Meine Tipps stammen zum Großteil aus dem Buch „Kompost aus der Kiste“ (Lydia Brucksch, Jasper Rimpau, Ulmer Verlag, 2013) bzw. aus eigenen Erfahrungen.
Die Wurm-Population ist abhängig vom Volumen und der Futtermenge, sowie von weiteren Faktoren: Temperatur, Feuchtigkeit, Futterzusammensetzung, Angebot an Kalk u. Mineralien).
Hier
http://www.wurmwelten.de/wp/die-wurmkiste-streikt/ heißt es:
„In einem Wurm Café was mit 2 kg Abfall in der Woche beschickt wird, kann immerhin eine Population von bis zu 12000 Exemplaren aufrechterhalten werden.“
Das Wurm Café hat ein nutzbares Volumen von ca. 40 Litern, bei 12.000 Würmern liegt die maximale Wurmdichte bei 300 Würmer pro Liter. Dieser Wert lässt sich wahrscheinlich auch auf kleinere o. größere Farmen übertragen.
Im Buch „Kompost aus der Kiste“ steht:
„Die Kompostwürmer passen sich in ihrer Population dem zur Verfügung stehenden Nahrungsangebot an.“
Das Nahrungsangebot hängt auch vom
Volumen ab: Wenn man bei optimalen Bedingungen bei einer 40 L-Farm maximal 2 kg Abfall pro Woche füttern kann, wäre diese Futtermenge für eine kleinere Farm mit z. B. 10 Litern höchstwahrscheinlich zu viel (Überfütterung) und würde zu Fäulnis führen. Bei einem 1000 Liter-Wurmkomposter im Garten könnte man dagegen z. B. 10-20 kg Bioabfall pro Woche hineinkippen, ohne das gleich der ganze Kompost fault.
Weiterhin ist die Wurmpopulation auch von der
Temperatur abhängig. Bei
Eisenia fetida steigt von 10 bis 25 °C die Kokon-Produktion an. Allerdings schlüpfen bei 20 °C mehr Würmer pro Kokon als bei 25°C [
http://www.tandfonline.com/doi/pdf/10.1 ... 1.11447740]. Daraus kann man schlussfolgern, dass bei 20°C die Wurmpopulation schneller zunimmt als bei niedrigeren oder höheren Temperaturen.
Auch
Feuchtigkeitsgehalt des Substrats und der
pH-Wert beeinflussen die Zuwachsrate der Wurmpopulation. Für
Eisenia fetida liegt das Optimum bei 70 % Substratfeuchte und einem pH von 6.5 [
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/14766161].
Außerdem brauchen die Würmer neben Kalk auch andere
Mineralien (Mineral Mix, Urgesteinsmehl). Bei einem länger andauernden Mineralmangel werden nur noch wenige Würmer geschlechtsreif u. es werden kaum noch Kokons gebildet, wodurch die Wurmpopulation abnimmt [
http://www.wurmwelten.de/wp/die-wurmkiste-streikt/]
Mein Wurm Café hatte ich mit 1000 Würmern gestartet. Zu Beginn hab ich nur wenig gefüttert (ca. 1-2 Handvoll pro Woche), da die Würmer größere Futtermengen nicht vollständig verwerten konnten (überflüssiges Futter lag längere Zeit fast unzersetzt da und fing dann an stark zu schimmeln o. zu faulen). In den folgenden Monaten erhöhte sich die Wurmpopulation sichtbar, bei optimalen Temperaturen von 20-25 °C stieg auch der Futterumsatz stetig an, so dass ich die Futtermenge langsam steigern konnte.
Dann kamen Herbst u. Winter und der Futterrumsatz ging mit fallender Temperatur deutlich zurück. Da die Farm teilweise muffig roch, musste ich die Futtermenge deutlich reduzieren. Außerdem habe ich den Anteil von trockenen Strukturmaterialien (Laub, Stängel, Stroh) am Futter erhöht, und öfter umgegraben, damit das Substrat luftiger wird.
Mit steigenden Temperaturen im Frühling u. Sommer lief die Zersetzung sichtbar schneller und die Futtermenge konnte wieder erhöht werden.
Zitat Rainer01:
„Wie viel Material muss eingetragen werden um … 10 °C als Unterschied zu erzielen?“
So pauschal lässt sich das nicht sagen, denn dies ist von vielen Faktoren abhängig:
-
Volumen des Wurmkomposters: ein großes Volumen kann die Wärme, die bei der Rotte entsteht, länger speichern.
Bsp.: Ein großer Gartenkomposter ist bei kalten Außentemperaturen wärmer als ein kleiner, obwohl beide die gleiche Füllung und Wanddicke haben.
-
Oberfläche, über die Wärme an die Umgebung abgegeben werden kann
Bsp.: Ein Zylinder, ein Würfel und ein langgestreckter Quader haben das gleiche Volumen (auch Wanddicke u. -material sind gleich). Die Wärmeabgabefähigkeit erhöht sich mit steigender Oberfläche: Zylinder < Würfel < Quader.
-
Isolation der Wurmfarm: hängt ab von Wanddicke, Wandmaterial (z. B. Plastik, Holz), und einer zusätzlichen Ummantelung, z. B. mit einer dickeren Hanf- o. Jutematte, Styropor, Strohballen; im Garten: Lochziegel, Erde, Laub, Reisig.
-
Art des zugegebenen Materials. Mist, Grasschnitt, Kaffeesatz, Stroh, Heu können (in großer Menge) zu einer Heißrotte oder (in kleineren Mengen)zu einer warmen Rotte führen*
Siehe auch:
https://www.wurmwelten.de/wp/wurmfarm-im-winter/
-
Sauerstoffzufuhr: für eine warme/heiße Rotte wird Sauerstoff benötigt.
- Windgeschwindigkeit: Steht die Wurmfarm in einem Keller ohne Luftzug, wird die Wärme darin etwas besser gehalten als bei einem zugigen Standort auf dem Balkon / der Terrasse (auch wenn die Temperatur im Keller u. draußen gleich ist).
*Ich habe es selbst getestet, siehe hier:
viewtopic.php?f=10&t=1346&p=12389&hilit=heizen#p12389
Das Wurm Café ließ sich schon mit relativ wenig Material und einer relativ guten Isolation durch eine warme Rotte um ca. 6°C bis max. 9,5°C über die Umgebungstemperatur (7-10°C im Keller) erwärmen.
Bei einem größeren Wurmkomposter mit einer besseren Isolation ist wahrscheinlich noch eine größere Erwärmung über die Umgebungstemperatur möglich (so wie bei dynaminds finnischem Thermokomposter:
viewtopic.php?f=4&t=843&p=12349#p12349
viewtopic.php?f=10&t=1346&p=12411#p12411).