Futter bzw. "Einstreu": Heu, Stroh, Granatapfelschalen?

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würmlis
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Futter bzw. "Einstreu": Heu, Stroh, Granatapfelschalen?

Beitrag von würmlis »

Hallo zusammen,

ich bin absoluter Anfänger und habe heute meine Wurmfarm bekommen.

Ich frage mich jetzt, ob ich zur besseren Belüftung bzw. um Struktur in die erste Einstreu zu bringen, auch wenig Heu oder Stroh locker verteilt unter mischen darf? Oder könnte das zur Heissrotte oder sonstigen unerwünschten Folgen führen?

Ausserdem habe ich immer wieder Granatapfelschalen, die steinhart werden, wenn sie eine Weile an der Luft liegen.

Dürfte so etwas in kleineren Menge auch rein? Das gibt meiner Meinung nach auch Struktur. Oder sollte ich die einweichen, damit sie nicht mehr so hart sind (dann sind sie vermutlich nicht mehr für die Struktur geeignet, sondern dienen schneller als Futter), oder einweichen und einfrieren, um sie schneller fressverfügbar zu machen?

Könnte es sein, dass Heu, Stroh oder die Granatapfelschalen richtig schädlich oder giftig sind? Als Anfänger habe ich Sorge, etwas falsch zu machen, habe aber schon sehr viele hilfreiche Infos hier und auch bei den FAQ gefunden, vielen Dank dafür!

Grüße

Würmlis
rainer.gutkas@gmx.at
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Re: Futter bzw. "Einstreu": Heu, Stroh, Granatapfelschalen?

Beitrag von rainer.gutkas@gmx.at »

Hallo!

Ich persönlich bin ja Strukturmaterialfan, wobei ich Kartonagen und papier hauptsächlich dafür verwende.
Hätt ich Stroh in ausreichenden mengen, hätte ich es Im Garten über den Winter verteilt zum Flächenkompost.

Stroh ist sicher ein gutes Strukturmaterial, da stark Kohlenstoff und kaum Stickstoffhaltig. Wenn Du Stroh selbst zum Heißrotten bringen willst, müsstest Du es gepresst mit Sticktoff und Wasser (z.b: Urin) übergießen...
Lose verteilt ist das sicher kein Problem.

Bei Heu bin ich mir nicht sicher, aber in kleinen Mengen und schön verteilt, wieso nicht...

Auch bei Granatapfelschalen bin ich mir nicht sicher, solange sie nicht behandelt sind, denk ich mir auch nichts dabei, ich gebe auch Avocadoschalen in die Farm, die zersetzen sich zwar extrem schecht und ich muß sie unter umständen aussieben und weiter Kompostieren, allerdings is das o.k. für mich...
Und Sachen die lange brauchen zum Zersetzen geben auch lange Struktur...
Tiefkühlen und wieder auftauen mache ich mit grünabfällen auch, bei den Avocadoschalen nutzt es allerdings nichts, also sie werden nicht weicher und auch nicht schneller umgesetzt, aber in meinem Fall ist das auch sehr gewünscht...

Freuen tun sich die Würmer garantiert über Wassergetränkte Karotnagen (Papier) mit Kokosfasern gemischt, das Startsubstrat hat bei mir super funktioniert, vielleicht mischt Du Dein Strukturmaterial zu den Abfällen, die ja auch gleich mal auf einen Teil des Substrats kommen..

Viel Erfolg,

Rainer
würmlis
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Re: Futter bzw. "Einstreu": Heu, Stroh, Granatapfelschalen?

Beitrag von würmlis »

Hallo Rainer,

ok, danke für die schnelle Anwort. Mein Startsubstrat war mengenmäsig sehr wenig (zwei kleine Beutelchen mit wenig Inhalt und eben kein noch einzuweichender Kokosfaserblock), deshalb wollte ich mehr Masse schaffen und wenn ich dies nur mit Futter versuchen würde, befürchte ich Überfütterung und die damit einhergehenden Probleme, insbesondere bei einer noch nicht eingefahrenen Mannschaft.

Wie ist es eigentlich mit Zeitung mit bunten Bildern? Grundsätzlich geht Zeitung ja und die Druckerschwärze ist wohl auch nicht mehr bleihaltig heutzutage, aber bei Durchsicht der Zeitung (wirklich die Tageszeitung, ich meine keine Zeitschriften oder Hochglanzmagazine) ist mir aufgefallen, dass auf jeder Seite ziemlich viel Farbe ist, abgedruckte Fotos, farbig gestaltete Überschriften etc. Ist das bedenklich? Was für Erfahrungen gibt es damit?

Viele Grüße

Würmlis
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Re: Futter bzw. "Einstreu": Heu, Stroh, Granatapfelschalen?

Beitrag von rainer.gutkas@gmx.at »

Hallo Würmlis's!

Laserbedrucktes Papier meide ich, da die Toner Kunststoffe sind die auf das Papier aufgeschmolzen werden und sich dann auch nicht abbauen.
Wie Toxisch oder nicht fabbedruckte Zeitungen sind kann ich Dir leider auch nicht beantworten. L.t. Wikipedia werden heutzutage bei Zeitungsdruck keine Schwermetallhältigen Pigmente mehr verwendet... Auszug unten. Wie bedenklich das dann wirklich ist, kann ich Dir nicht sagen.
Bestandteile von Druckfarbe

Druckfarben bestehen aus:

Farbmitteln bzw. Farbkörpern, hauptsächlich Pigmenten oder Farbstoffe, für die Farbigkeit.
Bindemitteln, hauptsächlich Harze (Festharze, Alkydharze), um die Farbmittel auf dem Bedruckstoff zu befestigen.
Hilfsstoffen, zum Einstellen der rheologischen Eigenschaften, Beeinflussung von Trocknung, Glanz, Oberflächenhärte usw.

Farbmittel

Da die Schichtdicken der Druckfarben auf dem Bedruckstoff sehr gering sind (typisch 1 - 8 µm, dagegen bei Lackierungen 30 - 200 µm) kommen nur besonders farbstarke Pigmente zum Einsatz.

Die meisten Druckfarben bestehen aus einer Dispersion von Pigmenten in einem Trägerfluid. Es gibt aber auch Druckfarben auf Basis von Farbstoffen, zum Beispiel für Tintenstrahldrucker.

Pigmente sind organische, anorganische oder synthetische kristalline Pulver. Organische Pigmente werden aus Erdöl gewonnen und zur Herstellung der Farben Cyan, Magenta, Gelb und Sonderfarben verwendet. Anorganische Pigmente sind meist spezielle Ruße für Schwarzfarben und Titandioxid für Deckweiß. Feingemahlene Metallpigmente werden für Metalleffekte verwendet. Silbereffekte werden durch Aluminium-Bronze erzielt. Goldeffekte erreicht man durch Einsatz von Messing-Bronze (schwermetallhaltig) oder Aluminium-Bronze mit Gelb/Orange Pigment.

Leuchtfarben entstehen durch UV-aktive Pigmente in der Druckfarbe.

Pigmente sind unlöslich im Druckstoff. Pigmente sind Lichtecht, gesundheitlich unbedenklich und in der Regel nicht schwermetallhaltig. Pigmente für die Druckfarbenherstellung liegen als Pulverpigment oder Flushpaste vor.

Farbstoffe ermöglichen reinere Farben als Pigmente, da sie Licht mit einem schmalbandigeren Spektrum remittieren. Farbstoffe sind auf molekularer Basis in Wasser, Alkohol und Fetten löslich. Der Vorteil der kräftigen, reinen und transparenten Farbtöne, die mit Farbstoffen erzielt werden können, wird allerdings durch einige entscheidende Nachteile überschattet. Farbstoffe neigen unter Einfluss von UV-Strahlung stark zum Verbleichen, sind also nicht farbecht. Außerdem sind die meisten Farbstoffe giftig und damit für Gebrauchsgegenstände toxikologisch ungeeignet.
Bindemittel

Die Pigmente sind im Bindemittel dispergiert. Das Bindemittel sollte eine gute Benetzung der einzelnen Pigmente ermöglichen und ein Verkleben von Pigmenten zu Agglomeraten verhindern.

Die Bindemittel verkleben beim Druck die Druckfarbe auf dem Bedruckstoff und bestimmen die Viskosität. Die Zusammensetzung der Bindemittel richtet sich nach den jeweiligen Druckverfahren:

Harze, trocknende Öle, nichttrocknende Pflanzen- und Mineralöle für Buch- und Offsetdruckfarben.
Harze und Lösemittel für Tief-, Flexo- und Siebdruckfarben.
Strahlenhärtende Bindemittel (UV-, Elektronenstrahl-Trocknung) sind prinzipiell für alle Verfahren verwendbar, wenn die Druckmaschine mit dem entsprechenden Trockner ausgestattet ist.

Harze

Es werden Hartharze und Flüssigharze unterschieden.

Grundstoff der Hartharze ist Kolophonium (Baumharz) aus Portugal, Brasilien, Mexiko oder China. Kolophonium wird aus Rinde oder Wurzeln gewonnen. Durch chemische Modifikation wird gezielt eingestelltes Hartharz hergestellt. Hartharze bilden einen harten bis spröden Film auf der Oberfläche des Bedruckstoffes aus.

Grundstoff der Flüssigharze (Alkyde) sind Leinöl oder Sojaöl. Druckfarben aus Flüssigharzen bilden einen weniger spröden Farbfilm und die Benetzung der Pigmente bei der Herstellung wird erleichtert.
Druckfarbenfirnisse

Im Buch- und Offsetdruck werden Firnisse als Bindemittel eingesetzt. In diesen Druckfarben werden nahezu alle mechanischen, physikalischen und chemischen Endeigenschaften durch die Firnisse bestimmt.

Mischungen mit ungefähr gleichen Anteilen aus Harzen und Ölen werden als Firnisse bezeichnet. Harze haben eine sehr hohe molare Masse und liegen daher „kolloid“ gelöst vor. Beim Mischvorgang nehmen sie Öle in sich auf und quellen dadurch auf. Es werden Pflanzenöle (native Öle) und Mineralische Öle eingesetzt.

Verträgliche Harze nehmen Öle leicht auf und geben sie schwer wieder ab. Dadurch bleibt die Druckfarbenschicht länger nass und die gedruckte Farbschicht hat mehr Zeit, eine gleichmäßige Oberfläche und damit Glanz auszubilden. Nachteil der längeren Trocknungszeit ist ein Abliegen und verzögerte Weiterverarbeitung.

Unverträgliche Harze benötigen Lösungsvermittler und trennen sich leicht wieder von der Ölkomponente. Diese Druckfarben bilden weniger Glanz aus. Dafür trocknen sie schneller und es tritt weniger Abliegen auf. Zudem können die Druckprodukte sofort weiterverarbeitet werden.
Lösemittel

Bindemittel aus Mischungen von Lösemitteln und Harzen wird für Tief-, Flexo- und Siebdruckfarben eingesetzt.
Hilfsstoffe

Die eingesetzten Hilfsstoffe sind vom Druckverfahren abhängig. Hilfsstoffe beeinflussen die Trocknung, Hautbildung, Abliegeverhalten und die Scheuerfestigkeit. Die Trocknung kann durch Katalysatoren, z. B. organischen Metall-Seifen aus Co, Mn, Zr, Ca im Bogenoffset, verbessert werden. Die Hautbildung soll nach Möglichkeit im Gebinde, jedoch nicht auf dem Bedruckstoff, unterdrückt werden. Dies wird z. B. durch Zugabe von Antioxidantien wie BHT erreicht

In Offsetdruckfarben werden meist noch Wachse zum Bindemittel zugesetzt. Diese meist synthetischen, PE, PP oder PTFE Wachse verbessern die Scheuerfestigkeit und die Beständigkeit des Druckproduktes gegen Verschmieren.

Die Zugabe von Stärkepaste verhindert das Abliegen.
LG, Rainer
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Krsna
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Re: Futter bzw. "Einstreu": Heu, Stroh, Granatapfelschalen?

Beitrag von Krsna »

würmlis hat geschrieben:Wie ist es eigentlich mit Zeitung mit bunten Bildern? Grundsätzlich geht Zeitung ja
Von Zeitungspapier würde ich abraten, gar nicht wegen der Druckerfarbe, sondern weil sie zum Verklumpen und infolge dessen zur Abstickung des Substrats neigt, was zu anaerober Vergärung und somit Geruchsbelästigung führen kann. Wenn schon dann würde ich Wellkarton-Pappe empfehlen, die behält ihre Struktur für eine Weile und ich habe gehört die Würmer verwenden die Hohlräume gern als Brutstätten ;)
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Re: Futter bzw. "Einstreu": Heu, Stroh, Granatapfelschalen?

Beitrag von würmlis »

Danke für die Klärung, werde mich an diese Empfehlungen halten, sehr hilfreich für Anfänger.

Ich war erstaunt, nach ca. 4 Tagen, in denen ich zur Eingewöhnung nur wenig gefüttert hatte (nur etwas Apfel, Granatapfeltrennwände (also nicht die Aussenschalen) und die Futter- und Mineralmischung, die beim Start mitgeliefert wird), Wärmementwicklung, hautsächlich in der Mitte, festzustellen.

Mein neuen Freunde waren an den Rand umgezogen und zeigten erstmals Fluchttendenzen. Habe dann den Deckel weggelassen, mal vorsichtig umgegraben (klar, das mögen sie gar nicht), nasse Wellpappe dazu, Hanfmatte wieder drauf bei offenem Deckel und jetzt scheint temperaturmässig alles wieder ok....habe inzwischen auch nachgefüttert und beobachte sorgfältig.
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Re: Futter bzw. "Einstreu": Heu, Stroh, Granatapfelschalen?

Beitrag von rainer.gutkas@gmx.at »

Hallo!
Ja klar, bei einer Heißrotte wird es vorallem im Kern heiß, deshalb spricht man ja auch von Kerntemperatur.
Das Umrühren ist sicher nicht Ihr favorit, aber wenns ihnen sonst passt können zumindest meine gut damit leben ;-)

Ich hatte am Beginn auch fluchttendenzen, was bei mir geholfen hat ist fertigen Kompost zuzugeben. Ich hatte sowieso noch Bodenaktivator von Tria Terra rumstehen, da hab ich was zugegeben. fertiger Wurmhumus ist sicher auch gut.
Weil dann haben sie ein Rückzugsgebiet und die richtige Mikrofauna ;-)

LG, Rainer
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Re: Futter bzw. "Einstreu": Heu, Stroh, Granatapfelschalen?

Beitrag von Naiara »

Hallo,
ich habe heute mal in meiner Wurmkiste gewühlt, da ich im September Granatapfelschalen heineingegeben hatte, also komplett und nur etwas zerkleinert. Habe davon nichts mehr gefunden, wird also auch umgesestzt :P

Und was mir noch einfällt, es muss nicht immer eine Heißrotte sein, wenn es in der Wurmfarm warm wird. Die Würmer erzeugen auch Wärme, meine Wurmfarm war heute auch relativ warm, hab scherzeshalber mal gemessen. Umgebungstemperatur 16°C und in meiner Wurmfarm waren es stellenweise 21°C. Dort waren dann aber auch große Knäule mit Würmern zu finden.

Schon spannend, so eine Wurmfarm :D

Liebe Grüße, Naiara
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