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Neuling sucht Hilfe! (WormBox)

Verfasst: Fr 18. Aug 2023, 10:45
von Marlies
Hallo Leute!

Ich grüße euch und hoffe auf Hilfe. Wir haben seit Ende Juli eine WormBox, weil wir hier leider keine Bio-Tonne haben und all die Gemüse- und Obstabfälle etc. in den Restmüll kommen, was ja eine Verschwendung an Ressourcen darstellt. Nun ja ... kann man nix machen, die Hausverwaltung (Wohnungsbaugenossenschaft) hat wohl schlechte Erfahrungen gemacht mit den Mietern + Biotonne hier, sagte mit ein Nachbar (wir sind neu zugezogen). Das nur vorneweg zu unserer Motivation.

Aber - die kleinen Biester sind wanderlustig! Obwohl ich alles nach Vorschrift gemacht habe, finden wir fast täglich ein, zwei Freigänger, auch mal mehr nach dem Füttern, tot oder lebendig. Das nervt! Es ist ja auch unhygienisch. Die WormBox steht ruhig und dunkel im Bad (ohne Tageslicht), ich habe auch eine Hanfmatte oben auf die Gemüsereste gelegt, doch einige Würmchen krabbeln ständig auf ihr herum, anstatt darunter ihre Arbeit zu tun.
Ich habe sogar mal drei schwere Steine auf den obersten Deckel gelegt, damit die Etagen fester zusammen stehen, einen Beutel unter den Ablasshahn gebunden - aber sie entkommen dennoch. Vermutlich oben durch die Luftlöcher?? Können die Würmer sich so dünn machen?

Was mich auch nervt: Fruchtfliegen! Ich musste eine Essigfalle ins Bad stellen. :o

Wenn ich das Ganze in den Keller stelle, hätte ich meine Ruhe in der Wohnung, aber dann kann ich die Ausreißer nicht retten und zurücktun. Man hat ja schließlich Verantwortung für Lebewesen, auch wenn es "nur" Würmer sind.

Ich stehe kurz davor, das Projekt aufzugeben, aber ich will nichts unversucht lassen und möchte hier dazulernen.

Meine Fragen:
  • Wie verhindere ich das Entkommen - oder wird das so bleiben?
    Diese Hanfmatte ist nass und schwer - kann ich ruhig neues Futter darauflegen, oder muss ich die anheben und Neues drunter tun?
    Und was mir gar nicht klar ist: Die allerunterste Schicht, dieses Kokosstreu - bleibt das "für immer" da unten als Heimat und Eierablegeplatz - oder entnimmt man das irgendwann als Dünger? Darüber fand ich nichts im Begleitheft.
    Woran mache ich fest, eine neue Schale auflegen zu können/zu müssen?
    Und wie oft muss ich ganz unten in der "Tee-Schale" nachsehen, ob Würmer dort in Not sind? Was passiert, wenn die da sterben?
    Wie lange dauert es denn, bis ich den ersten reifen Wurmhumus entnehmen kann? Muss ich da noch Würmer raus pulen oder sind die dann allesamt im Futter drin?
Für einige Tipps und etwas Aufmunterung wäre ich euch dankbar.

LG Marlies

Re: Neuling sucht Hilfe! (WormBox)

Verfasst: Fr 18. Aug 2023, 13:11
von Tharaea
Hallo Marlies,

Erstmal herzlich Willkommen im Forum. :)

Gerade am Anfang erkunden die Würmer gern ihre Umgebung bis sie sich an die Wurmbox gewöhnt haben. Wenn Sie im Dunklen stehen und die Luftfeuchtigkeit im Bad hoch ist, verleitet das die Würmchen zur Flucht. Sie könnten ja ein neues Biotop erschließen und begeben sich auf Entdeckungsreise.
Steine auf dem Deckel helfen da leider nicht. Die Würmer kommen selbst durch kleinste Ritzen.
Die Wurmis mögen allerdings kein Licht. Daher ist am Anfang der Einsatz einer Lichterkette oder ähnlichem eine Möglichkeit die Flucht einzuschränken bis sie sich an ihr neues zu Hause gewöhnt haben.

Die Hanfmatte soll eigentlich über das Futter gelegt werden, damit die Fliegen nicht so gut drankommen.
Wenn die Matte sehr feucht ist, kannst du Pappe oder anderes Material darunterlegen, um den Feuchtigkeitsgaushalt zu regulieren.

Sowohl Hanfmatte, als auch der Kokosblock sind Strukturfutter und werden umgesetzt. Es ist wichtig, dass die Würmer circa 30%Strukturfutter bekommen. Das Kokossubstrat ist außerdem schön Luftig, sodass die Würmer genug Sauerstoff haben. Es bindet auch überglüssige Feuchtigkeit.

Gegen Fruchtfliegen hilft es das Substrat oben trockener zu halten und Bioabfälle, insbesondere Obst etwas einzugraben, sodass die Fliegen nicht so gut rankommen. Teilweise sind die Eier der Fruchtfliegen auch vorher am Obst. Hier hilft es den Biomüll vorher einzufrieren.

Ich gucke immer viel zu oft in die Auffangschale. Theoretisch kommen die Würmwr wieder nach oben. Am Anfang hat man oft monatelang keinen Wurmtee, sodass die da unten nicht ertrinken und an den Wänden wieder hochklettern. Am Anfang würde ich vielleicht einmal die Woche nachsehen, falls einige sich häuslich einrichten.

Tote Würmer werden in der Regel von Milben zersetzt (weiße Kugelmilbe oder rote Hornmilbe zum Beispiel). Wenn sie in großer Zahl ertrinken und sich anaerob zersetzen kann es ziemlich stinken. Ich habe den Ablaufhahn meist offen und darunter eine Umtopfmatte, um herauslaufende Flüssigkeit aufzufangen. Umtopfmatten sind wohl auch bei der Humusernte praktisch.

Den ersten Wurmhumus gibt es nach sechs bis neun Monaten. Am Anfang sind dort noch viele Würmer und Kokons. Mit der Zeit wandern sie nach oben.
Mit der zweiten Ebene dauert es ein wenig, da der Biomüll bei der Zersetzung zusammensackt. Am Anfang soll man ja auch etwas weniger füttern bis sich das Ökosystem eingespielt hat. Überfütterung resultiert in Faulen und ggf. Wurmflucht.

Am Anfang muss man mit den Wurmis etwas Geduld haben. Mit der Zeit spiekt sich das aber ein, solange man Feuchtigkeit, Sauerstoff und PH-wert im Blick behält.

LG Thara

Re: Neuling sucht Hilfe! (WormBox)

Verfasst: Fr 18. Aug 2023, 15:42
von Marlies
Liebe Thara, vielen Dank für deine Antwort, die mir schon einiges verdeutlicht hat. Also werde ich mal in den Keller gehen und schauen, ob ich noch eine kleine Lichterkette habe, ich meine ja. Oder wir lassen das Licht über Nacht im Bad an.

Du sagst, Kokosblock und Matte werden umgesetzt. Das heißt also, die unterste Füllung wird also - sagen wir im Frühjahr - komplett entfernt und als Dünger genutzt. Und dann kommt nur noch Strukturfutter und Gemüse in die Schalen? Für einen Vorrat an brauner Pappe habe ich schon gesorgt, auch vom Wochenmarkt habe ich immer braune Tüten.

Ich sehe, ich muss mehr Geduld haben :roll: 6-9 Monate?? Hui ... Also im Frühjahr 2024 ist es soweit. Ich will das "Ergebnis" für meine Balkonhochbeete nutzen.
Und die nächste "Ernte" ist dann im Herbst?

LG Marlies

Re: Neuling sucht Hilfe! (WormBox)

Verfasst: Fr 18. Aug 2023, 16:22
von Tharaea
Im Frühjahr hast du ja dann schon länger die zweite Ebene drauf. Im Idealfall sind die Würmer dann nach oben zum Futter gewandert und haben unten Kokosfasern und Pappe komplett verwertet. Ich habe mir für meinen Urlaub jetzt wieder einen Kokosblock besorgt, weil ich länger weg bin.
Aber ja, du könntest auch nur Gemüse und Strukturfutter füttern. Wichtig ist allerdings, dass die Wurmis auch genügend Minerale und Kalk bekommen. Das ist zum Beispiel für die Kokonbildung wichtig, aber auch für die Bildung von Ton-Humus-Kompkälexen, die viel Wasser speichern und supergut für deine Balkonhochbeete sind.

Im Wurmwelten-Shop gibt es zum Beispiel Mineralfutter, wo alles drin ist, was der Wurm braucht. ;)
Man kann aber auch Diabas-Urgesteinsmehl nehmen. Das hilft zum Beispiel gegen Übersäuerung der Wurmkiste. Bentonit kann in kleinen Mengen genutzt werden, um die Ton-Humus-Komplexe zu fördern.
Kalk kann in Form von Algenkalk hinzugefügt werden. Einige schwören auf gemahlene Eierschalrn. Hier dauert es wohl aber länger bis der Kalk den Tieren zugänglich ist. Außerdem müssen sie sehr fein vermahlrn werden.

Im Mineralfutter ist außerdem noch Melasse und pflanzliche Proteine. Diese Fördern das Wachstum der Mikroorganismen und liefern den Würmern die notwendigen Proteine, ohne dass es zu viele Proteine sind. Zu viele Proteine können bei den Würmern eine Proteinvergiftung und die damit verbundenen Einschnürungen hervorrufen.

Um wieder zum Thema zurück zu kommen: Erste Ernte im Frühjahr. Das kannst du super mit der neuen Bepflanzung verbinden und dann wieder im Herbst. Ein bisschen kommt es ja auch drauf an, was und wie viel du fütterst.
Die Mikroorganismen können sich ja auch an bestimmtes Futter gewöhnen und dann schneller umsetzen.

Re: Neuling sucht Hilfe! (WormBox)

Verfasst: Fr 18. Aug 2023, 21:17
von Marlies
Fein zermahlene Eierschalen sind drin. Ich habe aus Stein Mörser und Stößel, damit mache ich richtiges Pulver daraus.
Schaun wir mal, wie sich das alles nun weiterentwickelt. Eben war wieder ein großer Schwung Fruchtfliegen im Bad, die Tage davor waren keine mehr da. Wo die nun wieder herkommen?! Bin mit dem Staubsauger durchgegangen, die restlichen finden wohl in die Essigflasche.

Re: Neuling sucht Hilfe! (WormBox)

Verfasst: Sa 19. Aug 2023, 06:00
von Tharaea
Das dauert ein bisschen bis du die reduziert hast. GEs sind wahrscheinlich noch Eier, Larven und Puppen im Wurmkomposter. Mit dem Staubsauger bekämpft du ja nur die adulten Tiere. Einen Tag nach Eiablage schlüpft die Larve, diese verpuppt sich nach fünf Tagen. Nach weiteren 4 Tagen schlüpft aus der Larve ein adultes Tier.
Wie gesagt, ein bisschen Pappe in die Kiste geben, damit es trockener wird. Dann haben die Fliegen für die Eiablage schon nicht mehr so gute Bedingungen.

Re: Neuling sucht Hilfe! (WormBox)

Verfasst: Sa 19. Aug 2023, 08:36
von Marlies
Heute Morgen wieder Staubsaugereinsatz. Pappe habe ich kürzlich erst untergemischt. Und in der neuen "Futtersammlung" ist auch einiges an Pappe.

Ganz ehrlich: Das hatte ich mir alles anders vorgestellt. :?
Ich steh kurz davor, alles zu entsorgen. Ich mag ja schon nicht mehr ins Bad gehen - entweder Würmer oder Fliegen, die mich "begrüßen" und letztere alle paar Tage en masse!

Re: Neuling sucht Hilfe! (WormBox)

Verfasst: Mo 21. Aug 2023, 11:10
von Tharaea
Am Anfang dauert es etwas bis alles eingespielt ist und Fliegen lassen sich gerade im Sommer nicht immer vermeiden.

Im Endeffekt handelt es sich bei der Wurmkiste um ein lebendes Ökosystem. Die Tiere handeln ihrem Instinkten gemäß, das schließt den Entdeckertrieb der Würmer genau so mit ein, wie den Fliegenbefall. Wir können nur an den Schrauben der Umweltbedingungen in der Wurmkiste drehen,
sodass im Idealfall die Würmer und der Mensch mit der Situation leben können.

Wenn der Fliegenbefall sehr schlimm ist, kann man die Kiste im Notfall auch neu aufsetzen. Wenn es Trauermücken statt Fruchtfliegen sind, hilft eventuell auch die Behandlung mit Nematoden.