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Balkon-Bokashi: Schimmel bei Vererdung im Eimer?

Verfasst: Fr 1. Jun 2018, 15:43
von bokashi-newb
Hallo zusammen,
im letzten Jahr habe ich mir zwei Bokashi-Eimer gebastelt - die Fermentation ist offenbar auch gut geglückt, das Ferment roch leicht säuerlich und entsprach dem, was ich nach dem Studium diverser Anleitungen erwarten konnte. Zur Vollständigkeit: ich habe mit Kanne Brottrunk gearbeitet.

Somit ging es dann an die Vererdung - auf dem Balkon, also in einem dritten Gefäß, ein alter Eimer. Im Netz fand ich zu dem Thema die Faustformel, 1/3 Bokashi mit 2/3 Erde zu mischen, und dass Zeitungsschnipsel (nur s/w) auch ein guter Zusatz sein sollen.

Die Vererdung ging (offenbar) schief und ich möchte nicht aufgeben, stattdessen lernen, was schief lief, um es dann beim nächsten Versuch besser zu machen.

Der Belag (siehe Bilder) ist weiß-grünlich und riecht pilzig (unangenehm, aber nicht sehr stark), im unteren Bereich des Eimers sieht man Schwitzwasser, an der Oberfläche der Erde befand sich hingegen kein Schimmel.
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Was ich falsch gemacht haben könnte:
1) Der Bokashi war beim Vergraben noch feucht bis nass (es tropft nicht alles durch). Muss er vor der Vererdung (im Eimer) trocknen? Muss ich beim Befüllen des Bokashi-Eimers mehr Druck ausüben, um die Flüssigkeit herauszubringen? (An ein mögliches Staunässeproblem habe ich beim Vergraben noch nicht gedacht.)
2) Der Eimer stand in der Sonne. Ist ein lichtgeschützter Ort besser?
3) Ich habe den Eimer befüllt und stehengelassen. Hätte ich besser umgraben sollen?

Abschließend noch die Frage:
4) Ist der Eimerinhalt noch irgendwie verwertbar, oder kann das weg?

Re: Balkon-Bokashi: Schimmel bei Vererdung im Eimer?

Verfasst: Sa 2. Jun 2018, 07:36
von Rüdiger
Wen du in Eimern kompostieren möchtest kannst du dich mal mit dem Erdisieren nach Herwig Pommeresche befassen. Hier Werden Reststoffe möglichst fein zerkleinert, grob entwässert und unter Luftzutritt mit guter "Muttererde" vermischt.

Auch ein Wurmkomposter sei zu empfehlen, dieser sollte allerdings nicht in der Sonne aufgestellt werden, so wenn er sich dadurch stark erwärmt.

Die Bokashiherstellung ist ein Umweg bei der Kompostbereitung. Die Milchsaure Fermentation dient in erster Linie dazu die Rohstoffe zu konservieren, insbesondere Stickstoffverbindungen und durch die entstehende Säure eine Hygienisierung zu bewirken.

Zur Vererdung ist es dann wohl besser das Material in den gewachsenen Boden einzugraben, was ich dir auch bei deinen Ansätzen empfehle. Auch die zu starke "Belichtung" durch die Sonne ist nicht immer förderlich.

Re: Balkon-Bokashi: Schimmel bei Vererdung im Eimer?

Verfasst: Di 17. Jul 2018, 14:08
von ila
Hallo Ihr Lieben!

Ich stehe in 2 Wochen (dann ist mein erster Küchen-Bokashi fertig) vor derselben Frage: wie Vererden? Daher habe ich mich dafür entschieden , alles auf eine Karte zusetzen und den "Kreislauf mit gewachsenem Boden" bei mir auf dem Balkon "nachzustellen". Der Topf meiner Wahl ca. 15l ist zur Zeit mit Stangenbohnen, SchwarzäugigerSusanne und einer Wickensorte bestückt und da ich zwei Töpfe dieser Konstellation besitze, von denen einer nicht so recht funzt (steht im Schatten, hatte jede Menge Trauermücken ...)muss er also "dranglauben". Also vorsichtig Austopfen, Wurzelschnitt und mit einer ersten Lage Erde/Drainage (Luftwechsel), einer zweiten Lage Bokashi (dabei wie beim "normalen StapelKompost" son bisl Gesteinsmehl dazu und insgesamt soviel wie reingeht, aber es müssen noch die Pflanzen plus..) einer vorletzten Lage von mind 15cm Sicherheitsschicht Erde zwischen Wurzeln und Bokashi, und ab jetzt hab ich schon nen bisl extra "Sauerkrautsaft-Deiner-Wahl" im Gießwasser (1:200), damit die Jungs und Mädels sich an die neue Richtung gewöhnen können.

zu Deinen Fragen zum Thema Küchen-Bokashi auf Balkonien hätte ich folgende theoretische Überlegungen anzubieten:

1) als dünne Zwischenlagen beim Befüllen des Küchen-BokashiEimers, Kokossubstrat (ungedüngt), Pflanzenkohle (mit zB Urin aktiviert, ergibt dann später im Verbund mit Würmern und gewachsenen Boden die sg Terra Preta), Kleie, Haferflocken, Papierschnipsel (naklar, amliebsten unbedruckt, aber...) ect zum passiven Trocknen hernehmen, das bringt die Feuchtigkeit insgesamt runter.

Tip: Den Bokashitee wirklich nur alle 2-3Tage und dann auch nicht ganz restlos leeren, sodass man nicht Gefahr läuft, von unten Luft nachströmen zulassen.

2) Die wirksamen Mikroorganismen im Sauerkrautsaft und auch anderswo, sind lichtempfindlich und sterben bei Temperaturen über 40°C. Also Eimer anpinseln und ab in den Schatten, ich vermute, dass hier auch der Knackpunkt zu finden ist, man sieht deutlich die Algenentwicklung im Eimer, no sör! äh oder mäm oder so .. :D

3) viele Wege führen nach Rom, dies könnte einer davon sein, mein Stichwort: Stapelkompost!

Schale zum Drunterstellen besorgen, Eimer erst schwarz und dann weiss anpinseln (extra secure), Löcher nur von unten in den Eimer bohren und innen mit Scherben abdecken, in Schichten abwechselnd mit Erde, Kokos, Papier, Pfllanzenkohle ect. den Bokashi einbringen, gerne nen Schuss Saft dazwischen sprühen und natürlich zwischendurch verdichten :) ! Beginnen mit einer Drainschicht (Blähton, holziger Schnitt, Kokos, ect), Beenden mit mind 15cm Erde und nun Verdichten, Abdecken und Beschweren, dh unter Ausschluss von Luft weiterfermentieren und anschliessend vererden lassen und das dauert mitunter, wenn niemand da ist, der aktiv weiter macht - "da-wärme-wieda-beide-Wörmer" (Zitat eines Freundes). Also im Kopf mal 12 Wochen einplanen, je nach Witterung und natürlich : keine direkte Sonne, Temperaturen bis 34°C sind noch ok, ab 40° ist nix mehr los..

4) evtl kann jmd mit "normalen" HeißrotteKompost noch was mit diesen mißlungenen Bokashi anfangen, hier haben die abbauenden Organismen gewonnen und geben ihre Herrschaft auch nicht so einfach wieder her, im Grunde könnte man die vielfache Menge an fermentierten Material dazuhernehmen, um sich das Königreich zurückzuerobern und zB die ganze Choose dazwischen einpacken, im Garten/auf dem Land würde ich sowas direkt ausprobieren, hier: direkt in die Bio- oder Restmülltonne (ist bei uns im Hinterhof leider nicht vom Inhalt zu unterscheiden = mein Motivator für Bokashi-System)

Frau Caroline Pfützner hat ein schönes Buch über TerraPreta geschrieben ("Natürlich Gärtnern mit ..."), wo sie auch sg "Urban Gardening: TerraPreta in der Bäckerkiste" beschreibt und auch die Anwendung des Bokashis in diesem System, tolle Sache das!

pflanzen in bäckerkisten -> googlesuche "https://www.google.com/search?newwindow ... SjaEZHnW-Q"

Also im Grund brauchst Du nur von manchem etwas weniger (Licht, Luft -es darf nicht zu trocken werden ;) und von anderem etwas mehr (Saft, Schatten, Zeit).

Ich hoffe, ich konnte ein paar neue Denkanstösse geben und bin selbst gespannt, ob man dies auch so umsetzten kann, wünsche Dir viel Erfolg beim 2.Versuch! Ich werde auch nicht verzagen, wenns das erste Mal "braune Soße" gibt, dran bleiben und den Planeten retten, oder so ähnlich :)

Grüße aus Balkonien von ila

ach ja mein system: Bokashi-Eimer-Starter-Set, gekauft (mit extra em-keramik im kunstoff), die erste hälfte des Eimers mit dem dazugelieferten BokashiStarter( geimpfte Kleie, mit haferflocken), die letzte Hälfte einem auf Kohle basierten Fertigprodukt :) und nen bisl EMA in die luftdichte Sammelschüssel , bis jetzt riecht alles schön sauer

ps vielleicht liest das ja ein engagierter Profi und jippt ooch sainen sämpf dazu, danke!