Bonsai
Verfasst: Fr 11. Okt 2019, 22:24
Kann man Wurmhumus im Frühjahr auch Bonsaibäumchen geben, nachdem man sie zurückgeschnitten und geformt hat?
Herzlichen Dank für den netten Gruß.Gao hat geschrieben: Sa 12. Okt 2019, 01:09 Wüste jetzt nicht wiso das nicht gehen soll. Ist ja nicht wirklich "Dünger".
Die Nährstoffe und Mineralien sind im Wurhumus gebunden nicht wie bei Flüssig/Feststoff Düngern.
Hat sich bisher noch keine meiner Pflanzen über den Wurmhumus beschwert^^
Ach ja auch von mir noch ein herzliches Willkommen!!
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Doch doch!Gao hat geschrieben: Sa 12. Okt 2019, 01:09Ist ja nicht wirklich "Dünger".
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nicht wie bei Flüssig/Feststoff Düngern
Eberhard, hab recht lieben Dank für Deine wirklich hochinteressante Antwort.Eberhard hat geschrieben: Sa 12. Okt 2019, 22:52 Einige Anmerkungen (die ich mir angelesen habe):
- Mineralische Kunstdünger kommen als Salze daher. Im Bodenwasser werden sie gelöst und sind so für Pflanzen verfügbar, allerdings anstrengend. Da Pflanzen Wasser benötigen, findet dann durchaus eine Zwangsernährung statt. Die Wirkung davon kann durchaus eine andere sein als eine bedarfsgerechte Ernährung, die Pflanze wird mehr benötigen als NPK. Wenn unsereiner gut und gesund essen will, ist man mit Fett, Zucker und Eiweiß auch nicht langfristig glücklich.
Daneben werden durch diese unmittelbare Versorgung ursprüngliche natürliche Wege nicht mehr benötigt und ganz schnell gekappt. Mykorrhiza z.B. ist nicht nur Zulieferer von Nährstoffen und Spurenelementen, sondern liefert auch Wasser. Durch die Erweiterung mit dem Pilzmyzel wird der Wurzelraum durchaus mal verzehnfacht, auch sind die Myzelfäden deutlich dünner als Haarwurzeln und können sich solcherart an Quellen bedienen, die für die Haarwurzeln der Pflanzen selber nicht erreichbar sind. Wie gesagt, durch die Kappung kann das sehr schnell entfallen.
Mit dem mineralischen Kunstdünger gehen herstellungsbedingt erhebliche Anteile an Säuren daher, die zu einer Versauerung des Bodens führen können. Daher muss man mit Kalk entgegensteuern. Dies im Verbund führt zu einem Humusabbau im Boden. Aber Humus ist derjenige Speicher, der Nährstoffe und Wasser im Boden zwischenspeichern kann. Mit sinkendem Humusgehalt schwindet das Wasserhaltevermögen des Bodens, was jetzt das Überstehen von solchen Trockenphasen der vergangenen zwei Jahre in hiesigen Regionen nicht einfacher macht.
Das Salzwasser geht dann ins Grundwasser und hat dann auch dort seine Folgen. Der tapfere Landwirt kontert und nimmt von Haus aus eine Überdüngung vor.
- Gesteinsmehl ist natürlich und mineralisch. Hier sind aber Nährstoffe und Spurenelemente mineralisch gebunden. Den Aufschluss erledigen Mikroorganismen des Bodens - wenn man sie nicht durch Kunstdünger, Pestizide und weitere Maßnahmen unterdrückt. Der gleiche Aufschluss findet auch im normalen Boden statt. Da sind meist mehr Nährstoffe und Spurenelemente vorhanden als man denkt und vor allem auch oft ausreichend für Pflanzen. Aber sie müssen eben erst noch pflanzenverfügbar gemacht werden. Daher ist ein reichhaltiges Bodenleben ein wichtiger Punkt, der in der Praxis aber meist außerhalb der Betrachtung liegt.
Nebengedanke: Warum "muss" man mit Stickstoff düngen? Unsere Luft besteht zu knapp 80 Prozent aus Stickstoff, womit dann etwa sieben Tonnen Stickstoff pro Quadratmeter Bodenfläche anliegen. Stichwort Pflanzenverfügbarkeit: Als Gas ist dieser Stickstoff für die Pflanzen nicht nutzbar, aber es gibt Mikroorganismen, die das Gas in Nitrat wandeln. Wenn man jene durch seine Art der Landwirtschaft blockiert, muss man dann düngen.
- Organische Dünger: Pflanzen bauen ja Nährstoffe und Spurenelemente in ihre Organe und Pflanzenteile ein. Somit sind diese vorhanden und können als "Dünger" an den Boden zurückgeführt werden. Wurmhumus, Kompost oder einfach Mulch, das sind nur verschiedene Aufarbeitungszustände, und wieder sind da Mikroorganismen beteiligt.
Pflanzen kommunizieren erheblich mit dem Bodenleben. Es können von der Größenordnung durchaus 30 Prozent des durch Photosynthese erzeugten Zuckers sein, die über die Wurzeln in den Boden gepumpt werden und das Bodenleben füttern - im Austausch gegen Nährstoffe und Spurenelemente und Wasser. Dieser Austausch wird durch den Bedarf gesteuert.
Kann es durch Naturdünger zu einer Überdüngung kommen? Jein, eher nicht.
Nährhumus, und da zählen Wurmhumus, Kompost und weitere organische Dünger (Blutmehl, Hornspäne, Mist) dazu, wird früher oder später mineralisiert, sprich in die Grundbestandteile zerlegt. Wenn man Mist oder Kompost in seinen Boden einbringt, sieht man nach drei Jahren praktisch nichts mehr davon. Zusätzlich zeigt sich, dass je nach Bodenart das Aufnahmepotential an Humus limitiert ist, sprich erhöht man den Anteil des zugeführten Humus darüber hinaus, steigt die Mineralisierung, so dass es durchaus Tendenzen durch Überdüngung bzw. auch Nährstoffauswaschung ins Grundwasser geben kann.
Wie aber schon vermutet und beschrieben: Die Nähstofffreisetzung erfolgt viel sanfter sowie i.d.R. bedarfsgerecht für die Pflanzen, so dass eine schädliche Überdüngung nicht eintreten wird.
An der Stelle darf man dann auch über Dauerhumus nachdenken (Magdeburger Börde, ukrainische Schwarzerdeböden, Terra Preta). Dieser Humus ist (bei richtiger Behandlung) über Jahrhunderte, Jahrtausende stabil und damit bestens geeignet, Überschüsse aufzunehmen und zu speichern und dann auch bei Bedarf wieder abzugeben.
Dauerhumus aufbauen statt düngen, das ist eine seltene Kunst. Abschließend dazu ein starkes Wort von Dr. Elaine Ingham: Sie sagt in etwa, wenn man düngen muss, damit die Pflanzen sichtbar besser gedeihen, hat man Dreck statt Boden.
Wurmcolonia, danke Dir auch, und Grüße in meine Wahlheimat, der ich leider den Rücken gekehrt habe.Wurmcolonia hat geschrieben: So 13. Okt 2019, 11:27 Zu dem was bereits geschrieben worden ist, möchte ich noch einen Aspekt hinzufügen, wobei ich nicht weiß, ob dieser im konkreten Fall relevant ist und zwar die Berücksichtigung des pH-Werts des Wurmhumus. Wenn dieser z.B. zu hoch für den Bedarf der Pflanze ist, verträgt die Pflanze den Humus nicht und geht im schlimmsten Fall ein. Einen eher sauren Boden bevorzugen z.B. Azeleen, Hortensien, Kamelien, Rhododendren, Eriken und Heidelbeeren. Sie soll man daher auch nicht mit Urgesteinsmehl düngen (so steht es in der Anleitung zum Urgesteinsmehl). Und wenn der Wurmhumus basisch ist, vertragen sie diesen ebenfalls nicht. Erlebt habe ich das mit einer Palme, die sich nach einer Bautrocknung mit Hilfe von Wurmhumus zunächst gut erholt hat und später dann doch noch eingegangen ist. Sie mochte eher sauren Boden, was ich zu spät herausgefunden hatte.
Deshalb, bevor du, Biberweibchen, deinem Bonsai Wurmhumus gibst, prüfe vorsichtshalber den pH-Wert des Wurmhumus, um heruszufinden, ob er den Bedürfnissen deines Bonsai enspricht
. Es wäre zu schade, wenn er deshalb Schaden nehmen würde.
Bäume (Wald) nutzen andere Pilze als Garten- und Wiesenpflanzen. Zusätzlich haben einzelne Pflanzen eigene Gruppen von Pilzen, mit denen sie zusammenarbeiten. Man kennt das doch: Einen Birkenpilz würde man wo suchen?um eine Besiedelung zu erreichen, die Mykorrhiza absichtlich herbeizuführen vermag