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Wurmkiste in Nairobi?

Verfasst: Mo 1. Nov 2010, 15:21
von istria
Hallo alle zusammen,
ich lebe seit einem halben Jahr in Nairobi und arbeite in einem sozialen Projekt mit Mädchen aus den Slums. Wir haben den "Garten" umgestaltet und bauen dort verschiedene Gemüse an. Wir benutzen ebenfalls die Methode des Container-Gärtnerns (also quasi gärtnern im großen Sack), da die Mädels zu Hause meistens nicht viel Platz haben.
So kam mir auch die Idee mit einer Wurmkiste - das ist ja quasi Kompost Produktion auf kleinem Raum. Es ist möglich hier kompostwürmer zu bekommen - allerdings keine Fertigen Systeme. Da absurderweise hier Holz meistens teurer ist als Plastik dachte ich daran eine kleine "Plastikboxenfarm" anzulegen. Denn es soll quasi ein Demoprojekt sein, was die Mädeln zu Hause nachmachen können.
Ich habe im Internet vieles gelesen, bin aber nicht sicher wie genau ich das jetzt machen soll ... Ich würde gerne mehrere Kisten einsetzen, so dass die Würmer von eine Kiste in die andere wandern.
Die meisten Boxen, Eimer oder was auch immer passen nicht genau ineinaner, es bleibt es spalt. Kann ich den einfach abdecken, z. B.mit Pappe oder sollte jede Box dann einen Deckel haben und ich mache dann Löcher in den Deckel zwecks Wandern der Würmer?
Viele Grüße
Iris

Re: Wurmkiste in Nairobi?

Verfasst: Mo 1. Nov 2010, 16:27
von Wurmbär
Hallo Iris,
ich könnte mir vorstellen, dass es in Nairobi gut warm ist und dass deshalb so viel Luft als nur irgendwie möglich in das System sollte.
Wahrscheinlich sollen die Kisten auch im Garten (aber bei Hitze bitte an der schattigsten Stelle) aufgestellt werden.
Wenn Du ein Stapelsystem machen willst - wie groß sollen denn die Kisten sein (?) denn ggf. sollten noch ein paar Extra-Löcher in die Kisten gebohrt werden ...
Was sich bei großer Hitze bei mir auf dem Balkon bewährt hatte waren Terracotta-Gefäße. Da brauchen keine zusätzlichen Löcher gebohrt werden, allerdings muß man bei Einzelgefäßen die Würmer aus dem Humus von Hand auslesen und umsetzen.
In welcher Größenordnung und mit wie vielen Würmern stellst Du Dir das ganze vor?
Gib uns noch ein paar Infos und die Fachmänner und -frauen hier im Forum helfen Dir dann ganz schnell weiter.

Gruß
Wurmbär

Re: Wurmkiste in Nairobi?

Verfasst: Mo 1. Nov 2010, 17:39
von istria
Ja es ist schon warm hier, aber nicht übertrieben, ähnlich Mittelmeerklima. Die Kisten werden entweder im Schatten draußen oder aber in einem Abstellhäuschen (falls Gefahr besteht, dass die Kisten geklaut werden) untergebracht.
Ich wollte die Kisten eher klein halten, so um die 15 Liter vielleicht? und dann halt 2-3 stapeln, damit die Mädels die Würmer nicht rausselektieren müssen (die finden das nämlich komischerweise irgendwie alles eklig, ob schnecken, käfer oder würmer... die haben vielleicht geguckt als ich sagte, wir züchten Würmer :shock: ).

Es soll keine große Größenordnung haben, wir haben nur einen kleinen Garten, um die 100 qm und ich will auf jeden Fall auch einen Kompost anlegen. Aber ich möchte halt demonstrieren, dass es funktioniert mit den Würmern als weiteren Baustein zum "Urban Gardening". Und ich würde gerne auch ein paar Würmer weitergeben können, da die Familien i.dR. ein paar Boxen erübrigen können, Küchenabfälle sind auch immer da, aber wenn die umgerechnet 15-25 EUR für Würmer bezahlen sollen aber nur ein Monatseinkommen von umgerechnet 40-70 EUR haben...

Meint ihr ich kann das auch mit recht kleinen Kisten aus *Plastik* fertigbringen? Wie viele Löcher würdet ihr da reinmachen? Und wie gesagt, hier ist sogut wie alles angeschrägt, so dass man die Kisten nicht Rand an Rand ineinanderstellen kann, aber Deckel gibt es oder kann ich vielleicht Pappe nehmen um den Rand zu füllen?

Re: Wurmkiste in Nairobi?

Verfasst: Mo 1. Nov 2010, 19:13
von Flomax
@istria

Erst einmal herzlich willkommen im Forum. Dein Einsatzort ist, im Gegenteil zu unseren Breiten, mit viel Wärme und Sonne gesegnet. Warum willst Du dann mit Kisten arbeiten. Die Kisten heizen sich viel zu schnell auf wenn denn doch einmal die Sonne drauf scheint - und bei über 30°C gehen die Würmer ein. Bei nur einem deftigen Sonnenbad wären die Kisten schon wurmfrei!!

Wenn Du mit Beetplatten einen kleinen Teil des Gartens abgrenzt, so ca. 50 x 100 cm (oder größer) und dort ein Wurmbeet anlegst und es mit einem provisorischen Dach (mit etwas Abstand über dem Beet um Stauhitze zu vermeiden) vor Sonneneinstrahlung (schneller Austrocknung) und Fressfeinden (Vögel) schützt, dann wird Deine Wurmzucht wahrscheinlich noch besser funktionieren als in Boxen! Der Boden sollte mit gelochten Ziegelsteinen gegen Fressfeinde von unten geschützt sein. Der Rand des Beetes sollte es Schnecken und Kröten unmöglich machen hinein zu kommen. Den Humus zu ernten würde ein Zweikammersystem erleichtern. Erst füttert Du nur die eine Seite bis sie voll ist, und dann beginnst Du mit der anderen Seite. Die Trennwand zwischen den Kammern sollte mit Löcher versehen sein, damit die Würmer dem Futter in die zweite Kammer folgen können. Die erste Kammer solltest Du nach ca. 12 - 14 Wochen nach der letzten Fütterung fast wurmfrei beernten können.

Mit Boxen, die nicht exakt aufeinander gestapelt werden können, tust Du Dir mit Sicherheit keinen Gefallen. Nachts werden die Würmer daraus immer wieder entkommen. Und Pappe oder Papier in die Spalten zu stopfen, ist ungefähr so wirksam wie wenn man versucht ein Loch in einem Hundezwinger mit Fleisch zu stopfen!!!:-)

Zellulose ist eine der Liebslingsspeisen der Kompostwürmer!

Das Wurmbeet hätte sogar den unschlagbaren Vorteil dass Du später darin direkt Dein Gemüse anbauen kannst, indem Du einfach noch Gartenerde in den Humus mischst ohne dass Du ihn entnehmen musst. Du erweiterst dann einfach das Wurmbeet indem Du weitere Kammern daran anbaust!

Bedenke aber, dass ein Wurmbeet von 50x50 cm (das wäre eine Kammer des gesamten Beetes) nur dann auch gut funktioniert, wenn mindestens 2000 - 3000 Würmer darin werkeln! Besser wären 4000 - 5000 Stück. Dann ist auch die Vermehrungsrate entsprechend hoch und Du könntest bald schon Deinen Mädels Würmer mit nach Hause geben.

Ich finde Dein Projekt toll. Mit Sicherheit ist das ein guter Weg hin zum familienversorgenden Hausgarten.

Aber vielleicht äußerst Du Dich mal zu meinem Vorschlag ein Wurmbeet anzulegen, dann können wir vielleicht eine für Dich praktikablere Lösung finden. Eventuell wären die Säcke in den Ihr das Gemüse anbaut auch schon ein geeignetes Gefäß für die Wurmzucht!?

Gruß
Flomax

Re: Wurmkiste in Nairobi?

Verfasst: Di 2. Nov 2010, 17:18
von istria
Vielen Dank Flomax für die ausführliche Antwort.
Du hast recht es gibt hier mehr Wärme als in Deutschland, in etwa ein mittlerer Sommertag in Deutschland wäre ein guter Vergleich. Von daher ist eine Kiste nicht von nöten, aber ich möchte das Ganze so anlegen, dass es in den Slums einfach nachgemacht werden kann, ich denke ich brauche daher etwas mobiles. Dieser Link führt auf ein Photo von Kibera, dem größten Slum hier, nur um mal eine Idee vom Platz zu bekommen: http://www.kslum.org/images/kibera.jpg. Die ""großen" Häuser haben etwa 9 qm ... Alles ist sehr eng beieinander.
Hier ist ein Bild von so einem Container Garden: Bild. Ich weiss nicht, kann man diese Säcke verwenden? Aber dann müsste man die Würmer da raussammeln oder?
Eine Familie hat meistens die Möglichkeit 1-3 kleinere Säcke am Haus aufzustellen. Es gibt auch Initiativen wo eine ganze Community einen Platz nutzt, da wäre es vieleicht möglich einen Platz extra abzutrennen...
Des weiteren ist es einfach so, dass viele Familien nicht mehr als 30 EUR Einkommen haben, von dem Sie Hausmiete (ja, auch die fällt in den Slums an), Lebensmittel, Schulgeld, Transport usw. bestreiten. Die werden sich so eine Kiste mit gelochten Ziegelsteinen niemals leisten können.
Wie gesagt, diese Plastikschüsseln, Eimer whatever kriegst du hier sehr günstig. Ich meine ich könnte versuchen etwas aus Holz zu bauen, aber das ist wiederum auch verhältnismäßig teuer und mir ist ja nicht geholfen, wenn es keiner nachbauen kann
Und wenn ich Boxen mit einem Deckel nehme und die dann staple - das müsste doch gehen? Na ja, und in den Schatten müsste das ganze...
Liebe Grüße
istria

Re: Wurmkiste in Nairobi?

Verfasst: Di 2. Nov 2010, 17:38
von vinbergssnäcka
schau mal hier: viewtopic.php?f=4&t=353 ich habe ein paar Bilder gemacht. In den Boden hatte ich noch mehr Löcher gebohrt, aber im Prinzip sieht es so aus, wie auf den ersten Bildern.

Bisher hab ich auch keine Probleme, ich hatte lange nachsts eine Lampe brennen, aber das scheint nicht nötig. Allerdings habe ich bisher keine Erfahrung, wie das mit der nächsten Ebene klappt....aber das wird sich zeigen.


lg Heike

Re: Wurmkiste in Nairobi?

Verfasst: Di 2. Nov 2010, 17:46
von Flomax
@istria

Den Link und/oder das Bild von dem Container Garden fehlt in Deinem Beitrag. Wäre für mich wichtig mal zu sehen worin ihr anpflanzt!

Die Würmer könnte man bei der Humusernte aus dem Humus heraussieben.

Klingt interessant ... ich mach mir mal Gedanken und schau mich mal auf der Website von der das Slum-Foto stammt um, um mal eine Eindruck zu bekommen wie die örtlichen Verhältnisse sind.


Ich melde mich später am Abend wieder. Wo liegt ihr in Kenia im Verhältnis zu uns mit der Tageszeit? In etwa zeitgleich abzüglich unserer MEWZ (mitteleuropäischen Winterzeit), oder?

Gruß
Flomax

Re: Wurmkiste in Nairobi?

Verfasst: Di 2. Nov 2010, 19:25
von istria
@flomax.
Sorry, in der Voransicht wars noch zu sehen ...
Hier der Linkhttp://blogs.worldwatch.org/nourishingt ... ardens.jpg: . Wir benutzen die Säcke wie der ganz links.
Zur Uhrzeit: Bei uns ist es 2 Stunden später als in Deutschland
Liebe Grüße
istria

Re: Wurmkiste in Nairobi?

Verfasst: Mi 3. Nov 2010, 00:39
von Flomax
@istria

Danke für das Nachreichen des Foto-Link. Der Sack links sieht sehr nach grobem Jutegewebe aus, stimmt das? Der rechts eher nach gewebtem Kunststoffsack.

Der Jutesack, wenn es denn einer ist, würde sich meiner Meinung nach auch als Wurmkomposter eignen. Luftig genug ist das Gewebe ja. Und billig ist er mit Sicherheit auch, oder irre ich da?

Was heißt in dem Zusammenhang "vertical garden"? Was ist denn daran vertikal? Das Gemüse wächst doch nur oben heraus. Oder kann man auch noch seitlich Löcher machen und etwas hineinpflanzen? So wie es Heinz Erven mit seinen besonders hohen und schmalen Hochbeeten gemacht hat. Kennst Du Heinz Erven, den Pabst der Hochbeete?

Ich schick Dir mal einen Link zu Heinz Erven per PN. Seine Hochbeetphilosophie würde auch gut zu Deinem Projekt in Nairobi passen.

Gruß

Flomax

Re: Wurmkiste in Nairobi?

Verfasst: Mi 3. Nov 2010, 00:45
von Flomax
.............sorry jetzt erst sehe ich dass in dem linken Sack wirklich etwas aus der Seite des Sackes herauswächst!

............ deswegen "vertical garden"