Kompostwürmer & Wurmfarmen

Hallo Leute,

ich als Neuling wühle mich hier so durch's Forum, auf der Suche nach den richtigen Tipps für mein Anliegen, wegen dem ich eigentlich überhaupt erst ein Wurmcafé angeschafft habe. Und bin gerade bitter desillusioniert worden. Vielleicht könnt ihr mich ja wieder illusionieren

Also, Geschichte von Anfang an:
ich hab keinen Garten, sondern 14 Meter Balkon, dicht bepflanzt mit Immergrün und Saisonblumen. In jedem Frühjahr, wenn ich anfange, neu zu pflanzen, dasselbe Spiel: alte, völlig durchwurzelte Blumenerde raus, zig-literweise neue Blumenerde gekauft, ins 2. OG geschleppt und neu gepflanzt. Und das alte Zeug muss ja auch irgendwohin. Also ab in den Müll. Und jedes Jahr bricht mir das Herz, dieses organische Material wegwerfen zu müssen. Ganz zu schweigen von der elenden Schlepperei. Und übers Jahr kommt ja noch der ganze andere organische Abfall dazu. Verblühtes, Verwelktes, Abgeschnittenes, und der Küchenabfall.

Dann hab ich im letzten Winter angefangen, mich über das Kompostieren auf dem Balkon zu informieren (wie gesagt, Garten hab ich nicht). Dabei bin ich auf Wurmwelten gestoßen und dachte mir, das könnte doch was sein (zumal mir alle anderen Kompostier"möglichkeiten" ungeeignet erschienen). Also hab ich mehrfach mit Hr. Rimpau telefoniert, der mich - wie ich fand - gut beraten hat. Und mir wurde klar: mit durchgewurzelter Blumenerde allein können die Würmer nicht überleben. Was auch kein Problem ist, da ja in so einem Haushalt auch immer noch ganz viel was anderes anfällt, was die Würmchen ernähren kann.

Nun hab ich seit 2 Wochen mein Wurmcafé, die Würmchen haben sich gut eingelebt, fressen noch nicht so viel, aber das wird sicher noch kommen. Und sie vermehren sich.

Da ich dann heute wieder etwas umgepflanzt habe, hatte ich die Brocken durchwurzelter Erde wieder in der Hand. Mit ganz vielen großen und kleinen Regenwürmern, was ich als gutes Zeichen interpretiert habe. Dann hab ich mal einen Teil dieser - ich nenne sie mal - Wurzeln mit Erde (denn Erde mit Wurzeln kann man das wirklich nicht mehr nennen) an die Seite gelegt, in der Hoffnung, ich könnte mal ein bißchen was davon im Wurmcafe unterbringen. Aber bevor ich das mache, wollte ich hier erst mal suchen, ob ich etwas Schlaues dazu finde. Ich hab was gefunden, und jetzt stehen mir die Tränen in den Augen: und zwar den Tipp, KEINE Blumenerde zu füttern. HILFE!

Vielleicht heißt das ja auch wirklich, keine Blumenerde? Aber was ist mit WURZELN MIT ERDE????

Mir ist klar, dass ich später mal, wenn das Wurmcafe richtig läuft, den Wurmhumus unter die alte Erde mischen könnte, um sie aufzupeppen. Aber was ist mit diesen verdammten Wurzelgeflechten, die dazu führen, dass das, was einmal hübsch lockere Blumenerde war, nur noch ein Brocken ist und nicht wirklich verrottet? Meine Traumvorstellung war doch, dass meine Würmchen die irgendwann einmal durch ihren Verdauungstrakt nudeln, und hinten kommt tolle neue Erde raus. Von mir aus füttere ich auch nur in kleinen Häppchen und nicht gleich die ganzen 14 Meter auf einmal (macht ja bestimmt auch Sodbrennen oder so ), aber wenigstens ein bißchen davon.

Also Leute, jetzt seid ihr dran. Kann ich so ein Stück durchwurzeltes Etwas nehmen, es von mir aus noch klein reissen / schneiden / fetzen und es ins Wurmcafe geben? Oder sterben mir dann die Würmer ab (die sich übrigens bis jetzt gut vermehrt haben)? Achso, die Erde war auch irgendwann mal gedüngt, aber bei der Menge an Blumen ist der Dünger bestimmt schon aufgebraucht. Zumindest erscheint mir die Vorjahreserde im Frühling immer wie tod. Kann mich aber auch irren.

Ich hoffe, hier ein paar Gleichgesinnte zu treffen.

Liebe Grüße und einen schönen Abend.

Nicole

PS: bin extremst gespannt, was jetzt so kommt

Hallo Nicole,
erstmal herzlcih willkommen hier! Schön das Du mitmachst

Zu Deiner Frage: Der Tipp keine Blumenerde zu verfüttern hat folgenden Hintergrund: Durch wiederholtes Düngen und schon durch die schlechte Quälität der meisten Blumenerden aus dem Buamarkt, ist "benutze" Blumenerde meist völlig versalzen. Oft wird auch noch viel zu sehr gedüngt, was die Situation noch weiter verschlimmert. Ich muss bei solchen Ratschlägen immer an die Mehrheit denken und oft bleibt der einzige Ausweg da ganz undifferenziert vorzugehen. Manchmal ist es einfacher etwas zu verbieten als es zu erklären (Sehr unpädagogisch, ich weiss)

Daher bleibe ich dabei:

Keine Blumenerde füttern

So, jetzt wo ich das klar gemacht habe, werde ich Dir nun das Gegenteil raten
Wenn Du Dir sicher bist das sehr lange nicht mehr gedüngt würde, und das die Blumenerde nicht gerade die billigste war als Du Sie gekauft hast, kannst Du mal einen Versuch starten. Aber ganz wichtig: Erstmal nur einen Ballen ausprobieren und dann 3 Wochen Geduld haben um zu sehen was damit passiert. Halten sich Würmer darin auf? Wird der Ballen zerfleddert?

Noch eine weitere Bitte: Wenn es geht verzögere dieses Experiment (und eventuelle weitere) noch um 6 Wochen. Gibt den Würmer die Chance sich erst unter optimale Bedingung einzugewöhnen und anzufangen sich zu vermehren. Eine eingespielte Wurmfarm ist viel flexibler!

Ich hoffe ich konnte Dich jetzt vorsichtig wieder illusionieren

VG,
Jasper

Hi Jasper,

meine Gesichtszüge haben sich ein bißchen entspannt, die Tränen kullern auch nicht mehr so doll

Gut, ich lasse den Jungs und Mädels auf jeden Fall noch Zeit, und dann starte ich mal einen kleinen Versuch. Was die Düngung angeht: ich weiß ja nicht, wie Regenwürmer dazu stehen. Ich hab auf jeden Fall ganz viele mittelgroße und kleine in dem Blumenkasten gefunden. Gutes Zeichen?

Was meinst du denn mit den "eventuell weiteren" Experimenten? Hier mal ein Rucolablättchen, dort ein Pfitzelchen Melone?

Was ist denn eigentlich mit Wurzelwerk von den Blumen ohne Erde? Stand nicht auf der Liste des bevorzugten Futters, aber auch nicht auf der Seite "auf keinen Fall füttern". Oder verwelkten Blättern, z.B. von Geranien? Ihr könntet für die Anfänger wie mich (und ich bin auch noch ein Stadtkind) vielleicht die Menüliste mal erweitern. Ich finde da fast nur Sachen aus der Küche bzw. dem Haushalt, und so wenig aus dem Garten. Da kommen dann eben so blöde Anfängerfragen.

Ach, und wo ich schon mal dabei bin: die Hanfmatte ist ja schon ziemlich durch. Wenn ich ein Eckchen anhebe, fällt sie auseinander. Das Salatblättchen trotzdem besser noch darunter fummeln? Oder ist oben auf auch gut? Die Würmchen krabbeln doch überall rum, also müssten sie es ja finden.

Auf jeden Fall bin ich jetzt wieder entspannter und übe mich in Geduld (was zugegebenermaßen schwer fällt). Danke noch mal. Auch für die schnelle Reaktion. Und die klaren Anweisungen (6 Wochen und so). Das ist sehr hilfreich!

auch von mir!

Geduld ist wirklich ganz schrecklich, das weiss ich aus eigener - leidvoller - Erfahrung

Ich wuerde das Pferd von hinten aufzaeumen... Wuerde einen grossen Kuebel nehmen, den ganzen alten Kram auflockern und die Wurzeln mit einer Gartenschere soweit wie moeglich zerkleinern, und mit Balkongartenabfall und alter Erde fuellen. Sollte zuwenig Erde dabei sein, wuerde ich eventuell noch einen Kokosblock aufweichen. Ein bisschen Gartenkalk oder gemahlene Eierschalen auf die oberflaeche streuen, ach ja, und das Ganze natuerlich anfeuchten. Dort hinein wuerde ich dann eine abgezaehlte Anzahl Wuermer geben. Je nach Groesse des Kuebel 50-100. Ich muesste nicht warten und koennte gleich loslegen

Ahaaaa, Wurmmama, das ist ja auch eine gute Möglichkeit. Das könnte ich mal in Angriff nehmen. Danke für die Idee!

Hehe Wurmmama ist wieder eine schnelle Lösung eingefallen. Sehr gut

Was ist denn eigentlich mit Wurzelwerk von den Blumen ohne Erde? ... Oder verwelkten Blättern, z.B. von Geranien?

Immer rein damit! Aber in der Anfangszeit nicht zu viel auf einmal...

Ihr könntet für die Anfänger wie mich ... vielleicht die Menüliste mal erweitern.

Da hast Du völlig recht und ich bin auch schon dabei. Es gibt nur soooo viel zu tun

Wurmmann hat geschrieben:Hehe Wurmmama ist wieder eine schnelle Lösung eingefallen. Sehr gut

Da ich von Natur aus ein sehr ungeduldiger Mensch bin, muss ich aus der Not eben eine Tugend machen und improvisieren.

Guten Morgen,

ich muss doch mal berichten, dass ich Wurmmamas Vorschlag gestern schon mal im Kleinen umgesetzt habe. Hab ein Kübelchen genommen, Löcher rein gemacht, durchwurzelte Erde, ein bißchen Grünzeug, alles schön klein gemacht und gelockert, durchgemengt, ein bißchen Eierschale und Wurmfutter dazu, noch mal durchgemengt, ein Stückchen Hanfmatte oben drauf, und dann so 10-15 Würmchen eingeladen, umzuziehen. Die haben sich sofort eingebuddelt, und heute Nacht ist auch keiner abgehauen. Jetzt lass ich sie in Ruhe und werde in den nächsten Tagen mal nachsehen, ob sie noch leben. Wenn ja, dann lasse ich noch ein paar mehr Würmer umziehen. Erst mal gucken, wie gut die paar Würmer das alles vertragen.

Gibts noch weitere Tipps dazu von euch Spezialisten?

Ich habe auch schon mit 10-Liter-Eimern rumprobiert. Das hat bei mir nicht geklapppt. Ausreisser gab es zwar nicht, aber das Substrat einigermassen vernuenftig zu bekommen, hat einfach nicht klappen wollen. Entweder es war zu nass oder zu trocken, fuettern ing auch nicht vernuenftig. Naja...

Vielleicht hast du mehr Glueck! Viel Erfolg!

Wenn du auf "neue Beitraege" gehst, findest du mein Kuebelexperiment, ich habe gestern noch was dazu geschrieben.

Ein 10 Liter eimer ist wirklich sehr klein für so ein Experiment. Nicht unmöglich, nur schwierig...