 20% ?

Hat Gesteinsmehl den gleichen Effekt wie Kalk?

Grüsse
Dynamind
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Wurmbär
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Re: Winterprobleme mit der Wurmfarm

Beitrag von Wurmbär »

dynamind hat geschrieben:Hat Gesteinsmehl den gleichen Effekt wie Kalk?
Nein, Gesteinsmehl hat dafür einen zu niedrigen PH-Wert
dynamind hat geschrieben:ich glaube meine Farm kriegt nochmal die Kurve
Ich drück mal die Daumen ....

Gruß
Wurmbär
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dynamind
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Re: Winterprobleme mit der Wurmfarm

Beitrag von dynamind »

Wurmbär hat geschrieben:
Ich drück mal die Daumen ....
Danke!
Ich besorg mir dann noch Kalk und hoffe, dass die überlebenden Würmer dann die Stammhalter einer besonders robusten Wurmpopulation werden :)
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Re: Winterprobleme mit der Wurmfarm

Beitrag von Wurmmann »

Hallo, und auch ein herzliches (willkommen) von mir!
Meine Frage war - glaube ich - ob das "umkippen" vom Temperatursturz kommen konnte und wenn ja ob und wie ich das nächstes Jahr verhindern kann.
Nein. Ich glaiube viel eher das etwas zu viel gefüttert wurde und das die kalte dann zusätzliche Probleme beschert hat, weil dadurch alle kompostierungsprozesse sehr viel langsamer wurden.

Ich muss Dich aber auch sehr loben! Du hast alles ganz richtig gemacht! Deine Wurmfarm bekommt die Kurve weil Du richtig gehandelt hast! Erst Futterstop, dann Mineral Mix und Kartonage.
Du kannst langsam wieder anfangen sehr kleine Menge grünes zu füttern, aber achte darauf das das wirklich nur kleine Mengen sind bis es wärmer wird.

Im nächsten Jahr wird es Deine Wurmfarm den Temperatursturz besser abkönnen (mehr Substrat, eingespieltes "Team") aber dennoch, wird sich der Prozess verlangsamen und es sollte weniger gefüttert werden.

Ich finde auch die Tatsache das Du erst alles richtig gemacht hast und dann trotzdem hier kurz nachfragst ob es noch etwas zusätzliches gibt, sehr lobreich. Also solltest Du im Frühling vielleicht noch mal mit 500 Kompostwürmern nachhelfen wollen, schreib mir einen PN und wir werden uns schon einig :)
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Re: Winterprobleme mit der Wurmfarm

Beitrag von Flomax »

@Dynamind

Auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum. Eigentlich bin ich viel zu spät auf Deinen Beitrag gestoßen, denn die anderen haben Dir schon fast alles gesagt was zu Deiner Situation zu sagen gewesen wäre.

Auch ich finde daß Du trotz Hilflosigkeitsgefühl sehr gut reagiert hast. Zudem hast Du Dir durch Dein Nachfragen hier im Forum Rückendeckung für Dein Tun und Handeln geholt - das war schon zweimal gut! Und jetzt hoffen wir natürlich daß Du ab und an von Deinen Fortschritten hier im Forum berichtest!

Ich bin der Meinung das das "Umkippen" Deiner Farm sehr viel mit dem Temperatursturz zu tun hatte. Am besten wäre es, diesen gänzlich zu vermeiden, aber diese Möglichkeit hat nunmal nicht jeder! Mit der sinkenden Temperatur kamen die Umwandlungsprozesse in der Farm zum Erliegen - zumindest wurden sie heftig eingebremst. Das verursachte dann einen Prozesstau der dazu führte daß zu viel Wasser den Luftsauserstoff aus dem Substrat verdrängt hat. Die Folge davon war Übersäuerung und anaerober Abbau.

20% - Kaffesatzanteil im Futter ist eigentlich kein Problem, aber wenn der Rest des Futters sich aus Gemüse- und Salatresten zusammensetzt, die meist selbst nicht deutlich mehr als ph 6 haben, dann kann das schon einmal einen richtig sauren ph-Wert ergeben. Auch das ist temporär für eine gut eingefahrene Wurmfarm kein so großes Problem, aber wenn es eh schon an allen Ecken und Kanten knapp ist, dann kann das alles zusammen genommen schon einen Supergau versursachen.

Noch ein kleiner Rat meinerseits. Versuche jetzt nicht die komplette Wurmfarm umzubauen. Mach es den Würmern in einer Ecke gemütlich (relativ trocken, kohlenstoffreiches Material dazugeben und ph7 einstellen). Von dort aus werden sie über kurz oder lang auch das restliche Substrat wieder besiedeln und umwandeln.

Daß Dir die Würmer bereits ans Herz gewachsen sind, das freud uns alle natürlich sehr zu hören, denn geht es denn uns allen nicht auch so?

Gruß
Flomax
kiko63505

Re: Winterprobleme mit der Wurmfarm

Beitrag von kiko63505 »

Moin Dynamind,

Schön zu lesen das Deine wurmfarm und deren bewohner wieder auf dem weg der besserung sind.
Lösungsvorschläge und ein superangebot von Wurmmann hast Du ja bekommen, mach weiter so und gebe uns ab und an einen neuen zustandsbericht über die farm.

kiko
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Re: Winterprobleme mit der Wurmfarm

Beitrag von Wurmmann »

Noch ein kleiner Rat meinerseits. Versuche jetzt nicht die komplette Wurmfarm umzubauen. Mach es den Würmern in einer Ecke gemütlich (relativ trocken, kohlenstoffreiches Material dazugeben und ph7 einstellen). Von dort aus werden sie über kurz oder lang auch das restliche Substrat wieder besiedeln und umwandeln.
Sehr gute Tipp! Jetzt bloss nicht zu viele Sachen ausprobieren. Jetzt ist Geduld gefragt.
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