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Re: Wurmfutteraufbereitung durch Fermentation

Verfasst: So 10. Apr 2011, 05:57
von kiko63505
Hallo Utawurm.

Bokashi kenne ich jetzt leider nur vom lesen und hörensagen, ich kann also weder gut noch schlecht darüber schreiben. Die Sache selbst ist ein interessantes Thema und ich habe Deinen positiven Beitrag nicht nur mal eben überflogen.
mein Keller ist recht kalt und im Winter war da in der Wurmkiste nicht viel los,

Wie kalt war es denn im Keller zur Winterszeit? Eine Wurmkiste, die nicht arbeitet, dürfte doch kaum Flüssigkeit produzieren. Belüftest Du den gesammelten Wurmtee, verliert gesammelter Wurmtee nicht an Wertigkeit? Die gesammelte Flüssigkeit vom Bokashi dürfte ebenso sauer sein wie das Bokashi selbst, macht das den Pflanzen nichts aus? Hat die Flüssigkeit von Bokashi ähnliche oder gleiche "Düngewirkung" wie Wurmtee?
kiko

Re: Wurmfutteraufbereitung durch Fermentation

Verfasst: So 10. Apr 2011, 09:38
von utawurm
hallo kiko,

im winter hatte ich so zwischen 10 und 15°celsius und das ging noch so. ich hab doch die holzwolle drin und daher luft genug. gerochen hat noch nichts. die flüssigkeit ist im kanister und obenauf sind immer die kleinen weißen milben, alles fast geruchsfrei. ph-messung müsste ich mal machen.

die bokashiflüssigkeit habe ich auch noch nicht auf ph-wert gemessen. sie riecht aber leicht säuerlich.
(ja, bokashi ist nur ein anderer name für diese EM, mikroorganismen)

warum sollte die düngekraft verloren gehen, sind doch mineralien, die im ewigen kreislauf erhalten bleiben?

vlg utawurm

Re: Wurmfutteraufbereitung durch Fermentation

Verfasst: So 10. Apr 2011, 12:35
von kiko63505
Hallo Utawurm,

Bei Wurmtee handelt es sich um "lebende" Flüssigkeit wobei die Lebewesen stark auf Sauerstoff angewiesen sind. Fehlt der Sauerstoff, so werden die Lebewesen absterben und normalerweise "kippt" die Flüssigkeit um. Im Prinzip fault die Flüssigkeit und müsste eigentlich anfangen zu stinken. Beleben könnte man das ganze mit einem Sauerstoffspender und einer Pumpe, ähnlich wie in einem Aquarium.
Bei der Bokashiflüssigkeit kann ich jetzt nichts sagen, auch nicht zu den Düngeeigenschaften. Stutzig machte mich halt nur der saure PH Wert bei der Flüssigkeit.
kiko

Re: Wurmfutteraufbereitung durch Fermentation

Verfasst: Mi 13. Apr 2011, 11:45
von dynamind
Bokashiflüssigkeit ist vermutlich sowas wie Brottrunk, Sauerkrautsaft oder das russische Kwas - das sind alles Produkte aus milchsaurer Vergärung.

Brottrunk wird wohl auch für Pflanzen eingesetzt (wusst ich bisher auch nicht)
http://www.kanne-brottrunk.de/mensch/garten.html

Re: Wurmfutteraufbereitung durch Fermentation

Verfasst: Fr 15. Apr 2011, 12:20
von dynamind
utawurm hat geschrieben:
hier noch ein link dazu.

http://www.waschbaer.de/Kuechen-Kompost ... 32715.html
Ja, das Eimerchen fand ich auch mal interessant, aber den Preis fand ich doch recht abtörnend. Ich habe dann ein bisschen herumrecherchiert und bin eben zum Schluss gekommen, dass in diesen Eimerchen durch Zugabe des ebenfalls recht teueren EM einfach nur eine milchsaure Vergärung stattfindet. Die könnte man in einem einfacheren, selbstgebauten Eimerchen vermutlich auch mit Sauerkrautsaft oder ähnlichem starten.

Aber das wäre doch mal ein interessanter Versuch. Statt EM könntet ihr ja einfach mal Sauerkrautsaft dazukippen und schauen ob was anderes rauskommt.

Grundsätzlich: ich glaube, dass Mikroorganismen gut für uns und auch für die Pflanzen sind. Brottrunk und ähnliches finde ich z.B. spürbar vitalisierend. Aber bei EM wird meiner Meinung nach ein sehr einfaches Rezept - die milchsaure Vergärung - völlig aufgebläht und viel zu teuer vermarktet. Die Endprodukte sind so gut wie sie sind und wären aber vermutlich auch nicht schlechter, wenn sie mit Sauerkrautsaft hergestellt würden. Es gibt auch keinerlei wissenschaftliche Grundlage für das Zusammenspiel von anaeroben und aeroben Bakterien - das schliesst sich einfach aus und gehört meiner Meinung nach zum Marketing.

Noch zum Terrapreta Link von Flomax:
Die Herstellungsmethoden von Terrapreta sind ja leider noch nicht im Detail bekannt. Es kann sein, dass die Indios damals ihre Exkremente fermentiert haben (zusammen mit Fischresten und ähnlichem). Ein zentrales Wirkelement von Terra Preta scheint aber die Verwendung von Holzkohle und Tonscherben zu sein, weil deren Poren im Tropenklima den Mikroben einen Rückzugsraum bieten und sie vor Auswaschung aus dem Boden schützen. So habe ich das zumindest verstanden. Terra Preta ist vermutlich im tropischen Extremklima auch wesentlich wirksamer als hier bei uns. Ich finde Terra Preta auch ein spannendes Thema, aber eher im Zusammenhang "wie kann ich möglichst natürliche Erde mischen in der sich die Mikroorganismen wohlfühlen". Die Zuführung von Mikroorganismen ist ja meistens unnötig, weil in der Natur ja genügend vorhanden sind und sie sich ja auch nicht überall wohlfühlen bzw. wichtiger als die "Zuführung" ist es eine Umgebung zu schaffen in der sie sich wohlfühlen (im Garten z.B. durch Mulchen).
Also selbst wenn EM tatsächlch so viele Mikroorganismen enthält wie behauptet wird würde trotzdem nur der Bruchteil davon erhalten bleiben der optimale Lebensbedingungen findet.

Ich finde da das Konzept unserer Wurmfarmen sympathischer. Da kommt die perfekte Mikroorganismen Mischung quasi unten raus, wenn es oben alles stimmt und man eine natürliche und runde Umgebung hergestellt hat (durch Kontrolle von Nahrung, Wasser, Temperatur).

Re: Wurmfutteraufbereitung durch Fermentation

Verfasst: Sa 16. Apr 2011, 17:00
von kiko63505
Hallo Dynamind,

in groben Zügen bin ich voll Deiner Meinung. Für uns kleine Wurmfarmer wäre der Aufwand mit Bokashi sicherlich zu groß und dürfte kaum Vorteile bringen. Flomax hingegen hat total andere Voraussetzungen und Ziele, mit ein wenig Geschick und Glück kann er mit beiden Methoden ergänzend arbeiten.

Sauerkrautsaft, Brottrunk, Bierhefe und vieles mehr, hat es schon immer gegeben und kommt sporadisch immer wieder auf den Markt. Möglicherweise sind die Erwartungschaltungen der Käufer zu groß und man schenkt diesen Dingen kaum noch Beachtung. Unbestritten allerdings dürfte sein, dass diese Sachen positiv auf uns Menschen wirken. Inwieweit man diese Dinge positiv im Garten, einer Wurmfarm oder Bokashi Ähnlich einsetzen könnte müsste man wirklich testen. Allerdings vertrete ich die Meinung, das eine Wurmfarm die gut eingestellt ist, für fast alle Haushalte sehr gut geeignet ist.
kiko

Re: Wurmfutteraufbereitung durch Fermentation

Verfasst: Sa 16. Apr 2011, 20:22
von dynamind
Nein, bitte nicht missverstehen - ich finde das grundsätzlich auch in Ordnung - ich bin ein Freund jedweder Vergärung und anderer alchimistischer Grundprozesse und wenn die Bokashi Eimerchen nicht so unglaublich teuer wären hätte ich mir auch schon lange eins geholt (und das EM hätte ich mir von einem Freund abgestaubt, der in der EM Sekte Mitglied ist :P ))
Aber man kann diese uralten Kulturtechniken eben - meiner Meinung nach - auch anwenden, ohne, dass EM draufstehen muss und danach die Geldbörse leer ist. :lol:

Re: Wurmfutteraufbereitung durch Fermentation

Verfasst: So 17. Apr 2011, 06:25
von kiko63505
Hallo Dynamind,

das kommerzielle steht leider immer im Vordergrund. Oftmals lassen sich sogar überteuerte Produkte besser verkaufen, denn preiswert kann ja nicht gut sein.
Jeder handelsübliche Farbeimer bietet alle Voraussetzungen für einen "Bokashieimer" und der steht oftmals im Keller, übriggeblieben von der letzten Renovierung.
Als kleiner Wurmfarmer sehe ich hier dennoch ein Problem mit dem Handling. Meine Farm als Wurmumusproduzent ist im Einsatz, parallel dazu müsste ich noch einen Eimer befüllen, der ebenfalls Platz und Zeit in Anspruch nehmen würde. 6 bis 12 Wochen würde der volle Eimer nun irgendwo stehen, ein 2ter Eimer wäre nötig um die Kette zu schließen. Nach Ablauf der 6 bis 12 Wochen habe ich dann einen Eimer fermentierter Masse, die aber übersäuert ist. Im Komposter neutralisieren des Bokashi wäre zwar eine Möglichkeit, würde aber wieder einige Wochen in Anspruch nehmen. Nach Ablauf von geschätzten 18 Wochen wäre dann die Wurmfarm der nächste Schritt um aus dem Ausgangsmaterial Wurmhumus herzustellen.
Es fallen Kosten für den Kauf von EM plus Zubehör und Arbeitszeit an, die ich jetzt nichteinmal mitrechnen möchte.
Aus meiner Sicht rechnet sich das jetzt überhaupt nicht, was nicht heißen soll, das dass System Bokashi schlecht wäre.
Kiko

Re: Wurmfutteraufbereitung durch Fermentation

Verfasst: So 17. Apr 2011, 12:11
von dynamind
wie verhält es sich denn mit Bokashi auf dem normalen Kompost bzw. in einem Thermokomposter? Mal angenommen man würde darin auch Lebensmittelreste verarbeiten käme da ein Endprodukt raus, das Komposttauglich ist? (Also im Sinne von: Bringt die Lebewesen dort nicht um und zieht vor allem auch keine Ratten oder Hunde u.ä. an)

Re: Wurmfutteraufbereitung durch Fermentation

Verfasst: So 17. Apr 2011, 16:53
von kiko63505
Hallo Dynamind,

so richtig kann ich Deine Frage nicht beantworten, lediglich Vermutungen können hier mein Beitrag sein.
Essensreste und dergleichen sollen nicht in den Komposter aus Hygienegründen und um das einwandern von Mäusen und Ratten zu verhindern. Das soll aber nicht bedeuten, dass diese Reste, im Komposter nicht umgesetzt werden.
Was wurde denn vor 50 Jahren mit diesen Resten gemacht? Diese wanderten auf den Kompost oder auf den Misthaufen. Eingeweide vom schlachten und totes Vieh wurde ebenfalls auf dem Mist entsorgt. All diese Dinge wurden im Mist eingegraben und sind dort zersetzt worden. Beim nächsten ausbringen dann waren diese Reste nicht mehr erkenntlich und wurden so für den natürlichen Kreislauf verwertbar.
Ob denn bei diesen Aktionen aerob und anerob bekannt waren oder darauf Rücksicht genommen wurde weiß ich nicht, jedenfalls hat es funktioniert.
In der Natur dürfte es nicht viel anders sein, alles was an Tieren stirbt wird entweder von anderen Tieren gefressen oder es wird durch Kleinstlebewesen zersetzt. Die Natur bietet für alles eine Lösung an, man muss diese nur annehmen und nachahmen... sofern das möglich ist.
Aerobe und anerobe Zersetzung gibt es in der Natur ebenfalls, wobei die anerobe Zersetzung dort weitaus mehr verbreitet ist. Beide Zersetzungsarten passen zwar nicht zusammen, was aber nicht bedeuten muß, dass sich diese Zersetzungsarten nicht ergänzen.
Im Prinzip kann also alles was einmal gelebt hat kompostiert werden.

kiko