Wurmfutteraufbereitung durch Fermentation

Kompostwürmer für den Garten oder als Futtertier? Fragen zu den Spezies: Eisenia foetida, Dendrobaena veneta oder doch ein Regenwurm (Lumbricus terrestris) ? Dann bist Du hier richtig!
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dynamind
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Re: Wurmfutteraufbereitung durch Fermentation

Beitrag von dynamind »

Also ich denke auch, dass ich theoretisch alles verkompostern könnte - aber ich habe Nachbarn und mein Thermokomposter steht eher in einer Siedlung in der man eigentlich keine groben Kompostexperimente macht. ;)
Für mich wäre deshalb interessant, ob das was nach ein paar Wochen oder Monaten aus dem Bokashieimer rauskommt noch für Ratten und anderes unerwünschtes Getier interessant sein könnte. Vermutlich aber schon, denn es wird wohl so eine Art Sauerkraut bzw eingelegtes Fleich herauskommen (je nachdem was man reinwirft). Was ich bisher auf Fotos gesehen habe war auch, dass der Bokashieimerinhalt gar nicht stark zersetzt aussah sondern das ursprünglich zugegebene noch gut erkennbar war.
kiko63505

Re: Wurmfutteraufbereitung durch Fermentation

Beitrag von kiko63505 »

Hallo Dynamind,

in einer Umgebung wo es Nachbarn gibt sollte man wirklich nur das kompostieren was keinen Ärger mit sich bringt.
Inwieweit Bokashi das Ausgangsmaterial verändert kann ich nicht sagen, es ist aber durchaus möglich das sich Blätter und ähnliches in Ihrer Ausgangsform kaum verändern. Sauerkraut wird ja auch nicht zersetzt es ändert sich lediglich der Geschmack und Farbe. Die Form selbst bleibt erhalten, auch wenn hier durch Bakterien massive Veränderungen an der Struktur stattfinden.
Ich denke das Bokashi im Komposter keine Nagetiere anlockt, es dürfte also keinen Ärger geben. Ich würde das Bokashi auch nicht auf die Oberfläche des Komposters geben sondern dieses etwas einbuddeln oder gar im Komposter untermischen. Der Werdegang von Bokashi zum Wurmfutter muss zwangsläufig durch den Komposter gehen, irgendwo muss sich das saure Material neutralisieren.
kiko
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Flomax
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Re: Wurmfutteraufbereitung durch Fermentation

Beitrag von Flomax »

@Dynamind

eine interessante Frage. Lockt der fertige Bokashi, auf den Kompost gegeben, immer noch die unerwünschten "Lebewesen" an, oder nicht? Diese Frage müßte man mal in einem einschlägigen Forum wie das der Triaterra-Website zur Diskussion stellen. Vielleicht weiß der Herr Heckel oder einer der anderen Mitglieder darauf eine Antwort!?

Fakt ist, daß die milchsaure Vergärung keine großen Strukturveränderungen an den zugegebenen Bioabfallstücken vollführt. Eine Apfelsinenschale sieht nach der Vergärung immer noch so aus wie vorher. Allerdings sind die ätherischen Öle, die für die Würmer und deren Futteraufbereiter ungenießbar sind, umgewandelt. Auch pathogene Keime werden abgetötet. Die Vergärung ist lediglich eine Hygienisierung. Sprich alles Biomaterial wird unbedenklich in der Anwendung. Gut essen würde ich den Bokashi trotzdem nicht!

Was die Preise für das Bokashi-Sammeleimer-Set angeht, da kann ich Dir nicht ganz zustimmen. Sicher geht die Bokashi-Produktion auch in einem Malereimer vonstatten. Wer aber will einen Malereimer auf der Küchenablage stehen haben? Dem versierten Hobbybastler sei es gegeben um diesen Malereimer eine wie auch immer geartete schmucke Verkleidung zu basteln. Aber wer das nicht erbasteln mag, der ist mit den beiden formschönen Bokashi-Eimern und dem Zubehör für ca. 70 EUR doch wirklich gut bedient. Ich finde die Artikel für den Preis ok!

Aber Du hast recht, das muß nicht sein. Es geht auch billiger! Aber eben auch weniger formschön!

Gruß
Flomax
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dynamind
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Re: Wurmfutteraufbereitung durch Fermentation

Beitrag von dynamind »

Ich habe gerade auch erst gesehen, dass es bei Waschbär zwei der Dinger für 70€ gibt (nun, immer noch viel Geld, weil die Eimerchen in China wahrscheinlich keinen Euro in der Herstellung kosten - aber immerhin - schon billiger als das was ich bisher immer so ergoogelte) ;)
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dynamind
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Re: Wurmfutteraufbereitung durch Fermentation

Beitrag von dynamind »

Ich habe mal spasseshalber in meinen Bioabfall Sammeleimer (der hier aus dem Shop mit dem praktischen Aktivkohlefilter) eine Handvoll EM Kleie geworfen (habe ich von einem missionarischen Freund :P ) und siehe da - davor roch es leicht schimmlig und heute richtig lecker - eben nach Sauerkraut oder so.

Allerdings weiss ich jetzt auch nicht was letztlich für die Würmchen besser ist - schimmelig leicht faulig oder EM-milchsauer? Da ich das aber weder einstampfe noch sonstwie luftdicht verpacke dürfte es auch nur eine minimale milchsaure Reaktion geben, denke ich.

Ich hatte auch schonmal eine Handvoll EM in meine Wurmfarm gegeben - danach roch der Wurmtee immer lecker nach Brottrunk. Geschadet hats auch eher nicht - der Geruch hat sich aber nach ein paar Wochen verloren - EM konnte sich also vermutlich in meiner Farm irgendwie nicht dauerhaft halten - vermutlich oder zum Glück nicht anaerob genug.
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Re: Wurmfutteraufbereitung durch Fermentation

Beitrag von Wurmbär »

dynamind hat geschrieben:Allerdings weiss ich jetzt auch nicht was letztlich für die Würmchen besser ist - schimmelig leicht faulig oder EM-milchsauer?
Ich tippe auf ersteres ... Laß Dich aber von den Versuchen nicht abhalten (tätest Du eh nicht ...) ;)

Gruß
Wurmbär
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Re: Wurmfutteraufbereitung durch Fermentation

Beitrag von Wurmmama »

Theoretisch koennte man doch auch Sauerteig nehmen, oder?

Oder... Ein Gemisch aus Saurkrautsaft, Sauerteig und Buttermilch... (irre)

Experimentierfreudige Grueße
Wurmmama
wurmige Grüße
Wurmmama
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dynamind
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Re: Wurmfutteraufbereitung durch Fermentation

Beitrag von dynamind »

Theoretisch musst du nur Krautblätter reinlegen - da hängen die entsprechenden Bakterien wohl schon dran.
Wurmbär hat geschrieben:
dynamind hat geschrieben:Allerdings weiss ich jetzt auch nicht was letztlich für die Würmchen besser ist - schimmelig leicht faulig oder EM-milchsauer?
Ich tippe auf ersteres ... Laß Dich aber von den Versuchen nicht abhalten (tätest Du eh nicht ...) ;)

Gruß
Wurmbär
Du hast aber sicher recht. Das habe ich gerade in der Wikipedia gefunden.
Durch die Änderung des pH-Wertes in den Lebensmitteln auf einen pH von etwa 4 kommt es zu einer Konservierung der Lebensmittel, da eine Besiedlung mit anderen Mikroorganismen weitgehend ausgeschlossen wird.
Der Effekt der milchsauren Vergärung ist also hauptsächlich ein absenken des ph-Werts. DAS ist für die Würmer ungünstig UND wir wollen ja in der Wurmfamr eben KEINE Konservierung sondern das Gegenteil - Zerfall, und deshalb nicht, dass die entsprechenden Mikroorganismen am besiedeln gehindert werden.

@Wurmmama
die milchsaure Vergärung klappt wohl auch ganz ohne was dazuzuschütten. z.B. bei der Silage für Futtermittel (auch beim Sauerkraut?)
Aus der Wikipedia:
Nach der Einbringung des Erntegutes in das Silo wird dieses verdichtet und luftdicht abgeschlossen. Hierdurch werden pflanzeneigene Enzyme sowie aerobe und fakultativ anaerobe Mikroorganismen (Bakterien, Hefen, Schimmelpilze) unterdrückt. Die Milchsäurebakterien wandeln den Zucker in Säuren (vor allem Milchsäure) um und der pH-Wert fällt auf typischerweise 4,0–4,5 ab. Dadurch werden weitere gärschädliche Bakterien am Wachstum gehindert:
Also ich gewinne gerade den Eindruck, dass man das besser nicht auf den Kompost ausbringen sollte wenn es die Eigenschaft hat so stark in das Mikroklima einzugreifen und konservieren will man im Kompost ja wirklich nichts. "Vererden" von Bokashi ist da wahrscheinlich wirklich die bessere Methode.

ABER: Vielleicht ist es als "Notfallmassnahme" - wenn die Farm droht ins anaerobe abzugleiten - eine sehr hilfreiche Massnahme EM einzustreuen und die weitere Fäulnis durch die milchsaure Reaktion zu stoppen. (Man kann natürlich auch einfach umrühren und Pappe einbringen :P )
kiko63505

Re: Wurmfutteraufbereitung durch Fermentation

Beitrag von kiko63505 »

Hallo Dynamind,

Bokashi und Wurmhumus könnten sich zwar ergänzen, allerdings setzte ich immer voraus das jeder hier um die unterschiedlichen Lebensbedingungen der Mikroorganismen wusste. Der Umweg über den Komposter, den ich schon zu Anfang erwähnte, dient nur dazu Bokashi wieder für unsere aeroben Mikroorganismen, Würmer und Pflanzen verwertbar zu machen.
Es stecken also wesentlich mehr Arbeitsschritte im herstellen von Bokashi als in der Herstellung von Wurmhumus. Zeitlich gesehen dauert das ganze dann auch wesentlich länger als in einer Wurmfarm. Alles in allem sehe ich hier für mich keinerlei Vorteile, Aufwand und Ergebnis rechnen sich nicht wirklich.
Wer Platz hat für einen Bokashieimer, der hat auch Platz für eine 2te Wurmfarm.
kiko
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Re: Wurmfutteraufbereitung durch Fermentation

Beitrag von Flomax »

@Kiko, Dynamind und Wurmmama

Ihr habt alle recht. Wenn ich Eure Beiträge lese, muß ich Euch widerspruchslos zustimmen. Jeder sieht und bewertet es aus seiner Sicht.

Die milchsaure Vergärung kann nur der erste Schritt in der Wiedergewinnung (neudeutsch: Recycling) der Nährstofe aus unseren biogenen Abfällen sein. Damit hat Kiko recht, der sagt daß die Verarbeitung der Abfälle in der Wurmfarm weniger Aufwand bedeutet. Aber er muß die Bioabfälle nach Verträglichkeit vorsortieren, und sich für die unverträglichen Abfälle einen anderen Entsorgungsweg suchen (Kompost/Biomülltonne/Restmülltonne).

Wir könnten hier noch tagelang über den Sinn und Unsinn der milchsauren Vergärung diskutieren. Für den einen ist sie mehr als ein Gedanke wert, für den anderen ist der Aufwand zu groß und für wiederum andere sind die Anschaffungskosten zu hoch. Ich denke jeder von uns wird einen Weg für "sein" Entsorgungsproblem finden, sofern er gewillt ist einen anderen Weg als den über die Bio- oder Restmülltonne zu gehen.

Letztendlich haben wir hier alle das Bestreben eine dezentrale, lokale Entsorgung/Umwandlung unserer Bioabfälle mit Rücknutzung der Wertstoffe zu installieren, die auf unsere jeweiligen Bedürfnisse abgestimmt ist .

Und dieses gemeinsame Ziel einigt uns und motiviert uns weiterhin wild und pseudowissenschaftlich zu experimentieren! Also haut rein und dokumentiert weiterhin fleißig die verwertbaren Ergebnisse! :D

sonnige Grüße
Flomax
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