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Ein unbedarfter Bokashi Versuch - Was nun?
Verfasst: Mi 15. Dez 2021, 14:49
von Ateka
Hallo,
Anfang November habe ich meine ersten Bokashieimer gestartet. So richtig große Gedanken habe ich mir vorher nicht gemacht. Mein Plan war: Alles, was nicht auf den Kompost darf und kein Restmüll ist, kommt einfach in den Bokashi (Brot, Butter, Käse, Wurst, Reis, Nudeln, etc.) Wirklich alles!
Ein Grundgedanke war: Wenn es nicht anfängt zu schimmeln, krass zu stinken oder oder oder wird schon alles irgendwie funktionieren.
Irgendwann bin ich dann dann dahinter gekommen, dass ich alles ja noch beschweren müsste/könnte/sollte und habe 2 mal mit Wasser gefüllte Müllsäcke oben auf gelegt, aber beide haben ein Loch bekommen und das ganze Wasser hat den Eimer durchweicht.
Das letzte mal stand der Eimer jetzt knapp 3 Wochen im Wasser, weil wir kurzfristig länger nicht zu Hause waren.
Der Ph-Wert der abgelassenen Wasserflut war (laut Teststreifen) irgendwo im Bereich 4 / 5. Also schon mal sauer. Ich habe mal Bilder der Eimer gemacht. Es riecht auch nicht besorgniserregend, es ist nicht verschimmelt...
Mich interessiert brennend, ob das Ganze überhaupt funktioniert hat oder ob ich alles wortwörtlich in die Tonne kloppen kann.
Vielen Dank für Eure Antworten
Gruß
Ateka
Re: Ein unbedarfter Bokashi Versuch - Was nun?
Verfasst: Do 16. Dez 2021, 11:28
von Eberhard
Zuerst einmal: Der Bokashi-Eimer ist unempfindlicher als die Wurmfarm. Also wegwerfen muss man das nicht zwingend, aber wahrscheinlich schon die Zusammensetzung etwas ändern. Mit (etwas mehr) Zeit und guter Führung wird auch das Rohhumus und irgendwann Erde.
Zum Verdichten: Sandsack statt Wassersack dürfte unproblematischer sein.
Brot, Butter, Käse, Wurst, Reis, Nudeln, etc. ... Salzbrezeln: Primär würde man bemerken wollen, dass man Lebensmittel kauft und besorgt, um zu essen, nicht zum Wegwerfen. Hauptsächlich sollten doch Reste vom Gemüseputzen anfallen, das Genannte wäre dann eher mögliche geringanteilige Zugabe, die dann weniger problematisch sind.
Ansonsten hilft es bestimmt, sich das eigentliche Funktionieren zu verdeutlichen. Wirkprinzip ist die milchsaure Fermentation, also das Wirken von Milchsäurebakterien. Diese sind in unserer Umwelt überall vorhanden, an Pflanzenwurzeln und in unserem Urin und an sehr vielen anderen Orten, für uns nicht schädlich, eher nützlich.
Dass Milch sauer wird, gelingt auch ohne großes Dazutun. Hier im Bokashi wollen wir diesen Prozess gezielt ablaufen lassen und sicherstellen, damit keine ungewünschten Prozesse wie Faulen mit ihren Nebenwirkungen eintreten.
Was passiert: Milchsäurebakterien erzeugen über ihren Stoffwechsel ein saures Milieu. Dieses Milieu stört und unterbindet Stoffwechselvorgänge anderer Mikroben, z.B. jener, die für Faulen und entsprechende Geruchsbildung sorgen. Diese Säure könnte man sich auch von Essig herholen, wie z.B. bei eingelegtem sauren Gemüse.
Die Milchsäurebakterien verbrauchen aber auch bei ihrem Stoffwechsel einfache Zucker auf dem besiedelten Material und entziehen so den Fäulnisbakterien auch nachhaltig die Nahrung.
Drittens entstehen über die milchsaure Fermentation Vitamine, Enzyme und ähnliche für Folgenutzer positive Stoffe. Man kennt das: Ein Sauerkraut ist als Lebensmittel hochwertiger als der rohe Kohl.
Damit also die genannten Prozesse in gewünschter Richtung laufen, braucht man zum einen eine genügend große Startpopulation an Milchsäurebakterien, damit diese dominieren können. Für den laufenden Betrieb braucht es dann das richtige Futter, also einfache Zucker, also Pflanzenteile. Die weggeworfene Roulade oder der Käse sind das nicht, werden aber in anteilsmäßig geringen Mengen auch verkraftet.
Und bekanntlich kommen Milchsäurebakterien auch sehr gut in anaeroben Verhältnissen, also in Abwesenheit von Luft und Sauerstoff, zurecht, im Unterschied zu vielen anderen Mikroben. Daher dann auch Maßnahmen wie Verdichtung und (weitgehender) Luftabschluss.
Bezüglich Gerüche: Eine Wasserlösung mit aktivierten EM oder auch mit Saft aus nichtsterilisiertem Sauerkraut ergibt einen wirksamen und gesunden Raumspray (bis hin zum Körperspray). So kann man in der Küche seine Gemüsereste im offenen Eimer gleich mit einer derartigen Lösung besprühen und gleich das Klima gesund halten. In der Toilette ist das gesünder als Sagrotan & Co.
Re: Ein unbedarfter Bokashi Versuch - Was nun?
Verfasst: Mi 4. Mai 2022, 19:13
von Wurmilisk
Späte Antwort, aber vielleicht hilft sie ja auch später Leuten, die die selbe Frage über Suchmaschinen finden.
Wenn es nicht gross stinkt und der "Bokashi-Tee" sauer ist, heisst das doch eher, dass es funktioniert! Je mehr Säure, desto besser.
Da ich das Bokashi nur als Ergänzung zur Wurmkiste habe, gebe ich dort auch in erster Linie nur Abfälle rein, die die Wurmkiste nicht verträgt. Neben Brotresten, gekochten Speiseresten sogar auch kleine Mengen Fleisch oder Käse, die nicht mehr anders besser verwertet werden können.
Gelegentlich ergänze ich es mit etwas Unkraut aus dem Hinterhof, damit doch auch noch etwas "Grünzeug" drin ist.
Bisher hat das gut funktioniert, dein Grundgedanke scheint nicht falsch zu sein.
Auf Beschwerung habe ich bisher verzichtet. Wenn man den Inhalt nach dem Füllen jeweils gut verdichtet und den Deckel nur selten öffnet scheint es gut auch ohne zu gehen.