In Weimar läuft ein Projekt zum Thema:
Derzeit spülen wir eben diese wichtigen Nährstoffe über das Abwassersystem ungenutzt ins Nirvana. Zusammen mit der DBU (Deutsche Bundesstiftung Umwelt), der Bauhaus-Universität Weimar und unseren Freunden von werkhaus läuft seit Mai 2019 ein spannendes Pilotprojekt auf dem bauhaus Campus in Weimar: die P-Bank!
So etwas reizt mich zur Diskussion an.
1) Bei "Projekt" stelle man immer die Frage nach Nachhaltigkeit. Reden wir in zwei Jahren noch darüber, wenn die ausgereichten Fördermittel ausgelaufen und das Tamtam rundherum abgeklungen ist?
2) Eine Insellösung ist ein Alibiansatz, aber keine tiefgreifende Lösung.
3) Dass unser Abwassersystem eine Perversion darstellt, ist jedem klar, der sich auch nur wenig damit beschäftigt. Nährstoffe und Spurenelemente, die überall vorhanden sind, werden mit gutem Wasser bis Trinkwasser zu Abwasser verarbeitet und davongespült, in erheblichen Mengen dann auch in Meere gespült. Dort richten sie dramatische Umweltschäden an: Ankurbeln von Algenblüte, nach dem Absterben der Algen sinken diese zu Boden und verfaulen. Dort bilden sich Todeszonen, wo kein normales Leben mehr möglich ist. In der Ostsee als Binnenmeer, wo keine erheblichen Strömungen auftreten, ist dieser Effekt flächig zu beobachten - allerdings etliche Meter unter der Wasseroberfläche. Der Kreuzfahrtteilnehmer, der dort entlangschippert, wird das nicht unbedingt bemerken.
Auf der anderen Seite werden dann die davongespülten Nährstoffe aufwändig und teuer importiert oder auch energieintensiv produziert, weil sie ja fehlen. Der Anwender (Gärtner, Landwirt) wird es dann bezahlen, der Verbraucher in Folge auch.
Neuerdings sind auch Klärwerke beauftragt, unmittelbar aus dem Abwasser Phosphor zurückzugewinnen.
Wer misst und verkündet hier den ökonomischen, ökologischen und klimatischen Abdruck?
Eine unmittelbare Nutzung von Urin/Jauche ist jetzt keine Erfindung, wo sich Professoren auf die Schulter klopfen können, sondern das gab es schon immer, ist halt nur in unserer Zivilisiertheit verloren gegangen.
In anderen Ländern/Regionen kann man sich eine solche Verschwendung von Wasser schlicht nicht leisten und diesen Zivilisationsschritt dann vermutlich auslassen.
4) Die Wahrheit zum Phosphordünger: Es ist genug da im Boden, spätestens dann, wenn schon mal gedüngt wurde.
Allerdings: Pflanzen können Phosphor nur bestimmte Erscheinungsformen aufnehmen, der in den Boden eingebrachte Phosphor wird aber ziemlich schnell in andersartige Verbindungen aufgenommen. Daher enthalten die Düngeempfehlungen eine kräftige Überdüngung. Daneben ist Phosphor im Boden sehr immobil. Knapp neben der Pflanzenwurzel ist auch vorbei (nicht nutzbar).
Wie bekommt man das gelöst: Bodenleben (mal wieder).
Mykorrhiza
- Pilzglyphen sind nur ein Zehntel so stark wie Pflanzenhaarwurzeln und können sich Hohlräume erschließen, die für die Pflanze selber nicht erreichbar sind.
- Über Mykorrhiza kann die Pflanze ihren Wurzelraum verzwanzigfachen. Neben dem Nährstoffangebot hat das auch Wirkungen auf die Wasserversorgung.
- Über die Pilze werden regelrechte Ernährungs- und Informationsnetzwerke geschaffen, die Einzelpflanzen untereinander verbinden, und da auch Pflanzen unterschiedlicher Arten.
- Pilzglyphen sind Autobahnen für Bakterien und ermöglichen auch über diese Stofftransporte.
- Mikroben des Bodenlebens können aus Mineralien & Co. Nährstoffe lösen und in sich aufnehmen.
Man darf also von Boden-Ernährungs-Netzwerken sprechen. Das ist also eine ganze andere Welt als seinen Superdünger zu verstreuen, und nicht jeder versteht das.
So. Nun müsste man seinen Boden nur so bewirtschaften, dass das Bodenleben eine Chance auf Leben hat.
Schwarzbrache: Ohne Pflanzen, die das Bodenleben mit ihren Wurzelausscheidungen füttern, ist da Notstand angesagt. Auf nicht wenigen Flächen findet das von August bis Mai statt.
Tiefpflügen: Man kann sich vorstellen, was mit Netzwerken passiert. Durch das Drehen und Wenden kommen zudies Mikroorganismen in ungeliebte bis lebensbedrohende Bereiche.
Kunstdünger/Gülle: Sie vergiften Bodenleben. Mit konzentrierten Salz- und Ammoniaklösungen können die Zellmembranen der MO schlecht umgehen. Mit der Druckfütterung der Pflanzen über eingebrachte Salzlösungen werden zusätzlich ganze Fraktionen des Bodenlebens arbeitslos gestellt und ihrer Lebensgrundlage beraubt. Leben kann man nicht einfach aus- und dann wieder anschalten wie elektrisches Licht.
Pestizide: Diese töten weit mehr als auf dem Beipackzettel steht. Dies dann auch nachhaltiger und längerfristiger als mancher meint.