Kleiner Wurm mit großer Kraft: der Regenwurm
Am 15. Februar feiern wir den Tag des Regenwurms. Er wurde 2005 von Naturschützern zu Ehren dieses kleinen Tieres, das doch eine große Aufgabe für unsere Böden hat, eingeführt. Aber warum brauchen wir überhaupt einen Tag, an dem wir an Regenwürmer denken? Was machen die kleinen Tiere überhaupt? Werden sie vielleicht, gerade von Nicht-Gärtnern, vollkommen zu Unrecht als Störenfriede angesehen? Schauen wir uns die Würmer doch einmal genauer an…
Fakten über Regenwürmer
Sie sehen klein und unscheinbar aus, sind taub, stumm und haben keinen geformten Körper – trotzdem gehören Regenwürmer zu den stärksten Tieren der Welt. Jedenfalls wenn man ihre Größe mit ihrer Kraft in den direkten Vergleich setzt.
Grundlegend kann der Name „Regenwurm“ sowohl auf naturwissenschaftlicher als auch auf sprachwissenschaftlicher Basis begründet werden.
Denn: wer sich mit der Wortherkunft der Bezeichnung befasst, erkennt schnell, dass sich hierin das Wort „rege“ verbirgt. Dieses wird im heutigen, modernen Sprachgebrauch zwar weniger verwendet, ist jedoch mit einer aktiven Bewegung bzw. einer Art der Rastlosigkeit verbunden. Genau dieses Verhalten trifft natürlich auch auf den Regenwurm zu, der sich in der Tat rege durch das Erdreich bewegt und somit den Boden in vielerlei Hinsicht aufwertet. Boden Auflockern oder Kompostieren ist ihr Spezialgebiet.
Eine zweite Theorie: der Regenwurm heißt Regenwurm, weil er vor allem bei Regen gesehen wird. Immerhin suchen sich die Tiere oft während bzw. nach einem Schauer den Weg an die Oberfläche. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie Angst haben zu ersticken (nicht zu ertrinken).
Ein Fakt am Rande: Regenschauer enden für die Würmer oft tödlich. Trotz des bedeckten Himmels, erliegen die Würmer einem Sonnenbrand, wenn Sie länger an der Oberfläche sind. Da hilft es auch nicht in einer Pfütze Zuflucht zu suchen. Solche Würmer legt man am besten auf den Erdboden und beschützt Sie von oben mit einem Blatt.
Was stimmt?
Zweifelsohne erscheinen beide Ansätze logisch. Laut aktuellem Stand der Wissenschaft ist jedoch der zuerst erklärte Ansatz auf Basis der Sprachwissenschaft als der wahrscheinlichere anzusehen.
Doch seien wir ehrlich: egal, ob die Bezeichnung von „rege“ oder „Regen“ herrührt – dieses besondere Tier hat (so oder so) seinen eigenen Ehrentag verdient!
Es gibt einiges zu wissen über den Regenwurm: Regenwurm ist nicht gleich Regenwurm! Immerhin existieren weltweit circa 3.700 Regenwurmarten. 47 davon laut des letzten Senckenberg Berichtes in Deutschland. (2 Arten sind leider bereits auf der Roten Liste).
Vor allem für Gartenbesitzer sind diese wahren Erdmeister von großer Bedeutung. Immerhin sehen sie – vor allem in den Augen von Kindern – nicht nur interessant aus, sondern sorgen auch für die Entstehung von Krümeln und Humus (die sogenannten Ton-Humus-Komplexe). So wird der Boden lockerer und nährreicher.
Im Komposthaufen sorgt der Kompostwurm (meist die Unterart Eisenia) für das schnelle Zer- und Umsetzen des Kompostmaterials in gute Komposterde. Das Umsetzten des Komposthaufens wird dem Besitzer dabei manchmal sogar komplett abgenommen.
Jeder Gärtner weiss, in einem Garten, der viele Regenwürmer beheimatet, blüht es im Allgemeinen immer ein wenig mehr. Die unglaublich nützliche Arbeit, die der kleine Regenwurm in unseren Gärten leistet, wird oft unterschätzt. Hier lohnt sich ein Blick aufs Detail: der Wurm gräbt um, kompostiert Laub und düngt die Erde.

In seiner wichtigen Grabearbeit schichtet er die Erde um und bringt Nährstoffe, die wichtig für Pflanzen sind, an die Oberfläche. In einem Quadratmeter gesundem Boden leben ungefähr 100 Würmer und dies ist auch wichtig, da die Tiere die Erde durch ihr ständiges Umgraben auflockern. Eine aufgelockerte Erde kann Wasser bei Regenfall besser absorbieren und den Pflanzen die Nährstoffe zur Verfügung stellen. Auch die Wurzeln von Pflanzen können in einem lockeren Boden besser wachsen und gedeihen. Kurz: Würmer machen unsere Gartenarbeit um einiges leichter.
Der “rege” Wurm hört niemals auf zu fressen. Täglich können die kleinen Tiere die Hälfte ihres Gewichtes zu sich nehmen. Das ist aber nicht so einfach, da der Regenwurm ein zahnloses Tier ist. Er zieht dafür, vor allem nachts, Blätter in seinen Untergrundgang und klebt sie an seinem Hautschleim fest. Pilze und Bakterien zerkleinern sie dann für den Wurm, bis er den Rest fressen kann. In seinem Darm tun ganz besondere Bakterien dann das Ihrige, um die Mineralien und Nährstoffe zusammen mit Ton, zu sogenannten Ton-Humus-Komplexen zu verbinden. Diese Ton-Humus-Komplexe speichern Nährstoffe auf eine pflanzenverfügbare Art, welche ein Auswaschen durch Wasser verhindert. Gleichzeitig sorgt die krümelige Struktur dieser Komplexe dafür, dass Regen besonders gut gespeichert werden kann. ( Mehr zu Ton-Humus-Komplexen)
Regenwürmer in der Landwirtschaft
Auch in der Landwirtschaft erlebt der Regenwurm (in diesem Fall der „Tauwurm“ Lumbricus terrestris) eine Renaissance. Um den organischen Anteil im Ackerboden zu erhöhen, ist die Arbeit der Erdwürmer unerlässlich. Diese werden vor allem durch die zunehmende Verdichtung der Scholle vertrieben. Daher erfährt die pfluglose Bodenbearbeitung, das Pflanzen einer Zwischenfrucht und die Verwendung von breiteren Reifen wieder zunehmende Beliebtheit.
Lustige Fakten zum Regenwurm
Der Regenwurm ist alles andere als langweilig! Wussten Sie, dass…:
• trotz aller Forschungsarbeit immer noch nicht geklärt ist, weswegen Regenwürmer ihre Röhren überhaupt verlassen?
• Sogar Charles Darwin von den Regenwürmern begeistert war?
• Ein Regenwurm fünf Herzen und 7 Gehirne hat?
• Im alten Ägypten auf die Ausfuhr von Regenwürmern die Todesstrafe stand?
• Wurmkisten bereits im alten Rom benutzt wurden?
• Regenwürmer Zwitter sind? Es braucht aber fast immer 2 von ihnen zur Fortpflanzung.
• Regenwürmer sogar bis zu 15 Jahre alt werden können?
Das Regenwurm Schularchiv
In Zusammenarbeit mit der Interessensgemeinschaft Pro-Wurm.org haben wir ein Schularchiv für Regenwurm- und Bodenexperimente eingerichtet. Sie finden dort Arbeitsblätter und eindrucksvolle Versuche. Das Schularchiv finden Sie hier.
Würmer als nützliches „Haustier“?!
Natürlich ist jeder schon einmal Regenwürmern begegnet. Draußen, vor allem in Gärten, auf der Straße oder eben im Komposthaufen. Doch es mag schon ein wenig ungewöhnlich erscheinen, dass sich Städter neuerdings Würmer als „Haustiere“ halten. Wer die Vorteile von Kompost nutzen möchte, braucht keinen eigenen Garten mehr. Wie bereits erwähnt, sind vor allem Kompostwürmer wichtig für unser Ökosystem, da sie unsere biologischen Abfälle für uns abbauen können.

Sogenannte „Wurmkisten“ nutzen die effektive Umsetzung der Würmer von Abfall zu Dünger und werden mittlerweile in vielen verschiedenen Versionen und Größen angeboten. Mit der Hilfe der kleinen Würmer lässt sich nicht nur Abfall organisch abbauen, sondern auch wertvoller Dünger herstellen, der für die eigenen Pflanzen in der Wohnung verwendet werden kann. Gärtner sind sich einig: Der entstehende Wurmhumus ist der beste Dünger, den die Natur kennt.
Zudem handelt es sich bei den Würmern um pflegeleichte Haustiere. Man kann sie bis zu vier Wochen ohne Nahrung „fasten“ lassen, ihre Komposterde muss nur ab und zu neu angefeuchtet werden und der Kompostprozess funktioniert ganz ohne schlechten Geruch. Denn es gilt die Regel: sondert die Wurmkiste unangenehme Gerüche ab, hat der Mensch einen Fehler gemacht.
Wichtig ist, dass alle Abfälle locker liegen, sodass Sauerstoff an die Mischung kommen kann. Ansonsten kann es zu Fäulnis und damit zu schlechtem Geruch kommen. Allgemein ist es empfehlenswert, sich vor der Anschaffung genau über die Wurmkiste zu informieren. Hierbei handelt es sich um eine tolle Alternative zur klassischen Kompostierung.
Wie viele Organismen auf unserer Erde sind Regenwürmer also ein wichtiger Teil unseres Ökosystems und als solcher unentbehrlich. Obwohl sie eher unscheinbar wirken, haben sie große Aufgaben zu erfüllen und helfen unseren Gärten allein durch ihre Anwesenheit.
Ein Tag des Regenwurms ist also deshalb wichtig, um uns vor Augen zu führen, wie unersetzlich der Wurm im gesunden Garten ist. Er ist kein Störenfried in unseren Komposthaufen oder Obstplantagen. Im Gegenteil! Denken wir also am 15. Februar an unseren kleinen, starken Helfer, die uns die Garten – und Kompostarbeit um einiges erleichtern.
Dieser Artikel entstand mit Unterstützung von Pro-Wurm.org, einer Interessensvereinigung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Informationen über Regenwürmer zu verbreiten.