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Neue Versuchsreihe: Stoffbilanz und Wurmvermehrung
Verfasst: Di 11. Jan 2011, 20:06
von Flomax
@All
Heute ist mein allerneuster Wurmversuch gestartet. Eigentlich ist es eine Untersuchung und kein Versuch.
Ich will die Stoffbilanz und die Vermehrungrate einer Wurmfarm von der Erstinbetriebnahme bis zur ersten Humusvollernte ermitteln. Allerdings handelt es sich bei der Farm um meine offenen Boxen, nicht um eine Kauf- oder Holzwurmfarm.
Startwerte der Box N°1:
4 kg (ca. 6 l) Startsubstrat bestehend aus:
- 1/3 altem Substrat aus laufender Wurmfarm
- 1/3 Klein geschnittener Gemüseabfall mit Kaffesatz
- 1/3 heissgerotteter und einmal durchgefrorener Kaninchenmist
1 kg Würmer - ca. 1.200 Stk. (sehr sehr viele Babywürmer von ca. 1cm Länge)
Und jetzt 3, 2, 1, ............und ab dafür!!! Abschluß und Zwischenbericht folgt.
Anbei noch das Versuchprotokoll das an jeder Wurmfarm in einer Dokumententasche hängt.
Gruß
Flomax
Re: Neue Versuchsreihe: Stoffbilanz und Wurmvermehrung
Verfasst: Di 11. Jan 2011, 20:51
von Hajo
@ Flomax,
da hast Du Dir aber einiges vorgenommen....
MfG Hajo
Re: Neue Versuchsreihe: Stoffbilanz und Wurmvermehrung
Verfasst: Di 11. Jan 2011, 21:10
von kiko63505
Hallo Flomax,
auch einen glückwunsch von mir, hast Du dir doche eine menge arbeit gemacht die vielen von uns vorteile und wissen einbringen werden.
1Kg = 800würmer? nu bin ich erstaunt, meines wissens nach wiegt doch so ein wurm deutlich weniger als 1 gramm, im mittel etwa 0,5gr. Entweder sind nun meine infos falsch oder Du hast einen rechenfehler oder Du hast riesenwürmer
Danke für das protokoll
kiko
Re: Neue Versuchsreihe: Stoffbilanz und Wurmvermehrung
Verfasst: Mi 12. Jan 2011, 10:58
von Flomax
@Kiko
Ganz im Gegenteil ich hatte in den zuletzt geernteten Boxen, die ich extra sechs Wochen nicht mehr mit Futter befüllt habe, nur allerkleinste Würmer und Kokons gefunden. Die dicken Würmer hatte ich schon kurz nach der Fütterungseinstellung entnommen und direkt in andere Boxen gegeben.
Die Startpopulation für die erste Versuchsbox habe ich eigentlich nur gewogen - nicht gezählt. Von Martin Langhoff weiß ich daß bei deren Würmer per Kilo ca. 800 Stück zusammen kommen. Ich weiß nicht wirklich abzuschätzen wieviele Würmer das jetzt beim Einsetzen waren. Es können tausend, fünzehnhundert oder auch zweitausend gewesen sein. Die meisten Würmer waren nicht länger als 1 cm gewesen. Deswegen habe ich die Schätzzahl von Martin Langhoff übernommen. Aber Du hast recht, ich korrigiere das in meinem Beitrag, denn es waren mit Sicherheit weit mehr als 800 Stück!
Die Anzahl der Würmer ist eigentlich uninteressant, denn bei der abschließenden Ernte werde ich die Würmer wieder nur wiegen - nicht zählen. Zählen ist der absolute Wahnsinn, da sitzt man den ganzen Tag um 1000 Stück abzuzählen! So was geht ja gar nicht!
Allerdings bekommt man die Würmer nie ganz sauber aus dem Substrat heraus gelöst. Etwas Substrat ist immer noch dabei, aber der Anteil ist so gering daß ich ihn vernachlässige - zumal die leichte Substratverunreinigung beim Abwiegen am Versuchsende ja auch wieder mit dabei ist!
Gruß
Flomax
Re: Neue Versuchsreihe: Stoffbilanz und Wurmvermehrung
Verfasst: Mi 12. Jan 2011, 16:08
von kiko63505
Hallo Flomax,
vermutlich hast Du recht, startgewicht und endgewicht ergeben sicher ein brauchbares ergebnis.
Zu Deinem futterplan:
ist denn hier beabsichtigt unterschiedliche futtermengen bei gleicher futterzusammenstellung geplant? Wäre interessant zu wissen ob denn mehr oder weniger futter in der farm zu unterschiedlichen ergebnissen kommt. Mehr futter hätte theoretisch mehr rottevorlaufzeit durch die bakterien und könnte auf dauer so mehr umsatz bringen.
kiko
Re: Neue Versuchsreihe: Stoffbilanz und Wurmvermehrung
Verfasst: Mi 12. Jan 2011, 17:19
von Flomax
@Kiko
Ich werde in der nächsten Zeit nach und nach weitere Boxen ins Rennen schicken, auch mal zwei identisch besetzte. An denen werde ich Dein Futtermengenexperiment dann auch mal durchführen.
Mir geht es dabei auch darum herauszufinden bei welcher Futterart, -menge und -zusatz die meisten Würmer nachwachsen und der schnellste Stoffumsatz stattfindet.
Dabei werde ich mit Sicherheit auch feststellen, ob mehr Futter auch mehr Umsatz bedeutet, oder eben einfach längere Umsatzzeiten dabei herauskommen.
Gruß
Flomax
Re: Neue Versuchsreihe: Stoffbilanz und Wurmvermehrung
Verfasst: Mi 12. Jan 2011, 20:23
von kiko63505
Hallo Flomax
Dabei werde ich mit Sicherheit auch feststellen, ob mehr Futter auch mehr Umsatz bedeutet, oder eben einfach längere Umsatzzeiten dabei herauskommen.
Dieses ergebnis interessiert mich schon sehr, auch lehnt es sich an an meinen ewig langen beitrag mit dem überfüttern an. Mehr futter muss nicht zwingend mehr umsatz bedeuten, mehr wurmverwertbares futter hingen könnte das schon. Mehr futter, unter guten bedingungen, könnte die kleinslebewesen fördern und dadurch deren vermehrung beschleunigen. Das wiederum würde zu mehr wurmverwertbarem futter führen und somit zu mehr umsatz. Bisher ist das nur so eine theoretische vorstellung/wunschdenken.
kiko
Re: Neue Versuchsreihe: Stoffbilanz und Wurmvermehrung
Verfasst: Di 8. Feb 2011, 08:46
von myavni
Hallo,
auch ich stelle mir die Frage, wieviel Futter brauchen die Würmer. Ich denke, dass sich dies ganz gut an das Wachstumsgewicht des Wurms koppeln läßt.
Wenn man also herausfindet, wieviel Gramm der Wurm umsetzen muss, um ein Gramm Körpergewicht aufzubauen, dann läßt sich eine recht gute Aussage treffen.
Sicherlich ist dies von vielen weiteren Faktoren abhängig, wie den Inhaltsstoffen, Temperatur, Bodenbeschaffenheit etc.
Ich bin da auf der Suche nach wissenschaftlichen Abhandlungen zu diesem Thema. Vielleicht kennt einer von euch einen guten Artikel dazu.
Re: Neue Versuchsreihe: Stoffbilanz und Wurmvermehrung
Verfasst: Di 8. Feb 2011, 15:33
von Flomax
@myavni
Erst einmal herzlich willkommen im Forum.
Ein Gramm ist für einen Kompostwurm schon die Hälfte von dem was er überhaupt auf die Waage bringen kann!
Ich hatte bis dato keinen Wurm der mehr als 2 Gramm gewogen hätte. Das Gewicht eines Wurmes ist sowieso nicht einzeln ermittelbar. Man muß immer zehn oder gar mehr in etwa gleich große Würmer vom Substrat befreien und dann miteinander wiegen. Ermitteltes Gesamtgewicht dann durch gewogene Anzahl teilen - versteht sich natürlich von selbst.
Wie Du siehst ist schon das Ermitteln des Gewichtes nicht einfach. Um dann auch noch eine Gewichtszunahme in Abhängingkeit von dem umgesetzten Substrat zu ermitteln, ist absolut hoch wissenschaftliche Arbeit! Da macht man so leicht einen kleinen Fehler der das Ergebnis um mehr als das Zehnfache verfälschen kann.
Wie beim Wiegen der Würmer, so muß man auch beim Ermitteln des Futterbedarfs mit einer Heerschar an Würmern arbeiten, um dann über die Teilung durch die Anzahl auf ungefähre Einzelergebnisse zu kommen. Die dann aber, wie Du richtig erwähnt hattest auch noch von vielen anderen Faktoren abhängig sind. Der Feuchtegehalt des Substrates ist zum Beispiel ein Faktor der das Ergebnis sehr schnell verfälschen kann! Denn Wasser wiegt nun mal nicht nichts!
Bei all dem Aufwand fragt man sich dann irgendwann - wie wertvoll ist ein Wert der den Futterbedarf pro Wurm angibt? Ist es nicht sinnvoller empirisch zu ermitteln wann eine bestimmte Anzahl an Würmern eine bestimmte Menge eines Futters mit bestimmter Qualität komplett durchwühlt haben? Ich schreibe extra durchwühlt, da man dem Futter nicht ansieht wann es keinen Nährwert mehr für die Würmer hat - also sozusagen "durch" ist!
Wissenschaftliche Abhandlungen zu diesem Thema wirst Du in Deutschland vergeblich suchen. An einigen Universitäten in USA und Australien beschäftigt man sich mit dem Thema Kompostwurm. Vor allem veröffentlichen die Amis und die Aussis die Sachen auch im Internet, was in Deutschland scheinbar nicht üblich ist! Wobei gerade die deutschen Unis, da größtenteils öffentlich finanziert, einen triftigeren Grund zum Veröffentlichen von Forschungsergebnissen haben müßten als die in Übersee!! Aber Information ist in Deutschland ein so wertvolles Gut, daß man sie nicht gerne mit anderen - geschweige denn mit der Öffentlichkeit - teilt! Vielleicht ist man aber an deutschen Unis noch nicht in der Lage wissenschaftliche Abhandlungen in PDF-Files umwandeln kann!?
Such mal unter "Vermiculture", "Earthworms" , "worm composting" oder "vermicast and vermiliquid".
Du hast aber, wie ich bemerke, ein echtes Interesse am Thema, weit über das Betreiben einer normalen Hauswurmfarm hinaus. Deswegen würde es mich besonders freuen, wenn Du im Forum aktiv bleiben würdest und uns über Deine Fundstücke bezügliche wissenschaftlicher Betrachtung des Themas Vermiculture/Vermicomposting berichten würdest.
Gruß
Flomax
P.S. Was hast Du für einen Wurmfarmeigenbau? Holz? KS-Kiste? Erzähl oder zeig mal!
Re: Neue Versuchsreihe: Stoffbilanz und Wurmvermehrung
Verfasst: Di 8. Feb 2011, 17:36
von kiko63505
Hallo Ihr beiden,
Mit einigen ausnahmen gebe ich Flomax recht!
Theoeretisch kann man alles berechnen, praktisch fehlen uns laborbedingungen und jede menge zeit. Die rechnung selbst hat zuviele unbekannte und die ergebnisse dürften stark abweichen.
Soviel mir jetzt bekannt ist soll ein kompostwurm im mittel 0,5gramm wiegen und soll ca. die hälfte seines körpergewichtes fressen. Nun frisst ein wurm auch mineralien und unverwerte ausscheidungen von anderen würmern, vieles passiert also den verdaungstrackt des wurmes mehr als nur einmal. Hochgerechnet komme ich bei 1000 würmern also auf ein kilo wurmhumus in 10tagen +-. Diese ergebnisse liegen sehr dicht an der realität und auch nur dann wenn eine farm gut eingefahren ist.
Alle reden von wurmfutter, das ist leider auch so nicht richtig! Wir füttern die klein und kleinstlebewesen in unserer farm. Erst deren ausscheidungen sind für den wurm verwertbar. In einer neuen farm dürften diese kleinstlebewesen noch in der minderzahl sein und es kann einige wochen/monate dauern bis sich éin gleichgewicht eingestellt hat. Entscheident hierfür sind die richtigen bedingungen in einer farm die da wären: temperatur, feuchte und luftfeuchte als auch sauerstoff.
Fazit:
Alle berechnungen können nur annähernd auskunft über den umsatz geben. Flomax hat das richtig erkannt, geschätzte würmer bringen in einer zeit x kilo wurmhumus und das lässt sich schnell rechnen. Auf dauer kann man so auch erkennen ob eine farm rückläufig ist oder sich verbessert hat.
Allen einen schönen abend
kiko