Moin Naturi,
Naturi hat geschrieben:ich gehe ja gerne von meinen Beobachtungen in der "Natur" aus. In der "Natur" scheint Fäulniss für die Würmer kein Problem zu sein.
da muss man einfach mal genau nachfragen, was Fäulnis überhaupt ist. Man versteht darunter den Abbau von organischen Stoffen, abgestorbenen Material unter anaeroben Bedingungen, also Luftabschluss. Dabei entstehen andere Abbauprodukte als bei Verwesung mit ausreichend Sauerstoffzufuhr. Da möchte ich mal Essigsäure, Ehtanol, Milchsäure, Buttersäure und Schwefelwasserstoff nennen. Alles eklige, für Würmer giftige Stoffe.
Steht genügend Sauerstoff zur Verfügung, so finden sich Organismen ein, die auch diese Abbauprodukte verstoffwechseln und als willkommene Energielieferanten nutzen.
Richtig, in der Natur, auf einem Komposthaufen mag kein Wurm Essig- oder Buttersäure. Hier hat der Wurm die Möglichkeit sich in andere Bereiche des Haufens zu verkriechen, wo diese Stoffe keine Rolle spielen.
Anders sieht das in einer (schlecht durchlüfteten) Wurmbox aus. Die zum Teil gasförmigen Stoffe verteilen sich in der kompletten Box. Die Würmer finden kaum noch aerobe Rückzugsräume. Sie werden entweder vergiftet oder suchen ihr Heil in der Flucht aus der Box.
Hast Du in der Wurmbox nicht genügend Sauerstoffzufuhr, so verrotten die Abfälle nicht, um zu Wurmnahrung zu werden. Vielmehr werden sie einfach nur sauer eingelegt, wie Gurken oder Sauerkraut. Das ist erstmal nix für Wurmis.
Naturi hat geschrieben:Auf meiner Wurmsuche, war ich auch an einem Kompost, der nur mit Küchenabfällen bestückt wurde. Hier stank es stark und Fäulniss war in großem Umfang vorhanden. Trotzdem gab es massenweise Würmer.
Wir dürfen davon ausgehen, dass die Würmer nicht im ganzen Haufen gleichmäßig verteilt waren. Ich gehe mal davon aus, dass sie sich vor allem in den Bereichen getummelt haben, wo es noch Sauerstoff gab. Die anaeroben Bereiche, die den Fäulnisgeruch verursacht haben, dürften allerdings wurmfrei gewesen sein.
Und an dieser Stelle möchte ich mal die Genialität des Kompostwurmes betonen. Er hat seine rote Färbung zum großen Teil durch den Besitz von größeren Mengen Hämoglobin. Er ist in der Lage, sich in aeroben Bereichen mit Sauerstoff zu versorgen. Anschließend kann er sich für ein paar Stunden in das nahrungsreiche sauerstoffarme Substrat bohren, quasi abtauchen, um sich voll zu fressen. Andere Nahrungskonkurrenten, die das faule Zeug auch gerne fressen würden (Asseln) haben dazu keine Chance, die würden ersticken. Gleichzeitig schafft er dadurch ein Wurmloch, durch das der Sauerstoff in den neu erschlossenen Bereich diffundieren kann. Dadurch brechen schwere Zeiten für die anaeroben und fakultativ anaeroben Organismen an, die die Fäulnisbereiche bewohnen. Die Würmer sorgen dafür, dass diese faulenden Bereiche auf dem Komposthaufen auch ohne Zutun des Menschen rasch immer kleiner werden.
Naturi hat geschrieben:Ich habe bis jetzt fast keine Erfahrung mit Wurmkisten. Aber ich kann mir nicht Vorstellen, das es den Würmern schaden sollte, wenn das aufgelgte Futter teilweise oder ganz erstmal anfangen sollte zu faulen. Ein Apfel oder Apfelstücke z.B. faulen immer erstmal. Ich gehe mal davon aus, dass sich unter der Futterlage Material befindet, in dem sich die Würmer auch aufhalten, was ja nicht Faul ist.
Das kannst Du selber feststellen. Müffelt es, wenn Du mal "umgräbst" oder riecht es leicht pilzig. Wenn Letzteres, dann ist alles im grünen Bereich. Sollte es müffeln, würde ich an Deiner Stelle täglich umgraben.
Naturi hat geschrieben:Gefühlsmässig würde ich sagen dass in Plastikbehältern grundsätzlich viel leichter Probleme entstehen könnten, als in Naturholzbehältern (oder vielleicht auch nicht glasierten Tonbehältern).
Durch diese Gefäße kann in kleinen Mengen Sauerstoff diffundieren. Insofern stimmt das. Praktisch ist diese Diffusion eine nicht ansatzweise so effektive Sauerstoffzufuhr, wie Zugluft.
Andererseits könnte das Holz im Gegensatz zu Plastik im Laufe der Monate selbst zu Wurmnahrung werden. Es sei denn, das Holz wurde zuvor mit Giftstoffen imprägniert, um es haltbar zu machen.
Naturi hat geschrieben:Da müsste es 1. sicher mit den Luft- und Feuchtigkeitsverhältnissen schwieriger sein und 2. kommt das Problem der Giftstoffe aus dem Kunststoff dazu.
Mit der Luft hast Du Recht. Auf Giftstoffe gehe ich lieber mal in einem separaten Beitrag ein, sonst wird das hier zu lang. Bei lebensmittelechten Plastikgefäßen sollte den Würmern aber absolut nichts passieren.
Das Problem der Feuchtigkeit wird aber nach meinem unmaßgeblichen Ermessen überbewertet. Kompostwürmer können ja mehrere Tage unter Wasser leben. Selbst im Wurmtee finden sich hin und wieder lebende Würmer, wobei ich nicht noch nicht ausprobiert habe, wie lange es die Würmer darin aushalten. Merke: Feuchtigkeit, Nässe oder große Wassermengen haben keinen direkten schädigenden Einfluss auf die Würmer, weil sie keine Lungenatmer sind, sondern sich durch die Haut mit Sauerstoff versorgen.
Wasser und Feuchtigkeit richten, wenn man nicht aufpasst, in der Wurmbox aber gravierende Sekundärschäden an. Ist das Substrat trocken, hat es viele Poren, durch die eine Belüftung möglich ist. Ist das Substrat nass, dann werden viele Poren mit Wassertropfen "verstopft", so dass unter Luftabschluss Fäulnis mit den oben bereits erwähnten giftigen Abbauprodukten entsteht.
Feuchtigkeit richtet in der Wurmbox noch einen weiteren "Schaden" an. Bringt man im Substrat härtere Stoffe wie Pappe Küchentücher oder diverse Stängel ein, so haben diese "einen eigenen Willen", was die Form betrifft. Dadurch werden Zwischenräume offen gehalten, die mit Luft gefüllt sind. Gießt man Wasser drüber, so wird dieser Willen schnell gebrochen. Das Substrat patscht zusammen und der Sauerstoff wird knapp, siehe oben...
Naturi hat geschrieben:Darum würde ich nach Möglichkeit immer Naturmaterial vorziehen.
Mit solchen Begriffen wäre ich sehr vorsichtig.
Pfiffikus,
dem da spontan einige Giftstoffe einfallen, die rein pflanzlich sind und der Natur entnommen werden können