Wir macht ihr das?

Kompostwürmer für den Garten oder als Futtertier? Fragen zu den Spezies: Eisenia foetida, Dendrobaena veneta oder doch ein Regenwurm (Lumbricus terrestris) ? Dann bist Du hier richtig!
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Trulllla
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Re: Wir macht ihr das?

Beitrag von Trulllla »

City_Slider hat geschrieben: Fr 31. Aug 2018, 15:25 Diese Erde enthält weder Torf, noch andere Bestandteile, die der Natur nachhaltig schaden würden. Nullerde basiert auf Vulkangestein gemischt mit fetter Erde wie zum Beispiel Roter Lehm oder auch Töpferlehm sowie Perliten und Sand. Billig ist diese Nullerde mit 15-20€ pro 50l sicher nicht... aber dafür unschlagbar für die An/Aufzucht. Nach einem einmaligen Gebrauch kann man diese Erde ohne Probleme ein weiters mal, ein weiters mal und ein weiteres mal verwendet werden.
ok, dann ist gut ;)
das ist aber nicht automatisch so, siehe:
https://www.kammlott.info/fruhstorfer-nullerde-70-l
bestehend aus Vulkanton und Torf.

Wir haben damals die "ausgelutschte" Erde nicht entsorgt.
City_Slider

Re: Wir macht ihr das?

Beitrag von City_Slider »

Da hast Du durchaus Recht mit Trulla. Googel spuckt da das Torfhaltige Produkt aus. Ein GaLa Bauer hat allerding die "richtige" Nullerde am Start.

Wir verwenden Gartenerde über mehrere Jahre. Während der Vegitationspause wird die Erde mithilfe vom Pferdeäpfeln, Kuhdung und Wurmhumus über den Herbst/Winter hin für die Neuausbringung im Frühjahr aufbereitet. Zusätlich gibt es eine Gründüngung mit Klee oder Lupinen. Durch sich selbst eingezogenen Regenwürmern verbessert sich die Qualität der "Aufgebrauchten" Erde zusätzlich.

Im Frühjahr werden zudem Mistwürmer in die Behälter mit ausgelutschter Erde gegeben. Bis zum Mai hin hat man wieder eine hochkonzentrierte Muttererde... vollkommen umsonst ^^
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Re: Wir macht ihr das?

Beitrag von Trulllla »

City_Slider hat geschrieben: Fr 31. Aug 2018, 15:57 Im Frühjahr werden zudem Mistwürmer in die Behälter mit ausgelutschter Erde gegeben. Bis zum Mai hin hat man wieder eine hochkonzentrierte Muttererde... vollkommen umsonst ^^
Das ist ja das geniale!
Habt ihr irgenwie vorher "entseucht"? (das Wort ist fürchterlich)
City_Slider

Re: Wir macht ihr das?

Beitrag von City_Slider »

Was meinst Du mit "entseucht"?
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Re: Wir macht ihr das?

Beitrag von Trulllla »

Bei uns wurde die Erde begast, um Schädlinge, Pilze etc zu entfernen.
Eberhard
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Re: Wir macht ihr das?

Beitrag von Eberhard »

Erde begast
Interessante Technik. Mit welchen Maßnahmen lässt man die Nützlinge, auch jene, die man mit bloßem Auge nicht sieht, leben? Genau genommen wird da eher alles abgetötet.
Interessanterweise sind die bösen Keime (Fäulnis, Krankheitserreger) die besseren Überlebenskämpfer und werden den frei gewordenen Raum als erste spontan besiedeln wie dann auch durch Herstellung der eigenen Dominanz die Entwicklung der anderen (aufbauenden) Mikroben behindern.

Denkfrage: Warum gibt es die resistenten Krankenhauskeime im Krankenhaus, wo man doch reichlich mit Desinfektion umgeht, aber praktisch nicht im Garten und Gartenboden, wo eine Vielfalt an Lebewesen (wo man sie noch zulässt) und Biodiversität für ein Gleichgewicht sorgen, dass uns besser überleben lässt.
Mit freundlichem Glück Auf!
Eberhard
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Re: Wir macht ihr das?

Beitrag von Trulllla »

Eberhard hat geschrieben: Fr 7. Sep 2018, 07:02
Erde begast
Interessante Technik. Mit welchen Maßnahmen lässt man die Nützlinge, auch jene, die man mit bloßem Auge nicht sieht, leben? Genau genommen wird da eher alles abgetötet.
Ja sicher. Ich denke, es war damals im konventionellen Anbau Standard, ist schon über 20 Jahre her. Hoffentlich wird das heute anders gemacht. Genommen wurde damals Methylbromid, wenn du das googelst wird dir übel.
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Re: Wir macht ihr das?

Beitrag von Pfiffikus »

Hallo Eberhard,
Eberhard hat geschrieben: Fr 7. Sep 2018, 07:02 Denkfrage:
in diesem Falle sollte man natürlich ganz genau nachdenken, was man fragt, denn selbst in der Frage steckt schon reichlich Unhaltbares drin.


Eberhard hat geschrieben: Fr 7. Sep 2018, 07:02 Warum gibt es die resistenten Krankenhauskeime im Krankenhaus, wo man doch reichlich mit Desinfektion umgeht,
im Krankenhaus gibt es in der Tat hin und wieder multiresistente Keime. Aber die sind nicht gegen Desinfektionsmittel resistent, sondern gegen Antibiotika. Die Desinfektionsmittel können die Keime sehr zuverlässig abtöten, auch die multiresistenten Stämme. Resistenzen gegen Ozon, Chlordioxid, Virkon-S, Peressigsäure usw. sind nicht bekannt. Und es ist biochemisch schwer vorstellbar, dass Organismen derartige Resistenzen entwickeln können.

Eberhard hat geschrieben: Fr 7. Sep 2018, 07:02 aber praktisch nicht im Garten und Gartenboden, wo eine Vielfalt an Lebewesen (wo man sie noch zulässt) und Biodiversität für ein Gleichgewicht sorgen, dass uns besser überleben lässt.
Auch das ist falsch. Wie kommst Du auf das schmale Brett, dass es im Boden, wo auch immer, keine multiresistenten Keime gäbe? Wahr ist eher, dass sie hier niemanden stören.

Die Keime, die sich in unserem Kompost, in unserer Wurmfarm oder wo auch immer befinden, können durchaus Resistenzen gegen ein oder mehrere Antibiotika entwickelt haben. Nur weiß das niemand, nur merkt das niemand. Diese Mikroben sind ganz normal am Beginn einer Nahrungskette integriert und werden von Einzellern und von kleinen Krabblern in Schach gehalten. Wenn ich mit der bloßen Hand im Kompost hantiere, so schützt mich meine Haut und mein Immunsystem zuverlässig gegen Angriffe von Mikroben. Bis dahin spielen Resistenzen nicht die geringste Rolle. Aber ich halte es für gefährlich, die Existenz von Mikroben und deren Resistenzen im Garten zu leugnen.

Nur wenn ich eine offene Wunde habe, dann muss ich mich natürlich sehr hüten, diese mit dem Boden und dessen Mikroben in Berührung zu bringen. Jetzt muss ich den Kontakt mit diesen Mikroben meiden, denn in der Wunde kommt es zur Sepsis, zu entzündlichen Reaktionen usw. Erst jetzt, wenn mein Immunsystem nicht mehr mit den vielen Eindringlingen zurecht kommt, wenn ich zum Arzt muss, kommt es zu einem Kräftemessen zwischen den Mikroben und dem vom Arzt eingesetzten Antibiotikum. Und erst jetzt spielen Resistenzen eine Rolle, die Bakterien entwickelt haben könnten.


Es ist falsch, einen ursächlichen Zusammenhang zwischen den verwendeten Desinfektionsmitteln in Krankenhäusern und Altenheimen auf der einen Seite und den Problemen mit multiresistenten Keimen auf der anderen Seite herzustellen.
Die multiresistenten Keime bereiten in diesen Einrichtung vor allem deshalb Probleme, weil wir dort in großer Zahl Menschen mit offenen Wunden und Narben finden. Die Immunsysteme der Patienten sind üblicherweise bereits mit anderen Krankheiten und mit der Heilung von Wunden voll beschäftigt. Würde sich der Patient in einem solchen Zustand eine weitere Infektion mit irgendwelchen Keimen einhandeln, dann wird es gefährlich. Deshalb geben die Ärzte gerne mal vorsorglich Antibiotika, wenn operiert wird und alles wird gut.
Erst jetzt kommen Resistenzen ins Spiel. Wenn die Keime, mit denen sich ein Patient infiziert, resistent gegen das vom Arzt prophylaktisch gegebene Antibiotikum, so wirkt dieses nicht. Der Arzt muss ein anderes Antibiotikum einsetzen. Wirkt das wegen einer vorhandenen Resistenz auch nicht, ...
Ja, es gibt inzwischen Bakterienstämme, die resistent gegen eine große Anzahl von Antibiotika sind, also multiresistent. Dann kommt es zu den Problemen, die Du beschrieben hast. Und wenn der Bakterienstamm resistent gegen alle zur Verfügung stehenden Antibiotika ist, dann wird es spannend. Dann können die Ärzte nur das eigene Immunsystem des Patienten stimulieren und hoffen, dass der Patient sowohl die primäre Erkrankung, als auch die sekundäre Infektion übersteht.



Buddelt der Patient nach seiner Genesung mit gesundem Immunsystem wieder im Garten herum, so interessieren die Resistenzen nicht mehr. Trotzdem sind sie noch vorhanden. Versprochen!


Pfiffikus,
der hofft, dass er Deine Denkfrage so korrekt wie möglich beantwortet hat
Eberhard
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Re: Wir macht ihr das?

Beitrag von Eberhard »

Pfiffikus,
der hofft, dass er Deine Denkfrage so korrekt wie möglich beantwortet hat
Nein, hat er überhaupt nicht. Die hervorragenden Kenntnisse in der Tötungstechnik seien ihm neidlos gegönnt. Die eigentliche Frage war ja: Was kommt NACH dem großen Abräumen, egal ob mit Antibiotika oder Desinfektionsmitteln? Und ich meine da nicht ein Operationsskalpell, sondern die normale Umgebung, wo ich mich aufhalte und wo ich meine Nahrung beziehen möchte.

Und die Denkfrage lautet eigentlich (das versteht nicht jeder): Sollte man nicht besser mit den Mikroorganismen leben statt gegen sie mit unzureichenden Kenntnissen und Mitteln anzukämpfen?
Als Unterstreichung: Dr. Anne Katharina Zschocke und Heilen mit Bakterien

Darin wird auch angesprochen, dass es sehr (bis zu sehr) ambitioniert ist, Mikroben wirklich bekämpfen zu wollen, die sich teilweise innerhalb einer halben Stunde verdoppeln und sich auch dadurch an geänderte Lebensbedingungen anpassen können, was sie in den vergangenen Millionen Jahren bisher immer geschafft haben.
Mit freundlichem Glück Auf!
Eberhard
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Re: Wir macht ihr das?

Beitrag von Pfiffikus »

Glück auf Eberhard,
Eberhard hat geschrieben: Fr 7. Sep 2018, 18:38 Die hervorragenden Kenntnisse in der Tötungstechnik seien ihm neidlos gegönnt.
wir wissen, wie sehr Dir die Mikroorganismen am Herzen liegen. Mir eigentlich auch. Aber man muss Prioritäten setzen. Wenn es darum geht, auch nur ein einziges Menschenleben zu retten, bin ich bereit, Millioen und Abermillionen von Mikroorganismen möglichst effektiv abzutöten.

Eberhard hat geschrieben: Fr 7. Sep 2018, 18:38 Die eigentliche Frage war ja: Was kommt NACH dem großen Abräumen, egal ob mit Antibiotika oder Desinfektionsmitteln? Und ich meine da nicht ein Operationsskalpell, sondern die normale Umgebung, wo ich mich aufhalte und wo ich meine Nahrung beziehen möchte.
Gerne gebe ich Dir auch hier eine Antwort.
Im Krankenhaus, das Du angesprochen hattest, ist die Sache relativ klar. Wenn der Patient wieder gesund wird, verlässt er das Krankenhaus und kommt er hoffentlich wieder ohne Antibiotika und mit nur wenig Desinfektion aus.
Im Krankenhaus wiederum wird man nicht umhin kommen, die Desinfektion dauerhaft und konsequent weiter zu führen.


Und die Erde, die Trulllla desinfiziert hat, wurde mutmaßlich zur Aufzucht von Jungpflanzen verwendet? Bin jetzt zu faul, noch einmal nachzulesen.
Das solltest Du einfach aus der Perspektive eines Gartenbaubetriebes sehen. Was will der erreichen?
Hier ist es wirtschaftlich völlig in Ordnung, wenn die Erde durch Erhitzen frei von Unkrautsamen und Mikroben gemacht wird. Oder wenn das chemisch geschieht. Er will ja nur junge Pflanzen verkaufen.
Den jungen Pflanzen scheint es ja erstmal nichts auszumachen, die Mikroben, die sich zuallererst wieder ansiedeln, scheinen ihnen auszureichen. Wenn der Gärtner 100000 Samen keimen lässt, will er ohne viel Jäten wenigstens 98000 Jungpflanzen pikieren. Und letztendlich sieht er es am liebsten, wenn daraus 95000 Töpfe mit Jungpflanzen verkauft werden. Bis dahin muss der Gartenbaubetrieb die Pflanzen möglichst billig bringen und das ist das Ziel, welches auch mit der desinfizierten Erde erreicht werden kann. Was später passiert, wenn der Kunde die Pflanzen kauft und wenn diese nach dem Einpflanzen mit der vollen Dröhnung von Mikroorganismen in Berührung kommt, das interessiert den Gartenbaubetrieb nicht mehr. Im Idealfall gehen die Pflanzen möglichst schnell ein und der Kunde kauft noch einmal und der Baumarkt ordert nach.
Über ethische Fragen habe ich mich an dieser Stelle nicht geäußert, wir wären uns wahrscheinlich schnell einig darüber.
Eberhard hat geschrieben: Fr 7. Sep 2018, 18:38 Und die Denkfrage lautet eigentlich (das versteht nicht jeder): Sollte man nicht besser mit den Mikroorganismen leben statt gegen sie mit unzureichenden Kenntnissen und Mitteln anzukämpfen?
Als Unterstreichung: Dr. Anne Katharina Zschocke und Heilen mit Bakterien
Jetzt mag ich mir nicht eine anderthalbe Stunde Werbung für EM reinziehen. Aber bevor diese als Heilmittel eingesetzt werden, müssen sie wie jedes Heilmittel erst einmal ein strenges Zulassungsverfahren durchlaufen, in dem das potentielle Heilmittel
- seine Wirksamkeit in Blindtests nachvollziehbar nachweisen und
- seine Unbedenklichkeit nachgewiesen werden.
Und das ist auch gut so! Soweit mir bekannt ist, haben EM bisher nur eine Zulassung als Bodenhilfsstoff. Bitte berichtige mich, wenn ich mich irren sollte.

In den Krankenhäusern wollen wir uns zwecks Bekämpfung der patogenen Keime lieber auf Sagrotan&Co verlassen, statt mit EM zu desinfizieren. Einem Krankenhaus, welches Desinfektionsmittel durch EM ersetzen würde, dem würde ich lieber sicherheitshalber fern bleiben.

Eberhard hat geschrieben: Fr 7. Sep 2018, 18:38 Darin wird auch angesprochen, dass es sehr (bis zu sehr) ambitioniert ist, Mikroben wirklich bekämpfen zu wollen, die sich teilweise innerhalb einer halben Stunde verdoppeln und sich auch dadurch an geänderte Lebensbedingungen anpassen können, was sie in den vergangenen Millionen Jahren bisher immer geschafft haben.
An allen den Stellen, an denen nicht die Gefahr besteht, dass die Mikroben Menschenfleisch verstoffwechseln wollen, stimme ich Dir zu.

Ich persönlich kann feststellen, dass ich derzeit gesund bin, dass ich mich viel und gerne an frischer Luft bewege, gerne Obst und Gemüse esse und dadurch mein Immunsystem einigermaßen in Schuss halten kann. Sogar kleine Schürf- und Schnittwunden kann ich an der Luft heilen lassen, meist spare ich mir die Desinfektion und kann damit mein Abwehrsystem trainieren. Selbst, wenn eine Pflaume eine Druckstelle hat und sich darin die Mikroben binnen kurzer Zeit verdoppeln, habe ich kein Problem damit, diese ohne Ekel zu verspeisen. Ja, ich lebe mit den Mikroben, ganz bewusst.

Für einen Senior im Altersheim gilt das nicht mehr, aus naheliegenden Gründen.
Und für einen Krankenhauspatienten erst recht nicht. Denn deren Körper haben alle Kraft zu investieren, um eine Genesung zu versuchen.


Pfiffikus,
der nun hofft, dass er auch diesen Teil der Frage erschöpfend beantwortet hat
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