Oft werden wir gefragt, warum wir Wurmkisten aus Holz (z.B. die Wurmtruhe) nur fortgeschrittenen Kunden empfehlen. Dabei ist die Wurmkiste aus Holz doch die ursprünglichste Form der Wurmkompostierung und wurde schon von den alten Römer genutzt. Warum hat dann erst die Entwicklung der Wurmfarm mit mehreren Schichten aus Kunststoff (z.B. Wurm Cafe) für eine größere Akzeptanz gesorgt hat.
Um das zu beantworten, muss man sich mit den Eigenheiten der Holzversion etwas genauer auseinandersetzten. Aber um es kurz zu fassen: Eine Wurmkiste aus Holz ist schwieriger zu betreiben als die moderne, mehrschichtige Wurmfarm.
Ein Wurmkomposter benötigt viel Sauerstoff um gut zu funktionieren. Es entsteht Sickerwasser (Wurmtee), welches sich nicht stauen darf und der fertige Wurmhumus muss leicht zu ernten sein.
Wurmkiste oder Wurmfarm?
Die Begriffe Wurmkiste und Wurmfarm werden oft durcheinandergebracht, aber in diesem Artikel steht Wurmkiste für einen Wurmkomposter aus Holz mit einem großem Raum und die Wurmfarm für ein mehrschichtiges System aus Kunststoff. Mehrschichtige Versionen aus Holz haben sich als unpraktisch erwiesen, da sich das Holz durch das Aufquellen stark verzieht und so keine Passform gegeben ist, aber dazu weiter unten mehr.
Zuletzt müssen wir die Kompostwürmer bedenken. Die Würmer arbeiten zusammen mit aeroben, also sauerstoffliebenden Bakterien. Diese benötigen viel Sauerstoff um zu leben, „bedanken“ sich aber indem Sie die Nährstoffe für die Kompostwürmer „vorkauen“ und später in sogenannten Ton-Humus-Komplexen festigen. Nicht zuletzt deswegen, sorgen die Kompostwürmer durch ihre ständiges auf und ab in einer Wurmfarm für einen steten Umsatz des Substrats. Es ist in ihrem eigenem Interesse das es nicht stinkt. Den Gestank entsteht durch Fäulnis oder Verrotten.
Die Wurmkompostierung ist eine kalte, aerobe Kompostierung. Aerob bedeutet, dass wir dazu sauerstoffliebende Bakterien bevorzugen, welche bei Temperaturen unterhalbe von 30°C ihr Werk verrichten. Das einige Nachteile (z.B. fehlt die Hygenisierung des Kompostes durch das erhitzen), aber auch viele wichtige Vorteile mit sich bringt. Der vielleicht Wichtigste: durch die kalte, aerobe Kompostierung werden viel mehr Nährstoffe im Substrat gebunden und diese planzenverfügbar gespeichert, als es etwa bei der Thermokompostierung (ab 60°C) geschieht. Zudem – und dass ist das wichtigste bei einer Wurmkiste, welche im Haus stehen soll – entsteht kein Geruch, solange genügend Sauerstoff im Spiel ist. Denn nur die Gärstoffe einer anaeroben Kompostierung stinken.
Verdichtung des Wurmhumus
Die meisten Wurmkisten aus Holz haben einen großen Raum, der mit den Abfällen befüllt wird. Das bedeutet, dass sich der fertige Wurmhumus bis zu 40 cm weit hochstapelt, während sich die Kiste füllt. Das Gewicht des nassen Wurmhumus‘, zusammen mit der Umwälzung der Kompostwürmer, wird das Substrat im unteren Bereich ziemlich schnell verdichten. So entsteht eine sauerstoffarme (anaerobe) Schicht. Wenn die Kompostierung gut voran geht, ist das kein Problem, aber wenn sich unkompostierte Reste darin befinden, muss man diese im Auge behalten, sonst entsteht Geruch durch Fäulniss.
Mehrere, dünnere Schichten übereinanderzusetzen, wie das bei Wurmfarmen aus Kunststoff der Fall ist, lösen dieses Problem. Der Kompost stapelt sich nicht so hoch und durch die Schlitze zwischen den Schichten kommt zusätzlicher Sauerstoff ins System, welcher die aerobe Kompostierung voran treibt. Bei den meisten Wurmfarm Modellen ist es zudem so, dass sich die Arbeitsschichten nach unten verjüngen. So können diese bis zu einem Punkt nachrutschen, sobald das Substrat darunter zusammensackt. Das verhindert, dass die Würmer die Bewegungsmöglichkeit nach oben verlieren, und dass sich der fertige Wurmhumus zu sehr verdichtet.
Dies ist jedoch mit Holz kaum möglich. Werden die Holzkisten aufeinandergesetzt, verliert das Substrat der untersten Schicht Kontakt mit dem Substrat der darüber liegenden Schicht, sobald es in sich zusammensackt. So können die Würmer nicht dem frischen Abfall hinterher kriechen und die Kompostierung kommt ins Stocken.
Werden Holzschichten ineinander gesetzt, verzieht sich das Holz sobald es durch das aufgenommen Sickerwasser aufquillt. Im besten Fall wird es sehr schwierig die Schichten bei der Ernte voneinander zu lösen, im schlimmsten Fall entstehen Risse im Holz und Sickerwasser tritt aus. Zudem muss man wissen, dass eine 20 cm Wurmkisten Schicht aus Holz schnell 15 Kg wiegt, wenn sie sich mit Wasser vollgesogen hat.
Viele Wurmkisten durchtrennen den Raum mit einem Trenngitter, um die Ernte des Wurmhumus zu erleichtern und immer nur eine Seite zu befüllen. Das löst das Sauerstoff Problem, aber halbiert die Kapazität der Wurmkiste.
Staunässe in der Wurmkiste
Ein weiterer Faktor, der bei einer Wurmkiste aus Holz gut beobachtet werden muss, ist die Staunässe. Durch den Kompostprozess wird viel Wasser freigesetzt.
In einer Wurmfarm aus Kunststoff durchläuft das Wasser die Arbeitsschichten, um sich dann – angereichert mit Nährstoffen und hilfreichen Mikroorganismen – in der Wasserschicht zu sammeln. Von dort kann dieser wunderbare Dünger (Wurmtee) einfach über den Wasserhahn abgelassen werden.
Sie ahnen es bereits: In der Wurmkiste ist das nicht möglich. Wurmkisten aus Holz verlassen sich auf das Diffundieren der Feuchtigkeit nach außen. Diffundieren bedeutet in diesem Zusammenhang, dass das Wasser in das Holz eindringt und auf der Außenseite „verdampft“, also durch die trockenere Luft aufgenommen wird. Damit das gut funktioniert, muss ein Feuchtigkeitsgefälle zwischen dem Inhalt und der Luft außerhalb der Kiste gewährleistet sein. Weiterhin darf das Holz nicht mit Mitteln behandelt worden sein, welche die Poren verschließen. Also keine Lacke oder Farben.
Am besten funktioniert das Diffundieren in trockener Wohnungsluft und bei unbehandeltem Holz. Das funktioniert ohne Flecken zu hinterlassen und – wenn man die gegebenen Abfälle nicht zur Pampe schreddert – sehr gut. Wurmtee kann so aber nicht gewonnen werden.
Die Wurmkiste im Garten
Sollte die Kiste in der Natur stehen und von außen nass werden, passieren zwei Dinge: Zuerst wird die Flüssigkeit nicht mehr nach außen wandern, das hat Staunässe zur Folge. Das Wasser wird den Sauerstoff rausdrücken und es wird Geruch entstehen.
Zweitens wird das unbehandelte Holz verrotten. Solange die Innen-Feuchtigkeit wandert und auf der Aussenseite durch trockene Luft weggetragen wird, ist dieser Prozess sehr langsam. Aber bei ständiger Feuchtigkeit von innen und außen wird das Holz innerhalb weniger Monate genügend verotten, um undicht zu werden. Diese Kiste mit Öl zu behandeln, wie oft empfohlen wird, verlangsamt den Prozess, aber erschwert die Sauerstoff Zufuhr genau in den Regionen, in denen Sauerstoff am meisten benötigt wird.
Geübte Wurmfarmer/innen können diese Probleme umgehen, indem Sie die Feuchtigkeit innerhalb der Wurmkiste mit (trockener) Kartonage und ein wenig wühlen steuern. Aber das braucht etwas Geduld und ein wenig Erfahrung, damit man die Linie zwischen „Substrat Auflockern“ und „die Würmer bei der Arbeit stören“ nicht überschreitet.
Viele Wurm Truhen Besitzer behelfen sich auch indem sie zuerst das untere drittel der Wurmkiste komplett mit Kartonage füllen, und diese Schicht nach jeder Ernte erneuern.
Wurmkiste: Aber warum so teuer?
Jeder der sich mal eine spezielle Wurmkiste aus Holz, wie unsere Wurm Truhe mal genauer angeschaut hat, merkt: Das ist nicht einfach eine Holzkiste; jede Nut und Verbindung wurde so gewählt, dass beim Aufquellen genug Raum da ist, um dicht zu bleiben ohne das Holz zu sprengen.
Das Holz selber kommt von schnellwachsenden Fichten und bietet große Poren zum guten Diffundieren. (Das Holz wird übrigens nachhaltig angebaut, auch wenn sich ein FSC Siegel bei diesen Hölzern oft nicht rentiert.)
Die Beschläge sind Industriequalität und alles wird per Hand in Deutschland von einem Tischlermeister zusammengebaut. Also ja, die Wurmtruhe ist im Einkauf teurer als die Kunststoffversionen, welche zu hunderttausenden im Spritzguss Verfahren aus (recycelten) Kunststoff hergestellt werden.
Dieser Kunststoff ist allerdings sehr stabil und bei vielen Modellen wird inzwischen recycltes Plastik eingesetzt (Wurm Cafe, Worm Works, teilw. Lombrico). Ein Wurm Cafe hat eine Lebenserwartung von mindestens 10 Jahren.
Mein persönliches Wurm Cafe ist bereits 16 Jahre alt (Stand 2019) und ich kenne Vorgänger Modelle (Wurm Factory) vom gleichen Hersteller, welche seit über 25 Jahren in der australischen Sonne stehen und trotzdem gut in Schuss sind. In der gleichen Zeit, würde ich erwarten 3-4 Wurm Truhen zu „verbrauchen“.
Wenn wir Ihnen also die Wurmfarm „Wurm Cafe“ vor der Wurmkiste Wurm Truhe empfehlen, liegt das vor allem daran, dass diese einfacher in der Handhabung ist und wir wissen, dass diese länger halten wird. Wir möchten nämlich erreichen, dass Sie so lange wie möglich Freude am Kompostieren haben. Es gibt kaum etwas anderes, was mit so wenigen Handgriffen einen so großen Unterschied in Ihrer direkten Umwelt machen kann.
Bei Fragen zu Wurmkisten oder anderen Kompostern stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung! Sie können uns direkt eine email Schreiben, auf Facebook nachfragen , eine WhatsApp Schreiben oder im Kompost Forum nachlesen, ob ein andere Wurmfarmer bereits gefragt hat.