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Wurmhumus im Herbst oder im Frühling ausbringen?

Verfasst: Fr 21. Okt 2016, 20:54
von Peter_86
Der Wurmhumus in der untersten Ebene meines Wurm Cafés ist fertig. Jetzt habe ich überlegt, ob ich ihn jetzt schon ernte und im Garten verteile oder erst im Frühjahr.

Letztens habe ich in einer Gartenzeitschrift gelesen, dass man auch im Herbst noch organisch düngen kann. So wie in der Natur, wo ja auch im Herbst Laub auf den Boden fällt, was dann bis zum Frühjahr teilweise zersetzt wird (schon jetzt sehe ich im Garten sehr viele Haufen mit Wurmkot).
Viele meiner Gartennachbarn düngen auch im Herbst ihre Beete, z. B. arbeiten sie Pferdemist im Oktober in ihre Beete ein oder mulchen zum Teil mit Laub u. Reisig.

Ich habe ein paar Stellen im Garten, die Wurmhumus vertragen könnten:
1.) Auf 2 Beeten mit Erdbeerpflanzen trocknet der Boden sehr schnell aus. Der Boden ist locker, es sind aber keine Sandkörner zu sehen. Auffällig ist die hellbraune Farbe (im Vergleich zu anderen Beeten), evtl. ist der Humusgehalt hier geringer. Bei Frost ohne Schneebedeckung könnten die Pflanzen (teilweise) vertrocknen. Da Humus und besonders die Ton-Humus-Komplexe im Wurmhumus eine hohe Wasserspeicherkapazität besitzen, würde dies die Wasserversorgung der Erdbeerpflanzen erhöhen.
2.) Die übrigen Erdbeerbeete wurden mit Stroh gemulcht. Die Verrottung von Stroh entzieht dem Boden Stickstoff, daher muss nach einer Weile ein organischer Stickstoffdünger gegeben werden.

Allerdings habe ich auch in anderen Quellen gelesen, was gegen eine Düngung im Herbst spricht:
Es heißt, ab August sollte kein stickstoffreicher Dünger mehr gegeben werden, damit das Pflanzengewebe frostfester wird.
Außerdem heißt es, dass die Pflanzen über den Winter kaum Nährstoffe aufnehmen, deshalb könnten in dieser Zeit durch den Regen mehr Nährstoffe ausgewaschen werden und verloren gehen.

Im Buch „Kompost aus der Kiste“ (Brucksch, Rimpau, 2013, Ulmer Verlag) steht aber, dass die Nährstoffe (wie z. B. Stickstoff) relativ fest in den Ton-Humus-Komplexen des Wurmhumus gebunden sind und nicht so schnell freigesetzt u. ausgewachsen werden wie bei „normalem“ Gartenkompost. Außerdem steht in obigem Buch, dass Wurmhumus viel Kieselsäure enthält, was die Zellwände der Pflanzen stärkt. Dies müsste sie nicht nur gegen Schädlinge widerstandsfähiger machen, sondern auch gegen Frostschäden.

Wie sind eure Erfahrungen o. Empfehlungen: Sollte man Wurmhumus lieber im Herbst oder erst im Frühling in den Boden einarbeiten?

Re: Wurmhumus im Herbst oder im Frühling ausbringen?

Verfasst: So 23. Okt 2016, 14:07
von Naiara
Hallo Peter,

hast du denn die Möglichkeit den Wurmhumus bis zum Frühjahr aufzubewahren? Bekommst du denn über den Winter noch "frischen" Wurmhumus für das Frühjahr? Ich persönlich habe gerne im Frühjahr Wurmhumus für die neue Pflanzsaison, den jungen Pflanzen tut es sichtbar gut, wenn frischer Wurmhumus mit in der Erde ist und dafür möchte ich ihn auch nicht missen.

Ich habe jetzt noch ein bisschen für meine Tulpen und anderen Blumenzwiebeln eingearbeitet, aber einfach nur so fürs Beet wäre es mir zu schade, da ich schon denke, dass viele Nährstoffe im Boden verschwinden. Zudem steht meine Wurmfarm im Winter relativ kühl, so dass ich sonst im Frühjahr kaum neue Erde hätte.

Die Natur hat ja jetzt auch noch keinen fertigen Kompost im Boden, sondern die Blätter fangen jetzt an zu verrotten und sind dann erst im Frühjahr ziemlich fertig vererdet, so zumindest meine Logik.

Wenn ich massig Wurmhumus hätte, würde ich vielleicht auch welchen im Herbst einarbeiten, aber so sehe ich es als relativ kostbares Gut an, was ich lieber gezielt und hauptsächlich im Frühjahr und Sommer nutze.

Liebe Grüße, Naiara

Re: Wurmhumus im Herbst oder im Frühling ausbringen?

Verfasst: Fr 4. Nov 2016, 17:20
von Peter_86
Zitat von Naiara
„Die Natur hat ja jetzt auch noch keinen fertigen Kompost im Boden“
Das ist mir klar, das meiste (z. B. das Laub) ist noch unverrottet. Aber wenn ich meine Beete und den Rasen genau beobachte, dann sehe ich pro m2 sehr viele Wurmkot-Häufchen. Das liegt daran, dass in den vorigen Monaten auch schon kontinuierlich Pflanzenabfall wie z. B. tote (Fein-)Wurzeln, Grasschnitt, Mulch, etwas Blätter/Laub, Stängel, Früchte angefallen ist, der jetzt schon zum Teil verarbeitet wurde.

Ich habe jetzt einfach mal ein Experiment gestartet: Auf dem Beet, wo die Erde schnell austrocknet, hat eine Hälfte der Pflanzen hat Ende Oktober etwas Wurmhumus (ca. 1-2 Handvoll pro Pflanze) bekommen, den ich ca. 5-10 cm in die oberste Erdschicht eingearbeitet habe. Die andere Hälfte der Pflanzen hat keinen Wurmhumus erhalten. Alle Pflanzen (insgesamt ca. 12 Pflanzen) werden noch etwas mit Laub u. Reisig eingepackt (ab nächste Woche sollen es hier bis zu -5°C werden (cold) ).
Mal sehen, ob es im Frühjahr Unterschiede im Wachstum oder der Anfälligkeit gegenüber Pilzen u. Schädlingen gibt.

Den Großteil des Wurmhumus lasse ich einfach noch in der Wurmfarm, da kann er noch ein bisschen nachreifen und die Würmer haben etwas, wohin sie sich bei Kälte verkriechen können.

Re: Wurmhumus im Herbst oder im Frühling ausbringen?

Verfasst: So 6. Nov 2016, 12:18
von rainer.gutkas@gmx.at
Also ich stelle mir dieselbe Frage auch schon lange, denn ich kenn beide Argumentationen.
Den Großteil meines Wurmhumus bringe ich im Frühjahr aus, doch eben den Fertigen Teil im Herbst verwende ich auch im Herbst, allerdings bringe ich Ihn nicht Direkt aus, sondern mache Wurmtee damit und gieße meinen gesamten Garten damit, so ist für die Blätter ein Kompostbeschleuniger da und jede Menge nützlicher Mikroorganismen im Boden, die über den Winter helfen das organische Material zu zersetzen, was vor allem bei langsam rottenden Blättern sehr sinnvoll ist...
Der Effekt den ich dadurch habe ist, dass im Frühjahr die Pflanzen besser antreiben, mein Nachbar meinte heuer zum Beispiel, dass ich Monster Gänseblümchen habe ;-)
Erdbeeren mögen sowieso lieber Kohlenstoffreichen Boden, also lieben Mullhund brauchen weniger Stickstoff (Beeren im Allgemeinen)
Wenn ich neue Beete anlege mache ich das auch meist im Herbst und mische dazu fertigen Wurmhumus mit Frischmaterial und decke das ganze mit Mulch ab, dadurch sind da einige Würmchen drinnen und das Gemisch kann sich über den Winter verenden..

Re: Wurmhumus im Herbst oder im Frühling ausbringen?

Verfasst: So 19. Feb 2017, 18:38
von Lothar Frank
Hallo

ich bin neu in der Gruppe. Ich sammle den fertigen Wurmhumus (natürlich ohne Würmer) über Winter in einen 205 Liter grünen runden Bottich. Momentan ist der Bottich voll und der 2. runde Bottich ist bis zu einem Drittel aufgefüllt. Wichtig ist, die Behälter nie mit Deckel verschliessen, weil sonst die Mikroorganismen nicht "atmen" können. Ich wende alle ca.5 Tage die angetrocknete obere Schicht mit der Unteren. So bleibt es immer konstant feucht. Man kann auch dies mit einem luftdurchlässigen Vlies abdecken. In bringe den Humus generell immer erst im April oder Mai aus. Im Herbst oder im Winter würde die "lebendige Erde" erfrieren.

Re: Wurmhumus im Herbst oder im Frühling ausbringen?

Verfasst: Di 14. Mär 2017, 21:09
von Peter_86
Zitat von Lothar Frank:
„Im Herbst oder im Winter würde die "lebendige Erde" erfrieren.“
Sie würde nicht vollständig „erfrieren“, denn es gibt einige Mikroorganismen (Bakterien, Pilze), die Dauerformen (z. B. Sporen) ausbilden, welche ungünstige Umweltbedingungen wie Frost, Hitze, Trockenheit, Sauerstoffmangel überstehen können.
Andere nützliche Mikroorganismen können so etwas aber nicht, darum ist es z. B. wichtig, den Wurmhumus nicht vollständig austrocknen zu lassen.

Den meisten Wurmhumus bringe ich auch erst im Frühling aus, einfach weil da die meisten Pflanzen ins Freiland gesät bzw. gepflanzt werden.
Aber wenn ich eine Pflanze erst im Herbst setze, gebe ich oft auch etwas Wurmhumus mit. Wurmhumus enthält viel Silizium, Calcium u. Kalium, welche das Pflanzengewebe stärken. Dadurch werden die Pflanzen widerstandsfähiger gegen Frost und Schädlinge (manche Pilze schlagen über den Winter zu, weil es dann feucht ist, z. B. an Erdbeeren).