Alternativen zu (Well-)Pappe und Papier als Strukturmaterial

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Peter_86
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Alternativen zu (Well-)Pappe und Papier als Strukturmaterial

Beitrag von Peter_86 »

Hallo,

ich bin Anfänger und habe vor, einen Wurmkomposter "Wurm Cafe" zu starten.
Ich habe gelesen, dass man Kohlenstoffhaltiges Strukturmaterial verwenden soll, damit noch Luft zwischen die zu kompostierenden Küchen-/Gartenabfälle kommt und keine Fäulnis entsteht. Im Buch "Kompost aus der Kiste" (Brucksch, Rimpau; Ulmer Verlag) steht, dass man dazu Wellpappe und schwarz bedrucktes Zeitungspapier verwenden kann. Weißes Papier sollte man laut Buch nicht nehmen, da durch das Bleichen chemische Stoffe verwendet würden, die den Organismen in der Wurmkiste schaden würden.

Jetzt habe ich aber im Internet gefunden, dass aus Recyclingfasern hergestelltes Papier/Pappe Giftstoffe enthalten können, sogar dort, wo Lebensmittel direkt verpackt werden (Pizzakarton, Eierkarton etc., oder aus den Wellpappen-Kartons, in denen sie gelagert und transportiert werden).
Z.B. heißt es auf der Website des Bundesamtes für Risikobewertung:
In Kartons aus recycliertem Altpapier wurden hohe Anteile an Mineralölen mit gesättigten und aromatischen Kohlenwasserstoffen nachgewiesen. .... Zur Zeit kann man nicht ausschließen, dass auch krebserzeugende aromatische Verbindungen enthalten sind. ... Ursprung der Mineralöle sind Druckfarben, wie sie üblicherweise im Zeitungsdruck verwendet werden.
Wäre ja blöd, wenn ich hinterher diese Giftstoffe im Kompost hätte :( , schließlich werden Öle von Bodenbakterien nur sehr langsam abgebaut.

Da meine Tageszeitung sowieso auf jeder Seite farbige Druckfarben enthält, hätte ich sie sowieso nicht verwendet.

Welche Alternative gibt es zu Pappe und Papier als Strukturmaterial in der Wurmkiste?

Muss das kohlenstoffreiche, stickstoffarme Material unbedingt aus fast reiner Zellulose bestehen? Wenn nicht, könnte ich dann nicht auch folgendes Material verwenden:

1. Getrocknete Pflanzenstängel oder Zweige, die möglichst hohl sind, so dass Luft mit eingeschlossen ist, und die man in kleine Stückchen schneidet (z. B. trockene Stängel von Brennnessel, Sonnenblume; Gehölze mit hohlen Zweigen wie Holunder, Forsythia). Sollte ich vorwiegend Pflanzen verwenden, deren Stängel viel Zellulose enthalten (Faserpflanzen wie Nessel und Lein)? Dauert es bei verholzten Stängeln/Zweigen (viel Lignin) zu lange, bis diese verrottet sind?

2. Stroh oder Heu: Geht das oder pappt das zu sehr zusammen? Immerhin leben Kompostwürmer auch in Pferdemist-Haufen, und die enthalten viele unverdaute Stroh-Teile (Zellulose).

3. Kokosfasern: Da gibt es ja diese Kokoserde-Blocks, die man in Wasser einlegt und dann hat man ein lockeres Substrat für Pflanzen. Aber wenn ich diese Fasern in die Wurmkiste gebe, bleiben da genügend Poren übrig? Oder brauchen Kokosfasern sehr lange zum Verrotten (Wikipedia: 45 % Lignin, 44 % Cellulose)?

4. kleinere Holzstücke oder Rindenstücke (unbehandeltes Holz, z. B. getrockneter Strauch- und Heckenschnitt): Wie klein sollten die Stücke sein, reicht es aus, wenn sie gut durchgehäckselt sind? Wie lange braucht Holz, um in der Wurmkiste zu verrotten? Könnte ich Holzstückchen verwenden, die schon angerottet sind?
Gibt es Holzarten, die man nicht verwenden sollte, weil sie zu hart oder zu harzig sind, Giftstoffe enthalten (Thuja, Eibe?), oder die Wurmkiste zu stark versauern lassen (Eiche?)?

5. Holzkohlestückchen aus unbehandeltem Holz: Im Garten bleibt beim Verbrennen von Strauch- und Heckenschnitt immer relativ viel Holzkohle in Stücken mehreren cm bis Pulver übrig. Bei den größeren Stückchen kann man meist noch gut die Struktur des Holzes erkennen, es müssten also noch kleine Poren mit Luft enthalten sein.

Also, wer hat schon Erfahrungen mit oben genannten Materialien gemacht?
Hat jemand schon erfolgreich (Well-)Pappe und Papier durch andere Stoffe ersetzt?

Vielen Dank im Voraus für eure Hilfe,

Peter
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markus
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Re: Alternativen zu (Well-)Pappe und Papier als Strukturmaterial

Beitrag von markus »

Hallo Peter
Ich würde sagen, du kannst alles was du aufgeführt hast verwenden.
Holzstücke zersetzen sich aber langsam. Wenn dich die Stückchen in deiner fertigen Wurmerde nicht stören, prima!
Heu nicht zu viel, das kann sehr heiß werden( Heisrotte).Kokosblocks sind gut, aber kaufen must du eigentlich nix, die Natur gibt genug her ;-)
Bei Ästen und Pflanzenstängeln ist es wie mit dem Holz, es bleibt ewig drin. Das kann man auch aussieben. Ich habe Weidenstöcke kreuz und quer in meinen Durchflusskomposter gesteckt, zwecks besserer Durchlüftung, die sind auch nach einem halben jahr noch da. Das stört in meinem Fall aber nicht. Von allem ein wenig, dann kannst du locker auf Pappe verzichten.
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Andrawen
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Re: Alternativen zu (Well-)Pappe und Papier als Strukturmaterial

Beitrag von Andrawen »

Hallo Peter,

ich arbeite gerne mit Eierkartons/-schachteln (evtl. vorhanden Aufkleber entfernen!), die ich klein reiße und und teilw. noch zusammenknülle um "Hohlräume" im Substrat zu bilden. Das gleiche mache ich mit dem Zylinderfömigen "Innenleben" von Küchenrolle und Toilettenpapier. Ob und wie stark diese Material "belastet" ist kann ich aber nicht sagen. Ich persönlich habe die Meinung das es mittlerweile leider nicht mehr viele Dinge gibt die nicht mit irgendetwas belastet sind was schädlich ist oder was an diese Stellen eigentlich nicht hingehört (cry) :evil: .....

Zu 1.: Würde ich lassen, verottet zu langsam. Ich hab mal Fruchtfliegen mit Lavendel vertrieben. Die dünnen "Ästchen" hab ich dann im restlichen, fertigen Substrat immer noch vorgefunden.....

3.: Meinen Erfahrungswert würde ich im unteren Mittelfeld ansiedeln, aber ich kann mir nicht vorstellen, das die Kokosfaern bzgl. der "Poren" etwas bringen. Das Zeug ist nach dem einweichen "Brabsch" (Pampe) und die Fasern so fein, das da wohl keine Lufteinschlüsse bleiben.....

Zum Rest kann ich leider nichts sagen.

Gruß
Andra
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dynamind
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Re: Alternativen zu (Well-)Pappe und Papier als Strukturmaterial

Beitrag von dynamind »

Wenn Du einen Garten hast kannst Du über die Anschaffung eines Hächslers (am besten Leisehächsler o.ä.) nachdenken. Damit kannst Du dir sehr gutes Strukturmaterial selbst herstellen. Vor allem die Walzenhäcksler (sind das dann noch Häcksler? :P ) müssten das Material ganz gut für die Wurmkiste aufbrechen.
Ein bisschen Holzkohle schadet wohl auch aus "Terra Preta" Gründen nicht - aber das ist ein anderes und heiss diskutiertes Thema (schau dich mal im Forum um). Übertreiben würde ich es mit Holzkohle nicht - ausserdem ist das tatsächlich auch wieder eine potentielle Schadstoffquelle.
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Re: Alternativen zu (Well-)Pappe und Papier als Strukturmaterial

Beitrag von Pfiffikus »

Hallo Peter,
Peter_86 hat geschrieben:Ich habe gelesen, dass man Kohlenstoffhaltiges Strukturmaterial verwenden soll, damit noch Luft zwischen die zu kompostierenden Küchen-/Gartenabfälle kommt und keine Fäulnis entsteht.
das ist völlig korrekt. Insbesondere den Zweck der Übung sollte man immer im Auge behalten.

Im Buch "Kompost aus der Kiste" (Brucksch, Rimpau; Ulmer Verlag) steht, dass man dazu Wellpappe und schwarz bedrucktes Zeitungspapier verwenden kann. Weißes Papier sollte man laut Buch nicht nehmen, da durch das Bleichen chemische Stoffe verwendet würden, die den Organismen in der Wurmkiste schaden würden.
Wie jetzt? Welche Farbe hat denn das Papier, mit dem Zeitungen schwarz bedruckt werden?

Küchentücher, Zellstofftaschentücher und so weiter sind üblicherweise weiß, die werden während der Herstellung gebleicht. Sehe ich mir aber an, in welcher Geschwindigkeit dieses Material im Wald, im Garten oder in der Wurmfarm zersetzt wird, dann kann ich nicht wirklich an eine Nachwirkung der Bleichmittel glauben. Das blütenweiß gebleichte Taschentuch schadet mir in keiner Weise, wenn es an Nase und Mund mit meinen Schleimhäuten in Kontakt kommt. Bin ich wirklich so hart im Nehmen oder ist die Warnung vor weißen Zelluloseprodukten überzogen?

Jetzt habe ich aber im Internet gefunden, dass aus Recyclingfasern hergestelltes Papier/Pappe Giftstoffe enthalten können, sogar dort, wo Lebensmittel direkt verpackt werden (Pizzakarton, Eierkarton etc., oder aus den Wellpappen-Kartons, in denen sie gelagert und transportiert werden).
Wundert es Dich? Schau Dir mal einen ganz gewöhnlichen Altpapiercontainer an! Werfen die Leute wirklich nur saubere Papierabfälle ein? Die Recyclingfirmen müssen mit Fehlwürfen leben und können nur versuchen, diese fremden Stoffen entweder zu entfernen oder zu neutralisieren.
Trotzdem beobachte ich, dass auch Wellpappe zügig zersetzt wird, wenn die Bedingungen stimmen. Das Recycling war offensichtlich erfolgreich, auch wenn Fremdstoffe noch nachweisbar sind.


Welche Alternative gibt es zu Pappe und Papier als Strukturmaterial in der Wurmkiste?
In Deiner Aufzählung hast Du eine wichtige Alternative vergessen:

6. Die Schippe.
Wir erinnern uns, zu welchem Zweck die Strukturmaterialien eingebracht werden sollen. Halte ich die Farm nicht übermäßig feucht, so dass die Abfälle nicht so schnell zusammen pappen und lockere ich hin und wieder auf, dann erreiche ich auch das, was Du mit Strukturmaterialien erreichen willst, die zum Teil nur schwer zersetzlich sind.


Pfiffikus,
der das zumindestens bei seinen Wurmkisten in überschaubarer Größe mit einer Schaufel schafft
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Peter_86
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Re: Alternativen zu (Well-)Pappe und Papier als Strukturmaterial

Beitrag von Peter_86 »

Hallo Leute,

erstmal vielen Dank für eure Antworten und Tipps. Ein paar Fragen hätte ich noch:

Wie wäre es, wenn ich nur hohle / markhaltige Stängel von krautigen Pflanzen verwende, die wenig verholzt sind, z. B. Gräser (kein Schilf o. Bambus), Lippenblütler, Schachtelhalm; Lein und Brennnessel (letztere 2 enthalten außerdem Zellulose-Fasern). Wenn die Stängel nur wenig holziges Material enthalten, dann müssten sie sich doch schnell zersetzen?
Sollte man diese Stängel frisch in die Wurmkiste geben oder besser vorher trocknen lassen?

Verrotten Holzstückchen wirklich so langsam?
Ich habe im Garten einen Häcksler, in den hauptsächlich Heckenschnitt rein kommt, das heißt die Zweige sind relativ dünn (ca. 2 mm – 1 cm). Nach dem Häckseln sind die Holzstückchen meist nicht größer als 1 cm. Auf dem normalen Komposthaufen sind sie nach ca. 1 – 2 Jahren verrottet. Dauert es im Wurmkomposter länger?
Könnte ich Holzstückchen verwenden, die schon angerottet sind (z. B. 6 bis 12 Monate auf dem Kompost; oder von einem völlig morschen Baum)?

Zitat von dynamind
„Ein bisschen Holzkohle schadet wohl auch aus "Terra Preta" Gründen nicht - aber das ist ein anderes und heiss diskutiertes Thema (schau dich mal im Forum um). Übertreiben würde ich es mit Holzkohle nicht - ausserdem ist das tatsächlich auch wieder eine potentielle Schadstoffquelle.“
Was ist, wenn ich nur Holzkohle verwende, die ich selbst im Garten aus unbehandeltem Holz (Heckenschnitt, Obstbaum-Zweige und Äste) hergestellt habe, welches gut getrocknet ist?
Können in einem normalen Gartenfeuer oder Pyrolyse-Ofen Schadstoffe bei der Verbrennung entstehen, die man hinterher in der Kohle oder Asche findet?

Wenn man Holzkohle verwendet: Welchen Anteil (in %) sollte man maximal in den Wurmkomposter einbringen?
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Re: Alternativen zu (Well-)Pappe und Papier als Strukturmaterial

Beitrag von rainer.gutkas@gmx.at »

Hallo!

Die Sache mit dem Strukturmaterial hat ja eine 2'te Komponente, nämlich das C/N verhältnis. Im Wald liegt reichlich totholz herum, dass von den Würmern gerne gegessen wird und wenns groß genug ist auch als Brutstätte genutzt wird (kann ich an meinen Baumstumpen im Garten beobachten)...
Du wirst mit stark stickstoffhältigen Ersatz zwar wahrscheinlich im ersten Moment keine Durchlüftungsprobleme haben, aber langfristig Proteinvergiftung, etc. ....

Im Außenkomposter verwende ich gehäckselten Strauch und Astschnitt und ja er braucht länger zum zersetzen, allerdings ists bei mir nach einem 1/2 Jahr dann auch klein,....

Holzkohle verwende ich auch, allerdings mit Anderem hintergedanken (also nicht zur Strukturbildung), sondern als Katalysator, wie in der Terra Preta. Da Kohlenstoff Kohlenstoff bindet, geht weniger in die Atmosphäre verloren (google mal danach, das stammt aus einer Terra Preta studie im Internet).

Außerdem, nutze ich den Effekt, dass die Kohle als SIedlungsgebiet für Bakterien und Pilze dient und diese sich in mageren Zeiten dorthin zurückziehen können, und dann wenn reichlich nahrung vorhanden ist wieder rasch vermehren. Durch den Effekt soll mir die Holzkohle bei der Flächenkompostierung helfen. Aber auch hier gilt, dass es lange dauert bis die Kohle Ihre volle wirkung entfaltet...

Zu Papier und Karton habe ich mich auch mal am Internet eingelesen. Angeblich werden in der Papierherstellung heutzutage kaum noch giftstoffe eingesetzt. Auch in der Druckerfarbe, ausgenommen alles was glänzt und mit Laserdruckern bedrucktes Papier (=Plastik). Obs stimmt kann ich nicht definitv sagen. Da Dendros in Holland gerne zur Reinigung von schwermetallkontamenierten Landstrichen eingesetzt werden, denke ich mir dass ich auf der Sicheren seite bin, aber auch hier gilt, genau wissen tu ich es nicht....


LG, Rainer
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Re: Alternativen zu (Well-)Pappe und Papier als Strukturmaterial

Beitrag von dynamind »

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Re: Alternativen zu (Well-)Pappe und Papier als Strukturmaterial

Beitrag von dynamind »

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Re: Alternativen zu (Well-)Pappe und Papier als Strukturmaterial

Beitrag von dynamind »

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