Holzkohle im Wurmkompost

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KrabbelPhi
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Re: Holzkohle im Wurmkompost

Beitrag von KrabbelPhi »

Lieber Flomax,
Flomax hat geschrieben: (...) dass Du dich jetzt von dieser Terra Preta-Hysterie dazu hinreissen läßt zerstossene Holzkohle in die Wurmfarm zu streuen, das läßt mich, gelinde gesagt, an Deinem analytischen Verstand zweifeln.
Deine Sorge ehrt Dich, aber mein "analytischer Verstand" befindet sich nach wie vor im grünen Bereich :D . (Natürlich bin ich in dieser Hinsicht naturgemäß etwas befangen). Ich bin Lichtjahre entfernt von einer "Terra Preta-Hysterie" und wollte lediglich auf dieses interessante Konzept hinweisen. Gerade humusarme Böden in den Tropen zeichnen sich ja normalerweise durch eine extreme Nährstoffarmut aus und sind rasch erschöpft, während hier durch eine antike Hochkultur plötzlich die natürlichen Verhältnisse auf den Kopf gestellt wurden.

Ich streue meinen Würmlein auch keineswegs Asche auf die Köpfchen, wie ich weiter oben bereits erwähnt habe (lediglich etwas Weihwasser an Feiertagen :mrgreen:) :
KrabbelPhi hat geschrieben:Hallo Kiko,
nein, die globalen Holzkohlenvorräte sind vor mir sicher :mrgreen: Mir geht es ja - mangels Garten - in erster Linie um das Recyclen meiner Küchenabfälle und die Wurmbiologie.
In der Wurmfarm selbst bewirkt die Holzkohle vermutlich nichts, erst später im Boden.
Flomax hat geschrieben:Was in aller Welt soll die Holzkohle in der Wurmfarm bewirken? Vielleicht Feuchtigkeit binden - das war es dann aber schon. Oder habe ich da etwas total mißverstanden????Wenn man die Holzkohle zum Wurmhumus hinzu gibt bevor man ihn im Garten der Erde beimischt, ok das macht Sinn. Aber was in Gottes Namen soll er in der Wurmfarm neben der abzubauenden Biomasse bewirken?????????
In der Terra Preta scheint Holzkohle eine ähnliche Funktion auszuüben wie die Huminsäuren. Sie wird selbst nur extrem langsam abgebaut, absorbiert und bindet aber Nährstoffe reversibel, bewahrt sie dadurch vor der Auswaschung und macht sie für Pflanzenwurzeln verfügbar. Außerdem siedelt sich in den porösen Hohlräumen eine reichthaltige Bakterien und Pilzfauna an. Diese Parallele zu den Huminsäuren, bzw. den Ton-Humus-Komplexen erscheint mir durchaus glaubhaft und nachvollziehbar. Eine Passage durch den Wurmdarm könnte die Holzkohlepartikel mit den im Darm gelösten Nährstoffen "aufladen" und die Besiedelung mit Pilzen und Bakterien initiieren.
Das ist aber selbstverständlich nur eine bisher nicht belegte Hypothese!

Zweifelsfreie analytische Grüße

Werner
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Flomax
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Re: Holzkohle im Wurmkompost

Beitrag von Flomax »

@KrabbelPhi

Ok - ich muß zugeben daß da eher der Forscherdrang mit Dir durchgegangen ist, als daß Dein analytischer Verstand einer Tragl-Überdosis zum Opfer gefallen wäre!

Holzkohle auf mein Haupt und Abbitte leisten!

Ich hab in der Zwischenzeit auch noch einige andere, denn die angegebenen, Artikel über Terra Preta gelesen und jetzt verstanden um was es eigentlich geht. Der Grundgedanke ist ok, die Welt und das Klima werden wir allerdings damit nicht retten können - aber das ist ein anderes Thema.

Ich verstehe halt nicht wie man eine Wurmfarm die gerade noch an "Fluchtwurm" leidet, schon wieder mit neuen Störstoffen versetzen kann! Das ist die Kritik die eigentlich in meinem letzten Beitrag drinsteckt!

Gruß
Flomax
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KrabbelPhi
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Re: Holzkohle im Wurmkompost

Beitrag von KrabbelPhi »

Hallo Flomax,
Flomax hat geschrieben:@KrabbelPhi
Ich verstehe halt nicht wie man eine Wurmfarm die gerade noch an "Fluchtwurm" leidet, schon wieder mit neuen Störstoffen versetzen kann! Das ist die Kritik die eigentlich in meinem letzten Beitrag drinsteckt!
Nochmal langsam zum Mitschreiben ;) :
Ich habe meine Würmer bisher nicht mit Holzkohle bepudert, ich pudere sie derzeit nicht, und werde auch in Zukunft davon Abstand nehmen!
Für jemand der Wurmkompost im Garten einsetzt, wäre es aber vielleicht mal einen Versuch wert.

LG Werner
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kiko63505

Re: Holzkohle im Wurmkompost

Beitrag von kiko63505 »

Hallo Flomax,

der verrückte mit dem holzkohletest bin ich :lol: soweit man hier von test überhaupt reden kann. Ein er-oder misserfolg wird sich kaum beweisen lassen.

@ Werner,

mir ist schon klar das holzkohle in der farm mehr oder weniger nutzlos ist, beim staub der holzkohle hoffe ich das dieser über die würmer aufgenommen wird und im wurmhumus etwas positives bewirkt.
Jedenfalls konnte ich bisher feststellen das dieser staub den würmern nicht geschadet hat, lediglich einen tag haben die würmer das neue substrat gemieden. Die hoffnung das meine würmer nun schwarz werden ist auch nicht eingetroffen :lol: :lol: :lol:

Derzeitiges fazit: geschadet hat es nicht und wenn es nichts nützen sollte so habe ich einfach 2 handvoll wurmhumus mehr. Meine farm produziert bei meiner füttermethode von haus aus nicht zu 100%wurmhumus, sand, gartenerde, und bentonit mögen vielleicht wichtig sein, sind aber nunmal kein wurmhumus.

mfG
kiko
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Re: Holzkohle im Wurmkompost

Beitrag von Wurmmann »

Ein er-oder misserfolg wird sich kaum beweisen lassen.
Wenn das (bezahlbar) anders wäre, hätte ich das schon längst versucht!
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Wurmbär
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Re: Holzkohle im Wurmkompost

Beitrag von Wurmbär »

Hallo kiko63505,

mich interessiert das Thema Terra Preta ebenfalls. Allerdings:
kiko63505 hat geschrieben: Wie im tiefsten mittelater habe ich die holzkohke fein zerstossen, von staubfein bis zu erbsengröße. Eine gute tasse von dem staub habe ich in der wurmbox verteilt...hoffentlich gehts gut... den rest habe ich in eine meiner komposter eingebracht.
Hast Du Holzkohlepellets oder richtige Holzkohle?

Ich habe (stehn im Keller - kann nicht genau nachschauen) Buchenholzkohle in ganzen Stücken. Das ist schwer zu zerstoßen. Ich habe sie in ganzen Stücken in meinen Balkonkästen - und auch im Wurmkübel.

Habe mir von Freunden mal Pellets geben lassen - die halten nicht sehr lange und werden von der Feuchtigkeit schnell aufgelöst. Pellets bräuchtest Du nicht zerstoßen, die zerfallen durch die Feuchtigkeit von alleine.

Hast Du die mit dem Hammer zertrümmert und vorher naß gemacht oder wie/was?

Gruß
Wurmbär
kiko63505

Re: Holzkohle im Wurmkompost

Beitrag von kiko63505 »

Hallo Wurmbär,

angeregt durch Werners beitrag und so verrückt wie ich bin, habe ich mir holkohle ohne zusatzstoffe im baumarkt besorgt. Die holzkohle sollte frei sein von bindungstoffen welche zB verhindern das diese schwarz abfärbt. Die kohle lies sich recht leicht zertrümmern, größeres kantholz und gib im saures :lol: . Den kohlenstaub habe ich zu den würmern, die größere stückchen in den komposter. Mit dem kohlenstaub wollte ich nur erreichen das dieser durch den wurmmagen geht. Ob das ganze wirklich was bringt kann ich nicht sagen, jedenfalls hat es den würmern bisher nicht geschadet. Die sind nicht einmal schwarz geworden :P

kiko
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dynamind
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Re: Holzkohle im Wurmkompost

Beitrag von dynamind »

Hallo,

ich bin auch sehr am Thema "Terra Preta" interessiert, auch wenn ich denke, dass da einige der Erfolgsmeldungen nicht auf unser Klima übertragbar sind.

Wie bereits von Werner angesprochen hat die Holzkohle vermutlich hauptsächlich die Funktion ein stabiles Mikroklima für Pilze und Bakterien anzubieten und diese damit z.B. vor Temperaturschwankungen zu schützen. Wichtig für Terra Preta könnte deshalb sein, dass die Holzkohle vorab mit Bakterien besiedelt wird - und das sollte ja in der Wurmfarm ideal sein, weil dort (im besten Fall) ein sehr günstiges Bakterienklima (oder wie soll man es nennen?) herscht. Wenn die Holzkohle lange genug darin liegt dürfte sich so manches Bakterium ansiedeln. Ich denke auch, dass die Kohle dafür nicht mal durch den Wurmdarm gehen muss, die Stücke also auch eher grösser sein können und eventuell sogar erst in die fertige oder fast fertige Wurmerde eingebracht werden könnten.

Wichtig scheint aber zu sein, dass die Holzkohle aus Pyrolyse stammt (wird auch Biokohle oder Biochar genannt) also langsam verschwelt wurde und dadurch eher hart bleibt. Die Pellets aus der Heizung scheinen ja eher nicht so hart zu sein und zu verfallen, und Holzkohlepulver ist ja eher nicht porös. Normale Grillholzkohle wird wohl auch aus Pyrolyse gewonnen, man muss also keine Spezialkohle kaufen.

Wichtig wäre auch noch das Gemisch mit Mykorrhiza Sporen zu beimpfen. Die Sporen kann man kaufen, allerdings sind die Pilze immer auf bestimmte Pflanzen spezialisiert und ich bin mir noch nicht sicher, ob die gekauften Sporen mit allen Pflanzen funktionieren. Aber bereits im Boden vorhandene Pilze können sich dann ja auch in der Holzkohle ansiedeln und schädlich sind die "falschen" Sporen auch nicht - es passiert halt nichts.

Als weiteren Zusatz haben die Terra Preta Indios Tonscherben verwendet. Hier könnte man vielleicht mit den Hydrokultur Blähton-Kügelchen arbeiten - wobei die glaube ich eher teuer sind.

Im Moment bin ich aber mit meiner etwas übersäuerten Farm weit von solchen Experimenten entfernt (siehe auch Bericht hier im Forum). Sobald sie sich wieder normalisiert hat wollte ich aber in die unterste Schicht - einige Wochen vor der Ernte - Holzkohle, Blähton und Mykorrhiza-Sporen einbringen.
Schadet sicher nicht :D
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Wurmbär
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Re: Holzkohle im Wurmkompost

Beitrag von Wurmbär »

@ Dynamind

Mit Holzkohlestücken kann man auch ganz gut Feuchtigkeit aus der Farm bekommen...
Ich habe in der Farm Buchenholzkohle. Diese wird auch von Milben und Springschwänzen besiedelt. Wenn die Ritzen groß genug sind, ziehen sich die Tiere manchmal in diese Löcher/Spalten zurück. Vielleicht lassen sie sich dort auch nur die Pilze und Bakterien schmecken.

Eine zeitlang dachte ich übrigens, dass das Einbringen von Pilzen und Bakterien bestimmt eine gute Sache ist. Mittlerweile denke ich, dass sich das ganze "Kleinklima" von alleine einstellt ... durch die unterschiedlichen Zugaben der Obst-, Salat-, Gras- und Gemüsearten usw. (manchmal liegt es auch in der Luft). Allerdings hat mein Kalk wieder Azotobacter ... also was soll's.

Wenn Du die Dinge da hast, nutze sie - aber extra kaufen würde ich es nicht.

Azotobacter benötigt einen bestimmten PH-Wert um zu "funktionieren". Diesen Wert gibt es bei mir noch lange nicht (viel zu sauer) ... Vielleicht ist es mit vielen Pilz- und Bakterienarten so. Erst wenn das Drumherum stimmt fangen die Dinge an zu wirken - vorher gehen sie evt. kaputt ... Mykorrhizapilze werden auch so ihre Eigenarten haben ...

Gruß
Wurmbär

edit: Du könntest noch Muschelschalen/Kalk dazugeben. Würmlis Lieblingsfutter sind übrigens zermahlene Eierschalen.
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dynamind
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Re: Holzkohle im Wurmkompost

Beitrag von dynamind »

@Wurmbär

Da hast du sicher recht - das Mikroklima in der Farm ist sicher perfekt wie es ist (ausser - ähem - es hat sich versauert). Da die Pilzsporen erst wachsen wenn sie mit ihrem zukünftigen Wirt zusammentreffen bringt es vielleicht tatsächlich nicht viel sie schon vorher zuzugeben - besser ist dann wahrscheinlich erst ins Pflanzloch oder eben direkt an die Pflanzen und dann können sie sich ja immer noch in die Holzkohle ausbreiten (was sie als Sporen ja auch nicht machen, weil sie ja dazu lebende Pflanzen bzw. Wurzeln benötigen).

Mykorrizha ist übrigens eine tolle Sache. Es gab vor vielen Jahren mal "Topfpflanzen Azet" von Neudorff, da war das auch drin und bei einigen meiner Topfpflanzen hatte sich damals ein sichtbarer weisser Belag an den Wurzeln gebildet und sie gediehen wundervoll. Leider gibt es das Topfpflanzen Azet nicht mehr (was vermutlich daran liegt, dass es wirklich übel gestunken hat). Von Neudorff gibt es jetzt aber Langzeit-Dünger Tabs mit Mykorrizha drin - die habe ich aber noch nicht getestet.

Das mit den Eierschalen probiere ich mal - ich habe da noch eine alte Hand-Kaffeemühle - vielleicht kriege ich sie damit klein. Die Eierkartons schmecken ihnen ja auch schon sehr gut. Vielleicht sollte ich einfach mehr Eier essen :D
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