Bonsai

Nicht sicher in welches Forum Deine Frage gehört? Hier passt alles rein! Nicht nur Kompostwurmiges...
Hier könnt Ihr Euch auch vorstellen.
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's Biberweibchen
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Bonsai

Beitrag von 's Biberweibchen »

Kann man Wurmhumus im Frühjahr auch Bonsaibäumchen geben, nachdem man sie zurückgeschnitten und geformt hat?
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Gao
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Re: Bonsai

Beitrag von Gao »

Wüste jetzt nicht wiso das nicht gehen soll. Ist ja nicht wirklich "Dünger".
Die Nährstoffe und Mineralien sind im Wurhumus gebunden nicht wie bei Flüssig/Feststoff Düngern.
Hat sich bisher noch keine meiner Pflanzen über den Wurmhumus beschwert^^

Ach ja auch von mir noch ein herzliches Willkommen!!
(willkommen)
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's Biberweibchen
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Re: Bonsai

Beitrag von 's Biberweibchen »

Gao hat geschrieben: Sa 12. Okt 2019, 01:09 Wüste jetzt nicht wiso das nicht gehen soll. Ist ja nicht wirklich "Dünger".
Die Nährstoffe und Mineralien sind im Wurhumus gebunden nicht wie bei Flüssig/Feststoff Düngern.
Hat sich bisher noch keine meiner Pflanzen über den Wurmhumus beschwert^^

Ach ja auch von mir noch ein herzliches Willkommen!!
(willkommen)
Herzlichen Dank für den netten Gruß. ;)

Rein theoretisch könnte ich mir vorstellen, dass Wurmhumus ganz besonders gut für Bonsai geeignet ist, aber man weiß ja sowas nie als Laie.
Das größte Problem beim Düngen von Bonsai ist ja die Überdüngung wegen der dadurch möglichen umgekehrten Osmose. Wurmhumus kommt insgesamt sanfter daher, weshalb er zumindest nach meiner theoretischen Vorstellung ganz besonders geeignet sein sollte. Ich schrieb bereits namhafte Fachleute zu diesem Thema an, aber erhielt leider bisher keine Antwort. Drum hab ich meine Frage einfch hier online gestellt.
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Pfiffikus
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Re: Bonsai

Beitrag von Pfiffikus »

Gao hat geschrieben: Sa 12. Okt 2019, 01:09Ist ja nicht wirklich "Dünger".
...
nicht wie bei Flüssig/Feststoff Düngern
Doch doch!
Selbstverständlich ist das ein Dünger, nämlich ein Naturdünger. Du kannst ihn als Feststoff (Wurmhumus) oder als Flüssigdünger (Wurmtee) gewinnen.
Du wolltest hier einen Gegensatz zu Mineraldünger verdeutlichen, den es meist in fester Form gibt. Nicht, dass wir mit den Begriffen durcheinander kommen!


Ob es bei der Nutzung von Naturdünger zu Überdüngung kommen kann, da bin ich überfragt. Doch ich kann mir hier schwer vorstellen, dass es zur Umkehrosmose kommt.



Pfiffikus,
der Dir an dieser Stelle ans Herz legen würde, ein paar Tests mit eigens deshalb herangezogenen Sämlingen von Kastanie, Eiche, Ahorn usw. durchzuführen
Eberhard
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Re: Bonsai

Beitrag von Eberhard »

Einige Anmerkungen (die ich mir angelesen habe):

- Mineralische Kunstdünger kommen als Salze daher. Im Bodenwasser werden sie gelöst und sind so für Pflanzen verfügbar, allerdings anstrengend. Da Pflanzen Wasser benötigen, findet dann durchaus eine Zwangsernährung statt. Die Wirkung davon kann durchaus eine andere sein als eine bedarfsgerechte Ernährung, die Pflanze wird mehr benötigen als NPK. Wenn unsereiner gut und gesund essen will, ist man mit Fett, Zucker und Eiweiß auch nicht langfristig glücklich.
Daneben werden durch diese unmittelbare Versorgung ursprüngliche natürliche Wege nicht mehr benötigt und ganz schnell gekappt. Mykorrhiza z.B. ist nicht nur Zulieferer von Nährstoffen und Spurenelementen, sondern liefert auch Wasser. Durch die Erweiterung mit dem Pilzmyzel wird der Wurzelraum durchaus mal verzehnfacht, auch sind die Myzelfäden deutlich dünner als Haarwurzeln und können sich solcherart an Quellen bedienen, die für die Haarwurzeln der Pflanzen selber nicht erreichbar sind. Wie gesagt, durch die Kappung kann das sehr schnell entfallen.
Mit dem mineralischen Kunstdünger gehen herstellungsbedingt erhebliche Anteile an Säuren daher, die zu einer Versauerung des Bodens führen können. Daher muss man mit Kalk entgegensteuern. Dies im Verbund führt zu einem Humusabbau im Boden. Aber Humus ist derjenige Speicher, der Nährstoffe und Wasser im Boden zwischenspeichern kann. Mit sinkendem Humusgehalt schwindet das Wasserhaltevermögen des Bodens, was jetzt das Überstehen von solchen Trockenphasen der vergangenen zwei Jahre in hiesigen Regionen nicht einfacher macht.
Das Salzwasser geht dann ins Grundwasser und hat dann auch dort seine Folgen. Der tapfere Landwirt kontert und nimmt von Haus aus eine Überdüngung vor.

- Gesteinsmehl ist natürlich und mineralisch. Hier sind aber Nährstoffe und Spurenelemente mineralisch gebunden. Den Aufschluss erledigen Mikroorganismen des Bodens - wenn man sie nicht durch Kunstdünger, Pestizide und weitere Maßnahmen unterdrückt. Der gleiche Aufschluss findet auch im normalen Boden statt. Da sind meist mehr Nährstoffe und Spurenelemente vorhanden als man denkt und vor allem auch oft ausreichend für Pflanzen. Aber sie müssen eben erst noch pflanzenverfügbar gemacht werden. Daher ist ein reichhaltiges Bodenleben ein wichtiger Punkt, der in der Praxis aber meist außerhalb der Betrachtung liegt.
Nebengedanke: Warum "muss" man mit Stickstoff düngen? Unsere Luft besteht zu knapp 80 Prozent aus Stickstoff, womit dann etwa sieben Tonnen Stickstoff pro Quadratmeter Bodenfläche anliegen. Stichwort Pflanzenverfügbarkeit: Als Gas ist dieser Stickstoff für die Pflanzen nicht nutzbar, aber es gibt Mikroorganismen, die das Gas in Nitrat wandeln. Wenn man jene durch seine Art der Landwirtschaft blockiert, muss man dann düngen.

- Organische Dünger: Pflanzen bauen ja Nährstoffe und Spurenelemente in ihre Organe und Pflanzenteile ein. Somit sind diese vorhanden und können als "Dünger" an den Boden zurückgeführt werden. Wurmhumus, Kompost oder einfach Mulch, das sind nur verschiedene Aufarbeitungszustände, und wieder sind da Mikroorganismen beteiligt.

Pflanzen kommunizieren erheblich mit dem Bodenleben. Es können von der Größenordnung durchaus 30 Prozent des durch Photosynthese erzeugten Zuckers sein, die über die Wurzeln in den Boden gepumpt werden und das Bodenleben füttern - im Austausch gegen Nährstoffe und Spurenelemente und Wasser. Dieser Austausch wird durch den Bedarf gesteuert.

Kann es durch Naturdünger zu einer Überdüngung kommen? Jein, eher nicht.
Nährhumus, und da zählen Wurmhumus, Kompost und weitere organische Dünger (Blutmehl, Hornspäne, Mist) dazu, wird früher oder später mineralisiert, sprich in die Grundbestandteile zerlegt. Wenn man Mist oder Kompost in seinen Boden einbringt, sieht man nach drei Jahren praktisch nichts mehr davon. Zusätzlich zeigt sich, dass je nach Bodenart das Aufnahmepotential an Humus limitiert ist, sprich erhöht man den Anteil des zugeführten Humus darüber hinaus, steigt die Mineralisierung, so dass es durchaus Tendenzen durch Überdüngung bzw. auch Nährstoffauswaschung ins Grundwasser geben kann.
Wie aber schon vermutet und beschrieben: Die Nähstofffreisetzung erfolgt viel sanfter sowie i.d.R. bedarfsgerecht für die Pflanzen, so dass eine schädliche Überdüngung nicht eintreten wird.

An der Stelle darf man dann auch über Dauerhumus nachdenken (Magdeburger Börde, ukrainische Schwarzerdeböden, Terra Preta). Dieser Humus ist (bei richtiger Behandlung) über Jahrhunderte, Jahrtausende stabil und damit bestens geeignet, Überschüsse aufzunehmen und zu speichern und dann auch bei Bedarf wieder abzugeben.

Dauerhumus aufbauen statt düngen, das ist eine seltene Kunst. Abschließend dazu ein starkes Wort von Dr. Elaine Ingham: Sie sagt in etwa, wenn man düngen muss, damit die Pflanzen sichtbar besser gedeihen, hat man Dreck statt Boden.
Mit freundlichem Glück Auf!
Eberhard
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Re: Bonsai

Beitrag von Wurmcolonia »

Zu dem was bereits geschrieben worden ist, möchte ich noch einen Aspekt hinzufügen, wobei ich nicht weiß, ob dieser im konkreten Fall relevant ist und zwar die Berücksichtigung des pH-Werts des Wurmhumus. Wenn dieser z.B. zu hoch für den Bedarf der Pflanze ist, verträgt die Pflanze den Humus nicht und geht im schlimmsten Fall ein. Einen eher sauren Boden bevorzugen z.B. Azeleen, Hortensien, Kamelien, Rhododendren, Eriken und Heidelbeeren. Sie soll man daher auch nicht mit Urgesteinsmehl düngen (so steht es in der Anleitung zum Urgesteinsmehl). Und wenn der Wurmhumus basisch ist, vertragen sie diesen ebenfalls nicht. Erlebt habe ich das mit einer Palme, die sich nach einer Bautrocknung mit Hilfe von Wurmhumus zunächst gut erholt hat und später dann doch noch eingegangen ist. Sie mochte eher sauren Boden, was ich zu spät herausgefunden hatte.

Deshalb, bevor du, Biberweibchen (willkommen), deinem Bonsai Wurmhumus gibst, prüfe vorsichtshalber den pH-Wert des Wurmhumus, um heruszufinden, ob er den Bedürfnissen deines Bonsai enspricht ;) . Es wäre zu schade, wenn er deshalb Schaden nehmen würde.
Kompostwürmer, die kleinen Meister des Recyclings.
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's Biberweibchen
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Re: Bonsai

Beitrag von 's Biberweibchen »

Eberhard hat geschrieben: Sa 12. Okt 2019, 22:52 Einige Anmerkungen (die ich mir angelesen habe):

- Mineralische Kunstdünger kommen als Salze daher. Im Bodenwasser werden sie gelöst und sind so für Pflanzen verfügbar, allerdings anstrengend. Da Pflanzen Wasser benötigen, findet dann durchaus eine Zwangsernährung statt. Die Wirkung davon kann durchaus eine andere sein als eine bedarfsgerechte Ernährung, die Pflanze wird mehr benötigen als NPK. Wenn unsereiner gut und gesund essen will, ist man mit Fett, Zucker und Eiweiß auch nicht langfristig glücklich.
Daneben werden durch diese unmittelbare Versorgung ursprüngliche natürliche Wege nicht mehr benötigt und ganz schnell gekappt. Mykorrhiza z.B. ist nicht nur Zulieferer von Nährstoffen und Spurenelementen, sondern liefert auch Wasser. Durch die Erweiterung mit dem Pilzmyzel wird der Wurzelraum durchaus mal verzehnfacht, auch sind die Myzelfäden deutlich dünner als Haarwurzeln und können sich solcherart an Quellen bedienen, die für die Haarwurzeln der Pflanzen selber nicht erreichbar sind. Wie gesagt, durch die Kappung kann das sehr schnell entfallen.
Mit dem mineralischen Kunstdünger gehen herstellungsbedingt erhebliche Anteile an Säuren daher, die zu einer Versauerung des Bodens führen können. Daher muss man mit Kalk entgegensteuern. Dies im Verbund führt zu einem Humusabbau im Boden. Aber Humus ist derjenige Speicher, der Nährstoffe und Wasser im Boden zwischenspeichern kann. Mit sinkendem Humusgehalt schwindet das Wasserhaltevermögen des Bodens, was jetzt das Überstehen von solchen Trockenphasen der vergangenen zwei Jahre in hiesigen Regionen nicht einfacher macht.
Das Salzwasser geht dann ins Grundwasser und hat dann auch dort seine Folgen. Der tapfere Landwirt kontert und nimmt von Haus aus eine Überdüngung vor.

- Gesteinsmehl ist natürlich und mineralisch. Hier sind aber Nährstoffe und Spurenelemente mineralisch gebunden. Den Aufschluss erledigen Mikroorganismen des Bodens - wenn man sie nicht durch Kunstdünger, Pestizide und weitere Maßnahmen unterdrückt. Der gleiche Aufschluss findet auch im normalen Boden statt. Da sind meist mehr Nährstoffe und Spurenelemente vorhanden als man denkt und vor allem auch oft ausreichend für Pflanzen. Aber sie müssen eben erst noch pflanzenverfügbar gemacht werden. Daher ist ein reichhaltiges Bodenleben ein wichtiger Punkt, der in der Praxis aber meist außerhalb der Betrachtung liegt.
Nebengedanke: Warum "muss" man mit Stickstoff düngen? Unsere Luft besteht zu knapp 80 Prozent aus Stickstoff, womit dann etwa sieben Tonnen Stickstoff pro Quadratmeter Bodenfläche anliegen. Stichwort Pflanzenverfügbarkeit: Als Gas ist dieser Stickstoff für die Pflanzen nicht nutzbar, aber es gibt Mikroorganismen, die das Gas in Nitrat wandeln. Wenn man jene durch seine Art der Landwirtschaft blockiert, muss man dann düngen.

- Organische Dünger: Pflanzen bauen ja Nährstoffe und Spurenelemente in ihre Organe und Pflanzenteile ein. Somit sind diese vorhanden und können als "Dünger" an den Boden zurückgeführt werden. Wurmhumus, Kompost oder einfach Mulch, das sind nur verschiedene Aufarbeitungszustände, und wieder sind da Mikroorganismen beteiligt.

Pflanzen kommunizieren erheblich mit dem Bodenleben. Es können von der Größenordnung durchaus 30 Prozent des durch Photosynthese erzeugten Zuckers sein, die über die Wurzeln in den Boden gepumpt werden und das Bodenleben füttern - im Austausch gegen Nährstoffe und Spurenelemente und Wasser. Dieser Austausch wird durch den Bedarf gesteuert.

Kann es durch Naturdünger zu einer Überdüngung kommen? Jein, eher nicht.
Nährhumus, und da zählen Wurmhumus, Kompost und weitere organische Dünger (Blutmehl, Hornspäne, Mist) dazu, wird früher oder später mineralisiert, sprich in die Grundbestandteile zerlegt. Wenn man Mist oder Kompost in seinen Boden einbringt, sieht man nach drei Jahren praktisch nichts mehr davon. Zusätzlich zeigt sich, dass je nach Bodenart das Aufnahmepotential an Humus limitiert ist, sprich erhöht man den Anteil des zugeführten Humus darüber hinaus, steigt die Mineralisierung, so dass es durchaus Tendenzen durch Überdüngung bzw. auch Nährstoffauswaschung ins Grundwasser geben kann.
Wie aber schon vermutet und beschrieben: Die Nähstofffreisetzung erfolgt viel sanfter sowie i.d.R. bedarfsgerecht für die Pflanzen, so dass eine schädliche Überdüngung nicht eintreten wird.

An der Stelle darf man dann auch über Dauerhumus nachdenken (Magdeburger Börde, ukrainische Schwarzerdeböden, Terra Preta). Dieser Humus ist (bei richtiger Behandlung) über Jahrhunderte, Jahrtausende stabil und damit bestens geeignet, Überschüsse aufzunehmen und zu speichern und dann auch bei Bedarf wieder abzugeben.

Dauerhumus aufbauen statt düngen, das ist eine seltene Kunst. Abschließend dazu ein starkes Wort von Dr. Elaine Ingham: Sie sagt in etwa, wenn man düngen muss, damit die Pflanzen sichtbar besser gedeihen, hat man Dreck statt Boden.
Eberhard, hab recht lieben Dank für Deine wirklich hochinteressante Antwort.

Mit Pilzen beschäftige ich mich auch schon seit längerem, denn es ist unglaublich was sie zu leisten vermögen. Zum Beispiel gab es in den USA (glaube ich) eine Ausschreibung eines Schrottplatzes. Da hieß es, dass sie eigentlich den Platz binnen eines Jahres schließen müssten, wenn sie nicht den mit Altöl und anderen Chemikalien getränkten Boden als Sondermüll entsorgen würden. Nun suchten sie nach günstigeren und ökologischen Möglichkeiten und teilten das betreffende Gelände in mehrere Parzellen auf, so dass mehrere Bewerber sich mit ihrer Form der Kompostierung, bzw. Beseitung der Giftstoffe profilieren könnten. Unter anderen waren auch Pilzbegeisterte am Werk.
Der langen Rede kurzer Sinn: die Pilze haben haushoch gewonnen! Man hat hierfür eine Bodenprobe ins Labor geholz und den Schleimpilz darauf abgerichtet, sich von diesem toxischen Boden ernähren zu wollen. Nach etwa 2 Wochen war es soweit. Der abgerichtete Schleimpilz wurde auf der zugewiesenen Parzelle ausgebracht mittels mehrerer kleiner Impfungen. Keine 4 Monate später war der toxische Boden umgewandelt und anschließend hat man sogar auf einem Teil entnommenen Bodens Regenwürmer ausgebracht (die Art war leider nicht genannt worden) und die fühlten sich da sauwohl. Genaue Tests haben ergeben, dass der Boden nach Verkostung seitens des Schleimpilzes von so guter Qualität war, dass man hätte Pflanzen anbauen können. Nach Bearbeitung seitens der Würmer ergab sich 6 Monate später ein Boden, der hochwertig war und für Lebensmittelanpflanzung geeignet gewesen wäre.
Ich finde es inzwischen bedenklich, wenn es heißt, dass Bäume krank seien, weil sie von einem Pilz besiedelt werden und dass man sie aus diesem Grund angeblich fällen oder den Pilz mit toxischer Chemie bekämpfen müsste. Alles in der Natur hat Sinn, auch wenn wir den Sinn noch nicht erkennen oder zu begreifen imstande sind.

Jedenfalls ist Mykorrhiza mi durchaus ein Begriff. Grade erst letzte Woche schrieb ich meinen jüngsten Sohn deswegen an, denn er ist ausgebildeter Landwirt und studiert aktuell. Mich würde nämlich interessieren wie ich am besten Mutterboden mit den richtigen Pilzen impfen kann, um eine Besiedelung zu erreichen, die Mykorrhiza absichtlich herbeizuführen vermag. Auch frage ich mich was denn genau passiert, wenn man etwas Waldboden entnimmt und dem eigenen Boden zuführt. Schließlich sind unsere Wälder ja auch mit Pilzen durchzogen.
Ich finde es überdies interessant, dass Pilze die Kommunikation zwischen Pflanzen unterstützen. Man weiß inzwischen, dass Bäume beispielsweise über weite Strecken die Information von Gefahr weitergeben. Dazu gab es zahlreiche Versuch unter anderem mit Feuer.
Pilze scheinen die Grundlage allen Lebens zu sein und sind daher meine große Hoffnung für die Zukunft, falls tatsächlich unsere Natur endgültig kaputt gemacht würde.
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's Biberweibchen
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Re: Bonsai

Beitrag von 's Biberweibchen »

Wurmcolonia hat geschrieben: So 13. Okt 2019, 11:27 Zu dem was bereits geschrieben worden ist, möchte ich noch einen Aspekt hinzufügen, wobei ich nicht weiß, ob dieser im konkreten Fall relevant ist und zwar die Berücksichtigung des pH-Werts des Wurmhumus. Wenn dieser z.B. zu hoch für den Bedarf der Pflanze ist, verträgt die Pflanze den Humus nicht und geht im schlimmsten Fall ein. Einen eher sauren Boden bevorzugen z.B. Azeleen, Hortensien, Kamelien, Rhododendren, Eriken und Heidelbeeren. Sie soll man daher auch nicht mit Urgesteinsmehl düngen (so steht es in der Anleitung zum Urgesteinsmehl). Und wenn der Wurmhumus basisch ist, vertragen sie diesen ebenfalls nicht. Erlebt habe ich das mit einer Palme, die sich nach einer Bautrocknung mit Hilfe von Wurmhumus zunächst gut erholt hat und später dann doch noch eingegangen ist. Sie mochte eher sauren Boden, was ich zu spät herausgefunden hatte.

Deshalb, bevor du, Biberweibchen (willkommen), deinem Bonsai Wurmhumus gibst, prüfe vorsichtshalber den pH-Wert des Wurmhumus, um heruszufinden, ob er den Bedürfnissen deines Bonsai enspricht ;) . Es wäre zu schade, wenn er deshalb Schaden nehmen würde.
Wurmcolonia, danke Dir auch, und Grüße in meine Wahlheimat, der ich leider den Rücken gekehrt habe.

Wegen des pH-Wertes wird das Rettungsset für Wurmkisten bestellt. Ich nehme an, dass ich im kommenden Frühjahr meinen ersten Wurmhumus ernten werde können und bin schon so gespannt auf dessen Qualität und Inhaltsstoffe. Erstmal steht bei mir das Wohlfühlambiente der Würmchen an, auf die ich mich schon riesig freue. Allerdings nehme ich an, dass meine Wurmkisten insgesamt zu klein sind für meinen persönlichen Bedarf, aber Erweiterung geht ja sowieso immer. Meine Minibox muss ich diese Woche auch neu bauen, weil ein ehemaliger Kollege die Eimer unbedingt für seinen Kleingarten wollte. Die Konditionierung meines Umfelds läuft. :D
Eberhard
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Re: Bonsai

Beitrag von Eberhard »

um eine Besiedelung zu erreichen, die Mykorrhiza absichtlich herbeizuführen vermag
Bäume (Wald) nutzen andere Pilze als Garten- und Wiesenpflanzen. Zusätzlich haben einzelne Pflanzen eigene Gruppen von Pilzen, mit denen sie zusammenarbeiten. Man kennt das doch: Einen Birkenpilz würde man wo suchen?

Daher nutze ich meinen Kompost nicht nur zur "Entsorgung" von Abfallstoffen - ist ja auch eher eine neue Stufe im Stoffkreislauf und somit produktiv für spätere Weiternutzung. Ich gehe auch desweilen mit offenen Augen durch die Umgebung und sammle Zeugs ein, in der Regel von urbanen Plätzen weiter weg von Umweltverschmutzung. Das ist wie geschrieben etwas altes Laub bis hin zum Mull, Moos von der Wiese wie auch von Dächern, ein Maulwurfshaufen hier und eine Schubkarre Pflanzen von einem Wegrand, Brennnesseln, Holunder, Haselnuss, Schafgarbe usw. usf. Alles, was stark wächst, ist interessante Beimischung und dürfte Lebenskraft transportieren.
Was eine Überschwemmung als erstes vom Feld spült, ist kein Dreck, sondern der leichte (organische humose) Teil des Bodens. Auch da kann man ein paar Schaufeln einer sinnvollen Nutzung zuführen.
Durch die Vielfalt erhöht man die Wahrscheinlichkeit, auch solche Mikroorganismen zu bekommen, womit dann auch die Möglichkeit besteht, dass sich die gewünschten MO durchsetzen und wirksam werden. Denn es bleibt doch so, dass auch bei Hobby- und Biogärtnern Monokulturen vorherrschen, damit auch eine Verringerung der Bandbreite der nenneswert wirkenden MO eintritt.

Ergo soll mein Kompost nicht bloß düngen, sondern den Boden impfen mit Leben in hoher Vielfalt.

Ja, Pilze spielen eine starke Rolle, die Bakterien und die etwas größeren Tierchen aber ebenso. Das Zusammenspiel ist extrem komplex. Bakterien mögen es etwas saurer und vermehren sich schneller, Pilze mögen es etwas basischer und wachsen langsamer. Es herrscht ein Verdrängungskrieg zwischen diesen MO-Arten, andererseits gibt es auch Bündnisse und Symbiosen in verschiedensten Ausformungen. Dr. Ingham schreibt dann, dass eigentlich jede Pflanze einen bestimmten eigenen Wert der Bodensäure und eine eigene Kombination von Bodenmikroorganismen als optimal empfindet und darauf mit ihrem Gedeihen reagiert. Wenn man dann bei den Pflanzen auch noch auf Vielfalt setzt und echte Mischkulturen anbaut, kann man dann sein Rezeptbüchlein entgültig wegwerfen und eigentlich nur tendenziell arbeiten.

Bezüglich Mykorrhiza: Man darf oft davon ausgehen, dass da Sporen im Boden sind oder über natürliche Verbreitungen ankommen. Wesentlicher Aspekt wird dann aber sein, vorhandene Mykorrhiza zu erhalten. Man sollte also bestmöglich und längstmöglich lebende Pflanzenwurzeln im Boden haben, also ein grünes Feld statt Schwarzbrache. Leben kann man nicht einfach ausschalten und dann bei voller Leistung wieder einschalten wie elektrisches Licht.
Weiter ist es nachvollziehbar, dass tiefe Bodenbearbeitung vorhandene Pilzgeflechte zerstört, übermäßige Belüftung und das Verbringen an die Oberfläche, wo UV-Strahlung, Wind und Regenschauer ungehemmt wirken können, weitere schädigende Maßnahmen sind.
Mit freundlichem Glück Auf!
Eberhard
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Re: Bonsai

Beitrag von 's Biberweibchen »

Recht lieben Dank, Eberhard. Ich weiß jetzt was ich mir zum Julfest und Geburtstag von meinen Kindern wünschen werde.(-:

Hast Du Dich schon mal mit Viktor Schauberger beschäftigt? Der hat unter anderem einen sehr interessantn Pflug aus Kupfer entworfen, der so ganz anders wirkt als Eisenpflüge und das liegt sowohl an der Form als auch am Material.
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