Fairerweise ...
Daher waren meine ersten Worte die Frage nach den Ausgangsbedingungen. "Platanenlaub im Garten", welches folglich in Mengen störend vorhanden ist, lässt auf etwas vorhandene Gartenfläche schließen, der Wille zur Kompostierung und somit zur Bereitstellung einer nötigen Fläche für Komposthaufen oder Thermokomposter ist hier auch vorauszusetzen. In der Stadtwohnung mit der Wurmfarm in der Küche hat man aber sicher das eingangs genannte Problem nicht.
Um alternativ bzw. parallel zu einer Flächenrotte, welche für sich auch in vielen Fällen positive Effekte hat, eine zentrale Rotte vorzunehmen, braucht man schon etwas Platz, Mindestmaße 1 mal 1 Meter in der Fläche. Ein Mehr ergibt sich aus Möglichkeiten und Notwendigkeiten.
Dann gibt es die generellen Hinweise für Kompostierung:
- C/N-Verhältnis (Zielwert etwa 25:1). Laub wird jetzt nicht mehr grün sein, der Stickstoffanteil wird somit recht gering sein. Falls man trotz der jetzigen Außentemperaturen mit einem Rottevorgang beginnen will, müsste man Stickstoff zuführen. Grünmasse wie Rasenschnitt dürfte derzeit ausfallen, Mist hat man meist nicht selber und kann oder will ihn nicht besorgen und verwenden. Beim fleißigen Wurmfarmer wird auch kaum Grünes in benötigten Größenordnungen aus der Küche abfallen.
Eigener Urin, den man nicht im Wasserklosett wegspült, oder Wasser aus dem Schmutzbereich einer eigenen laufenden(!) biologischen Kleinkläranlage liefern auch Stickstoff.
- Feuchtigkeit zwischen 30 und 70 Prozent: Mikroben brauchen Wasser für Stoffwechsel und Fortbewegung. Ein Zuviel an Wasser führt aber zu einer Verschiebung zu anaeroben Verhältnissen und zum Faulen (sehr ungewünscht).
- Luftigkeit im Substrat, herzustellen über Mischung von groben und feinen Anteilen. Hat man nur Laub, wird sich das bei Druck und Feuchtigkeit sehr verdichten.
- Vielfalt ist besser als Einfalt. Ein zu erzielender Humus wird hochwertiger sein, wenn man eingangs unterschiedliche Ausgangsstoffe zusammenbringt. Die verschiedenen Stoffe bringen dann auch verschiedene Mikroben mit und fördern diese.
- Mineralische Beimischung. Hier wird üblicherweise Urgesteinsmehl, Kalk, Bentonit u.a. eingesetzt. All das muss man aber i.d.R. kaufen. Sofern man nur auf Kompostierung abzielt und nicht eine zusätzliche Aufwertung von z.B. Sandböden, kann an sich da aber auch mit normaler bis minderwertiger Erde behelfen. Holzasche enthält Größenordnung 20 bis 45 Prozent Kalk, viel Kali und ordentlich Phosphor und Magnesium - aus eigener sauberer Verbrennung von unbehandeltem Holz (nicht gerade vom Autobahnrand) kann man die als Rohstoff verwerten statt als Abfall zu entsorgen.
Ich habe immer überlegt, wo kriege ich Erde her, wenn der Garten bestellt und bewachsen ist und ich auch keine Löcher in eine Wiese graben will. Irgendwann fiel mir auf, dass auf der Wiese, die ich ab und an mähen muss, immer mal Maulwurfshaufen auftreten, die beim Mähen sehr stören, manche schon von der Ansicht her. Solche Maulwurfshaufen kann man breitziehen, oder man kann sie abtragen und die Erde dem eigenen Kompost zur Einmischung zuführen. Da Maulwürfe Würmer jagen, ist diese Erde oft durch deren Anwesenheit von besserer Qualität, und teilweise gibt es gratis einige Wurmkokons. Die Erde wird dann auch nenneswert nützliche Mikroben mitbringen, das eher sterile Urgesteinsmehl wohl kaum.
Interessant sind auch Abfälle von alten Häusern: Lehm, Ziegelmehl, gesiebter Kalkputz. Alte Häuser kann man bei Abriss breitziehen und direkt Kartoffeln darauf anbauen. Der Abrissschutt von modernen Häusern kann dagegen nur als Sondermüll entsorgt werden.
Was will ich sagen: Es lohnt sich, wenn man mit offenen Augen durch die Gegend läuft. Manchmal kann man das Zeug, was einen selber oder einen Nachbarn stört und was "entsorgt" werden muss, auf kurzem Weg als Rohstoff wiederverwerten, so wie es die Natur vorlebt.
- Pflanzenkohle (ungleich Holzasche und ungleich Grillkohle), aus eigener Erzeugung oder durchaus auch besorgt aus Resten von einem Brauchtumsfeuer, wird dem Kompost gut tun durch Bindung von Nährstoffen, die sonst durch Vergasung oder Versickerung ins Grundwasser entfleuchen können. Daneben wird man auch unmittelbar eine deutliche Minderung von Gerüchen feststellen, die manchmal auftreten könnten. Der Stickstoff, der durch die Kohle gebunden wird, kann nicht mehr als Ammoniak das Substrat vergiften oder uns in die Nase fahren. Später im Boden hat eine aufgeladene Pflanzenkohle auch eine Reihe von positiven Wirkungen.
55 Anwendungen von Pflanzenkohle
Zurück zum Platanenlaub: Zum Mischen braucht man genannte Materialien zzgl. Vielfalt an Mikroben (Starterkultur z.B. aus Altkompost, Pflanzenjauchen, Komposttee oder vieles andere). Das Ganze hat man jetzt als Vorrat (mit eigenem Platzbedarf) vorhanden oder man kann es sich kurzfristig organisieren.
Falls man das nicht zeitnah schafft, muss man über die Lagerung des Laubes nachdenken, wobei man trotzdem schon mischen sollte mit dem, was man hat, um die "schwere Zersetzbarkeit" zeitlich und stofflich schon mal zu beginnen. Habe ich das Laub mit bspw. Erde und anderen schweren Zeugs gemischt, wird es auch weniger durch Wind wegfliegen, womit man dann sonstige Maßnahmen wie Laubsäcke und solche Behältnisse verkürzen bis einsparen kann.
Daneben noch ein Nebengedanke: Auf solch eine Vorratshaltung können auch viele Dinge gegeben werden (wenn möglich gleich einmischen), an die man weniger denkt: Überschüsse, was man nicht als Wurmfutter verwenden kann, das Kochwasser von Pasta, Kartoffeln, Klößen, ausgespülte Reste von Soßen, Dressings, Essensresten, das zerkleinerte Küchentuch von der ausgewischten Fettpfanne, die sauer gewordene Milch, Teereste u.ä.
Überall sind organische Reste drin, die dann nicht den Abfluss verstopfen, sondern zur bunten Party im Kompost beitragen. Eines wird da auch klar: Um so größer der vorhandene Komposthaufen ist, um so entspannter kann man da zu Werke gehen, und um so einseitiger und armseliger vorhandene Ausgangsstoffe sind wie das genannte Laub oder mein gehäckseltes Fichtenreisig, auch.