Kompostwürmer & Wurmfarmen

Ich habe mal gelesen, dass es nicht viel Sinn macht, wenn man Würmer aus dem Garten in der Wurmfarm einsetzt, weil auf längere Sicht nur die "optimalen" Würmer überleben.

Ist dem so?

Wäre nicht auch in der Wurmkiste eine Vielfalt wünschenswert, weil verschiedene Arten u.U. verschiedene Stoffe anders/besser verwerten?

Umgekehrt - stellen meine Würmer aus der Kiste (mein Lieferant konnte gar nicht die genaue Bezeichnung nennen) eine "Gefahr" für das Ökosystem meines Gartens dar?

bigsur hat geschrieben: Fr 15. Feb 2019, 15:19 Ich habe mal gelesen, dass es nicht viel Sinn macht, wenn man Würmer aus dem Garten in der Wurmfarm einsetzt, weil auf längere Sicht nur die "optimalen" Würmer überleben.

Ist dem so?

Es soll tatsächlich richtig sein, dass sich in einer Wurmkiste mit einem Mix aus verschiedenen Wurmarten eine Art durchsetzt. Das habe ich aber auch nur an unterschiedlichen Stellen gelesen und weil ich nur Dendros habe, keine Erfahrung damit.

Würmer aus dem Garten benötigen unterschiedliche Lebensbedingungen, je nachdem in welcher "Etage" des Gartens sie leben. Für die Wurmfarm im Haus sollen Kompostwürmer am besten geeignet sein, da sie z.B. eine Temperatur zwischen ca 15° und 25°C benötigen, wie sie auch in den meisten Räumen in Wohnhäusern üblich sind.
Die Regenwürmer brauchen meistens deutlich niedrigere Temperaturen, weshalb sie schon aus diesem Grund (aber auch aus anderen) im Wohnhaus nicht gehalten werden können. Angler haben ihre Tauwürmer im Kühlschrank, habe ich mal gelesen. Sie vermehren sich in Gefangenschaft aber nicht, heißt es.

Würmer, die in der eigenen Gegend nicht heimisch sind, soll man nicht freilassen. In Kanada gibt es bspw. große Probleme mit Würmern, die Angler am See im Laubwald freilassen, wenn sie nach dem Angeln übrig sind. Die Wälder dort sind auf Wümer nicht eingestellt. Was in deinem Garten oder in dem deines Nachbarn mit "fremden" Würmern passiert, weiß ich natürlich nicht. Aber besser ist es sicher, es gar nicht erst auszuprobieren.

Dein Wurmlieferant kann dir doch sicher verraten, wo er sie her hat? Daraus kann man dann vielleicht einige Rückschlüsse ziehen. Wenn er dir seine Quelle nicht nennen will, wäre ich vorsichtig. Es sollen manchmal von dubiosen Händlern auch Würmer verkauft werden, die z.B. für die Dekontamination von belastetem Boden eingesetz waren und eingentlich fachgerecht "entsorgt" werden müssten . Habe ich aber auch nur gelesen.

bigsur hat geschrieben: Fr 15. Feb 2019, 15:19 Ich habe mal gelesen, dass es nicht viel Sinn macht, wenn man Würmer aus dem Garten in der Wurmfarm einsetzt, weil auf längere Sicht nur die "optimalen" Würmer überleben.

Ist dem so?

Ja, es scheint so zu sein. In einer Wurmkiste scheint sich meist eine Art durchzusetzen und die anderen Arten zu verdrängen.
Wenn Du einen Mix einsetzt, dann ist das gewiss nicht sooo verkehrt. Denn dann dürfte die für Deine Farm am besten geeignete Art eher dabei sein und sich in Deiner Farm durchsetzen. Bestellst Du nur eine einzelne Art, könnte das die zweitt- oder drittbeste für Deine Verwendung sein. Du wirst es nie erfahren.

bigsur hat geschrieben: Fr 15. Feb 2019, 15:19 Wäre nicht auch in der Wurmkiste eine Vielfalt wünschenswert, weil verschiedene Arten u.U. verschiedene Stoffe anders/besser verwerten?

Sag das den Würmern!

bigsur hat geschrieben: Fr 15. Feb 2019, 15:19 Umgekehrt - stellen meine Würmer aus der Kiste (mein Lieferant konnte gar nicht die genaue Bezeichnung nennen) eine "Gefahr" für das Ökosystem meines Gartens dar?

Für den Garten sehe ich keinerlei Gefahr. Erstens gibt es da auf engstem Raum unterschiedliche Biotope, die zu jeweils unterschiedlichen Arten passen werden.



Pfiffikus,
der davon ausgeht, dass sich die zuständige Amsel und ein Igel um die überzähligen Exemplare des Gartens liebevoll kümmern werden

Was das aussetzen angeht, bin ich da ganz der Meinung von Wurmcolonia. Wenn sie hier nicht heimisch sind, haben sie im Garten nichts zu suchen. Wird aber vermutlich in der Praxis schwer sein, das durchzuhalten. Denn im Wurmhumus, den du vermutlich nicht ausschließlich im Haus verwendest, können ja immer noch Würmer oder Kokons sein.

Trulllla hat geschrieben: Sa 16. Feb 2019, 18:36 Was das aussetzen angeht, bin ich da ganz der Meinung von Wurmcolonia. Wenn sie hier nicht heimisch sind, haben sie im Garten nichts zu suchen. Wird aber vermutlich in der Praxis schwer sein, das durchzuhalten. Denn im Wurmhumus, den du vermutlich nicht ausschließlich im Haus verwendest, können ja immer noch Würmer oder Kokons sein.

Uups, das irritiert mich jetzt
Seid ihr sicher, dass sie hier nicht heimisch sind? Den Würmermix von Wurmwelten kann man doch auch nutzen, um den Komposthaufen anzukurbeln. Deshalb bin ich davon ausgegangen, dass es kein Problem ist, wenn alle Sorten Eisenias im Garten landen.
Liege ich damit falsch? Wer weiß was dazu?

Die Betonung sollte liegen auf wenn (=falls) sie hier nicht heimisch sind. Die Art ist ja hier nicht sicher.

Zu den verschiedenen Arten:

Eisenia fetida:
in Deutschland verbreitet, siehe: https://fauna-eu.org/cdm_dataportal/tax ... 2be4a56df0

Dendrobaena veneta syn Eisenia hortensis:
in Deutschland verbreitet, siehe: https://fauna-eu.org/cdm_dataportal/tax ... 041f2b7180

Eisenia andrei:
In Deutschland nicht verbreitet.
https://fauna-eu.org/cdm_dataportal/tax ... 141002ea00

Wikipedia sagt dazu:
Eine Annahme ist, dass diese Kompostwürmer europäischen Ursprungs sind .....
In Europa sind Funde aus Norwegen und aus Westeuropa belegt. Wildfänge aus Deutschland oder Österreich sind bislang nicht publiziert. Da aber E. andrei auch in deutschen Wurmfarmen gezüchtet und vermarktet wird, ist die Art auch hier zu erwarten. Untersuchungen von J. Römbke et al., die zwischen E. andrei und E. fetida unterschieden, fanden in Deutschland allerdings nur E. fetida als Wildform.

Die drei Eisenias: foetida, andrei und hortensis, die von Wurmwelten vertrieben werden, sind in Deutschland heimisch. Was unsere Nachbarländer oder noch weiter entfernte Länder angeht, kenne ich mich leider nicht aus. Die Eisenias dürfen daher in Deutschland auch in den Garten .

Kleine Korrektur lt. Trullas Post von 21:11 Uhr: Eisenia andrei kommt in Deutschland in der Natur wohl doch nicht vor.

Wurmcolonia hat geschrieben: Sa 16. Feb 2019, 21:14 Die drei Eisenias: foetida, andrei und hortensis, die von Wurmwelten vertrieben werden, sind in Deutschland heimisch.

Dazu hab ich einen Artikel vomn Dezember 2018 gefunden https://www.researchgate.net/publicatio ... _knowledge
Dort geht es um die Regenwürmer in Hessen. Auf S. 182 erste Spalte steht, dass folgende Arten aus der Diskussion ausgenommen werden müssen, da sie nicht in der freien Natur vorkommen, sondern nur in Komposthaufen und Wurmfarmen: E. fetida, E. andrei und D. veneta. Also genau unsere Kumpels in der Kiste.
Was für Hessen gilt, gilt vermutlich auch für andere Teile Deutschlands....

Macht mich aber auch nicht richtig schlauer. Das heißt, ich bring meinen Kompost lieber nicht in den Wald oder auf Naturwiesen (was ich auch nicht vorhatte), aber im Garten ist das schon okay? Wenn es sie in Komposthaufen gibt, müssen sie da ja irgendwie hineingekommen sein. Woher denn, wenn nicht von selbst aus der Natur?

Zu der Frage, welche Regenwürmer bzw. Kompostwürmer in Deutschland vorkommen, habe ich einen Artikel auf Wikipedia gefunden:
https://de.wikipedia.org/wiki/Regenw%C3 ... _und_Arten

Danach kommen unsere Kompostwürmer alle in Deutschland vor . 14 Arten der 47 Arten der Regenwürmer, die in Deutschland vorkommen, kommen nur im Süden vor, welche das sind, wird im Artikel nicht ausgeführt.

Auszug aus dem Artikel:

"Regenwürmer
...
In Deutschland vorkommende Gattungen und Arten
In Deutschland wurden insgesamt 47[36] Regenwurmarten aus 15 Gattungen nachgewiesen, wobei mit dem Badischen Riesenregenwurm (Lumbricus badensis) nur eine endemische Art besteht. Die Anzahl der Arten nimmt von Norden nach Süden zu, 14 Arten kommen ausschließlich im Süden vor.[37]
...
Gruppe der epigäischen Regenwürmer (wohnen in organischer Auflage über dem Boden): Gattung Allolobophoridella

Allolobophoridella eiseni

Gattung Aporrectodea

Aporrectodea handlirschi
Aporrectodea smaragdina, im Alpenraum

Gattung Dendrobaena

Dendrobaena attemsi
Dendrobaena auriculata
Dendrobaena hortensis (Kulturfolger)
Dendrobaena illyrica
Stubbenwurm (Dendrobaena octaedra)
Dendrobaena pygmaea
Dendrobaena veydovskyi
Dendrobaena veneta (Kulturfolger)

Gattung Dendrodrilus

Köcherwurm (Dendrodrilus rubidus syn. Dendrobaena rubida)

Gattung Eisenia

Eisenia andrei (Kulturfolger)
Kompostwurm, Mistwurm Eisenia fetida (Kulturfolger)
Eisenia lucens
...

Quellen für den Wikipedia-Artikel:
[36] FASZ vom 23.9.2018, S. 66, dort lt. "Mitteilung der Senckenberg-Gesellschaft von Ende 2016"
[37] Ricarda Lehmitz, Jörg Römbke, Stephan Jänsch, Stefanie Krück, Anneke Beylich, Ulfert Graefe: Checklist of earthworms (Oligochaeta: Lumbricidae) from Germany. Zootaxa 3866 (2), 2014; S. 221–245. doi:10.11646/zootaxa.3866.2.3.
..."

Worma hat geschrieben: So 17. Feb 2019, 19:50

Wurmcolonia hat geschrieben: Sa 16. Feb 2019, 21:14 Die drei Eisenias: foetida, andrei und hortensis, die von Wurmwelten vertrieben werden, sind in Deutschland heimisch.

Dazu hab ich einen Artikel vomn Dezember 2018 gefunden https://www.researchgate.net/publicatio ... _knowledge
Dort geht es um die Regenwürmer in Hessen. Auf S. 182 erste Spalte steht, dass folgende Arten aus der Diskussion ausgenommen werden müssen, da sie nicht in der freien Natur vorkommen, sondern nur in Komposthaufen und Wurmfarmen: E. fetida, E. andrei und D. veneta. Also genau unsere Kumpels in der Kiste.
Was für Hessen gilt, gilt vermutlich auch für andere Teile Deutschlands....

Macht mich aber auch nicht richtig schlauer. Das heißt, ich bring meinen Kompost lieber nicht in den Wald oder auf Naturwiesen (was ich auch nicht vorhatte), aber im Garten ist das schon okay? Wenn es sie in Komposthaufen gibt, müssen sie da ja irgendwie hineingekommen sein. Woher denn, wenn nicht von selbst aus der Natur?

Wie wir inzwischen gemeinsam recherchieren konnten, kommen unsere Kompostwürmer alle zumindest irgendwo in Deutschland vor. Wir können sie in unseren Wurmfarmen halten oder auch im Kopost im Garten. Wenn sie sich selbst entscheiden sollten, auf Wanderschaft gehen zu wollen, um Nachbars Kompost zu erkunden, können wir sie kaum daran hindern. Aber wir sollten sie wohl nicht im Wald oder sonst in freier Natur aussetzen. So werde ich es jedenfalls halten.