Hallo zusammen,
ich möchte mir sobald wie möglich eine Wurmkiste zulegen. Wir sind ein 2,5 Personenhaushalt und produzieren relativ viel Biomüll. Einen Teil davon würde ich gerne mit der Zeit kompostieren. Einige Fragen sind jedoch unbeantwortet geblieben, vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen?
- Die Würmer: hierzu habe ich meist die Empfehlung gefunden, E.foetida oder eine Mischung aus E.foetida/andrei und hortensis zu nutzen. Einige Shops, u.a. einer bei mir in der Nähe, bietet nur E.hortensis an. Ist es möglich/ratsam nur mit dieser Art zu kompostieren? Bisher habe ich nur gelesen, dass sie sich langsamer vermehren, kann aber schlecht einschätzen, ob dies die Kompostierung beeinträchtigt.
- Die Kiste: auch wenn vermutlich Gegenratschläge kommen, möchte ich unbedingt mit einer Holzkiste (wie das Modell Hamburger Wurmbank) starten. Meine kleine Tochter soll gut mitgucken können. Nutze ich beim Start zuerst eine der beiden Kammern und wechsele sobald diese voll ist auf die zweite oder nutze ich zuerst die ganze Box als eine Kammer? Hier habe ich widersprüchliche Tipps gefunden, konnte aber nicht so wirklich nachvollziehen wo Vor- oder Nachteile sein sollen?
- Wurmflucht: Eine ganz blöde Frage hierzu. Wenn ich z.B. eine fertige Kiste kaufe, die dicht sein sollte, können dann auch noch Würmer ausreißen? Oder entstehen mit der Zeit Ritzen oder Löcher (durch Verziehen des Holzes?), die dies ermöglichen? Ich plane, die Kiste zuerst in den Flur zu stellen, um ein bisschen Gefühl für Futtermenge und Feuchtigkeit zu bekommen. Daher wäre mir dieser Aspekt schon sehr wichtig.
- Kalk: Ab wann sollte man Kalk hinzufügen? Gibt es eine Faustregel zu Häufigkeit und Menge?
Wäre super, wenn ihr mir weiterhelfen könntet!
Viele Grüße,
Katrin
Ein paar Fragen vor dem Start
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Re: Ein paar Fragen vor dem Start
Hallo Katrin,
mit einer Wurmkiste aus Holz bist du auf dem richtigen Weg. Das Hamburger Modell ist da gut geeignet und kann auch leicht selber gebaut werden. Schaue mal unter "Regenwurmkiste" nach, da findet sich eine Anleitung.
Die Trennwand kann man auch aus einem Sperrholzrest, mit 10mm Bohrungen machen, da brauch man keinen, zumeist recht teuren Volierendraht kaufen, oder man bekommt irgendwo einen Rest vom Verschnitt.
Die beiden Kammern sollen die Ernte vom Humus erleichtern. Zuerst wird eine Kammer befüllt und wenn die voll ist oder nach 6 Monaten fängt man mit der Zweiten an.
Die erste Kammer kann man dann zwei Monate später ernten, da die Würmer in die aktive Kammer umgezogen sind. Die Wartezeit ermöglicht die vollständige Umsetzung und auch den Umzug des noch geschlüpften Nachwuchses, so das der Humus schon fast wurmfrei ist.
Den Eisenia hortensis kannst du schon verwenden, die Vermehrungsrate ist für deine Zwecke praktisch unbedeutend. Wobei es sicher auch möglich ist den Eisenia foetida zu bekommen, da der bei Kompostleuten mehr verbreitet ist. Vielleicht kannst du ja einen Wurmfreund in deiner Nachbarschaft ausfindig machen.
Zu einer Wurmflucht kann es besonders am Anfang kommen. Nicht etwa weil die Würmer eine Ritze in der Kiste bemerken und abhauen. Sondern weil den Würmern die Bedingungen in der Kiste nicht behagen und versuchen auszuweichen. Deswegen ist am Anfang etwas Aufmerksamkeit und geduldige Zurückhaltung angezeigt.
Wenn man die Würmer mit genügend "Heimsubstrat" einsetzt, bleibt das in der Regel aus.
Kalk oder Gesteinsmehl gibt man dann und wann zu, vielleicht alle 14 Tage auf die frische Futterschicht (bitte, nicht auf die Würmer) dünn aufstreuen.
Wenn man viel Obstschalen und Kaffeesatz einfüllt, dann ggf. etwas mehr.
Wichtig ist immer etwas Struckturmaterial mit einzumischen, um die Feuchtigkeit und Lufthaushalt zu verbessern und zusätzlich Zelullose bereitzustellen.
Hier verwende ich einfach etwas Kleintierstreu. Pappe und Papier verwende ich, wegen der Schadstoffe in Recycling-Materialien, nur eingeschränkt.
Freundliche Grüsse
Rüdiger
mit einer Wurmkiste aus Holz bist du auf dem richtigen Weg. Das Hamburger Modell ist da gut geeignet und kann auch leicht selber gebaut werden. Schaue mal unter "Regenwurmkiste" nach, da findet sich eine Anleitung.
Die Trennwand kann man auch aus einem Sperrholzrest, mit 10mm Bohrungen machen, da brauch man keinen, zumeist recht teuren Volierendraht kaufen, oder man bekommt irgendwo einen Rest vom Verschnitt.
Die beiden Kammern sollen die Ernte vom Humus erleichtern. Zuerst wird eine Kammer befüllt und wenn die voll ist oder nach 6 Monaten fängt man mit der Zweiten an.
Die erste Kammer kann man dann zwei Monate später ernten, da die Würmer in die aktive Kammer umgezogen sind. Die Wartezeit ermöglicht die vollständige Umsetzung und auch den Umzug des noch geschlüpften Nachwuchses, so das der Humus schon fast wurmfrei ist.
Den Eisenia hortensis kannst du schon verwenden, die Vermehrungsrate ist für deine Zwecke praktisch unbedeutend. Wobei es sicher auch möglich ist den Eisenia foetida zu bekommen, da der bei Kompostleuten mehr verbreitet ist. Vielleicht kannst du ja einen Wurmfreund in deiner Nachbarschaft ausfindig machen.
Zu einer Wurmflucht kann es besonders am Anfang kommen. Nicht etwa weil die Würmer eine Ritze in der Kiste bemerken und abhauen. Sondern weil den Würmern die Bedingungen in der Kiste nicht behagen und versuchen auszuweichen. Deswegen ist am Anfang etwas Aufmerksamkeit und geduldige Zurückhaltung angezeigt.
Wenn man die Würmer mit genügend "Heimsubstrat" einsetzt, bleibt das in der Regel aus.
Kalk oder Gesteinsmehl gibt man dann und wann zu, vielleicht alle 14 Tage auf die frische Futterschicht (bitte, nicht auf die Würmer) dünn aufstreuen.
Wenn man viel Obstschalen und Kaffeesatz einfüllt, dann ggf. etwas mehr.
Wichtig ist immer etwas Struckturmaterial mit einzumischen, um die Feuchtigkeit und Lufthaushalt zu verbessern und zusätzlich Zelullose bereitzustellen.
Hier verwende ich einfach etwas Kleintierstreu. Pappe und Papier verwende ich, wegen der Schadstoffe in Recycling-Materialien, nur eingeschränkt.
Freundliche Grüsse
Rüdiger
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Re: Ein paar Fragen vor dem Start
Zitat von Katrin:
Irgendwo hier im Forum habe ich mal gelesen, dass Eisenia hortensis (=“Dendrobaena veneta oder „Dendros“) „wanderfreundiger“ ist, gerne Wände und Deckel entlang kriecht und auch mal ausbricht. Bei meinem „Wurm Café“ sind die Ausreißer auch meist relativ große, kräftige Würmer, also wahrscheinlich Eisenia hortensis (ich habe einen Mix aus allen 3 genannten Arten).
Zitat von Katrin:
Wenn das Holz feucht ist, quillt es etwas auf. Solange die Breite der Ritzen zwischen den Latten überall in etwa dieselbe ist (also z. B. nicht links 0,1 mm und rechts 3 mm), und solange sich das Holz nicht unregelmäßig verzieht, sollten die Ritzen durch das Aufquellen eher noch schmaler werden. Bei einer gekauften Holztruhe gehen die Ritzen bestimmt nicht gerade durch, sondern die Bretter sind genutet. Da das Holz von außen trocken ist, könnte man undichte Ritzen auch von außen mit atmungsaktivem Holzleim (ohne Lösungsmittel) abdichten.
Wurmflucht am Anfang lässt sich verhindern o. minimieren, wenn man das frische Substrat mit ein paar Handvoll halbfertigem Kompost (aus einem bodenoffenen Gartenkomposter) mischt. Der Kompost enthält viele Bakterien u. Pilze, die die Zersetzung in der neu gestarteten Wurmfarm beschleunigen. Außerdem enthält der Kompost auch noch andere Tiere wie z. B. Asseln, Springschwänze, Milben, Tausendfüßer usw. (evtl. vorhandene (Nackt)Schneckeneier kann man ja vorher aussortieren), die das Futter für die Würmer zerkleinern und an-/vorverdauen.
Zitat von Katrin:
Am besten man gibt zu jedem Futter etwas Kalkpulver dazu. Falls das Futter einen niedrigen pH-Wert hat (z. B. Kaffeesatz, Apfel, Kiwi, Rhabarber, sauer Eingelegtes), kann man die Kalkmenge erhöhen. Auch zwischen den Futtergaben kann man mal etwas Kalk geben, da Futter u. Substrat mit zunehmender Zersetzung saurer werden.
Was man nicht tun sollte, ist auf einmal eine große Menge Kalk zugeben und zwischendurch längere Zeit nicht, da sonst der pH-Wert zu stark schwankt.
Außer Kalk brauchen die Würmer auch noch andere Mineralstoffe, die z. B. im Mineral Mix u. Urgesteinsmehl enthalten sind.
Etwa einmal im Monat sollte man den pH-Wert des Substrates messen. Dazu entnimmt man etwas Substrat von verschiedenen Stellen, vermischt alles mit etwas destilliertem Wasser und misst den pH-Wert mit einem Teststreifen (gibt’s im Wurmwelten-Shop u. in der Apotheke) oder mit einem pH-Messgerät.
Der pH-Wert sollte im Bereich von 7 – 5 liegen. Liegt er näher an 6-5, sollte man die Kalkzugaben erhöhen.
Laut dem Buch „Kompost aus der Kiste" (Lydia Brucksch, Jasper Rimpau, Ulmer Verlag, 2013) vermehren sich Eisenia andrei und Eisenia fetida beide schneller als Eisenia hortensis. Bei Eisenia hortensis werden die ausgewachsenen Würmer größer und können mehr fressen. Aber wenn sich die 2 kleineren Arten schneller vermehren, müssten sie das durch die Masse wieder wettmachen.„E.foetida oder eine Mischung aus E.foetida/andrei und hortensis … nur E.hortensis ... Ist es möglich/ratsam nur mit dieser Art zu kompostieren?“
Irgendwo hier im Forum habe ich mal gelesen, dass Eisenia hortensis (=“Dendrobaena veneta oder „Dendros“) „wanderfreundiger“ ist, gerne Wände und Deckel entlang kriecht und auch mal ausbricht. Bei meinem „Wurm Café“ sind die Ausreißer auch meist relativ große, kräftige Würmer, also wahrscheinlich Eisenia hortensis (ich habe einen Mix aus allen 3 genannten Arten).
Zitat von Katrin:
Bei einer gekauften Holztruhe sollten keine Würmer ausbrechen können, denn es dürfte keine größeren Ritzen u. Astlöcher geben und auch der Deckel sollte dicht schließen. Falls das nicht der Fall ist (weil z. B. ein Stück Holz herausgesplittert/-gebrochen ist, kann man die Kiste ja mit Sicherheit zurückschicken.„Wenn ich z.B. eine fertige Kiste kaufe, die dicht sein sollte, können dann auch noch Würmer ausreißen?“
Wenn das Holz feucht ist, quillt es etwas auf. Solange die Breite der Ritzen zwischen den Latten überall in etwa dieselbe ist (also z. B. nicht links 0,1 mm und rechts 3 mm), und solange sich das Holz nicht unregelmäßig verzieht, sollten die Ritzen durch das Aufquellen eher noch schmaler werden. Bei einer gekauften Holztruhe gehen die Ritzen bestimmt nicht gerade durch, sondern die Bretter sind genutet. Da das Holz von außen trocken ist, könnte man undichte Ritzen auch von außen mit atmungsaktivem Holzleim (ohne Lösungsmittel) abdichten.
Wurmflucht am Anfang lässt sich verhindern o. minimieren, wenn man das frische Substrat mit ein paar Handvoll halbfertigem Kompost (aus einem bodenoffenen Gartenkomposter) mischt. Der Kompost enthält viele Bakterien u. Pilze, die die Zersetzung in der neu gestarteten Wurmfarm beschleunigen. Außerdem enthält der Kompost auch noch andere Tiere wie z. B. Asseln, Springschwänze, Milben, Tausendfüßer usw. (evtl. vorhandene (Nackt)Schneckeneier kann man ja vorher aussortieren), die das Futter für die Würmer zerkleinern und an-/vorverdauen.
Zitat von Katrin:
Etwa Kalkpulver kann man gleich am Anfang hinzugeben.„Ab wann sollte man Kalk hinzufügen? Gibt es eine Faustregel zu Häufigkeit und Menge?“
Am besten man gibt zu jedem Futter etwas Kalkpulver dazu. Falls das Futter einen niedrigen pH-Wert hat (z. B. Kaffeesatz, Apfel, Kiwi, Rhabarber, sauer Eingelegtes), kann man die Kalkmenge erhöhen. Auch zwischen den Futtergaben kann man mal etwas Kalk geben, da Futter u. Substrat mit zunehmender Zersetzung saurer werden.
Was man nicht tun sollte, ist auf einmal eine große Menge Kalk zugeben und zwischendurch längere Zeit nicht, da sonst der pH-Wert zu stark schwankt.
Außer Kalk brauchen die Würmer auch noch andere Mineralstoffe, die z. B. im Mineral Mix u. Urgesteinsmehl enthalten sind.
Etwa einmal im Monat sollte man den pH-Wert des Substrates messen. Dazu entnimmt man etwas Substrat von verschiedenen Stellen, vermischt alles mit etwas destilliertem Wasser und misst den pH-Wert mit einem Teststreifen (gibt’s im Wurmwelten-Shop u. in der Apotheke) oder mit einem pH-Messgerät.
Der pH-Wert sollte im Bereich von 7 – 5 liegen. Liegt er näher an 6-5, sollte man die Kalkzugaben erhöhen.
Die ganze Masse des oberflächlichen Humus ist durch die Körper der Regenwürmer hindurchgegangen. Man kann bezweifeln, dass es noch viele andere Tiere gibt, welche eine so bedeutende Rolle in der Geschichte der Erde gespielt haben. (Charles Darwin)