Wurmmiete für Pferdemist im Winter voll nutzbar?

Fragen zu Komposthaufen? Haben Sie einen Haufen Pferdemist der entsorgt werden muss?
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*Würmli*
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Wurmmiete für Pferdemist im Winter voll nutzbar?

Beitrag von *Würmli* »

Hallo zusammen,

seit einiger Zeit beschäftige ich mich nun schon mit den Thema Kompostwürmer und Pferdemist, bisher nur in der Theorie, doch es muss ja auch alles wohl bedacht sein. Durch das Lesen der bereits vorhandenen Beiträge sind nun schon fast alle meine Fragen beantwortet und ich möchte mich erst einmal recht herzlich bedanken, dass Ihr so unermüdlich und nett euer Wissen teilt.

Kurz zu meinem Vorhaben: Ich möchte den Mist von 2 Pferden in einer Wurmmiete "vergolden" :lol: um ihn dann später wieder auf die eigenen Pferdeweiden zu verteilen.

Auf eine Frage habe ich bisher noch keine ausreichende Erklärung gefunden und ich hoffe, ihr könnt mir diesbezüglich helfen:

Kann solch eine, ja eher kleine, Wurmmiete (mit Kompostplane abgedeckt) im Winter auch weiterhin ohne Einschränkung genutzt werden? D.h. kann der anfallende Pferdemist (Pferdeäppel, fast Einstreufrei) weiterhin täglich dünn aufgeschichtet werden, obwohl teils frostige Temperaturen herrschen? Sind die Würmchen dann trotzdem noch aktiv genug, um das "Futter" zu verarbeiten? Denn falls nicht, würde ja irgendwann, wenn der Haufen sich vergrößert und von den Würmern nicht mehr abgearbeitet wird, unweigerlich eine Heißrotte beginnen, oder? :?

Wäre es dann sinniger im Winter einen extra Misthaufen anzulegen, in dem dann ruhig eine Heißrotte stattfinden kann und die Wurmmiete ruhen zu lassen?

Ich würde mich sehr über eure Erfahrungen und Tipps freuen.

LG
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dynamind
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Re: Wurmmiete für Pferdemist im Winter voll nutzbar?

Beitrag von dynamind »

In einer Miete oder einem Aussenkomposter kommen die Würmer mit Heissrotten klar, weil sie der Hitze ausweichen können. Das dürfte kein Problem sein. Wenn du im Winter Bereiche mit Heissrotte hättest wäre das für die Temperatur eher förderlich, denn wirkliche "Aktivität" findet aber nur über 10 Grad Substrattemperatur statt. Richtig aktiv wirds aber erst bei höheren Temperaturen (20-30 Grad).
Kennst du diese Anleitung?
*Würmli*
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Re: Wurmmiete für Pferdemist im Winter voll nutzbar?

Beitrag von *Würmli* »

Hallo dynamind,

vielen Dank für deine Antwort!

In Ordnung, dann werde ich das im nächsten Winter erstmal so probieren. Falls es dann zu einer Heißrotte kommt, werde ich die Temperaturen in den verschiedenen Bereichen der Miete mal im Auge behalten und notfalls den Würmchen eine Evakuierungsecke einrichten. Schließlich möchte ich, dass sie bei mir bleiben und es ihnen auch gut geht, wenn sie schon quasi kostenlos für mich schuften :)

Zu deinem Link: Ja, das war die erste Seite bzw. Anleitung die ich über dieses Wurmkompost-Thema gelesen habe und seitdem durchstöber ich fleißig das www, um Fehler in der späteren Praxis hoffentlich zu vermeiden.

Ach, da hätte ich doch glatt noch eine Frage :D Hätte es eigentlich irgendwelche Vorteile, wenn man den Kompost zuerst eine Heißrotte durchlaufen lässt und ihn dann erst den Würmern zur weiteren Verarbeitung gibt? Diese Vorgehensweise scheinen einige zu praktizieren, doch ich konnte noch nicht herausfinden warum?

LG
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Peter_86
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Re: Wurmmiete für Pferdemist im Winter voll nutzbar?

Beitrag von Peter_86 »

Zitat *Würmli*
Hätte es eigentlich irgendwelche Vorteile, wenn man den Kompost zuerst eine Heißrotte durchlaufen lässt und ihn dann erst den Würmern zur weiteren Verarbeitung gibt? Diese Vorgehensweise scheinen einige zu praktizieren, doch ich konnte noch nicht herausfinden warum?
Die vorherige Heißrotte hat mehrere Vorteile:

- Strukturen (Fruchthüllen, Zellwände, …) sind schon zum Teil aufgebrochen und das Material ist schon mit zahlreichen Bakterien besiedelt, so dass den Würmern mehr Futter direkt zur Verfügung steht als wenn man frische Küchen-/Pflanzenabfälle gibt. Den gleichen Effekt hat man, wenn man frisches Futter erst luftig vorverrotten lässt, vorher einfriert/kocht oder stark zerkleinert (Mus/Brei)

- wenn schon eine vollständige Heißrotte stattgefunden hat, ist es eher weniger wahrscheinlich, dass nach dem Verfüttern eine weitere Heißrotte im Wurmkomposter stattfindet, die zu Temperaturen über 30°C und Sauerstoffmangel führen könnte (vor allem bei hohen Temperaturen im Sommer und/oder bei Indoor-Kompostern).

- Unkraut-Samen, Unkraut-Wurzeln/Ausläufer und Kartoffel-Augen werden bei ausreichend hohen Temperaturen abgetötet, so dass im fertigen Kompost keine/deutlich weniger unerwünschte Pflanzen wachsen.

- Pathogene Organismen werden bei ausreichend hohen Temperaturen (je nach Organismus ca. 60-70°C) abgetötet, z. B. Salmonellen, Parasiten in Kot o. rohen Eiern u. Fleisch, Schadpilze (z. B. Braunfäule, Monilia) an Pflanzenabfällen. Daher lassen sich auch solche Materialen per Heißrotte kompostieren (Temperatur über Kompostthermometer prüfen!), welche man sonst über Biotonne etc. entsorgen würde.

- nach einer vollständigen Heißrotte werden Abfälle weniger interessant für Ratten, Mäuse, Waschbären usw., da schon einige Nährstoffe abgebaut sind und das Produkt auch anders riecht. Dadurch lassen sich z. B. auch gekochte Essensreste verwerten, die man sonst nicht auf einen (offenen) Gartenkompost werfen würde.


Eine Heißrotte kann aber auch Nachteile haben:

- Es geht mehr organisches Material in Form von CO2, Stickoxiden, Wasser usw. verloren als bei einer „kühlen“ Kompostierung, das heißt die Humusausbeute ist insgesamt geringer und die „Klimabilanz“ ist schlechter. Abhilfe: Man kann ja nur Dinge heiß verrotten, die man sonst nicht kompostieren würde, sondern über Biotonne, Abwasser etc. entsorgen würde, z. B. Kot, gekochte Essensreste, Teile von Pflanzen mit Pilzbefall. Dann lassen sich diese Dinge noch zur Erzeugung von Humus/Kompost vor Ort verwenden und gehen dem Kreislauf nicht verloren.

- Das Ergebnis der Heißrotte pappt meist mehr zusammen und enthält weniger Luft als frische Abfälle, so dass man in der Wurmfarm mehr darauf achten muss, dass vorher heiß verrottetes Wurmfutter nicht fault, z. B. indem man mehr Strukturmaterial (z. B. Pappe/Papier, Stroh, Stängel, morsches Holz/Rinde) einarbeitet.

- Für die Heißrotte muss der Kompostbehälter eine ausreichende Größe haben (ca. über 1 m3) und an Seiten und oben gut isoliert sein (dicke Wand, die aber noch genügend Sauerstoff durchlässt), was für die meisten als „Thermokomposter“ verkauften Komposter nicht zutrifft. Kleine Komposter haben im Verhältnis zum Volumen eine relativ große Oberfläche und kühlen daher rasch aus. Dort findet meist keine richtige Heißrotte statt. Wenn der Komposter groß ist, aber die Seiten schlecht isoliert sind, findet die Heißrotte nur in der Mitte des Kompost-Materials statt.

- Bei unzureichender Sauerstoff-Zufuhr kann es – wie auch in einem kühleren Komposter – zur Fäulnis kommen. Beispiel: ein großer Haufen aus frischem Rasenschnitt oder Mist wird zwar schnell heiß, fault aber im Inneren.
Abhilfe: Abfälle schichtweise stapeln z. B. ganz unten 10- 20 cm Strukturmaterial z. B. Zweige/kleinere Äste u. grober Holzhäcksel, darüber 15-20 cm stickstoffreiches Material (z. B. Grasschnitt, Grün-/Gemüse-Abfälle, Mist), darüber 5-10 cm Strukturmaterial, darüber wieder 15-20 cm stickstoffreiches Material. Nach Abkühlen der ersten Heißrotte kann man den Haufen nochmal umsetzen, dadurch wird Sauerstoff zugeführt, was zu einer zweiten Heißrotte führen kann (wenn noch genügend energiereiche Stoffe wie Kohlenhydrate und Proteine vorhanden sind).

- Für Haushalte mit 1-2 Personen (wenig Bioabfälle) und bei kleinen Gärten (wenig Grünabfälle) ist es oft schwierig, ausreichend Material für eine Heißrotte zu besorgen. Wer nur wenige Kilogramm Abfall in der Woche in den Komposter wirft, wird dort keine Heißrotte auslösen. Zum Starten einer Heißrotte braucht man große Mengen an stickstoffreichen Materialien.
Abhilfe: Man besorgt sich Pferdemist, Rasenschnitt, Grünabfälle, Gemüseabfälle von Nachbarn, Bekannten, Bioläden, Pferdehöfen usw. Dabei muss man darauf achten, dass sie frei von Schadstoffen wie Entwurmungsmitteln u. Pestiziden sind. Kleingartenvereine können auch eine gemeinschaftliche große Kompostanlage einrichten.

- Man braucht einen extra Kompostplatz für die Heißrotte. Für Leute mit (größerem) Garten sicher kein Problem, aber was machen Leute die nur einen Balkon/eine Terrasse haben? Bei Südlage (Sonneneinstrahlung heizt Komposter auf) und genügend Platz lässt sich ein Heißrotte-Komposter aufstellen, wenn man kein Problem mit Fliegen u. eventuellen schlechten Gerüchen hat und die Nachbarn/Vermieter nichts dagegen haben.
Abhilfe: Für genügend Sauerstoffzufuhr sorgen (gut schichten u. regelmäßig auflockern), dann sollte auch nichts stinken. Auch Urgesteinsmehl und Pflanzenkohle binden Gerüche. Zur Not den Komposter in den Keller oder einen anderen Raum stellen, wo Gerüche nicht stören. Oder neben Mülleimer/-container, wo es sowieso stinkt. Gegen Fliegen hilft es, wenn man den Komposter mit einem engmaschigen Netz/Gitter einhüllt (steht der Komposter drinnen, hilft ein Fliegengitter im Fenster). Die Temperaturen einer richtigen Heißrotte sollten Fliegenlarven abtöten.
ALTERNATIVE: Bokashi herstellen, der riecht im Idealfall nur nach Sauerkraut. Da er luftdicht abgeschlossen wird, kommen auch keine Fliegen ran. Solange Gärung stattfindet und keine Fäulnis, sollten keine unangenehmen Gerüche auftreten.
Die ganze Masse des oberflächlichen Humus ist durch die Körper der Regenwürmer hindurchgegangen. Man kann bezweifeln, dass es noch viele andere Tiere gibt, welche eine so bedeutende Rolle in der Geschichte der Erde gespielt haben. (Charles Darwin)
*Würmli*
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Re: Wurmmiete für Pferdemist im Winter voll nutzbar?

Beitrag von *Würmli* »

Ganz lieben Dank Peter_86 für deine wirklich tolle, ausführliche Erklärung!

Hm, an die nicht unschädlich gemachten Unkraut-Samen und Kartoffel-Augen bei einer Wurmmiete hatte ich ja noch so gar nicht gedacht. Denn ich hatte schon vor, die im Garten und Gemüsebeet anfallenden Sachen ebenfalls über die Wurmmiete zu verarbeiten, ABER ich will KEINE Kartoffeln, Tomaten oder sonstiges Gemüse auf meiner Pferdeweide haben. :? :lol:
Andererseits würden ja aber auch die, für Pferde, guten und wertvollen Pflanzensamen überleben und somit die Weide aufwerten. Da muss ich doch noch mal in mich gehen und darüber nachdenken. :)

Nochmals vielen Dank für eure Antworten, die mir wirklich sehr weiterhelfen! (danke)
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dynamind
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Re: Wurmmiete für Pferdemist im Winter voll nutzbar?

Beitrag von dynamind »

@ Peter_86
Ebenfalls Dank für Deine tolle Ausführung zur Heissrotte! Ich experimentiere ja gerade mit meinem neuen finnischen High-Tech-Super-Isolier-Komposter und kann darin permanent hohe Temperaturen halten (über 40 Grad). Das Ergebnis wollte ich dann - sobald es wärmer wird - den Würmern füttern.
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