Seit „Urban Gardening“ im Zusammenhang mit Sustainability und Permakultur von sich reden macht, ist auch immer öfter von Terra Preta die Rede. Doch was ist eigentlich das Neue daran?
Das Prinzip der Kompostierung ist bekannt: Organische Reste werden gesammelt, feucht gehalten und gut belüftet, damit viele Würmer, Asseln und andere Kleinlebewesen wie auch Mikroorganismen – Pilze, Fadenwürmer und Bakterien – davon zehren können. Die organischen Reste werden abgebaut, die Mineralien wieder frei und löslich und damit für die Pflanzen verfügbar.
Was ist also das Besondere – welches Geheimnis steckt hinter Terra Preta?
Die fruchtbare Schwarzerde ist menschengemacht, sie ist eine Entwicklung der Ureinwohner im Amazonasgebiet. Die Böden dort sind ursprünglich sehr nährstoffarm und doch findet man dort auch die fruchtbarsten Böden der Welt. Tatsächlich haben Forscher nachgewiesen, dass sich der Ernteertrag deutlich steigern lässt und die Pflanzen auch schneller wachsen, wenn auf einen mageren Boden eine Schwarzerdeschicht aufgetragen wird.
Wie genau die Amazonasindianer ihre fruchtbare Erde herstellten, ist noch nicht ganz bekannt. Sie verwendeten vermutlich Pflanzenabfälle, Dung, zerkleinerte Knochen und vielleicht auch Tonscherben. Die Tonscherben sind entweder Reste von Gefäßen, in denen die schwarze Erde hergestellt wurde, oder sie dienten dazu, die Feuchtigkeit besser zu halten.
Ein weiterer wesentlicher Bestandteil ist Pflanzenkohle. Diese verhindert die Auswaschung der Böden, speichert Wasser, bildet den Lebensraum für die wichtigen Mikroorganismen und speichert im Nebeneffekt Kohlenstoffdioxid. Möglicherweise spielte bei der selbsttätigen Regeneration der fruchtbaren Schichten in den Tropen auch eine langsame Inkohlung von Pflanzenmaterial eine Rolle.
Fruchtbare Schwarzerde für den Gärtner
Viele bisherige Erkenntnisse sprechen dafür, dass die alte Bodenverbesserungstechnik der Amazonasindianer auch heute wieder Bedeutung erlangen könnte. Besonders dort, wo auf kleinem Raum oder auf sehr kargen Böden befriedigende Erträge erzielt werden sollen, also beispielsweise in Kleingärten, beim Urban Gardening auf der Terrasse oder beim Gemüseanbau in sandigen Hausgärten. Die meisten Anleitungen raten dazu Pflanzenkohle (die unbedingt giftfrei sein muss) mit diversen Mikroorganismen und Nährstoffen anzureichern.
Um Wurmhumus aus der Wurmkiste anzureichern, empfehlen wir eine Zugabe von etwa 10% um ein Gemisch aus 9 Teilen Wurmhumus und einem Teil Pflanzenkohle (Bio Kohle) zu erhalten. Dieser „schwarze Wurmhumus“ kann dann zu 10-20% zu neuen Erdmischungen hinzugefügt werden, um langfristig zu düngen und den Boden wieder zu beleben.
Inwieweit Terra Preta mit Pflanzenkohle auch in der Landwirtschaft erfolgreich angewendet werden kann und werden sollte, müssen die Ergebnisse der zahlreichen Forschungsvorhaben zeigen, die aktuell am Laufen sind.
Terra Preta – eine lange Tradition
Schon vor mehreren tausend Jahren wurde Terra Preta hergestellt. Heute lassen sich dicke Schichten dieser Erde in den Tropen finden. Besonders charakteristisch ist in diesem Zusammenhang der vergleichsweise hohe Gehalt an Humus. Ein Blick auf die weitere Zusammensetzung der „Wundererde“ zeigt, dass hier nicht nur Holzkohle, sondern auch…:
- Asche
- Biomasse
- Exkremente
- Abfälle und Lebensmittelreste
verarbeitet wurden. Aktuellen Forschungen entsprechend, haben die Menschen damals Tongefäße genutzt, um die Erde zu verwahren. Aufgrund der Tatsache, dass hierbei zu luftdichten Behältnissen gegriffen wurde, konnte die Erde konservieren und war vor äußeren Einflüssen, wie beispielsweise Insekten und Schädlingen geschützt, die ansonsten sicherlich durch die Essensreste angelockt worden wären. Die zugegebene Holzkohle bindet am Anfang des Prozesses die Gerüche und später die Nährstoffe optimal.
Wer heute seine Terra Preta selbst herstellen und im eigenen Garten nutzen möchte, profitiert oft nicht nur von einem atemberaubenden Effekt, sondern auch von einer deutlich komfortableren Herstellung als es noch vor Jahrtausenden der Fall war.
Terra Preta selbst herstellen
Um Terra Preta selbst herzustellen, braucht es keine tiefgreifenden Gartenkenntnisse. Im Folgenden finden Sie eine praktische Schritt-für-Schritt Anleitung…:
- Greifen Sie zu Garten- bzw. Küchenabfällen, die Sie auch im Zuge einer klassischen Kompostierung nutzen würden und schneiden Sie sie möglichst klein.
- Die Menge der Holzkohle, die Sie nun verwenden müssen, richtet sich nach der Menge der Abfälle. Generell gilt, dass sich die nun anzurührende Mischung zu 90 Prozent aus besagten Abfällen und zu 10 Prozent aus Holzkohle zusammensetzen sollte.Um zu vermeiden, dass die Holzkohle Schwermetall enthalten, achten Sie darauf Pflanzkohlen oder Biochar zu verwenden.
- Geben Sie nun ein wenig Steinmehl und effektive Mikroorganismen dazu. Letztere sind wichtig, um die Entstehung von Faulgasen zu verhindern.
- Schließen Sie den Behälter und geben Sie der Mischung circa zwei Wochen Zeit, um sich zu entwickeln. Sorgen Sie zudem dafür, dass in dem Raum, in dem Sie den Behälter aufstellen konstant mehr als 15°C herrschen.
- Nun geht es an die frische Luft! – Zumindest teilweise. Breiten Sie das Gemisch auf dem Boden im Garten aus und schützen Sie es mit Hilfe einer einfachen Plane vor Regen und Co.
- Lassen Sie alles circa ein halbes Jahr lang ruhen. In dieser Zeit kümmern sich Würmer und Co. um die weitere Aufwertung des Bodens.
So erkenne ich gute Terra-Preta-Erden
Inzwischen gibt es eine Vielzahl Terra Preta Erden im Handel. Damit der Überblick nicht verloren geht, müssen die Hersteller auf der Verpackung über den Verwendungszweck und wichtige Inhaltsstoffe informieren.
Ist die Erde frei von Schwermetallen und anderen Schadstoffen? Es muss klar angegeben sein.
Für Gärtner sind vor allem diese Angaben wichtig: Der pH-Wert sollte nicht über 7 liegen, der Salzgehalt keinesfalls höher als 2 g/Liter Erde. Mehr vertragen nur Starkzehrer wie Tomaten. Sollen große Mengen an Terra Preta ausgebracht werden, empfiehlt sich eine Bodenuntersuchung durchzuführen, um den Phosphat Gehalt zu bestimmen.
Terra Preta Erde anwenden
Ist Terra Preta nun fertiggestellt, eignet sich die Erde unter anderem hervorragend, um beispielsweise im Zusammenhang mit Zimmer- und Kübelpflanzen, jedoch auch im Garten verwendet zu werden.
Wichtig sind in diesem Zusammenhang die verschiedenen Vorgehensweisen. So ist es unerlässlich, sollte Terra Preta im Topf zum Einsatz kommen, ein Mischverhältnis von 1:2 (Terra Preta : Erde) zu wahren. Junge Pflanzen sollten nicht direkt mit dem kräftigen Bio-Dünger in Berührung kommen.
Wer Terra Preta im Garten nutzen möchte, bedeckt seine Beete mit der „schwarzen Erde“ und arbeitet diese nicht ein. Wie viel Erde genutzt werden sollte, ist im Wesentlichen von dem Boden und der Bepflanzung abhängig.
Wer auf mageren, sandigen Böden gärtnert, kann diese mit kohlehaltigen Erden verbessern. Das fertige Terra Preta mit Pflanzenkohle wird die Wasserspeicherfähigkeit um ein vielfaches erhöhen. Probieren Sie es aus.
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