Was sind Tigerschnegel eigentlich?

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Bei Tigerschnegeln handelt es sich nicht etwa um Tiger oder mit ihnen verwandte Artgenossen, sondern ganz im Gegenteil!… und viel kleiner. Tigerschnegel sind mit Nacktschnecken verwandte Weichtiere, die sich in Gärten als äußerst effektive Nützlinge einsetzten lassen – zum Beispiel unter anderem als Schneckenjäger.

Der Tigerschnegel, oder auch lateinisch als Limax maximus bezeichnet, ist im Volksmund auch als großer Schnegel, große Egelschnecke oder aber auch einfach als Tigernacktschnecke bekannt. Seinen Namen verdankt er vermutlich seiner Erscheinung.

Auffällig ist hier vor allem das gut erkennbare Leopardenmuster. Beim Tigerschnegel handelt es sich nämlich um eine zehn bis 20 Zentimeter lange Nacktschnecke aus der Familie der Schnegel. Wer jetzt allerdings auf die Suche nach Tigerschnegeln gehen möchte, muss an dieser Stelle leider enttäuscht werden. Denn Tigerschnegel bekommen die Menschen nur vergleichsweise selten zu Gesicht. Dies liegt unter anderem daran, dass ihre Population zumeist sehr gering ist und sie dazu noch nachtaktiv sind. Den Tag verbringen sie am liebsten an schattigen und vor allem kühlen und gut geschützten Stellen unter Pflanzen oder Holzbrettern und Steinen.


Interessanterweise gehört der Tigerschnegel zu den beliebtesten Nacktschnecken. Genau das wird auch an der Auszeichnung zum „Weichtier des Jahres 2005“ deutlich, die er Tigerschnegel erhielt.
Doch wieso ist dieses Tier eigentlich so viel beliebter als seine Verwandten, die einheimischen, bekannteren Nacktschnecken? Dieser Umstand liegt vor allem daran, dass Tigerschnegel am liebsten totes oder faules Pflanzenmaterial verspeisen und auch nicht davor zurückscheuen, sich parallel dazu auch von toten oder lebendigen Nacktschnecken, Kot, Pilzen, Moos und Algen zu ernähren. Dies alles macht den Tigerschnegel zu einem mehr als nützlichen Helfer in Ihrem heimischen Garten oder Biotop, der dem Befall von Schädlingen vorbeugen oder zumindest entgegenwirken kann.

Merkmale von Tigerschnegeln

Die Zahl der Tigerschnegel in Deutschland geht derzeit leider stark zurück, da sie durch uns Menschen vernichtet werden oder als Vogelfutter verenden.
Sollten Sie dennoch einmal einen Tigerschnegel erblicken, dann erkennen Sie ihn vor allem an seinem extravaganten Kleidungsstil. Mit ihrem auffälligen und fast schon bedrohlichen Leopardenmuster müssen Sie zwar keine Angst vor dem Schnegel haben, dennoch sollten Sie den Kontakt mit dem Tier meiden, damit Sie dem Tigerschnegel nicht zu viel Stress zumuten.
Immerhin steht die Tierart kurz vor der Aufnahme in die Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere. Möchten Sie dennoch einmal eines dieser Exemplare zu Gesicht bekommen, dann sollten Sie sich vor allem nachts auf die Suche begeben, da Tigerschnegel nachtaktive Tiere sind. Sie sind heute auch oft klassische Zivilisationsfolger und fühlen sich gerade in Menschennähe sehr wohl. Dennoch: bei Tigerschnegeln handelt es sich eigentlich sogar um Wildtiere, die im Wald beheimatet sind. Zu finden sind die Schnegel in erster Linie in Ihrem Komposthaufen, aber auch an morschen Bäumen unter Rinden, Laub oder holliegenden Steinen, aber auch in Kellern und Industrieruinen. Wenn Sie also sich und Ihrem Garten etwas Gutes tun wollen, dann holen Sie sich diesen Entsorgungsspezialisten auf Ihr Gelände!

Der Limax maximus, oder auch der Tigerschnegel, erreicht durchschnittlich und voll ausgestreckt eine Länge von circa 13 Zentimetern, kann aber auch insgesamt eine Maximallänge von 20 cm erreichen. Die Tiere weisen am ganzen Körper, aber vor allem im Bereich des Mantelschildes ein unregelmäßiges und auffälliges Fleckenmuster auf. Dabei schwankt die Zahl der Flecken von Tier zu Tier sehr stark.


Auch einfarbige und fleckenlose Tiere sind durchaus keine Seltenheit. Diese werden dann vom Laien vergleichsweise schwer erkannt. In einem solchen Fall spricht man von der „Varietät unicolor Heynemann“ oder Varietät candda Lessona Pollonera“.

Der Mantelschild nimmt, gemessen an der Gesamtlänge des Tieres, ungefähr ein Drittel der Körperlänge ein. Auch das Atemloch des Tigerschnegels findet sich direkt an der rechten Seite hinter der Mitte des Mantelschildes. Erkennbar ist es daran, dass es oft etwas dunkler als seine Umgebung umrandet ist. Als Verwandter der heimischen Nacktschnecke sondert auch der Tigerschnegel Schleim ab. Dieser ist dann allerdings farblos und relativ zäh.
Wie bei allen Schnegeln handelt es sich auch beim Tigerschnegel um ein Zwitterwesen, d.h. das alle Exemplare sowohl über einen männlichen und auch einen weiblichen Genitaltrakt verfügen. Dabei ändert sich nicht nur die Größe, sondern auch die Farbe der Zwitterdrüse mit dem Alter oder aber auch der sexuellen Aktivität des jeweiligen Tieres. Während sie bei jüngeren Tieren eher groß und braun erscheint, ist sie bei älteren Artgenossen eher klein, zungenförmig und beinahe schwarz.


Besonderheiten des Tigerschnegels

Wie schon erwähnt, handelt es sich beim Tigerschnegel zwar um einen Artgenossen bzw. Verwandten der einheimischen Nacktschnecke, dennoch gibt es ein paar Besonderheiten zu beachten.

Der eher wärmeliebende große Tigerschnegel war nämlich nicht immer in unseren Breiten beheimatet. Ursprünglich stammt er aus wärmeren Regionen in Südeuropa. Mittlerweile hat er sich doch in ganz Mitteleuropa ausgebreitet, steht allerdings dennoch fast vor der Aufnahme in die Liste der bedrohten Tierarten.

Sollten Sie also Tigerschnegel, ganz deutlich an ihrem Leopardenmuster zu erkennen, in Ihrem Garten bzw. Komposthaufen entdecken, dann ist das kein Grund zur Sorge. Vielmehr können Sie sich freuen, denn Tigerschnegel sind ausgesprochene nützliche und effektive Helfer. Sie sind nicht nur besonders effektive Schneckenjäger, die ihren artverwandten Nacktschnecken in Ihrem Garten an den Kragen gehen, sondern auch echte Entsorgungsspezialisten. Bei ihrer Jagd auf andere Schnecken scheuen sie auch nicht davor zurück, größere Exemplare zu überwältigen.


Sollten Sie also aktuell ein Schnecken-Problem haben, könnten Tigerschnegel ein natürliches Mittel dagegen darstellen. Sie fressen nämlich nicht nur ihre Artgenossen -ganz gleich welcher Größe-, sondern reduzieren auch effektiv die Population der anderen Schnecken, da sie sich sogar von den Eiern der Nacktschnecken ernähren. Aber auch Aas, abgestorbene Pflanzenteile sowie Pilze stehen auf ihrer Nahrungsliste. Bestellen Sie sich ganz einfach und bequem von Zuhause aus die Tigerschnegel online. Doch bitte beachten Sie, dass Schnecken immer noch Wildtiere sind und Sie nicht als Kuschel oder Haustiere geeignet sind. Auch wenn Kinder hier oftmals anderer Meinung sind: Schnecken, egal, welcher Art, gehören nach draußen.

Sollten Sie weiterführende Fragen bezüglich des Umgangs mit Schnecken haben, dann finden Sie im Web oder in den vielen und einschlägigen Fachlektüren umfassende Informationen zum Thema. Wenn Sie Tigerschnegeln in Ihrem Garten ein Zuhause bieten und deren positive Eigenschaften nutzen möchten, um beispielsweise einer Schneckenplage entgegenzutreten, dann beachten Sie bitte folgende Regeln.

Lebensraum für den Tigerschnegel schaffen – so geht’s!
Tigerschnegel sind absolut standorttreu. Damit sie mit der Zeit auch Kolonien gründen, ist es wichtig, dass man den Tigerschnegeln geeignete Unterschlüpfe und Rückzugsmöglichkeiten einrichtet. Also keinesfalls einfach nur im Gartenaussetzen und darauf warten, dass die Tiere der Lage alleine Herr werden!
Was kann ich tun, damit ich einen geeigneten Lebensraum für Tigerschnegel schaffe?
Geeignete Unterschlüpfe sind vor allem schattige und feuchte Stellen unter Gehölzen, die Sie mit locker aufgeschichteten Hochlochziegeln oder alten Holzbrettern versehen. Diese können Sie dann mit Reisig oder verrottendem Laub überschütten und so ein „flauschiges“ Plätzchen zu schaffen. Hier werden sich Ihre Tigerschnegel sicherlich besonders wohlfühlen und niederlassen.

Achten Sie auch darauf, dass die Tiere nur einen begrenzten Aktionsradius einhalten. Dieser liegt in der Regel im Umkreis von fünf bis zehn Metern um ihren Bau bzw. die Heimat oder das Quartier. Hier ist also eine strategische Platzierung der Unterschlüpfe von Vorteil.
Suchen Sie sich also am besten einfach eine zentrale Stelle in Ihrem Garten aus und fangen Sie mit der Schaffung der idealen Bedingungen an. Sind die Lebensumstände in Ihrem Garten optimal, dann wird sich der Tigerschnegel kontinuierlich vermehren.
Mit gut eineinhalb Jahren erreichen die Tiere ihre Geschlechtsreife und können sich fortpflanzen. Sie werden im Durchschnitt bis zu drei Jahre alt. Da es sich bei dem Tigerschnegel um ein Zwitterwesen handelt, kann jeder von ihnen zwei Mal im Leben Eier legen.

… und dann auch sogleich 100 bis 300 Stück, die sich auf zwei bis vier Gelege verteilen. Nach einer relativ kurzen Entwicklungszeit von drei bis vier Wochen schlüpfen die neuen Jung-Schnegel aus ihren Eiern. Zunächst sind sie nur weiß und erhalten nach ungefähr einer Woche ihre ersten Flecken und die bekannte Optik. Damit sich die Tigerschnegel in Ihrem Garten gut vermehren, sollten Sie darauf achten, dass Sie die neu angesiedelten Tiere mit ausreichend eiweißreicher Nahrung füttern. Am besten zerschneiden Sie hierfür Champignons, die Sie dann ausgiebig um den Unterschlupf der Tiere verteilen. Ansonsten fressen Tigerschnegel aber auch gerne:


• Pilze und Blätter
• Algen und Moos
• tote und lebendige Nacktschnecken
• Gemüse: beispielsweise Kohlrabi, Gurken, Möhren, Salat, Zucchini, Auberginen, Tomaten und vieles mehr.

Sind die Bedingungen optimal erfüllt und fühlt sich der Tigerschnegel wohl in seinem neuen Zuhause, dann sollten Sie mit der Zeit einen raschen Anstieg in der Population und einen Rückgang der ungeliebten Nacktschnecken feststellen können. Die Tigerschnegel Nachkommen werden dann für ein angemessenes, ökologisches Gleichgewicht zwischen einheimischen Nacktschnecken und Tigerschnegeln sorgen.

Beachten Sie aber, dass Sie nach der Ansiedlung von Tigerschnegeln auf sämtliche Produkte zur Bekämpfung (wie beispielsweise Schneckenkorn) Ihres Schneckenproblems verzichten sollten, da diese nicht nur für Nacktschnecken, sondern auch für Ihre Tigerschnegel giftig und tödlich sind.

Ebenfalls zu beachten ist, dass Sie die Schnecken bzw. Tigerschnegel nicht direkt mit Ihren Händen berühren sollten. Dies hat nicht nur den Grund, dass Sie die Tiere vor eventuellen Stresssituationen bewahren, sondern auch, dass Sie sich selbst vor schädlichen Keimen schützen.

Wenn es unbedingt sein muss, dann nutzen Sie jedoch hierzu immer Handschuhe. Eine weitere Alternative, für den Fall, dass Sie die Tigerschnegel umsetzen müssen: versuchen Sie es am besten mit Holzbrettern, auf denen Sie die Schnecken hin und her wandern lassen. Die Schleimschicht der Tigerschnegel, die in erster Linie der Fortbewegung der Tiere dient, ist aber auch zusätzlich noch ein empfindlicher Schutzfilm, der idealerweise möglichst unberührt bleiben sollte. Nicht nur, weil der Schleim mit Keimen versetzt ist, sondern auch weil sich der Schleimfilm nur recht schwer von der eigenen Haut wieder entfernen lässt, sollte ein Hautkontakt unbedingt vermieden werden.

Schützen Sie also sich selbst und das Tier. Sollte es allerdings doch einmal zum unfreiwilligen Hautkontakt gekommen sein, dann versuchen Sie am besten die zähflüssige Masse mit Spülmittel (und nicht mit Seife) von Ihrer Haut abzuwaschen.

Da Tigerschnegel nicht nur die idealen Helfer bei Schnecken-Problemen darstellen, sondern auch nützliche Entsorgungshelfer für Ihren Kompost sind, sind sie auch in Fachkreisen sehr beliebt. Wenn Sie sich nun auch Tigerschnegel für Ihren Garten vorstellen können, dann haben Sie zwei Optionen:

  1. Sie kaufen sich die Tigerschnegel beim Händler vor Ort/online
  2. Sie züchten sich selbst ein paar Tigerschnegel in einem heimischen Terrarium. Doch im Gegensatz zu Reptilien, die Sie in Terrarien halten können, sollten Sie die Tigerschnegel nur zur Zucht in dem Glaskasten halten und die Tiere schnellstmöglich in Ihrem Garten aussiedeln. Denn die Haltung in Terrarien bekommt den meisten Schnecken auf Dauer nicht wirklich gut. Hier ist vor allem zu beachten, dass die Tiere aus einem weitgehend ausgeglichenem Ökosystem entstammen. Die Zucht im Terrarium sollte allerdings nur als Nachzucht in Betracht gezogen werden, wenn Sie im Garten nicht über die nötigen Möglichkeiten verfügen. Im Terrarium sind allerdings Sie alleine für die klimatischen und weiteren Bedingungen verantwortlich, damit die Tiere nicht verenden.

Fazit – Tigerschnegel im Garten ansiedeln?

Nacktschnecken können für Hobbygärtner und Gärtner zum Problem werden und diese zur Verzweiflung bringen. Wenn Sie also Ihren Salat und andere Kostbarkeiten vor diesen kleinen Räubern schützen wollen, Ihnen die „chemische Keule“ zu rabiat ist, dann könnte diese einfache und natürliche Lösung Abhilfe schaffen. Es gibt zwar viele Bekämpfungsmittel unterschiedlicher Arten mit verschiedenen Erfolgsquoten, aber der Tigerschnegel stellt von allen das natürlichste und vielleicht auch effektivste Mittel dar.
Auch Organisationen wie der NABU raten mittlerweile bei besonders starkem Befall zur Ansiedlung von natürlichen Fressfeinden. Und der Tigerschnegel macht seinem Raubtier-Look dabei auch alle Ehre.

Nach relativ kurzer Zeit ist der Schnegel geschlechtsreif und pflanzt sich dann fort. Zwar stellt diese Methode der Schädlingsbekämpfung nicht unbedingt die schnellste Möglichkeit dar, Ihrem Problem entgegen zu treten, aber auf lange Sicht sorgt sie für ein ausgeglichenes Ökosystem in Ihrem Garten und bekämpft wirkungsvoll Ihr Schneckenproblem.

Für den Fall also, dass Ihnen Nacktschnecken auf den Pflanzen das Leben schwer machen, könnte das Ansiedeln eines natürliches Fressfeindes, wie dem Tigerschnegel, Ihr Mittel der Wahl sein.


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Wurmmann

Über den Autor

Jasper hat Wurmwelten.de im Jahr 2006 gegründet. Nach einer Ausbildung im Kompostieren und einem Buch über Wurmkisten, widmet er sich in letzer Zeit neben dem Versandhandel, der Forschung über Regenwürmer und Komposttee.


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  1. Bei uns haben sich mittlerweile 3 Schnegel in der Wurmkiste Platz geschaffen und schlendern dort nachts durch das Hochbeet (die Wurmkiste befindet sich in der Erde). 🙂

    1. Bei uns sitzen Sie im Komposthaufen (Wurmkiste steht in der Küche) und im Totholzhaufen. Immer die gleichen, die kann man richtig gut wieder erkennen.
      Viel Spaß im Garten,
      Jasper

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