Von Mini-Aquarium über Farbeimer zum Blumentopf
Verfasst: So 24. Jul 2016, 22:23
Ja, hallo allerseits,
ich bin der Zwergwurm und habe bisher etwa 10 Beiträge hier im Forum verfasst. Direkt hat mir noch niemand geantwortet; bis auf die Frage nach dem weitmaschigen Wäschenetz für die Blumentopf-Kultur hatte ich allerdings auch noch nichts gefragt.
Hier im Garten gibt es derzeit drei aktiv genutzte Komposthaufen und zwei gemauerte Gruben. "Anaerob" kannte man vor über einem halben Jahrhundert noch nicht: Kompost stank halt und wurde möglichst weit vom Haus gelagert. So dass sich an der Grundstücksecke mit unseren Gruben auch welche der drei angrenzenden Eckennachbarn befinden. Dezent umrankt von armdickem Efheu ...
Seit einigen Jahren experimentiere ich mit Flächenkompostierung: Bio-Abfall möglichst großflächig ausbringen, so dass viel Luftsauerstoff ans Material kommt und die Zersetzung beschleunigt ist. Seit zwei Jahren verzichte ich auf die großzügig von der Gemeinde gestellten Laub-Plastiktüten und lagere die über 50 Kubikmeter Laub im ehemaligen Hühnerauslauf: Das Laub fällt in relativ kurzer Zeit zusammen und nimmt im Lauf des Winters nur noch ein Fünftel, also maximal 10 Kubikmeter Volumen in Anspruch. Im jeweils nächsten Frühjahr ist es willkommener Kohlenstofflieferant für den stickstofflastigen Rasenschnitt ...
Betrug die Kompostierzeit ab Einbringung des Rohmaterials bis zur Ausbringung der fertigen Komposterde früher drei Jahre, so liegen wir jetzt bei der Hälfte. Die Gruben wurden teilbefüllt gelassen, so dass Igel, Spitzmäuse und diverse Amphibien nicht mehr befreit werden müssen, sondern selbst hinaus klettern können. Im letzten Winter (2015/16) las ich mich dann irgendwann bei einem Deutsch-Australier fest, der sein Geld mittlerweile mit Kompostwürmern verdient. Der Typ kompostiert so ziemlich alles, "was einmal lebte und nun tot ist". Und das in Eimern, Kisten und sogar Plastiktüten. Ich wühlte im Februar an einem frostfreien Tag im Herbstlaub herum und sammelte etwa 100 flinke und zunächst meist dunkelrote, kleine Würmchen ein, die ich mit reichlich halbgarer Komposterde in einem 2-Liter-Aquarium parkte, in dem meine Nichte einige Jahre zuvor Pfeilschwanzkrebse gehalten hatte. Die Oberfläche deckte ich mit zusammengebackenem Obstbaum-Herbstlaub zu und fütterte leider irgendwann mit den Schalen von Zitrusfrüchten.
Nach einigen Tagen sah ich mehrere Wurmleichen, die sich in ihre Segmente aufgelöst hatten und wollte schon fast aufgeben. Ich hatte in einen unserer Komposthaufen ein Loch gegraben und wollte die Reste aus dem Aquarium möglichst frostfrei "beerdigen", falls sich doch noch einige lebendige Würmer darin befanden und erlebte meine erste Überraschung: Unter der Oberfläche wimmelte es nur so vor quicklebendigen und geschlechtsreifen Tieren mit Gürtel. Die verbliebenen Würmer kamen in einen ehemaligen Farb-Eimer, in dessen Boden der Frost vor einigen Jahren einen Riss gesprengt hatte, weil sich Wasser darin befand.
Ergänzt wurde das Substrat durch die doppelte Menge halbgaren Komposts. In den Folgemonaten las ich nicht mehr nur bei dem Australier, sondern auch einiges, was ich im Internet und Buchhandel fand. Und ich jagte im Garten diese Jungwürmer aus der unteren, zusammengebackenen Obstlaubschicht, bis ich insgesamt etwa 500 Würmer gesammelt hatte. Gefüttert wurde mit dem Substrat, das den gesammelten Würmern zum Teil noch anhaftete (wenn ich Gewimmel entdeckte, schätzte ich die Zahl der Würmer und packte den ganzen Klumpen in den Eimer). Und dann fütterte ich noch mit eingefrorenen und wieder aufgetauten Kartoffelschalen. Die nicht eingefrorenen Kartoffelschalen bilden an der Schnittstelle meistens eine neue Haut aus und treiben noch Monate später tapfer ihre Sprosse; selbst das Abknicken bringt sie nicht zum Vergammeln ...
Auch in diesem 10-Liter-Farbeimer mit Frostriss im Boden deckte ich zunächst noch mit zusammengebackenem Laub ab, wunderte mich aber - so im Mai -, dass ich gar keine Würmer mehr sah. Mittlerweile kamen auch Zeitungspapier, zerrissene Eierkartons und gemahlene Eierschalen als Futter dazu. Ich wollte schon wieder aufgeben und das Substrat nebst einiger vielleicht überlebter Würmer dem Komposthaufen und den Jungvögeln übergeben, aber beim Herausschaufeln gab es wieder ein Gewimmel in jeder Ecke des Eimers.
Und nun leben die ursprünglich etwa 500 Würmer in einem 20-Liter-Blumentopf. In den freien Farb-Eimer habe ich wieder etwa 300 Würmer gesetzt, die ich aus den diversen Kompostquellen unseres Gartens sammelte. Aber jetzt eben nicht nur dunkelrote, sondern auch welche mit gelbem Schwanz, die gestreckt gelb-rot gestreift aussehen. Vermutlich habe ich eine Mischung aus Laubwürmern (Lumbricus rubellus) und Kompostwürmern (Eisenia fetida), aber: es ist mir egal, solange sie jetzt im späten Juli derart geräuschvoll schmatzen, dass ich nicht einmal mehr nachsehen muss, ob noch alles OK ist, sondern nur mein Ohr über das jeweilige Handtuch neige, mit denen beide Eimer, äh Topf, bedeckt sind.
Seit einem Monat fließt aus dem Blumentopf pro Woche etwa 20 - 30 ml Wurmtee; die Lümmel, die unterm Blumentopf in der Auffangwanne badeten, siedele ich in den etwas dichteren Eimer um (bisher etwa 20 in 3 Monaten).
Und ein Komposthaufen wurde in eine Nachzuchtstation umgewandelt, indem ich dort gezielt mit auftaugefrosteten Kartoffelschalen nebst Kaffeesatz füttere und mit einer aufgetrennten Jeans und aufgelegter Spanplatte anlocke. Da könnte ich pro Woche in etwa einer halben Stunde sicher wieder 100 - 200 Würmchen fangen ...
Die Kalkgaben sind jetzt eine Mischung aus 50% gemahlenen Eierschalen und 50% gemörsertem Dolomitkalt mit Urgesteinsmehl. Für die Eimer und die Nachzuchtstelle ... Wird überall begierig aufgenommen.
Und wenn ich im Herbst Langeweile habe und die Eimer (äh Blumentopf) eng werden sollten, dann baue ich mir auch noch so eine Wurmtonne mit Inspektionsluke ...
Liebe Grüße vom Zwergwurm
ich bin der Zwergwurm und habe bisher etwa 10 Beiträge hier im Forum verfasst. Direkt hat mir noch niemand geantwortet; bis auf die Frage nach dem weitmaschigen Wäschenetz für die Blumentopf-Kultur hatte ich allerdings auch noch nichts gefragt.
Hier im Garten gibt es derzeit drei aktiv genutzte Komposthaufen und zwei gemauerte Gruben. "Anaerob" kannte man vor über einem halben Jahrhundert noch nicht: Kompost stank halt und wurde möglichst weit vom Haus gelagert. So dass sich an der Grundstücksecke mit unseren Gruben auch welche der drei angrenzenden Eckennachbarn befinden. Dezent umrankt von armdickem Efheu ...
Seit einigen Jahren experimentiere ich mit Flächenkompostierung: Bio-Abfall möglichst großflächig ausbringen, so dass viel Luftsauerstoff ans Material kommt und die Zersetzung beschleunigt ist. Seit zwei Jahren verzichte ich auf die großzügig von der Gemeinde gestellten Laub-Plastiktüten und lagere die über 50 Kubikmeter Laub im ehemaligen Hühnerauslauf: Das Laub fällt in relativ kurzer Zeit zusammen und nimmt im Lauf des Winters nur noch ein Fünftel, also maximal 10 Kubikmeter Volumen in Anspruch. Im jeweils nächsten Frühjahr ist es willkommener Kohlenstofflieferant für den stickstofflastigen Rasenschnitt ...
Betrug die Kompostierzeit ab Einbringung des Rohmaterials bis zur Ausbringung der fertigen Komposterde früher drei Jahre, so liegen wir jetzt bei der Hälfte. Die Gruben wurden teilbefüllt gelassen, so dass Igel, Spitzmäuse und diverse Amphibien nicht mehr befreit werden müssen, sondern selbst hinaus klettern können. Im letzten Winter (2015/16) las ich mich dann irgendwann bei einem Deutsch-Australier fest, der sein Geld mittlerweile mit Kompostwürmern verdient. Der Typ kompostiert so ziemlich alles, "was einmal lebte und nun tot ist". Und das in Eimern, Kisten und sogar Plastiktüten. Ich wühlte im Februar an einem frostfreien Tag im Herbstlaub herum und sammelte etwa 100 flinke und zunächst meist dunkelrote, kleine Würmchen ein, die ich mit reichlich halbgarer Komposterde in einem 2-Liter-Aquarium parkte, in dem meine Nichte einige Jahre zuvor Pfeilschwanzkrebse gehalten hatte. Die Oberfläche deckte ich mit zusammengebackenem Obstbaum-Herbstlaub zu und fütterte leider irgendwann mit den Schalen von Zitrusfrüchten.
Nach einigen Tagen sah ich mehrere Wurmleichen, die sich in ihre Segmente aufgelöst hatten und wollte schon fast aufgeben. Ich hatte in einen unserer Komposthaufen ein Loch gegraben und wollte die Reste aus dem Aquarium möglichst frostfrei "beerdigen", falls sich doch noch einige lebendige Würmer darin befanden und erlebte meine erste Überraschung: Unter der Oberfläche wimmelte es nur so vor quicklebendigen und geschlechtsreifen Tieren mit Gürtel. Die verbliebenen Würmer kamen in einen ehemaligen Farb-Eimer, in dessen Boden der Frost vor einigen Jahren einen Riss gesprengt hatte, weil sich Wasser darin befand.
Ergänzt wurde das Substrat durch die doppelte Menge halbgaren Komposts. In den Folgemonaten las ich nicht mehr nur bei dem Australier, sondern auch einiges, was ich im Internet und Buchhandel fand. Und ich jagte im Garten diese Jungwürmer aus der unteren, zusammengebackenen Obstlaubschicht, bis ich insgesamt etwa 500 Würmer gesammelt hatte. Gefüttert wurde mit dem Substrat, das den gesammelten Würmern zum Teil noch anhaftete (wenn ich Gewimmel entdeckte, schätzte ich die Zahl der Würmer und packte den ganzen Klumpen in den Eimer). Und dann fütterte ich noch mit eingefrorenen und wieder aufgetauten Kartoffelschalen. Die nicht eingefrorenen Kartoffelschalen bilden an der Schnittstelle meistens eine neue Haut aus und treiben noch Monate später tapfer ihre Sprosse; selbst das Abknicken bringt sie nicht zum Vergammeln ...
Auch in diesem 10-Liter-Farbeimer mit Frostriss im Boden deckte ich zunächst noch mit zusammengebackenem Laub ab, wunderte mich aber - so im Mai -, dass ich gar keine Würmer mehr sah. Mittlerweile kamen auch Zeitungspapier, zerrissene Eierkartons und gemahlene Eierschalen als Futter dazu. Ich wollte schon wieder aufgeben und das Substrat nebst einiger vielleicht überlebter Würmer dem Komposthaufen und den Jungvögeln übergeben, aber beim Herausschaufeln gab es wieder ein Gewimmel in jeder Ecke des Eimers.
Und nun leben die ursprünglich etwa 500 Würmer in einem 20-Liter-Blumentopf. In den freien Farb-Eimer habe ich wieder etwa 300 Würmer gesetzt, die ich aus den diversen Kompostquellen unseres Gartens sammelte. Aber jetzt eben nicht nur dunkelrote, sondern auch welche mit gelbem Schwanz, die gestreckt gelb-rot gestreift aussehen. Vermutlich habe ich eine Mischung aus Laubwürmern (Lumbricus rubellus) und Kompostwürmern (Eisenia fetida), aber: es ist mir egal, solange sie jetzt im späten Juli derart geräuschvoll schmatzen, dass ich nicht einmal mehr nachsehen muss, ob noch alles OK ist, sondern nur mein Ohr über das jeweilige Handtuch neige, mit denen beide Eimer, äh Topf, bedeckt sind.
Seit einem Monat fließt aus dem Blumentopf pro Woche etwa 20 - 30 ml Wurmtee; die Lümmel, die unterm Blumentopf in der Auffangwanne badeten, siedele ich in den etwas dichteren Eimer um (bisher etwa 20 in 3 Monaten).
Und ein Komposthaufen wurde in eine Nachzuchtstation umgewandelt, indem ich dort gezielt mit auftaugefrosteten Kartoffelschalen nebst Kaffeesatz füttere und mit einer aufgetrennten Jeans und aufgelegter Spanplatte anlocke. Da könnte ich pro Woche in etwa einer halben Stunde sicher wieder 100 - 200 Würmchen fangen ...
Die Kalkgaben sind jetzt eine Mischung aus 50% gemahlenen Eierschalen und 50% gemörsertem Dolomitkalt mit Urgesteinsmehl. Für die Eimer und die Nachzuchtstelle ... Wird überall begierig aufgenommen.
Und wenn ich im Herbst Langeweile habe und die Eimer (äh Blumentopf) eng werden sollten, dann baue ich mir auch noch so eine Wurmtonne mit Inspektionsluke ...
Liebe Grüße vom Zwergwurm