Alarm in der Wurmfarm? Kompostwürmer in der Sickerwasserebene

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Immer wieder einmal erreicht uns folgende Frage: „Ich finde Würmer in der unteren Auffangebene und teilweise ertrinken diese sogar. Was kann ich tun?“
Um das zu beantworten, möchte ich zunächst erklären, warum das passieren kann und wann Handlungsbedarf besteht. Lesen Sie außerdem, wie Sie solche Probleme lösen können und was Sie auf keinen Fall tun sollten.

Das sollten Sie nicht tun!

Sehen Sie bitte davon ab, die Wurmfarm „ausbruchsicher“ zu gestalten. Moskitonetze, Organza-Schichten oder Klebebänder verhindern eine ausreichende Luftzufuhr und bringen unter Umständen schädliche Stoffe in die Kiste. Beispielsweise sind viele Moskitonetze mit Insektiziden behandelt, die nicht nur dem Wurm zu schaffen machen, sondern auch im Sickerwasser und Wurmhumus landen und deren Qualität hochgradig vermindern bzw. sie unbrauchbar machen.

Zudem setzen sich die Öffnungen in den Netzen unweigerlich mit Dreck zu und verschärfen das Problem mit der Luftzufuhr. Wird der Sauerstoff in der Wurmfarm aufgebraucht, beginnt diese, zu stinken und die Kompostwürmer fliehen wirklich. Die hält dann auch kein Klebeband auf.

Warum wandern die Würmer nach unten?

Würmer, die sich in der untersten Ebene befinden, haben sich aus einem bestimmten Grund dorthin begeben. Prinzipiell könnten sie dank des speziellen Designs von allein wieder nach oben wandern!

Warum sie sich aus ihrem Wohn- und Essbereich herausbewegen, kann unterschiedliche Gründe haben.

Szenario 1 – aller Anfang ist schwer
Sie haben die Wurmfarm erst vor kurzem in Betrieb genommen und finden immer wieder dutzende Würmer im Sickerwasserbereich. Sie sehen aus, als seien sie ertrunken und stinken.

Problem: Die Würmer sind noch in der Akklimatisationsphase und gewöhnen sich an die neue Umgebung. Sie sind damit beschäftigt, das neue Substrat für die Kompostierung vorzubereiten und ihre Bakterien überall gut zu verteilen. Das gilt auch für alle anderen Kleinstlebewesen in der Kiste (z. B. Milben, Enchyträen usw.). Der pH-Wert schwankt und es ist alles noch nicht gut eingependelt. In dieser Zeit kann es vorkommen, dass die gefräßigen Würmer nicht genügend geeignetes Futter finden oder es im Substrat zu trocken ist. Auf der Suche nach Futter wandern sie nach unten und sind möglicherweise geschwächt.

Zudem sind die Würmer vom Transport gestresst. In den ersten Wochen kommt es vor, dass bis zu 5 % (also etwa 50 Stück bei einer Startmenge von 1 000 Kompostwürmern) frühzeitig sterben. Einen Teil davon findet man typischerweise im Wasser; umgeben von Kameraden, die aufgeregt umherkriechen. In der Regel sind diese Würmer jedoch nicht ertrunken, sondern sie waren so geschwächt, dass sie keine Kraft mehr hatten, sich wieder nach oben zu begeben. Würmer fühlen sich in Wasser wohl, solange dieses genug Sauerstoff enthält. Hungrige und geschwächte Würmer wirken manchmal leblos. Setzt man sie wieder nach oben ins Futter, beginnen sie nicht selten, sich wieder zu regen.

Lösung: Stellen Sie ein geeignetes und ausreichend großes Gefäß unter den Ablasshahn Ihrer Wurmkiste und öffnen Sie diesen. Für die nächsten Wochen lassen Sie den Hahn offen und sorgen so dafür, dass die unterste Ebene trocken bleibt. Das hat zwei große Vorteile: Es kommt mehr Sauerstoff von unten an das Substrat und die Würmer merken, dass hier kein geeigneter Lebensraum für sie ist. Die Neigung, nach unten zu wandern, lässt nach.

Wurm Cafe Wurmkiste mit Rettungsinsel für Kompostwürmer
Unterste Ebene einer Wurmkiste mit mehreren Etagen (Beispiel: Wurmfarm „Wurm Cafe“). Die „Rettungsinsel“ in der untersten Ebene ermöglicht das Hin- und Herwandern zwischen den Etagen.

Szenario 2 – ein guter Standort ist alles
Die ideale Temperatur für Kompostwürmer liegt zwischen 15 und 25 Grad. Sie bevorzugen Dunkelheit. Die Wurmkiste sollte am besten schattig stehen und außerhalb stark beheizter Räume, z. B. auf dem Balkon, im Keller, in der Küche oder im Garten. Wenn plötzlich viele Würmer in die unterste Ebene abwandern, kann dies darauf hindeuten, dass der Standort noch nicht passt bzw. sich daran etwas geändert hat.

Lösung: Ändern Sie den Standort Ihrer Wurmkiste oder ergreifen Sie Maßnahmen, um diesen zu optimieren, zum Beispiel durch gezielte Beschattung.

Wasserhahn Wurmfarm
Der Hahn ermöglicht ein leichtes Ablassen des Sickerwassers/Wurmtees (Modell: Wurm Cafe)

Szenario 3 – auch Würmer haben Gefühle
Sie betreiben die Wurmfarm schon länger und haben einen ganzen Haufen Würmer in der untersten Schicht. Die Würmer wirken dünn und kleiner als sonst. Folgende Ursachen können hier eine Rolle spielen:

  • Eine Gewitterfront ist in der Nähe. Lösung: einfach abwarten
  • Die Würmer haben Hunger. Lösung: mehr füttern
  • Die Würmer suchen Mineralien. Lösung: Zugabe von Mineralfutter
  • In der Nähe vibriert etwas: Waschmaschine, Photovoltaik-Anlage, Festplatten, Motoren … Lösung: abwarten oder (bei andauernder Vibration) Wurmfarm umstellen

Haben Sie Geduld mit Ihren Würmern

Betrachten Sie Ihre Kompostwürmer wie ein Haustier als vollwertige Familienmitglieder und sorgen Sie für optimale Lebensbedingungen. Kontrollieren Sie regelmäßig alle Bereiche der Behausung und haben Sie Geduld, wenn es mal nicht so gut funktioniert. Suchen Sie dann in aller Ruhe nach der Ursache.

Ein paar Würmer, die sich im Sickerwasserbereich aufhalten, sind völlig normal und kein Grund zur Sorge. Auch wenn Sie immer wieder mal einen toten Wurm im Wasser finden, ist das kein Problem. Setzen Sie ihn einfach wieder nach oben in die Kiste, um zu vermeiden, dass er anfängt zu stinken. Im oberen Bereich wird er mitsamt den organischen Abfällen verwertet.

Wir wünschen viel Erfolg mit der Wurmkiste! Möchten Sie mehr Tipps wie diesen, tragen Sie sich gerne für unseren Newsletter ein.

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Wurmmann

Über den Autor

Jasper hat Wurmwelten.de im Jahr 2006 gegründet. Nach einer Ausbildung im Kompostieren und einem Buch über Wurmkisten, widmet er sich in letzer Zeit neben dem Versandhandel, der Forschung über Regenwürmer und Komposttee.

Über den Autor

Jasper hat Wurmwelten.de im Jahr 2006 gegründet. Nach einer vertiefenden Ausbildung zum Thema Kompostieren widmet er sich neben dem Versandhandel der Erforschung der Wurmkompostierung mit all ihren interessanten Facetten und schreibt Ratgeber.


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