Zitat *Würmli*
Hätte es eigentlich irgendwelche Vorteile, wenn man den Kompost zuerst eine Heißrotte durchlaufen lässt und ihn dann erst den Würmern zur weiteren Verarbeitung gibt? Diese Vorgehensweise scheinen einige zu praktizieren, doch ich konnte noch nicht herausfinden warum?
Die vorherige Heißrotte hat mehrere Vorteile:
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Strukturen (Fruchthüllen, Zellwände, …)
sind schon zum Teil aufgebrochen und das Material ist schon mit zahlreichen Bakterien besiedelt, so dass den Würmern mehr Futter direkt zur Verfügung steht als wenn man frische Küchen-/Pflanzenabfälle gibt. Den gleichen Effekt hat man, wenn man frisches Futter erst luftig vorverrotten lässt, vorher einfriert/kocht oder stark zerkleinert (Mus/Brei)
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wenn schon eine vollständige Heißrotte stattgefunden hat, ist es eher weniger wahrscheinlich, dass nach dem Verfüttern eine weitere Heißrotte im Wurmkomposter stattfindet, die zu Temperaturen über 30°C und Sauerstoffmangel führen könnte (vor allem bei hohen Temperaturen im Sommer und/oder bei Indoor-Kompostern).
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Unkraut-Samen, Unkraut-Wurzeln/Ausläufer und Kartoffel-Augen werden bei ausreichend hohen Temperaturen abgetötet, so dass im fertigen Kompost keine/deutlich weniger unerwünschte Pflanzen wachsen.
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Pathogene Organismen werden bei ausreichend hohen Temperaturen (je nach Organismus ca. 60-70°C)
abgetötet, z. B. Salmonellen, Parasiten in Kot o. rohen Eiern u. Fleisch, Schadpilze (z. B. Braunfäule, Monilia) an Pflanzenabfällen. Daher lassen sich auch solche Materialen per Heißrotte kompostieren (Temperatur über Kompostthermometer prüfen!), welche man sonst über Biotonne etc. entsorgen würde.
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nach einer vollständigen Heißrotte werden Abfälle weniger interessant für Ratten, Mäuse, Waschbären usw., da schon einige Nährstoffe abgebaut sind und das Produkt auch anders riecht. Dadurch lassen sich z. B. auch gekochte Essensreste verwerten, die man sonst nicht auf einen (offenen) Gartenkompost werfen würde.
Eine Heißrotte kann aber auch Nachteile haben:
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Es geht mehr organisches Material in Form von CO2, Stickoxiden, Wasser usw. verloren als bei einer „kühlen“ Kompostierung, das heißt die
Humusausbeute ist insgesamt geringer und die „Klimabilanz“ ist schlechter. Abhilfe: Man kann ja nur Dinge heiß verrotten, die man sonst nicht kompostieren würde, sondern über Biotonne, Abwasser etc. entsorgen würde, z. B. Kot, gekochte Essensreste, Teile von Pflanzen mit Pilzbefall. Dann lassen sich diese Dinge noch zur Erzeugung von Humus/Kompost vor Ort verwenden und gehen dem Kreislauf nicht verloren.
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Ergebnis der Heißrotte pappt meist mehr zusammen und enthält weniger Luft als frische Abfälle, so dass man in der Wurmfarm mehr darauf achten muss, dass vorher heiß verrottetes Wurmfutter nicht fault, z. B. indem man mehr Strukturmaterial (z. B. Pappe/Papier, Stroh, Stängel, morsches Holz/Rinde) einarbeitet.
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Für die Heißrotte muss der Kompostbehälter eine ausreichende Größe haben (ca. über 1 m3) und
an Seiten und oben gut isoliert sein (dicke Wand, die aber noch genügend Sauerstoff durchlässt),
was für die meisten als „Thermokomposter“ verkauften Komposter nicht zutrifft. Kleine Komposter haben im Verhältnis zum Volumen eine relativ große Oberfläche und kühlen daher rasch aus. Dort findet meist keine richtige Heißrotte statt. Wenn der Komposter groß ist, aber die Seiten schlecht isoliert sind, findet die Heißrotte nur in der Mitte des Kompost-Materials statt.
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Bei unzureichender Sauerstoff-Zufuhr kann es – wie auch in einem kühleren Komposter – zur Fäulnis kommen. Beispiel: ein großer Haufen aus frischem Rasenschnitt oder Mist wird zwar schnell heiß, fault aber im Inneren.
Abhilfe: Abfälle schichtweise stapeln z. B. ganz unten 10- 20 cm Strukturmaterial z. B. Zweige/kleinere Äste u. grober Holzhäcksel, darüber 15-20 cm stickstoffreiches Material (z. B. Grasschnitt, Grün-/Gemüse-Abfälle, Mist), darüber 5-10 cm Strukturmaterial, darüber wieder 15-20 cm stickstoffreiches Material. Nach Abkühlen der ersten Heißrotte kann man den Haufen nochmal umsetzen, dadurch wird Sauerstoff zugeführt, was zu einer zweiten Heißrotte führen kann (wenn noch genügend energiereiche Stoffe wie Kohlenhydrate und Proteine vorhanden sind).
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Für Haushalte mit 1-2 Personen (wenig Bioabfälle) und bei kleinen Gärten (wenig Grünabfälle) ist es oft schwierig, ausreichend Material für eine Heißrotte zu besorgen. Wer nur wenige Kilogramm Abfall in der Woche in den Komposter wirft, wird dort keine Heißrotte auslösen. Zum Starten einer Heißrotte braucht man große Mengen an stickstoffreichen Materialien.
Abhilfe: Man besorgt sich Pferdemist, Rasenschnitt, Grünabfälle, Gemüseabfälle von Nachbarn, Bekannten, Bioläden, Pferdehöfen usw. Dabei muss man darauf achten, dass sie frei von Schadstoffen wie Entwurmungsmitteln u. Pestiziden sind. Kleingartenvereine können auch eine gemeinschaftliche große Kompostanlage einrichten.
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Man braucht einen extra Kompostplatz für die Heißrotte. Für Leute mit (größerem) Garten sicher kein Problem, aber
was machen Leute die nur einen Balkon/eine Terrasse haben? Bei Südlage (Sonneneinstrahlung heizt Komposter auf) und genügend Platz lässt sich ein Heißrotte-Komposter aufstellen, wenn man kein Problem mit Fliegen u. eventuellen schlechten Gerüchen hat und die Nachbarn/Vermieter nichts dagegen haben.
Abhilfe: Für genügend Sauerstoffzufuhr sorgen (gut schichten u. regelmäßig auflockern), dann sollte auch nichts stinken. Auch Urgesteinsmehl und Pflanzenkohle binden Gerüche. Zur Not den Komposter in den Keller oder einen anderen Raum stellen, wo Gerüche nicht stören. Oder neben Mülleimer/-container, wo es sowieso stinkt. Gegen Fliegen hilft es, wenn man den Komposter mit einem engmaschigen Netz/Gitter einhüllt (steht der Komposter drinnen, hilft ein Fliegengitter im Fenster). Die Temperaturen einer richtigen Heißrotte sollten Fliegenlarven abtöten.
ALTERNATIVE: Bokashi herstellen, der riecht im Idealfall nur nach Sauerkraut. Da er luftdicht abgeschlossen wird, kommen auch keine Fliegen ran. Solange Gärung stattfindet und keine Fäulnis, sollten keine unangenehmen Gerüche auftreten.