Da das Glas mit der Reis-Flüssigkeit oben nicht fest verschlossen ist, werden Mikroorganismen aus der Luft eingefangen. In der Luft kommen Milchsäurebakterien und Hefen vor (aus diesem Grund funktioniert die traditionelle Gärung z. B. bei der Herstellung von Sauerkraut, Wein u. Bier ohne dass man bewusst Bakterien/Hefen zugibt).
In der Luft können natürlich auch unerwünschte Mikroorganismen wie Schimmelpilze und Fäulnisbakterien vorkommen (eine Kontamination lässt sich aber leicht am Wachstum von Schimmelpilzflecken o. am fauligen Geruch erkennen).
Im 2. Video sieht man nicht genau, ob die später zugesetzte Milch pasteurisiert ist. Rohe Milch enthält selbst noch viele Mikroorganismen, die Gärung betreiben können. In den USA ist aber der Verkauf von Rohmilch (u. Rohmilchprodukten wie Rohmilchkäse) verboten. Daher kann man vermuten, dass es sich im Video mit großer Wahrscheinlichkeit um pasteurisierte Milch handelt. Pasteurisierte Milch würde nur als Nährstoffquelle (Laktose, Proteine) für die schon in der Flüssigkeit existierenden Mikroorganismen dienen.
Würde man dagegen ein Produkt mit lebenden Mikroorganismen wie Rohmilch, Joghurt, Kefir, Sauerkrautsaft etc. zugeben, dann würde sich die Vielfalt der Gärung betreibenden Mikroorganismen im Endprodukt wahrscheinlich noch erhöhen.
Die „Effektiven Mikroorganismen“ erhalten ja eine Vielzahl von Bakterien- u. Hefearten. Darunter sind immer 3 Gruppen*:
1.) Milchsäurebakterien (welche teilweise auch in Joghurt u. a. Milchprodukten vorkommen)
2.) Hefen (kommen z. T. auch in Kefir vor, werden bei Bier- u. Sauerteigherstellung benutzt)
3.) Nichtschwefelpurpurbakterien: werden auch „phototrophe Bakterien“ genannt, da sie Photosynthese betreiben können. Sie können sich aber bei Lichtmangel auch heterotroph (durch Abbau organischer Stoffe) ernähren. Nichtschwefelpurpurbakterien kommen im Boden, im (Süß-)Wasser und Gewässersedimenten vor, z. B.
Rhodopseudomonas palustris.
* Manche EM-Lösungen enthalten zusätzlich zu den 3 oben genannten Gruppen noch Actinomyceten (Actinomycetales). Diese Bakterien kommen u. a. im Boden vor, viele bilden Myzel-artige Filamente. Einige Gattungen wie
Streptomyces u.
Amycolatopsis können antibiotisch wirksame Stoffe produzieren, die andere Bakterienarten abtöten können.
Das im Video erzeugte Endprodukt enthält wahrscheinlich Milchsäurebakterien und Hefen, aber höchstwahrscheinlich keine Nichtschwefelpurpurbakterien, entspricht daher höchstwahrscheinlich nicht vollständig der „EM1“-Lösung.
Um eine größere Mikroben-Vielfalt zu erreichen, könnte man zur Lösung etwas Bodensubstrat u./o. Wasser aus einem Teich zugeben.
Bei den „indigenen Mikroorganismen“ (= einheimischen Mikroorganismen) gibt es z. B. folgende Methode (stammt aus dem koreanischen „Natural Farming System“):
Eine Holzkiste mit gekochtem braunem Reis u./o. anderem Getreide (z. B. Roggenschrot) wird im Waldboden vergraben, der Inhalt wird von Boden-Mikroorganismen besiedelt. Wenn sich eine weiße, flockige Pilzschicht (kein farbiger Schimmel) gebildet hat, entnimmt man den Inhalt und kultiviert die Mikroorganismen weiter: Der Kisteninhalt wird mit unraffiniertem Zucker und Wasser vermischt und in ein luftdicht geschlossenes (Ton-)Gefäß gefüllt, wo man das Ganze ca. 2-3 Wochen gären lässt (Quellen: „Terra Preta. Die schwarze Revolution aus dem Regenwald“, Scheub, Pieplow, Schmidt, 2. Auflage 2013, oekom Verlag;
http://terrapretawiki.org/index.php?title=(IMO) ab "Wie werden IMO eingesammelt?"
http://terrapretawiki.org/index.php?tit ... organismen)
Allerdings lassen sich nicht alle in der Natur vorkommenden Mikroorganismen kultivieren. Und es besteht das Risiko, das schädliche Mikroorganismen (z. B. Fäulnisbakterien) in die Kulturlösung / das Kultursubstart gelangen. Wenn die Lösung / das Substrat einen niedrigen pH-Wert (um die 4) hat, werden aber die meisten schädlichen Mikroorganismen abgetötet. Das Risiko, das schädliche Mikroorganismen das Produkt verderben, ist daher zu Beginn am größten, wenn die Gärung noch nicht oder noch nicht vollständig einsetzt hat. In dieser Phase ist der pH-Wert noch eher im o. nahe dem neutralen Bereich, und es sich auch noch viele nicht umgesetzte Nährstoffe (z. B. Kohlenhydrate) vorhanden.