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Gibt es Probleme in der Wurmfarm? Möchtest Du Deine Can-o-Worms verbessern oder Dein Wurm Cafe säubern? Hier gibt es Tips und Fragen auf häufige Antworten!
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Simone
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Beitrag von Simone »

Hallo. Wir haben heute ein Wurmcafe geschenkt bekommen. Kann mir vielleicht jemand sagen wie ich es bestücken muss und was man alles braucht? Danke
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Trillian
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Re: Beginn

Beitrag von Trillian »

Hallo Simone,
Du hast nur das nackige Wurmcafé, keine Würmer, keine Anleitung?
Dann würde ich Dir wärmstens das Buch Kompost aus der Kiste empfehlen, da steht alles drin, was Du wissen musst - und lustige Bilder gibt's noch dazu. ;)
Lieben Gruß,
anke (wave)
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Peter_86
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Re: Beginn

Beitrag von Peter_86 »

Hallo Simone,

Ich habe meine Informationen größtenteils aus dem Buch „Kompost aus der Kiste“ (Autoren: Lydia Brucksch & Japser Rimpau; Ulmer Verlag).

Stelle das Wurm Café an einem Ort auf, der gut belüftet und trocken ist. Ideal sind Temperaturen von 15 – 25 °C, die Würmer sollten nicht unter 0°C und nicht über 30°C gehalten werden, sonst sterben viele. Das heißt: Im Hochsommer und bei (Nacht-)Frost nicht auf den Balkon stellen. Wenn die Wohnung sich im Sommer zu sehr aufheizt, in den Keller stellen. Das Wurm Café sollte nicht längere Zeit in der Sonne stehen, sonst heizt es sich zu sehr auf.
Durch die Zersetzung entsteht Wärme, das heißt die Innentemperatur kann um einige Grad ansteigen. Stecke am besten ein Thermometer in die oberste Schicht, dann kannst du immer die Temperatur kontrollieren.
Bei Regen darf die Wurmbox nicht zu nass werden, damit die Würmer nicht ertrinken / ersticken. Den Ablasshahn kann man offen lassen und ein Gefäß drunter stellen, dann kann überschüssige Flüssigkeit leicht ablaufen und die Luftzufuhr ist besser.

Zuerst braucht man nur eine Arbeitsetage, diese stellt man auf den Auffangbehälter.

Einrichten des Wurm Cafés:
1.) In die Arbeitsetage kommt zuerst "Einstreu" aus kohlenstoffreichen Materialien für die Würmer. Dazu kann man verwenden: Laub (nicht: Eiche, Buche, Nussbaum, Nadeln: wird zu sauer), kleine Zweig-Stückchen, Holzspäne, Stroh, Kokosfasern, zerrissene Pappe / Papier (nicht bunt bedruckt, kein Hochglanz-Papier, keine Kleber-Reste). Die Einstreu mit 2 Handvoll halbreifem Kompost mischen, dieser enthält wichtige Kleinlebewesen und Mikroorganismen, die die Zersetzung beschleunigen. Zusätzlich zum Kompost geht z. B. auch ein Terra preta-Bodenaktivator mit Mikroorganismen. KEINE Walderde zugeben, die kann zu sauer sein (am besten mit pH-Streifen testen). KEINE Blumenerde zugeben, diese Standarderde enthält zu viele Salze.
2.) Das ganze anfeuchten mit Regenwasser oder abgestandenem Leitungswasser. Die Einstreu darf nicht klitschnass sein, sondern eher wie ein ausgedrückter Schwamm.
3.) ca. 1 Handvoll Küchenabfälle (klein geschnitten/gerissen) auf die Oberfläche legen und min. 1 Woche luftig anrotten lassen, damit sie für die Würmer besser verwertbar sind. Außerdem sollte man noch 1/2 Handvoll Mineral Mix zugeben.
4.) Kompostwürmer besorgen: Bestellen wenn möglich 1000 Stück mit möglichst viel „Muttererde“ oder besorgen z. B. von anderen Wurmkompost-Besitzern; aus dem Freiland in (halb)verrottetem Pferdemist.
Man kann auch die komplett die „Muttererde“ (z. B. verrotteter Pferdemist) mitsamt den Würmern in die erste Etage der Wurmbox geben. Der Vorteil ist, dass die Würmer gleich ihr gewohntes Milieu (Mikroklima, genügend Mikroorganismen, richtiger pH) haben. Dann flüchten sie nicht und vermehren sich schneller.
ACHTUNG: im normalen Komposthaufen kommen nicht immer Kompostwürmer vor, sondern oft Regenwürmer, die sich aber in der Wurmbox nicht vermehren und daher ungeeignet sind.
Bei mildem Wetter kann man Kompostwürmer selbst anlocken: Man breitet auf dem Erdboden eine Lage Karton aus und feuchtet diese leicht an. Sie muss immer feucht gehalten werden. Unter den Karton gibt man täglich Kaffeesatz, am besten vermischt mit halb verrotteten Blättern und/oder etwas Stroh. Nach mehreren Wochen haben sich Kompostwürmer angesiedelt und können mitsamt Kokons und umliegender Erde (oberste 5-10 cm) in die Wurmbox gegeben werden.
5.) Nach der Zugabe der Würmer flüchten diese vorm Licht und verkriechen sich daher schnell. Das Ganze noch mit einer Hanfmatte abdecken.
Nach dem Transport sind die Würmer erst einmal gestresst. Sie kommen in eine ungewohnte, noch etwas sterile Umgebung, in der sich das richtige Mikroklima erst in 2- 4 Wochen einstellt (es ei denn man hat sie komplett mit „Heimaterde“ geholt). Deshalb wollen einige Würmer flüchten. Dies kann man verhindern, indem man den Deckel der Wurmbox offen lässt und über Nacht beleuchtet. Da die Würmer vor dem Licht flüchten, klettern sie nachts nicht aus der Box. Man kann z. B. eine kleine Leselampe verwenden und das ganze über eine Zeitschaltuhr steuern.

Ich habe mein Wurm Café erst 1 Woche lang beleuchtet. Danach sind jede Nacht ein paar Würmer abgehauen, also habe ich nochmal ca. 2-3 Wochen beleuchtet. Danach habe ich den Deckel geschlossen und nicht mehr beleuchtet. Jetzt ist kein Wurm mehr geflüchtet.

Am Anfang darf man nicht zu viele Abfälle zugeben. Man sollte die Abfälle in kleinen Stückchen zugeben, so dass keine Fäulnis entsteht. Wichtig ist, dass min. 1/3 aus kohlenstoffreichem Strukturmaterial besteht. Stickstoffreiche Abfälle sollte man auch nicht über die gesamte Fläche verteilen. Außerdem sollte man regelmäßig Mineral Mix (enthält Kalk) zugeben, damit die Box nicht versauert. Saure Abfälle wie Apfel und Kaffeesatz sollte man mit Kalk / zerriebenen Eierschalen bestreuen, damit der pH-Wert zu nicht zu stark fällt.
Lieber immer wieder kleine Mengen zugeben, als große Mengen auf einmal. Diese würden sonst bei hoher Temperatur verrotten (Heißrotte) oder faulen, was den Würmern nicht gut tut.

Nicht zugeben sollte man:
- Fleisch, Fisch, Knochen, Milchprodukte (wegen Fliegen, mögliche Krankheitserreger z. B. Salmonellen);
- Papier und Pappe, die farbig bedruckt ist, stark glänzt und/oder mit nicht chlorfrei gebleicht wurde. Außerdem dürfen keine Kleberreste enthalten sein. Pappe und Papier können Schadstoffe wie Mineralöle enthalten.
- Sehr harte Teile wie Nussschalen, Obstkerne, große Holzstückchen, Maiskolben, Kohlstrünke, Muscheln: brauchen viel zu lange zum Zersetzen.
- Grillkohle/-asche: kann Schadstoffe enthalten
- Knoblauch, Zwiebeln, Schalotten (enthalten Stoffe, die Würmer abschrecken oder töten können)
- Zitrusfrüchte
- Plastik (Etiketten an Obst / Gemüse entfernen!), Metall oder andere nicht abbaubare Materialien
- Fäkalien wie z. B. Kleintiermist (wegen möglicher Krankheitserreger)
- Sehr salzige, fettige oder essighaltige Nahrungsmittel
- scharfe Gewürze (Chili, Wasabi etc.)
- Fasern von Kleidung/Textilien (Ausnahme: Naturfasern, die unbehandelt und ungefärbt sind)
- Staubsaugenbeutel, Wäscheflusen (enthalten Synthetik-Fasern)
- Pflanzenabfälle, die mit Pestiziden behandelt wurden (z. B. Schalen von gespritztem Obst, Blumensträuße aus dem Handel) oder die neben stark befahrenen Straßen / an belasteten Stellen gewachsen sind

Nur wenig zugeben sollte man:
- Gekochte Essensreste
- Stärkehaltige Nahrungsmittel (Brot, Brötchen, Nudeln)
- Haare und Nägel (wenn möglich zerkleinern)
- Grasschnitt/Heu (in größeren Mengen wird es bei der Zersetzung schnell heiß, außerdem pappt es zusammen und fault)
- stark saure Abfälle (z. B. Rhabarber, Sauerkraut): wenn dann zusammen mit Kalkpulver zugeben
- Zeitung/Papier: pappt schnell zusammen, wenn es feucht wird und verhindert dann Luftzufuhr, lieber in kleine Stückchen reißen

Sonstiges:
(Unkraut-)Samen werden in der Wurmbox nicht abgetötet, da es nicht zur Heißrotte kommt. Der fertige Wurmhumus kann also keimfähige Samen enthalten. Sobald etwas in der Wurmbox keimt, einfach den Keimling kaputtbrechen, er wird dann zersetzt.

Eierschalen sollte man trocknen, gut zerkleinern/zermahlen, und dann zugeben. Rohe Eierschalen können Salmonellen enthalten. Als Kalklieferant kann man gekochte Eierschalen, Kalkreste aus dem Wasserkocher, oder zerkleierte Schneckenhäuser / Kalksteinchen verwenden.

Viele Grüße,

Peter
Die ganze Masse des oberflächlichen Humus ist durch die Körper der Regenwürmer hindurchgegangen. Man kann bezweifeln, dass es noch viele andere Tiere gibt, welche eine so bedeutende Rolle in der Geschichte der Erde gespielt haben. (Charles Darwin)
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