Beobachtungen zu ausbleibender Wurmflucht

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Claudia
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Beobachtungen zu ausbleibender Wurmflucht

Beitrag von Claudia »

Hi Foris!

Viele Neustarter haben ja (so wie ich letztes Jahr) einige Probleme mit flüchtenden Würmern in den ersten Wochen.

Ich habe jetzt ein paar Beobachtungen gemacht, die mich diesbezüglich wunderten und aus denen wir vielleicht lernen können, um es Anfängern zu erleichtern.

Beobachtung 1:
Da sich meine Würmer super vermehren, gehe ich ja großzügig mit ihnen um. Letzte Woche habe ich zum Beispiel Blumenerde für meine Tomatentöpfe vorbereitet. Ich versuche, so wenig wie möglich Erde dazu zu kaufen. Lieber verwende Erde aus letztjährigen Pflanzentöpfen und peppe sie auf. Diesmal habe ich also in so einem riesigen bunten Platikbottich altes Substrat mit einem Rest Kokosblock, Laubwalderde und einigen beherzten Griffen in die unterste Ebene meiner Wurmfarm und aus dem Terrarium gemischt. In dem Humus aus der Wurmfarm und dem Terra waren auch reichlich Würmer. Ich fummel die da nicht mehr heraus. Die können genau so gut im Blumentopf weiter leben.

Alles vorsichtig gemischt und die nackte obere Erde mit ausgerissenem jumgem Unkraut aus den letztjährigen Töpfen und ein paar Salatblättern abgedeckt. Und natürlich etwas angefeuchtet Das Ganze steht seit Tagen auf dem Balkon. Tagestemperatur bis 25°C, nachts bis knapp über null Grad.

Mein Balkon ist weiß gefliest. Da sieht man jeden Wurm. Aber nix. Die hatten überhaupt keinen Anlass zu flüchten. Wenn ich ein bisschen wühle, finde ich lebende Würmer.

Beobachtung 2:
Als ich erstmalig Kompostwürmer aus der Farm in mein Terrarium gab, hatte ich große Sorge, dass die alle abhauen. Denn ein Terrarium hat Belüftungslöcher und die Glastüren an der Front haben rechts und links an den Ecken locker Durchlass auch für den fettesten Wurm. Und was war? Nix! Kein einziger Wurm ist aus dem Terra geflüchtet. Seltenst sehe ich mal einen, der sich an einer nassen Scheibe verirrt hat. Die anderen sind alle im Boden, wachsen, gedeiehen, vermehren sich. Auch mein Terra-Substrat bestand zum Zeitpunkt des Einsetzens der Würmer aus wenig Kokosblock und Laubwalderde und etwas Wurmhumus.

Was ich persönlich daraus lerne ist, dass Würmer ein lebendiges Substrat benötigen. Aufgeweichter Kokosblock ist vollkommen tot. Da lebt nix drin. Auch meine Schnecken zeigten starkes Meideverhalten, als ich ihnen anfangs dieses tote Substrat ins Terra gab. Ich glaube sowohl für Würmer als auch für Pflanzen muss der Boden leben, da müssen Mikroorganismen drin sein und arbeiten, da müssen tote Pflanzenteile drin sein (die wir gar nicht sehen können) und am besten auch noch ein paar Kollegen aus dem Tierreich.

Was inzwischen in meiner Wurmfarm und im Terrarium außer Würmern noch im Substrat lebt, kann ich an Arten gar nicht zählen.

Von daher würde ich Wurmfarm-Neustartern empfehlen, schon einige Tage vor Ankunft der Würmer ein Substrat anzusetzen, dass mit fertigem Kompost oder Waldboden oder eben Wurmhumus lebendig gemacht wird. Dann fühlen die sich direkt wohl und müssen nicht flüchten.

Weitere Denkansätze:
* Der Plastikbottich auf dem Balkon und das Terrarium sind unten dicht. Bei der richtigen Feuchtigkeit im Terrarium ist das jetzt seit sieben Monaten kein Problem. Vielleicht verhindert das auch Fluchten.
* Womöglich flüchten Würmer, die mit der Post gereist sind zunächst aus Stress?
* Hat neuer Kunststoff vielleicht Ausdünstungen, die zur Flucht veranlassen?

Man müsste mal eine neue Wurmfarm mit lebendigem Substrat starten und schauen, ob es da weniger Flüchtlinge gibt.

Hier flüchtet jedenfalls nix mehr, meine Farm steht im Büro :P und ich bin sehr froh, dass ich letztes Jahr das Experiment Bi-O-Freund gestartet habe.

Viele Grüße
Claudia
kiko63505

Re: Beobachtungen zu ausbleibender Wurmflucht

Beitrag von kiko63505 »

Hallo Claudia,

Deine Erfahrungen decken sich mit den meinen und auch mit dem was ich seit fast einem Jahr schreibe. Wurmflucht, so wie diese fast immer bezeichnet wird, dürfte in den seltensten fällen eine Flucht sein. Es handelt sich eher um Wurmwanderungen, die wiederum normal sind, wenn das Futter knapp wird. Eine neue Farm entspricht in keinster weise dem Lebensraum eines Kompostwurmes und es ist somit kaum verwunderlich das "Wurmfluchten" an der Tagesordnung sind.
Was ich persönlich daraus lerne ist, dass Würmer ein lebendiges Substrat benötigen. Aufgeweichter Kokosblock ist vollkommen tot. Da lebt nix drin. Auch meine Schnecken zeigten starkes Meideverhalten, als ich ihnen anfangs dieses tote Substrat ins Terra gab. Ich glaube sowohl für Würmer als auch für Pflanzen muss der Boden leben, da müssen Mikroorganismen drin sein und arbeiten, da müssen tote Pflanzenteile drin sein (die wir gar nicht sehen können) und am besten auch noch ein paar Kollegen aus dem Tierreich.

Dem kann ich zu 100% zustimmen.
Die Vielfältigkeit der Farmbewohner sind ausschlaggebend für das Wohlbefinden der Würmer und somit verantwortlich für Probleme oder keine Probleme mit einer Wurmfarm.
Frage:
Auf meinem Hundagassitripp von heute habe ich einigen Weinbergschnecken das Leben gerettet. Ich habe diese von dem geteertem Weg wieder ins grüne befördert. So eine Weinbergschnecke in einer Wurmfarm könnte sich gut machen, waren so meine Gedanken. Nun bin ich mir nicht sicher ob Weinbergschnecken ewige Dunkelheit vertragen. Gibt es hierüber Lesestoff oder kannst Du diese Frage beantworten?
Kiko
Claudia
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Re: Beobachtungen zu ausbleibender Wurmflucht

Beitrag von Claudia »

Hallo Kiko!
kiko63505 hat geschrieben:Auf meinem Hundagassitripp von heute habe ich einigen Weinbergschnecken das Leben gerettet. Ich habe diese von dem geteertem Weg wieder ins grüne befördert. So eine Weinbergschnecke in einer Wurmfarm könnte sich gut machen, waren so meine Gedanken. Nun bin ich mir nicht sicher ob Weinbergschnecken ewige Dunkelheit vertragen. Gibt es hierüber Lesestoff oder kannst Du diese Frage beantworten?
Schnecken sind eher nachts und im Halbdunkel aktiv. Das liegt hauptsächlich daran, dass sie bei Licht (Wärme) schneller austrocknen und von Feinden gesehen werden. Ob sie allerdings völlige Dunkelheit langfristig ertragen, ist fraglich. Es wäre unnatürlich.

Aber ganz abgesehen davon steht die Weinbergschnecke unter Naturschutz und sollte nicht aus der Natur mitgenommen werden (auch wenn sie ohne Dich vielleicht überfahren worden wären ;) ). Ich glaube auch nicht, dass die Helix der Wurmfarm nützen würde. Sie ist eigentlich ein Futterkonkurrent der Würmer.

Ich hätte da ein sehr ungutes Gefühl bei. Lieber nicht machen.

Viele Grüße
Claudia
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Re: Beobachtungen zu ausbleibender Wurmflucht

Beitrag von Wurmbär »

Hi Claudia,

ich muß Dich etwas ausbremsen, was das "tote" Kokossubstrat angeht. Zumindest System 2 war bei mir anfangs auch nur "totes" Kokossubstrat (mit niedrigem Salzwert meiner Lieblingsfirma - die "Altstadt" :lol: sozusagen ...) und ich hatte keine Flüchtlinge. Sie sind zwar bis unter den Deckel, aber weder zu den Seitenlöchern noch sonst irgendwo hinausgeflüchtet.

Ein wirklich überlegenswerter Faktor sind aber die Ausdunstungen des Kunststoffs - riechen Kompostwürmer überhaupt? Also ich weiß noch, wie ich die Fliegengitter mit der Heißklebepistole drangemacht habe, ... da habe ich hinterher einige Stunden gewartet, ehe ich mich getraut habe, Würmer hineinzusetzen, da ich diesen seltsamen Klebergeruch immer wieder in die Nase bekommen habe ....

Vielleicht kommen wir nie wirklich dahinter ... und vielleicht gibt es tausend Gründe zu flüchten ... aber zweitausend Gründe zu bleiben ;)

Also laß uns auf die zweitausend anstoßen
Wurmbär
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Re: Beobachtungen zu ausbleibender Wurmflucht

Beitrag von dynamind »

Also - hatte ich auch schon einige male geschrieben - ich hatte meine Würmer damals im "eigenen Saft" - also direkt im Heimatsubstrat geliefert bekommen (Pferdemistartig) und es gab keine Flucht. Bei reinem Kokos frage ich mich auch, was sie da fressen sollen und vor allem dauert es dann ja auch eine Weile, bis sich all die anderen Helferlein einfinden die das Wurmfutter aufbereiten.

Vielleicht wäre es nicht schlecht, wenn dem Starterkit hier im Shop noch ein Eimerchen Substrat beigelegt würde (oder zumindest optional angeboten würde).
kiko63505

Re: Beobachtungen zu ausbleibender Wurmflucht

Beitrag von kiko63505 »

Hallo an euch,

Wurmbär hat schon irgendwie recht, die richtige Antwort werden wir so nicht finden.
Den Geruch einer neuen Plastikfarm schließe ich aus, Würmer sind belastbar, was man ja in vergangenen Versuchen festgestellt hat.
Ob Kokos ein artgerechtes Futter darstellt entzieht sich meinen Kenntnissen. Vor einigen Tagen bekam ich einen Gartenkatalog in die Hand, in welchem Kokosblöcke angeboten wurden. Eine besondere Empfehlung wurde für Moorbeetpflanzen ausgesprochen, die es sauer mögen. Saures Substrat wiederum ist nichts für Würmer, was ein möglicher Grund sein könnte.
Favorit allerdings ist für mich noch immer "das neue System", hier funktioniert noch nichts so wie es sein sollte. Bekanntlich folgen Kompostwürmer dem Futter, welches in einer neuen Farm möglicherweise nicht in ausreichender Menge vorhanden ist.
Einer meiner ersten Texte in Sachen Wurmfarm kam vom Deutschen Institut für Regenwurmkulturen, unter anderem wird dort gesagt, das 27 Kompostwürmer je Liter Futter, ein gutes Verhältnis darstellen. Dieses Thema allerdings hatte ich hier schon angeschnitten, jedoch wurden diese Zahlen nicht bestätigt, allerdings auch nicht wiederlegt. Nun kann ich nicht genau sagen wieviel Futter, inklusive des mitgelieferten Substrates, in einer neuen Farm sind, aber sicherlich keine 40 Liter. Hier sehe ich eine hoffnungslose Überbesetzung der Farm mit Kompostwürmern, was ebenfalls eine mögliche Ursache sein könnte.
Dynamind sagt das seine Würmer nicht geflüchtet sind, als Grund gibt er das mitgelieferte Substrat an. Ich hatte keine Wurmflucht, meine Farm wurde schon eine Zeit bevor die Würmer kamen in Betrieb genommen. Schon am 2ten Tag nachdem die Würmer in die Farm kamen, verfütterte ich Pferdeäpfel, welche sofort von den Würmern angenommen wurden.
Möglicherweise war in beiden Farmen ausreichend Futter vorhanden und es gab keinen Grund zur Wurmflucht.
kiko
Claudia
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Re: Beobachtungen zu ausbleibender Wurmflucht

Beitrag von Claudia »

Hi!
kiko63505 hat geschrieben: Vor einigen Tagen bekam ich einen Gartenkatalog in die Hand, in welchem Kokosblöcke angeboten wurden. Eine besondere Empfehlung wurde für Moorbeetpflanzen ausgesprochen, die es sauer mögen. Saures Substrat wiederum ist nichts für Würmer, was ein möglicher Grund sein könnte.
Das passt ja dazu, dass bei mir die Würmer in dem Schneckenterrarium sehr gesund sind: Schnecken dürfen auf keinen Fall in eine saure Umbebung, das greift ihr Haus an. Deshalb wird Substrat für Schnecken sehr stark aufgekalkt (ich verwende dazu pulverfein gemahlene Eierschalen). Offenbar fühlen sich die Würmer darin auch gut.

Und zu den 1000/2000 Gründen: Ich glaube, man kann diese Gründe letztendlich zu einem zusammen fassen. Je näher wir an der Natur, also an einem lebendigen und sich selbst regulierenden Lebensraum sind, desto besser funktioniert das alles.

Viele Grüße
Claudia
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Wurmbär
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Re: Beobachtungen zu ausbleibender Wurmflucht

Beitrag von Wurmbär »

Claudia hat geschrieben:Ich glaube, man kann diese Gründe letztendlich zu einem zusammen fassen. Je näher wir an der Natur, also an einem lebendigen und sich selbst regulierenden Lebensraum sind, desto besser funktioniert das alles.
Okay, dem kann ich so vollumfänglich zustimmen .... Claudia ... 100 Punkte ... :)

Gruß
Wurmbär
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Re: Beobachtungen zu ausbleibender Wurmflucht

Beitrag von dynamind »

Wurmbär hat geschrieben:
Claudia hat geschrieben:Ich glaube, man kann diese Gründe letztendlich zu einem zusammen fassen. Je näher wir an der Natur, also an einem lebendigen und sich selbst regulierenden Lebensraum sind, desto besser funktioniert das alles.
Okay, dem kann ich so vollumfänglich zustimmen .... Claudia ... 100 Punkte ... :)

Gruß
Wurmbär
Ja - da stimme ich auch zu!
Ich habe das auch letztens erlebt, als mein Substrat "umgekippt" ist und anaerob wurde. Das hat das Gesamtgleichgewicht so gestört, dass ich deshalb vielleicht auch die Trauermückenplage bekommen habe - die jetzt wieder vollständig verschwunden ist nachdem ich den Bestand mit Gelbtafeln dezimiert habe. Den Rest der Trauermückenlarvenkontrolle scheint das jetzt wieder bombig gesunde Substrat bzw. sein Klima oder einige seiner Bewohner zu erledigen.

Aber eines Frage ich mich noch: Die Würmer die Claudia in den Blumentöpfen lässt dürften doch schon bald nichts mehr zu fressen finden, oder? Ausser man mulcht die Blumentöpfe irgendwie...
kiko63505

Re: Beobachtungen zu ausbleibender Wurmflucht

Beitrag von kiko63505 »

Hallo Dynamind,

man mulcht sie wirklich. Ich lasse zB. alles was oben abfällt unten liegen, das sieht zwar ein wenig unschön aus, aber ich komme klar damit.
Kiko
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