Kompostwürmer & Wurmfarmen

Hallo zusammen,

Vor etwa 2 Wochen sind bei mir meine ersten Kompostwürmer in ihre Kiste eingezogen. Die Kiste ist aus Holz (selbstgebaut) und steht in der Wohnung (ca. 19-23°C). Zur Vorbereitung habe ich einige Lagen feuchtes Zeitungspapier auf den Kistenboden ausgelegt, darauf feutchte Zeitungspapier- und Eierkartonschnipsel verteilt und dann die Würmer samt ihrem mitgelieferten Substrat rein gesetzt. Jeden Morgen sprühe ich das Ganze mit etwas Wasser an.

Gefüttert habe ich sie bisher nur sehr zurückhaltend - ein paar Apfelreste, Salatstückchen, Möhren- und Kartoffelschalen, ein paar Teebeutel. So, dass das Substrat gerade eben bedeckt ist. Allerdings habe ich das Gefühl, dass sie überhaupt nicht fressen, das Futter scheint irgendwie nicht weniger zu werden. Leben tun sie auf jeden Fall noch

Bin ich einfach zu ungeduldig? Oder was könnte die Ursache sein? Mache ich irgendetwas falsch?

Die einzige Erklärung, die ich mir vorstellen könnte, ist dass evtl. noch zu viel Licht in der Kiste ist. Wie gesagt ist sie selbstgebaut und hat dementsprechend relativ viele Ritzen - vielleicht "trauen" sich die Würmer auf Grund des Lichteinfalls nicht so recht an die Oberfläche zum Futter? Könnte es helfen, es einzubuddeln?

Über euren Rat wäre ich sehr sehr dankbar!

Lieben Gruß
Charlotte

Hallo Charlotte,

mit dem Wasser sei etwas sparsam und prüfe vorher ob es nötig ist.

Ansonsten fressen unsere Würmer ja nicht direkt die Abfälle, die haben ja keine Zähne. Die Würmer warten bis die Abfälle von Pilzen, Bakterien "versaftet" wurden und schlürfen dann diesen Biofilm auf. Das dauert etwas, am Anfang sind zwei Wochen noch nicht so lang.

Wenn du meinst den Würmern ist es auf der Oberfläche zu hell, dann spendiere denen doch ein "Dach" am einfachsten aus Wellpappe. Die sonst obligatorische Hanfmatte leistet auch gute Dienste, da die Hanfmatte gut die Feuchtigkeit speichert und noch dazu eine große luftige Oberfläche bietet.

Darauf und vor allem darunter "blüht" dann der "Mikrobenrasen" richtig auf. Allerdings verzehrt sich die Matte nach kurzer Zeit. Aber wie gesagt die Pappe ist auch ein brauchbarer Kompromiss, oder ein anderes luftiges Naturgewebe (Jutesack,- filz etc) Nur die "Kokosmatten" sind durch die Latexbeimischung nicht so luftig und damit eher suboptimal.

Am Anfang kann man das Futter auch etwas pürieren, da haben die Mikroben auch leichteres Spiel. Halt nur nicht mengenmäßig übertreiben und immer etwas (trockenes) Strukturmaterial einmengen.

Auch kann man ältere Sachen etwas eingraben.

Freundliche Grüße
Rüdiger

Hallo Charlotte,

meine Kinder und ich waren am Anfang sehr neugierig. Wenn ich mich an die Anfangszeit der ersten Kiste erinnere, die ich als Projekt für meine Kinder gebaut hatte, dann tun mir die armen heute noch leid ;-)

Ständig hat einer von uns geguckt und zwischen den Salatblättern gepult, um zu sehen, ob sie noch leben und was sie machen.
Inzwischen guckt da keiner mehr, wenn ich eine neue Kiste für Freunde oder Nachbarn baue und anfüttere. Und je mehr man die Würmer in Ruhe lässt, desto eher trauen sie sich auch in die obersten Schichten. Wichtig ist auch, dass man den Deckel nur kurz auf und zu macht, bei Lichteinfall verschwinden die munteren Tierchen sehr schnell im Dunkel des Substrates.
Als "Starter" bei neuen Kisten hat sich bei mir ein bisschen Wurmtee sehr gut bewährt. Von dem gebe ich ein wenig auf das frische Futter. Ich habe den Eindruck, dass es dann schneller für die Wurmer verwertbar ist, denn in meinem Wurmtee steckt ja allerhand an aktiven Mikroorganismen. Falls du jemanden im Bekanntenkreis hast, der eine Wurmfarm betreibt, frag doch mal nach, ob du ein wenig davon haben könntest?

Mit dem Wasser sei lieber sparsam. Sehr zu empfehlen ist tatsächlich eine Hanfmatte zur Abdeckung, die speichert Feuchtigkeit und gibt sie auch wieder ab. Quasi klimaregulierend. Und sorgt für Dunkelheit von oben. Wenn du keine Hanfmatte zur Verfügung hast, dann geht auch anderes luftiges Gewebe, ich habe auch schon 60 Jahre alte fadenscheinige Leintücher meiner Großeltern verwendet. Überleg dir aber, egal, was du drauflegst: Überreste davon hast du später im Humus(Farbstoffe, Pestizide etc)

Ritzen in der Kiste führen meiner Erfahrung nach dazu, dass sich die Tiere in die Mitte zurückziehen, wo es wirklich stockdunkel ist, und Futter am Rand nur sehr zögerlich angeschlürft wird. Vielleicht kannst du hier noch etwas nachbessern?

Kartoffelschalen lese ich in Deinem Beitrag hast du gefüttert. Sind diese "abgekocht", sonst dauert es sehr lange, bis die Würmer sie als "tot" erkennen, und anfangen sie anzufressen. Bei uns ist es so, dass nur die Schale von Pellkartoffeln ruckzug weg ist. Andere Kartoffelschale liegt und liegt und liegt.
Teebeutel würde ich am Anfang nicht im ganzen hineinlegen, sondern öffnen und den Inhalt quasi herausschütteln, dann hast du eine größere Oberfläche, an der Microorganismen arbeiten können.
Ansonsten Geduld, Geduld, Geduld, unsere erste Wurmkiste hat auch mehrere Wochen gebraucht, bis es so lief, wie ich es mir vorgestellt hatte...
Viele Grüße
Christina

Wir füttern nicht flächendeckend, sondern in einer Ecke. Immer schön zerkleinert, und wenn es geht, etwas "angegammeltes" Gemüse dabei, das den Würmern schneller zugänglich ist. Substrat zur Seite, Futter in die Mulde, und wieder gut zugedeckt, damit sich Feuchtigkeit und Temperatur halten. Wenn das Futter da gut angenommen wird (da ist dann Wurmtreffen), geht die nächste Portion in die nächste Ecke. Zu Anfang nicht zuviel, die frisch eingezogenen Würmer müssen sich ja erst einleben, und zum Vertilgen großer Mengen auch vermehren.

Rohe Kartoffelschalen haben wir auch nach Wochen wieder unangetastet rausgeholt. Schalen von salzlos gekochten Pellkartoffeln gehen in kleineren Mengen. Aber wenn sonst genug da ist, lassen wir die auch weg. Scheinen nicht so der Renner zu sein.

Ansonsten hilft tatsächlich Geduld.

Hallo!

Vielen lieben Dank für eure ausführlichen und ausführlichen Antworten !

Hatte von einem Nähprojekt noch einen Rest dicken Jute-/Baumwollstoff übrig, den habe ich jetzt als Ersatz für die Hanfmatte über das Substrat gelegt.

Dass die Würmchen kulinarische "Vorlieben" haben, konnte ich mittlerweile auch feststellen - wie Wuselwurm und Wurmkisten.Uli schon erwähnt haben, sind rohe Kartoffelschalen nicht wirklich beliebt, dafür sind die angematschten Salatblätter, die ich vor einigen Tagen hineingelegt hatte, mittlerweile schon so gut wie weg. Es tut sich also doch etwas in der Rappelkiste

Den Tipp mit dem Aufschneiden der Teebeutel ist gut, das werde ich in Zukunft so machen, danke!

Liebe Grüße

Teebeutel brauch komplett wirklich etwas Zeit, aber auch die Kordel war bei mir nach ein paar Wochen verschwunden. Glücklicherweise haben wir Teebeutel ohne Klammer, da braucht man nicht rumfummeln.