Ein Naturgarten bietet vielen Lebewesen ein Zuhause – auch Schnecken. Eine Plage zu vermeiden ist daher wichtig, um eine üppige Ernte zu sichern. Dies gilt ganze besonders nach milden Wintern, welche Schnecken zunehmen unbeschadet überstehen.
Ich bewirtschafte 6 Hochbeete, in denen ich Salat (Pflück- und Kopf-), Kartoffeln, Möhren, Bohnen und Kürbisse anbaue. Schnecken lieben besonders die Salate, die Möhren und die Kartoffeln. Diese gilt es zu schützen!
Mein Garten ist voller Totholzhaufen. Ein Glück für Schnecken aller Art und durchaus empfehlenswert, um die Vielfalt an Lebewesen im Garten zu erhöhen. Das bedeutet aber auch, dass ich jede Menge spanische Nacktschnecken (Arion vulgaris), Weinberg Schnecken (Helix lucorum) und viele der kleineren Bänderschneckenarten (Cepaea). Zudem habe ich dort auch eine sehr große Population an Tigerschnegeln (Limax maximus), aber dazu gleich mehr.
Mein Vorgehen gegen Schnecken hat drei Komponenten, welche zusammen arbeiten um den Verlust in meinen Hochbeeten so weit zu reduzieren, dass er nicht mehr auffällt:
1. Kupferband gegen Schnecken
Schnecken meiden Kupfer, da ihr Schleim eine chemische Reaktion auslöst, die ihnen unangenehm ist. Also habe ich meine Hochbeete mit Kupferband umrandet. Das Kupferband habe ich mit Reißzwecken gesichert und schön flach an die Außenwand gedrückt.
Aufnahmen mit meiner Wildtierkamera haben gezeigt, dass die Schnecke entlang des Bands kriechen um nach einer Lücke zu suchen.
Kupferband hält fast alle Weinbergschnecken und 9 von 10 Nacktschnecken fern, wenn es nicht gerade in Strömen gießt. Wichtig ist, dass Band ein bis zweimal pro Jahr zu reinigen, um die Wirkung zu erhalten.
Besonders gefährdete Pflanzen wie junger Salat bekommen zusätzlich einen Kupferring, welche ich aus einer Regenrinne gefertigt habe. Über diese Ringe klettert wirklich keine Schnecke mehr (gut an den Boden andrücken, da der Ring sonst untertunnelt wird), aber aufgrund der momentanen Kupferpreise, ist es bald nicht mehr wirtschaftlich in Kupferringe für Salat zu investieren.
Damit die Schnecken schon eine Weile unterwegs waren, bis sie auf das Band stoßen, habe ich es immer im oberen Drittel angebracht. Das ist besonders wichtig, da Pflanzen, welche über das Schneckenband hinauswachsen, sofort als Brücke für die Schnecken dienen.
2. Tigerschnegel gegen Nacktschnecken einsetzten
Ich habe mehrere Totholzhaufen im Garten, sowie einen Kompostplatz. In jedem sind mehrere Tigerschnegel, welche ich über die Jahre hinweg gezielt angesiedelt habe. So unterstütze ich eine natürliche Kontrolle über die Nacktschneckenpopulation. Finde ich Tigerschnegel im Hochbeet lasse ich sie drin. Ja, Teile des Salats sind auch vor dem Schnegel nicht sicher, aber das sind wirklich zu vernachlässigende Mengen.
Die Tigerschnegel fressen viel lieber Algen, Moose und eben Eiweiß. Das finden Sie in Form von Eiern anderer Schnecken und manchmal sogar, indem sie andere Nacktschnecken direkt anknabbern. Eine Familie Tigerschnegel wird also nicht sofort alle Schnecken im Garten auffressen. Das wäre zu einfach. Aber auf den Totholzhaufen im Garten und auf in den Beeten ist klar zu erkennen, dass die Nacktschnecken den Schlegel meiden. (Mehr über Tigerschnegel gibt es hier zu lesen.)
Hilft das einer Plage Herr zu werden? Wahrscheinlich nicht, aber eine gesunde Population an Tigerschnegeln, welche immer mal wieder im eingekupferten Hochbeet rumschleimen, verbessern die Chancen meines Salates sehr. Dazu kommt, und das muss man einfach bei diesen Tieren dazu sagen: Es ist wunderschön diese gestreiften Tiere im Garten zu finden.
Da sie überaus Standort treu sind, ist es auch möglich Sie über Generationen hinweg zu beobachten. Das bringt mich zur letzten Methode, welche ich einsetze um die Kombination zu optimieren.
3. Einsammeln von Schnecken – Der Zeitpunkt entscheidet!
Mein Tagesablauf erlaubt mir einen abendlichen Spaziergang, welchen ich an Regentagen mindestens einmal pro Woche, auf nach Einbruch der Dunkelheit verlege. Das ist der ideale Zeitpunkt, um an den Hochbeeten vorbei zuschauen. Dabei entferne ich alle Nacktschnecken, welche es geschafft haben über das Kupferband zu kommen. 3 davon zerschneide ich und lasse sie als Futter für die Tigerschnegel liegen.
In der erst feucht-warmen Woche des Jahres (über 15° C tagsüber, nicht unter 8° C Nachts und viel Feuchtigkeit), sowie alle 3 Wochen einmal, nehme ich eine alte Papiertüte mit und sammele alle Nacktschnecken ab, welche ich leicht sehen kann (also auch im Garten). Die Tüte kommt dann über Nacht in die Tiefkühltruhe, um am nächsten Tag tief im Komposthaufen zu landen. (Bitte tote Schnecken nicht in der Wurmkiste entsorgen.)
Pflanzen können helfen
Die meisten Schnecken finde ich auf den niedrigen Glockenblumen (Campanula) wo sie leicht abzusammeln sind. Über die Jahre habe ich 4 solcher Flecken mit Campanula angelegt. Ich freue mich an den schönen lila Blüten der Glockenblumen und weiß, dass sie schneller wachsen, als die Schnecken fressen können. Auch andere Gewächse wie Basilikum oder Rittersporn sind gut als Opferpflanzen geeignet.
Opferpflanzen für Schnecken
Es gibt eien Reihe von Pflanzen welche Schnecken lieben. Diese muss man entweder besonders schützen, oder man kann diese als Opferpflanzen pflanzen, um die Übeltäter leichter einzusammeln.
- Basilikum (Ocimum)
- Bohne (Phaseolus)
- Dahlie (Dalia)
- Gänsekresse (Arabis caucasica)
- Glockenblume (Campanula)
- Kohl (Brassica)
- Kopfsalat (Lactuca)
- Pflücksalate
- Lupinen (Lupinus)
- Petunie (Petunia)
- Primel, Schlüsselblume (Primula)
- Rittersporn (Delphinium)
- Sonnenblume (Helianthus)
- Tagetes, Studentenblume (Tagetes)
- Winteraster (Dendranthema)
- Zinnie (Zinnia)
- Zucchini (Cucurbita)
Pflanzen gegen Schnecken
Natürlich gibt es auch Pflanzen, welche bei Schnecken gar nicht ankommen. Diese können ums Hochbeet gepflanzt werden, um die Schnecken abzuhalten. Besonders Lavendel und Knoblauch sind dazu geeignet, aber es gibt auch eine Auswahl weiterer Pflanzen welche Schnecken abwehren:
- Akelei (Aquilegia)
- Ackerbohne (Vicia)
- Beinwell (Symphytum)
- Bärlauch (Allium ursinum)
- Currykraut (Helichysum)
- Eberraute, Wermut (Artemisia)
- Ehrenpreis (Veronica)
- Eisenhut (Aconitum)
- Eisenkraut, Verbene (Verbena)
- Farne, z.B. Adiantum, Athyrium, Polystichum usw.
- Felberich, Pfennigkraut (Lysimachia)
- Fetthenne, Mauerpfeffer (Sedum)
- Frauenmantel (Alchemilla)
- Geissbart (Aruncus)
- Hauswurz (Sempervivum)
- Johanniskraut (Hypericum)
- Knoblauch (Allium)
- Krautstiel, Rande, Mangold (Beta-Arten)
- Kresse (Lepidium)
- Lauch-Arten (Allium)
- Lavendel (Lavandula)
- Löwenmaul (Antirrhinum)
- Mädesüss (Filipendula)
- Minze (Mentha)
- Nelke (Dianthus)
- Phlox (Phlox sp.)
- Rucola (Eruca)
- Salbei (Salvia)
- Schafgarbe (Achillea)
- Spargel (Asparagus)
- Spinat (Spinacia)
- Spornblume (Centranthus)
- Storchenschnabel (Geranium)
- Thymian (Thymus)
- Ysop (Hissopus)
- Ziest (Stachys)
- Zitronenmelisse (Melissa)
- Zuckerhut, Endivie, Radiccio (Cichorium)
- Gehölze, fast alle, Ausnahme: Clematis, Hydrangea
- Gräser, z.B. Festuca, Carex usw.
- Die meisten einheimischen Wildstauden
Notmaßnahmen gegen Schnecken
Ist es besonders schlimm, wie in diesem Jahr, gehe ich an zwei Tagen nacheinander uns sammeln. Dazu lege ich am vorherigen Abend ein paar Plätze an, an welche ich Salat oder Möhrenschalen lege. In der Nacht drauf sind dort viele Schnecken zu finden. Ich sammele nur die spanischen Nacktschnecken ein. Alle anderen Schnecken lasse ich. Sie werden vom Kupferband abgehalten oder sind nicht an meinem Salat interessiert. Meistens reicht ein doppeltes einsammeln um den Bevölkerungsdruck der Nacktschnecken so zu senken, dass es kaum noch eine für Nötig hält über das schützende Kupferband zu kriechen.
Ganz wichtig ist der Zeitpunkt. Am besten ist es schon etwas länger dunkel, nachdem es geregnet hat. Dann sind die meisten Nacktschnecken aktiv und man kann alle Tigerschengel beobachten. Im Gegensatz zu den meisten Nacktschnecken kommen die gefleckten Tiere, nur Nachts hervor.
Einsammeln vs. Fallen
Schneckenfallen arbeiten immer mit einem Lockstoff (Bier oder Pheromone). Diese locken nur mehr Schnecken von noch weiter weg an, welche auf dem Weg zum Köder weiter fressen. Das wäre fatal: um mich herum ist viel Brachland und der Nachschub an Nacktschnecken ist praktisch unendlich.
Dazu kommt, dass nicht nur Nacktschnecken aus weiter Entfernung in den Garten gelockt werden, sondern auch wahllos Tigerschnegel und andere unschädliche Schneckenarten anlockt und getötet werden. Das ist nicht nötig.
Die Kombi machts
Sammelt man am Anfang des Garten-Jahres und mindestens alle 6 Wochen rigoros, hat man kaum noch Verlust in den Hochbeeten obwohl viele Schnecken unterwegs sind. Ohne Einsammeln würde es nicht gehen. Ohne Kupferband auch nicht. Inzwischen habe ich es auch um einzelne Töpfe gewickelt, weil es so gut funktioniert.
Die Tigerschnegel helfen, aber ob die wachsende Population der Schnegel, oder mein stetiges Einsammeln der Ritter „der überbrückten Kupferbande“ den entscheidenden Unterschied gemacht hat, kann ich nicht sicher sagen. Ich vermute, die Schnegel haben einen dämpfenden Einfluss auf die Nacktschnecken, aber kaum mehr.
Schnecken sind toll
Nur 4 der nahezu 260 in Deutschland heimischen Schneckenarten verursachen Probleme bei der Ernte. Bei all dem Ärger über ein paar Exemplare der Tiere sollte man jedoch nicht vergessen, dass Schnecken der Gesundheitsdienst im Garten sind. Sie fressen abgestorbene Pflanzenteile, sowie Algen, Moose und tote Tiere. So unterstützen sie einen gesunden Boden und die Humusbildung. Viele Schnecken zu haben, ist etwas Gutes.
Die Kombination aus Kupferband, Tigerschnegeln und regelmäßigem Einsammeln hat sich in meinem Garten bewährt. Diese Methoden sind nicht nur effektiv, sondern auch umweltfreundlich.
Das Ergebnis: Leckerer Salat, eine Vielzahl an verschiedenen Schnecken Arten, sowie ein Igel.
Ich hoffe, ich konnte Sie damit etwas inspirieren.
Ihr Jasper Rimpau
*Mein Idealfall wäre übrigen jemand mit Laufenten in der Nähe, der sich über zusätzliche Nacktschnecken als Futter freuen würde.
Weiterführende Literatur
Wer noch tiefer in die Materie vordingen möchte, dem empfehle ich diese Bücher:
In die Falle gegangen von Natalie Faßmann. Schädlinge natürlich bekämpfen leicht gemacht.
Schneckenalarm von Sofie Meys. Viele Tricks, um mit Schnecken nicht um das Essen zu konkurrieren.
Das Hochbeet von Brigitte Kleinod. Vom Bau bis zum Schutz eines Hochbeets. Mit vielen Anleitungen.