Ist Lumbricus rubellus gut geeignet für die Wurmkompostierung? Hat jemand Erfahrungen?

Kompostwürmer für den Garten oder als Futtertier? Fragen zu den Spezies: Eisenia foetida, Dendrobaena veneta oder doch ein Regenwurm (Lumbricus terrestris) ? Dann bist Du hier richtig!
Wurmfried
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Re: Ist Lumbricus rubellus gut geeignet für die Wurmkompostierung? Hat jemand Erfahrungen?

Beitrag von Wurmfried »

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LakeDaHorw
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Re: Ist Lumbricus rubellus gut geeignet für die Wurmkompostierung? Hat jemand Erfahrungen?

Beitrag von LakeDaHorw »

Ich bin kein grosser Wurmkenner, ich kenne nur meine Lumbricus Rubellus und meine Dendrobena. Vom Gefühl her würde ich sagen, es sind eher keine L. Rubellus. Aber ich bin überhaupt nicht sicher und könnte auch sehr gut falsch liegen. Bei meinen L. Rubellus sieht man diese Ringe bzw. Segmente am Körper praktisch nicht. Ausserdem sind meine relativ klein. Die allergrössten ausgewachsenen werden bei mir höchstens 7-8 cm lang. Mit Fotos kann ich zurZeit nicht dienen, habe meine Digicam schon Jahre nicht mehr hervorgekramt und Smartphone hab ich keins. Eventuell kann ich mir mal die Zeit nehmen in den nächsten Tagen und ein paar Fotos raufladen.
Wurmfried
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Re: Ist Lumbricus rubellus gut geeignet für die Wurmkompostierung? Hat jemand Erfahrungen?

Beitrag von Wurmfried »

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LakeDaHorw
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Re: Ist Lumbricus rubellus gut geeignet für die Wurmkompostierung? Hat jemand Erfahrungen?

Beitrag von LakeDaHorw »

LakeDaHorw hat geschrieben: Vom Gefühl her würde ich sagen, es sind eher keine L. Rubellus. Aber ich bin überhaupt nicht sicher und könnte auch sehr gut falsch liegen.
Diese Aussage ist auf deine Fotos bezogen. Also für mich sind es eher keine L. Rubellus, aber wie gesagt, ich kann auch gut daneben liegen.


Ich habe meine L. Rubellus übers Internet gekauft, die verkaufen dort Kompostwürmer und Wurmhumus. Laut dieser Firma handelt es sich um L. Rubellus. Kann natürlich auch sein, dass es gar keine sind. Aber das sollte schon stimmen.

Btw, meine L. Rubellus Würmer sind recht ruhig und nicht so sehr "lebendig". Meine Dendros gehen da schon anders ab. Wenn ich bei denen die Kiste umwühlen muss, dann sind alle in Bewegung und man spürt sie haben Angst und wollen flüchten, weil ein Fressfeind kommen könnte. Die L. Rubellus Würmer, die bewegen sich ganz minim wenn ich die Kiste umwühle. Das ist ein enormer Unterschied zwischen diesen beiden.

"durchgehend, gleichmäßig rötlich pigmentiert"
...Ja diese Beschreibung passt jedenfalls zu meinen L. Rubellus. Einige sind halt etwas ins braune, graue, einige ins rosa.

Ich habe vor kurzem gelesen, dass es in der Schweiz 39 Arten von Regenwürmern gibt. Viel mehr kann ich dazu leider nicht sagen.
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Zwergwurm
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Re: Ist Lumbricus rubellus gut geeignet für die Wurmkompostierung? Hat jemand Erfahrungen?

Beitrag von Zwergwurm »

Ja, hallo Wurm-Admin und Ihr anderen Wurmfans,
ich begann hier im Ruhrgebiet so ab Februar, den Komposthaufen nach "brauchbaren" Kompostwürmern zu durchforsten und startete wohl mit einer Mischung. Bevorzugt habe ich Würmer, die relativ dunkelrot waren und - schnell. Zumeist fand ich im Februar eher blasse Würmer, bei denen vielleicht der Kopfbereich etwas stärker pigmentiert war, aber irgendwann an diesem Tag hatte ich etwa 100 Tierchen zusammen und packte sie mit etwas halb verrottetem Kompost in ein Plastik-Aquarium, in dem meine Nichte vor Jahren einmal Urzeit-Krebse kultiviert hatte. Leider wusste ich zu dieser Zeit noch nichts von diesem Forum, sondern vertraute auf den australischen Wurmfan - nach Fütterung mit Citrusfrüchten waren viele Würmer tot. Ich war nah am Aufgeben, fand dann Dein Buch, Wurm-Admin, und lernte mehr über die Würmer: Goldschwänzchen, Kompostwurm, Nahrungsliste, Kalk und Eierschalen.
Nebenbei ergänzte ich in den wärmeren Folgemonaten meine überlebenden Würmer durch Zugabe von 50 bis 100 neu gefundenen Tierchen aus dem Kompost. Die Bevölkerung des Haufens mit den röteren Tierchen nahm zu. Dann wählte ich auch noch nach gelbem Schwänzchen aus: Möglichst dunkelrotes Tier, schnell reagierend, gelbes Schwänzchen. Zwiebel-Abfälle tabu, keine Milchprodukte, keine Knochen, nur tiefgefrorene Kartoffelschalen, etwas Zeitungspapier (30%) und gemörserte oder in der Gewürzmühle gemahlene Eierschalen mit gemörsertem Dolomit-Gesteinsmehl.
Nachdem ich an diesem Wochenende den ersten Kokon entdeckte, war ich neugierig, ob sich denn unten überhaupt noch Würmer aufhielten, denn ich sah beim Entfernen der Abdeckung aus zusammengepapptem Obstlaub des letzten Jahres nur selten überhaupt einen Wurm, aber beim Umquartieren in den 20-Liter-Blumentopf sah ich dann doch fast nur Würmer, aber kaum noch etwas von der Komposterde oder den Kartoffelschalen (bis auf die Haut).
Ich sammelte noch einmal etwa 100 Würmer, möglichst rot, flink und mit gelbem Schwänzchen, gab in den dicken Blumentopf zuerst eine gewässerte Grundlage aus Zeitungspapier, dann die Mischung aus dem kleinen Aquarium, dann noch einmal Zeitungspapier und gefrorene und wieder aufgetaute Kartoffelschalen, zwei Esslöffel zermahlene Eierschalen und die neuen Würmer - und ich glaube, dass es läuft!
Danke, Wurm-Admin! - Äh, Tausendfüsser sind allerdings KEINE Insekten, wie in Deinem Buch steht! - Und ich glaube, dass ich den Laubwurm (Lumbricus rubellus) hab. Fotos folgen vielleicht noch, aber wenn, dann in 640 Pixeln mit einem uralten Kinder-Mikroskop.
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Re: Ist Lumbricus rubellus gut geeignet für die Wurmkompostierung? Hat jemand Erfahrungen?

Beitrag von Zwergwurm »

Tja, entschuldigung, bin nicht dazu gekommen, hier Fotos zu posten. Aber der dicke Plastik-Blumentopf (20 Liter), in den ich meine bisher noch unbestimmten Kompostwürmer umsiedelte, explodiert fast vor Vitalität: Ab Mitte Februar hatte ich die "regen" Würmer, also die "aktiveren", fleißig aus dem Komposthaufen gesammelt und zunächst in einem ehemaligen Farb-Eimer, der im Winter durchgefroren war und am Boden Risse aufwieß, in 50-er und 100-er-Portionen zwischengeparkt. Gefrorene und wieder aufgetaute Kartoffelschalen schienen ihnen zu schmecken, aber das steht ja alles schon in meinem ersten Post.
Aktuelles: Der Wurmtee fließt, so dass ich bei der heutigen Fütterung mit Erdbeer- und Gurken-Abfall die Zugabe an Zeitungspapier nicht mehr einweichte, sondern trocken zugab. Zum Aufsaugen überflüssiger Feuchtigkeit. Die etwa 30 qcm Wurmtee verdünnte ich 1:10 und goss damit mein Mandarinenbäumchen. Die ersten drei Würmchen hatten den Blumentopf nach unten verlassen und badeten im Tee. Habe sie eingefangen und oben auf das Substrat gelegt - nach zwei Minuten waren sie weg. Vermutlich hatten sie Hunger. Deshalb werde ich morgen noch einige gefrorene und wieder aufgetaute Kartoffelschalen zugeben. Damit kamen sie bisher am besten klar, und da Erdbeer-Abfälle und Gurkenschalen neu für sie sind, ich ohne Suchen direkt 2 neue Kokons entdeckte und die Bevölkerung augenscheinlich anwächst, also noch etwa 100 Gramm Kartoffelschalen zu den etwa 100 Gramm Erdbeer- und Gurkenzeug.
Weiss jemand, wo es diese synthetischen Wäschenetze zu kaufen gibt, aus denen zwar der Wurm-Humus heraus kann, nicht aber die Wurm-Community?
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Peter_86
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Re: Ist Lumbricus rubellus gut geeignet für die Wurmkompostierung? Hat jemand Erfahrungen?

Beitrag von Peter_86 »

Ich habe meine „Rotwürmer“, die aus dem Zooladen Zoo & Co stammten (siehe Fotos in meinen vorigen Beiträgen), bestimmt: Es handelt sich um Eisenia hortensis (Synonym: Dendrobaena veneta).
Die „Rotwürmer“ habe ich in einem großen Plastik-Kübel gehalten. Ein geflüchteter Wurm, der schon tot, aber noch nicht eingetrocknet war, habe ich in einem Schraubgefäß in Alkohol (Brennspiritus) eingelegt und bei -20°C (Tiefkühlschrank) konserviert. Den Wurm konnte ich mit Hilfe einer Lupe (15-fach) bestimmen.

Brohmer Fauna von Deutschland, 21. durchgesehene Auflage (2002):

1b Die Borsten sind NICHT über den gesamten Körper eng gepaart (der Abstand der benachbarten Borsten eines Segments beträgt im hinteren Teil des Wurms bis zu 2 mm).
Unterschied zu Lumbricus: Bei Gattung Lumbricus sind die Borsten über den gesamten Körper eng gepaart (je 2 Borsten stehen jeweils sehr dicht beieinander, 4 Borstenpaare pro Segment)
→ 9 b: Clitellum beginnt NICHT an Segment 29 o. 30
→ 10 b: Clitellum beginnt zwischen Segment 24 und 29
→ 11 b: Pubertätswälle / Pubertätstuberkel (das sind drüsige längliche / rundliche Verdickungen auf dem Clitellum) beginnen an Segment 27-30
→ 12 a: Pubertätstuberkel auf benachbarten Segmenten (nicht durch ein Segment getrennt)
Eisenia (=Dendrobaena) veneta: Clitellum reicht von Segment 27 – 32 (selten 26-33). Pubertätstuberkel an Segmenten 30 u. 31.

Hypersoil Regenwurm-Bestimmungsschlüssel (http://hypersoil.uni-muenster.de/1/02/10.htm):
Körperoberfläche besonders am Rücken rot pigmentiert: → 1
1 a: Borsten weit gepaart oder getrennt → Gattung Dendrobaena

Ich wollte noch Fotos machen, aber mein USB-Mikroskop (so ein kleines Ding von Tchibo) funktioniert nicht (es ging früher mal, vielleicht liegt’s an Windows 10).

Das Verhalten der Würmer ist auch typisch für „Dendros“: sie klettern häufig die Wände hoch, einige flüchten auch (besonders bei Wetteränderungen), wehren sich heftig bei Störungen, und ziehen KEIN Laub nach unten.
Ich hatte auf das Substrat eine ca. 3-5 cm dicke Laubschicht gelegt, um zu beobachten, ob die Würmer Laub in das Substrat ziehen, wie für Lumbricus (z. B. Tauwurm Lumbricus terrestris) und andere Vertikalbohrer/ Tiefgräber (anözische bzw. anektische Regenwurmarten) typisch ist.
Die ganze Masse des oberflächlichen Humus ist durch die Körper der Regenwürmer hindurchgegangen. Man kann bezweifeln, dass es noch viele andere Tiere gibt, welche eine so bedeutende Rolle in der Geschichte der Erde gespielt haben. (Charles Darwin)
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Zwergwurm
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Re: Ist Lumbricus rubellus gut geeignet für die Wurmkompostierung? Hat jemand Erfahrungen?

Beitrag von Zwergwurm »

Ich habe meine Würmer noch immer nicht bestimmt. Ist mir auch egal, solange sie geräuschvoll schmatzen und nicht abhauen, obwohl sie es könnten. Fotos gestalten sich dann doch schwieriger, als ich gedacht hatte: da muss ich den eingemotteten Rechner mit WIN 95 aus dem Keller holen, alles umstöpseln - und letztendlich trocknen mir die Würmer tot, bevor ich ein brauchbares Bild erhalte. Vielleicht mache ich mir die Mühe, wenn ich - wie Peter_86 - einmal ein totes Exemplar finde ...
Ich schätze die Population im 20-Liter-Blumentopf mittlerweile auf über tausend Individuen, weil ich entsprechend nachfüttern muss: nicht mehr 100 bis 200 Gramm pro Woche - und dann schimmelt es doch irgendwo, nein, die gefrorenen und wieder aufgetauten Kartoffelschalen werden ratzekahl abgelutscht - bis auf die Haut.
Also traue ich mich an Obstreste von Erdbeeren, Birnen, Zucchini und Äpfeln heran. ein paar abgefallene Kirschen bekommen die Würmchen auch noch ... Aber die Schonkostzeit ist vorbei: 10 Zentimeter gefrorene und aufgetaute Kartoffelschale - mehr nicht!
Parallel habe ich einen Komposthaufen mit etwa zweihundert der unbekannten Würmer beimpft: etwa zwei Kilo Kaffeesatz mit 300 Gramm gefrorenen/aufgetauten Kartoffelschalen, dann die "Wurmzentren" aus dem anderen Komposthaufen - wie gesagt, nur geschätzte 200 Tierchen, dann eine Handvoll Kalk-Spezialmix (aus 50% Eierschalen aus der Gewürzmühle und 50% Dolomitkalk aus dem Mörser). Darauf die 20 Kaffeefilter überlappend wegen der Amseln, die bemerkt haben, dass es im alten Kompost jetzt jede Menge Würmer gibt. Und darauf eimerweise Unkraut nebst Erdresten an den Wurzeln. Was sich nicht abschütteln ließ.
Und aus der anderen Ecke des alten Komposthaufens habe ich - für alle Fälle - noch einmal 100 Würmchen gesammelt, mit denen ich noch einmal genauso starte wie mit der etablierten Stammkultur: ganz unten im durch Frost rissigen 10-Liter-Eimer ein paar Zentimeter wässrig eingeweichtes Zeitungspapier in Streifen malerisch verteilt, darauf die Würmer nebst etwa zwei bis drei Handvoll halbgarer Komposterde. Und nach einer halben Stunde, als auch der letzte der Lümmel sich verkrochen hatte, einige Kirschen und morgen Kartoffelschonkost (siehe oben).
Liebe Grüße an die Wurmfans und Moderatoren!
Wurmfried
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Re: Ist Lumbricus rubellus gut geeignet für die Wurmkompostierung? Hat jemand Erfahrungen?

Beitrag von Wurmfried »

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