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Re: Laubkompost

Verfasst: Di 31. Dez 2019, 13:17
von Eberhard
Aus diesem Grunde verstehe ich nicht ganz, weshalb der Einsatz von Gülle von vielen Leuten so pauschal verurteilt wird.
Einen Erkenntnisprozess dazu könntest Du einleiten, indem Du Nase und Hände in diese Gülle versenkst.

Ich hatte mal gelesen, ein getrockneter Kuhfladen riecht wie frische Kräuterwiese.

Über das weite Feld dazwischen und Gründe dafür und Wirkungen daraus darf man nachdenken.

Es ist unverändert aktuell: Petition zur Mikrobiellen Gülleveredelung

Re: Laubkompost

Verfasst: Di 31. Dez 2019, 17:39
von Pfiffikus
freestyle hat geschrieben: Di 31. Dez 2019, 10:03Heute ist es jedoch doch so, dass die Tanks am Ende des Winters überlaufen und auf Teufel komm raus ausgebracht werden muss. Sparsamer Umgang ist nicht möglich. Überdüngung und Zerstörung des Bodenlebens ist die Folge.

Was sollten die Landwirte deiner Meinung nach den mit überflüssigen Gülle machen.
Freut mich, dass wir uns in dieser Beziehung einig sind. Gülle ist vor allem dann schädlich für den Boden, wenn er zu viel davon aufnehmen muss.

Eberhard hat geschrieben: Di 31. Dez 2019, 12:56 Ach wie schnell ist da jemand dabei, kompostartigen Dünger und Sondermüll gleich wieder auf eine Stufe zu stellen? (Was ich denk und tu, trau ich auch den anderen zu.)
Wer macht hier sowas?

Eberhard hat geschrieben: Di 31. Dez 2019, 12:56 Klar gibt es Frevler und Verbrecher. Aber gleich die ganze Gesellschaft vorbeugend in Geiselhaft zu nehmen und überzuregulieren ist dann der richtige Weg?
Sag das den Abgeordneten Deines Vertrauens! Und mach ihm gleich ein paar Vorschläge, wie man mit solchen Frevlern umgehen sollte.


Eberhard hat geschrieben: Di 31. Dez 2019, 13:17 Einen Erkenntnisprozess dazu könntest Du einleiten, indem Du Nase und Hände in diese Gülle versenkst.

Ich hatte mal gelesen, ein getrockneter Kuhfladen riecht wie frische Kräuterwiese.
Nein, das möchte ich nicht. Ich möchte meine Nase und meine Hände weder in Gülle versenken, noch in einem Kuhfladen, noch im Inhalt einer Trenntoilette, der ebenso wertvoll ist, wie Gülle.


Pfiffikus,
der Euch allen nun einen guten Rutsch in das neue Jahrzehnt wünscht

Re: Laubkompost

Verfasst: Mi 1. Jan 2020, 11:42
von Eberhard
Gülle ist vor allem dann schädlich für den Boden, wenn er zu viel davon aufnehmen muss.
Über das Maß bis zum "zu viel" ließe sich trefflich streiten, ist aber auch nur ein Teil der Problematik.

Menge entsteht schon davon, dass man die tierischen Ausscheidungen zuzüglich Stroh und Futterresten bequem mit viel zusätzlichen Wasser zusammenspült und klassisch in großen Behältern vor sich hin gammeln lässt. Der Vorgang der Gülleerzeugung ist nicht gottgegeben und unveränderlich.

Bei seriöser Betrachtung wird man aber auch sehr schnell anerkennen müssen, dass Gülle nicht gleich Gülle sein muss. Man kann ja statt des Gammeln und Faulens ein Milieu erzeugen, das anders ist. Wenn man die wertvollen Nährstoffe bindet, am besten organisch, dann hat man doch viel weniger ein Problem. Weniger Geruchsbelastung bei Lagerung und Ausbringung, weniger Feinstaub bei Ausbringung, weniger Belastung des Boden und des Bodenlebens, weniger Überdüngung und weniger Nährstoffauswaschung und damit Belastung des Grundwassers.
Hat man statt der stinkenden Brühe etwas Kompostartiges, das man auch anfassen und beriechen kann und das auch ohne Widerwillen tun würde, stellt sich doch die Frage des "zu viel" ganz anders. Nebenbei würde sich auch die Abnehmerseite vermutlich deutlich verbreitern.

Das man Betreibern von Wurmfarmen, Kompostierern und solchen praktischen Menschen so etwas extra erklären muss, sollte eigentlich Verwunderung auslösen. Es gibt doch eigenes Erleben mit Schlussfolgerungen daraus.

Wenn man den Bogen mal etwas größer spannt und sich da eine Gras-Klee-Wiese vorstellt: Da ist in Mengen Eiweiß drin, also damit auch der Stickstoff, der Schwefel und anderes, was in der Gülle Verbindungen in Massen erzeugen lässt, die einem den Atem nehmen. Kommt man bei dieser Wiese und der damit vorhandenen organischen Bindung von Nährstoffen der unterschiedlichsten Art in die Gefahr, dass die oberirdischen Pflanzenbestandteile, die erheblichen Wurzelmassen, das darum herum rotierende Bodenleben ... eine Umweltbelastung, eine Überdüngung darstellen? Wäre kumulierter zusätzlicher Humus eine Katastrophe?

Was man bei mehr als oberflächlicher Betrachtung auch erkennen und anerkennen wird: Mit dem Ausbringen der Gülle wie auch anderer Stoffe ist die "Entsorgung" nicht abgeschlossen. Es genügt ja nicht, allein nur die enthaltenen Nährstoffe im Blick zu haben, sondern auch, was da sonst noch enthalten ist. Überwiegend wäre der grüne Knollenblätterpilz sehr bekömmlich und nützlich, aber da gibt es daneben noch Bestandteile ...
Vieles "lebt" weiter, im Boden. Es kommt über die Pflanzen zurück, auch in unsere Lebensmittel, auch über das Gemüse, dass man in Plastik abgepackt im Supermarkt kauft, weit weg vom Feld. Futter beeinflusst dann auch unsere Futtertiere, deren Wohlbefinden und letztendlich deren Fleisch.
Helfen uns da Grenzwerte, die jemand situationsabhängig festlegt und die andere mehr oder weniger kontrollieren, entscheidend weiter?
Vorschläge, wie man mit solchen Frevlern umgehen sollte
Frevel wird passieren aus Bösartigkeit heraus, vor allem aber aus Unwissenheit, Bequemlichkeit.
Unwissenheit bei grundlegendsten Dingen ist in unser angeblichen Informationsgesellschaft einer der größten Frevel. Bildungswesen, Hochinteresse der Menschen für "Höhepunkte" aus GNTM, Bachelor, Dschungelcamp, Seifenopern ... wo beginnt man mit den Reihenerschießungen (Achtung: Überspitzte Satire)?

Re: Laubkompost

Verfasst: Mi 1. Jan 2020, 11:53
von Gao
Was ich in dem Bereich für Erfahrungen gemacht hab ist das viele Bauern einfach "festgefahren" sind in Ihren Überzeugungen...
Ist aber ned nur ihre Schuld, zum Teil kriegen sie von den Abnehmern sogar vorgeschrieben was sie anbauen sollen mit welchen Düngern und Pestiziden.
Man könnte so viel mit so wenig erreichen..
Zb das ganze Borkenkäfer Holz das keine Sau haben will.
Was nur schon kurzfrist erreicht werden könnte mit nem 5% Anteil an pyrogenem Kohlenstoff in der Gülle.
Langfristig würde das Material auch einiges von dem Zeug buffern das wir ned im Grundwasser haben wollen.
Und das wäre nur das Minimum was man machen "könnte".

Re: Laubkompost

Verfasst: Do 2. Jan 2020, 00:47
von Pfiffikus
Prosit Neujahr alle zusammen!
Eberhard hat geschrieben: Mi 1. Jan 2020, 11:42Menge entsteht schon davon, dass man die tierischen Ausscheidungen zuzüglich Stroh und Futterresten bequem mit viel zusätzlichen Wasser zusammenspült und klassisch in großen Behältern vor sich hin gammeln lässt. Der Vorgang der Gülleerzeugung ist nicht gottgegeben und unveränderlich.
Es ist aber gottgegeben und kaum veränderlich, dass die Pflanzen im Winter bei niedrigen Temperaturen eine gewisse Vegetationsruhe einlegen und nicht gedüngt werden müssen.
Es ist aber gottgegeben und unveränderlich, dass Warmblüter auch im Winter Ausscheidungen produzieren, die vor allem im Winter nicht zeitnah als Dünger verwertet werden können. Dementsprechend halte ich die Aufbewahrung bis in eine Jahreszeit, in der eine Verwendung möglich ist, für sehr vernünftig.

Nebenbei bemerkt: Vor einigen Tagen wurde berechtigterweise die Verwendung von Urin zu Düngezwecken wohlwollend vorgestellt. Habt Ihr es auch gelesen? Auch wir Menschen produzieren im Winter Ausscheidungen. Dort wurde beschrieben, dass der Urin in Kanistern gesammelt wird. Dagegen hatte Eberhard nichts einzuwenden. (Für den Landwirt kommen Kanister angesichts der zu lagernden Mengen nicht mehr in Frage.)

Warum soll die Lagerung von Urin vernünftig sein, die Lagerung von Gülle aber nicht? Warum soll die Art des Gefäßes für die Sinnhaltigkeit maßgebend sein?

Eberhard hat geschrieben: Mi 1. Jan 2020, 11:42Weniger Geruchsbelastung bei Lagerung und Ausbringung, weniger Feinstaub bei Ausbringung,
Jetzt bleib doch bitte mal auf dem Teppich und bring nicht noch weitere unpassende Klischees in die Diskussion ein!
Bei der Ausbringung von Gülle ist der Feinstaub nun wirklich das allerkleinste Problem. Wenn Du das nicht glaubst, solltest Du mal einen Mähdrescher bei der Ernte beobachten. Möglicherweise fällt Dir dann auf, welchen sichtbaren Unterschied es zur Gülleausbringung gibt?

Eberhard hat geschrieben: Mi 1. Jan 2020, 11:42weniger Belastung des Boden und des Bodenlebens, weniger Überdüngung und weniger Nährstoffauswaschung und damit Belastung des Grundwassers.
Das wiederum sind die Folgen einer Übertreibung der Güllegabe, nicht von der Gülle selbst. Aber das hatte ich ja schon erläutert.


Eberhard hat geschrieben: Mi 1. Jan 2020, 11:42Vieles "lebt" weiter, im Boden. Es kommt über die Pflanzen zurück, auch in unsere Lebensmittel, auch über das Gemüse, dass man in Plastik abgepackt im Supermarkt kauft, weit weg vom Feld.
Noch ein Klischee sinnfrei strapaziert!
Dasselbe Gemüse hätte auch dieselben Inhaltsstoffe, wenn es frisch konsumiert oder gefroren verkauft würde. Die Plastikverpackung hat nicht das Geringste mit der Gülle auf dem Acker zu tun.



Pfiffikus,
der dabei bleibt, dass Bodenschädigung durch Gülle vermieden werden könnten, wenn diese nur im erforderlichen Maße ausgebracht würde

Re: Laubkompost

Verfasst: Do 2. Jan 2020, 12:18
von freestyle
@ Pfiffikus

Urin und Gülle sind nun mal nicht das Gleiche.
Urin egal ob von Mensch oder Tier kannst du gut lagern, ohne das dabei groß was passiert.
Urin, Kot, Stroh = Gülle gemischt kannst du nicht mit reinen Urin vergleichen.

Gülle setzt vornehmlich vier Gase frei: Kohlenstoffdioxid , Methan , Ammoniak und Schwefelwasserstoff. Urin dageben nur Ammoniak und Kohlendioxid.

Immer wieder weist du darauf hin, dass Zitat : Bodenschädigung durch Gülle vermieden werden könnten, wenn diese nur im erforderlichen Maße ausgebracht würde

Ein Problem ist nun einmal, dass immer mehr als die erforderliche Menge ausgebracht wird. Wie soll man deiner Meinung nach mit der zu großen Menge Gülle machen - hier bleibst du leider eine Antwort schuldig. Dieses Teil des Gülleproblems kann man nicht ignorieren.

Also müssen andere Lösungen her, die den Boden nicht in diesem Ausmaß schädigen.

Gruß
freestyle

Re: Laubkompost

Verfasst: Do 2. Jan 2020, 13:45
von Eberhard
Bei der Ausbringung von Gülle ist der Feinstaub nun wirklich das allerkleinste Problem.
Nun, bei Klischees, die das Max-Planck-Institut verbreitet, reagiere ich zumindest nicht mit Totalignoranz: Feinstaub tötet
=> AMMONIAK aus Gülle verbindet sich in der Luft mit anderen Stoffen und bildet Feinstaubpartikel. Dieser Feinstaub macht (selbst in Berlin Stadtmitte) über 45 % der Gesamt-Feinstaubbelastung aus und verursacht über 15.000 Todesfälle jährlich. Der Feinstaub aus dem Verkehr macht weniger als die Hälfte aus und verursacht „nur“ 7.000 Todesfälle
Als Laie kann ich solche Zahlen selbstredend weder selber zweifelsfrei belegen noch in irgendeiner Form glaubhaft widerlegen. Man könnte es aber für möglich halten und in Handlungen berücksichtigen.
Ich habe auch eine Haftpflichtversicherung, obwohl ich nicht danach strebe, tagtäglich anderen finanziellen Schaden zuzufügen => umsonst bezahltes Geld?

Weiter: Vorgang, Wirkung und Auswirkungen des Faulens sollte man versuchen zu erfassen. Eine Kuh kann sehr wohl und klar unterscheiden, ob man ihr frisches Gras, getrocknetes Gras (Heu), fermentiertes Gras (Silage) oder faulende Pampe vorsetzt. Auch Menschen sollen sich einen Teil Futterintelligenz bewahrt haben - man bedient sich seiner Sinne (Sehen, Riechen, Anfassen), um zu prüfen, ob länger gelagerte Lebensmittel noch genießbar sind, ganz parallel zu einem Studium oder dem angegebenen Mindesthaltbarkeitsdatum.
Wer isst den faulenden Apfel, wo doch da noch wertvolle Nährstoffe drin sind?

Die Gleichsetzung von Urin und Gülle ist mindestens ungeschickt, eher sehr dumm.
Tierische und menschliche Körper sind Stofftrennungsmaschinen. Kot und Urin sind recht unterschiedlich und werden schon mal getrennt ausgeschieden. Die Zusammensetzung von Urin ist in einem der oben gegebenen Links aufgeführt. Organische Stoffe, die ins Faulen gehen können, sind da minimal. Das einzige, was da für sich stattfindet, ist mit Luftzutritt eine enzymatische Zersetzung, was man dann auch riechen kann, auch u.U. nachhaltig, was Urinflecken nachweisen können.
Diese Zersetzung ist aber eine ganz andere als ein Faulen, das ja im Gleichlauf mit anaeroben Verhältnissen stattfinden wird.
Eine "Lagerung" wird man dann auch nicht vorzugsweise in Kannistern vornehmen, sondern den Urin möglichst zeitnah in Laub (um mal wieder am Thementitel zu kratzen), Stroh, Holz u.ä. (+ Pflanzenkohle) binden. Dort ist man schon geruchsmäßig auf einem ganz anderen Level, ein eingeleiteter Rotteprozess hat dann auch seine Wirkungen. So etwas kann man schon neben seiner Haustür lagern, ohne große Nebenmaßnahmen und Umweltgefahren.
Warum sollte man dann auch getrennt lagern, wo man doch schon die Zeit für sich arbeiten lassen kann.

Ein anderes stoffliches System hat man, wenn man Kot und Urin gleich wieder zusammenbringt. Hier beginnen dann auch gleich die Abwasser-/Gülleprobleme. Trenntoilette trägt den ersten Teil einer Lösung schon im Namen.
Klassisch: Einen Misthaufen kann man so oder so führen. Setzt man ihn locker und nach und nach und gibt gleich um die 10 Prozent Erde eingemischt dazu, kann man baldigen Einzug von Kompostwürmern beobachten. Lässt man ihn grünmatschig faulen, wird man das so schnell nicht beobachten können. Eine Wohltat für Acker und Wiese wird letzterer Mist auch nicht sein.

Bei Gülle, wenn man sie dann hat, ist es auch nicht anders: Es ist eine Frage, wie man sie behandelt und wie man mit ihr umgeht, abgesehen von der Menge an sich. Genau dort kann man auch Weichen stellen, ob sich da eher Umweltbelastung und Gift oder eher wünschenswerter benötigter Dünger einstellt.
Es soll ja Leute geben, die Pferde- und Kuhmist im Gartenmarkt kaufen, obwohl sie womöglich um einen klassischen Misthaufen einen großen Bogen machen würden.
weniger Belastung des Boden und des Bodenlebens, weniger Überdüngung und weniger Nährstoffauswaschung und damit Belastung des Grundwassers
Hat man so etwas schon geäußert, wenn man ein Mehr an Kompost oder Wurmhumus ausbringt? (=> gebundene Nährstoffe)
Oder macht man nicht eher Tests, ob man da nicht ohne zusätzliche Erde auskommt?
Man muss jetzt nicht Schwarz oder Weiß malen, aber eine Entspannung in vielerlei Hinsicht wird man sich leicht vorstellen können, es geht mit dem Erleben vieler Menschen konform.

Kompost kann man einfach lagern. Man kann ihn auch in der vegetationsfreien Zeit ausbringen. Es ist zwar wenig sinnvoll, Nährstoffe dann auszubringen, wenn die Abnehmer Pause machen. Düngen würde man besser in das beginnende Wachstum hinein.
Aber entsorungstechnisch fände das Verstreuen von Kompost auch im Januar ziemlich sicher eine nicht so zahlreiche Kritikergemeinde.

Ein Kostenproblem wird sich nicht wirklich auftun angesichts der Größenordnung vorhandener Agrarsubventionen. Da kann eine kleine Umsteuerung schon einiges bewirken.
Vergiftete und an Bodenleben verarmte Böden, einhergehend mit Humusverlust, benötigen für gleiche Ernteleistung immer mehr an Düngern und Pflanzenschutzmitteln. Der Verbrauch daran ist nicht statisch, sondern steigend! Das kostet auch Geld, und zwar richtig viel.
Die "Gängelung" der Landwirte über Regeln und Gesetze ist wachsend. Einzuhaltende Sicherheitsabstände bspw. zu Fließgewässern (warum wohl) stellen auch einen Flächenverlust dar. Etwas naturnäher und damit zurück in die Natur - man denke darüber nach.
Dasselbe Gemüse hätte auch dieselben Inhaltsstoffe, wenn es frisch konsumiert oder gefroren verkauft würde. Die Plastikverpackung hat nicht das Geringste mit der Gülle auf dem Acker zu tun.
Das ist selbstredend korrekt.
Der begleitende Hinweis auf Plastikumpackung war nur dahin gezielt, dass die Masse der Menschen von der Erzeugung von Lebensmitteln sehr weit entfernt und entfremdet sind, und das betrifft nicht nur die Stadtbevölkerung. Dass ein Apfel auf einem Baum wächst, weiß man teilweise noch. Dass da gespritzt werden muss, damit die Äpfel alle schön gleich aussehen (und nicht Gefahr laufen, Maden auch zu schmecken) und man somit vielleicht den Apfel wegen der äußeren Rückstände waschen sollte, beachten auch noch einige. Dass der Apfel auch stark davon abhängt, auf welchem Boden er wächst und was er daraus aufnimmt und was da im Boden wirklich vorhanden und und da passiert - frage mal ...

Unbeachtet von allem ist natürlich das Problem der Mengen an sich zu beachten. Wenn schon mal der Teil an Lebensmitteln und Gütern nicht produziert werden müsste, der gleich ohne Gebrauch wieder weggeworfen wird, wäre man schon mal ein Stück weiter. Hier kann man sich auch einbringen, als Verbraucher, als sehender Konsument, womöglich als Bewahrer der (göttlichen) Schöpfung, als Erblasser an künftige Generationen.

Re: Laubkompost

Verfasst: Fr 3. Jan 2020, 09:58
von Eberhard
Folgen einer Übertreibung der Güllegabe
Da steckt natürlich auch eine Menge Wahrheit drin.
Jeder Apotheker kann bestätigen: Die Menge macht das Gift. Da ist recht oft eine nahezu homöopathische Dosis angebrachter als der Tanklastzug.

Wenn die Kuh auf der Weide uriniert, unverdünnt, ist das auch eine Störung für den Boden. Diese findet aber jeweils lokal statt und wird durch deren Umgebung wieder aufgefangen (Verteilung in die Fläche, kurzzeitig verdünntes Bodenleben wird ersetzt). Bringt man jetzt aber (unbehandelte) Jauche oder Gülle flächig und in Größenordnungen aus, wird diese Selbstregenerierung sehr viel mühsamer sein oder gleich ganz ausfallen.

Zur Betrachtung gehört auch, dass der Boden nicht ein einfacher Sandsack ist, wo man Stoffe abführt (Ernte) und zuführt (Düngung). Es findet auch Leben statt, dessen Wirkungen man einbeziehen muss.
Wenn man kann, verdeutliche man sich Mechanismen (klingt etwas komisch bei Lebewesen) wie Dominanzprinzip von Mikrobengruppen, Quorum Sensing usw.
Wenn man also massiv Fäulnis einbringt, wird diese dominant und auch zu einem dauernden Zustand, auch wenn man oberflächlich nichts mehr riecht und überschüssiges Nitrat ins Grundwasser versickert ist.
Auf diesem Boden wachsen dann Futter und Feldfrüchte, die dieser Boden verdient.

Wie kann man die Situation entspannen? Mist kompostieren, Gülle behandeln und quasi gleichfalls kompostieren. Dort sind dann Nährstoffe pflanzenverträglich gebunden, in einer organischen Bindung dann auch sanfter in der Wirkung und dauerhafter in der Nutzung. Wem sag ich das?

Was kann man tun? Es gibt viele "Rezepte", die in der Praxis schon deutliche Verbesserungen beweisen. Allerdings wohl noch keine, die dann auch wissenschaftlich derart begleitet sind, dass diese von der (lobbybeeinflussten?) Politik in ihren Entscheidungen und Vorgaben berücksichtigt werden.
Trotzdem: Man mischt in die Rohgülle Gesteinsmehl, Pflanzenkohle, Mikrobenlösungen und stellt da schon überdeutliche Effekte fest wie Senkung der Geruchsbelastung, andere Konsistenz der Gülle.
Man bringt die genannten Stoffe bereits im Stall in den Mist ein (z.B. eine Verrieselung von Sauerkrautsaft). Wahrnehmbare Folgen: Geringere Geruchsbelastung, besseres Stallklima, höhere Tiergesundheit, niedrigere Tierarztkosten. Die Nachbarschaft der Ställe wird sich auch freuen.
Man setzt solche Stoffe bereits bei der Fütterung zu und verschiebt das Wirken immer weiter nach vorne.
Eine positivere Biologie im Futter, in der Verdauung, im Mist, in der Gülle, in der Feldausbringung, im Boden, wieder im Futter ... auch so kann man Kreisläufe beeinflussen. Das dann auch als Kleingärtner und Kleintierhalter.
Und wieder: Nicht Sandsack, sondern Leben. Wenn man Leben fördert, wird es sich vermehren. Dieses oder jenes. Ein wenig kann man am Rad drehen.

Jetzt will ich mal hoffen, dass ich das Thema Laubkompost von freestyle nicht zu sehr und einseitig ausgebeult habe.

Re: Laubkompost

Verfasst: Fr 3. Jan 2020, 20:56
von freestyle
]Die Tage hatte ich ja über den Urin Projekt in Weimar geschrieben.

Hier ein weiterer Link -https://www.augsburger-allgemeine.de/ku ... 54871.html wo ein paar mehr Details drin stehen. Aus dem Urin wird ein Pflanzendünger, der - zumindest in der Schweiz - eine uneingeschränkte Zulassung bekommen hat.

Gruß
freestyle

Re: Laubkompost

Verfasst: Sa 4. Jan 2020, 22:35
von Eberhard
Die Klärwerke haben nicht das Ziel, biologische Vielfalt herzustellen. Sie haben die Aufgabe, die Nährstiffe aus dem Abwasser zurück zu halten. Und das tun sie sehr effektiv.
Der Glaube sollte immer mit einem gesunden Maß an Restmisstrauen ausgestattet sein:
Kläranlagen und Abwasserkanäle belasten unsere Gewässer