Hallo Leute,
ich würde gerne in meinen Weingärten Dauerhumus-Aufbau betreiben. Nun stellt sich aber die Frage wie das am Besten zu bewerkstelligen ist.
Folgendes habe ich aus unsicheren Quellen gehört:
1. Bokashi ist eine "Energiebombe" - gute Düngewirkung, aber kaum-kein Humusaufbau
2. Wurmkompost ist angeblich auch "nur" Nährhumus, also eher als Dünger zu verwenden
Also würde nurmehr die klassische Kompostierung mittels Komposthaufen und Heißrotte übrig bleiben. Für den Humusaufbau wird ein weites C/N Verhältnis wichtig sein oder?
Was mich verwirrt ist die 2. Aussage von oben. Wird nicht jeder Kompost früher oder später, zumindest zum Teil, zu Wurmhumus? Treiben sich ja überall herum unsere kleinen Freunde, und spätestens sobald ich den Kompost im Weingarten ausbringe werden dort die Würmer ihre "Jause" finden, oder?
Dauerhumus aufbauen?
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Re: Dauerhumus aufbauen?
Hallo Payne,
die erfolgreiche Humuswirtschaft ist ein komplexes System, in dem mehrere Aspekte berücksichtigt werden müssen.
Auch stellt der Weinanbau im speziellen Anforderungen, denen Rechnung zu tragen ist.
Mit pauschalisierten Aussagen kommen wir da nicht weiter. Da ist viel richtiges dran aber man zieht womöglich falsche Schlussfolgerungen weil der Zusammenhang fehlt.
Im Prinzip wurde bei deinen Beiträgen in diesem Forum schon viele gute und wichtige Ansätze besprochen.
Bei ambitionierten Projekten wirst du viel Zeit und Erfahrung benötigen.
Letztlich wirst du wohl nicht umhin kommen, dich da umfassend in die Materie einzulesen und eigene praktische Erfahrungen zu sammeln. Anfangen würde ich da bei der "Humusforschung" der früheren Jahrzehnte des vergangen Jahrhunderts. Für den Einstieg sei das Buch von Annie Francé-Harrar, Humus- Bodenleben und Fruchtbarkeit, empfohlen. Das wird nicht mehr aufgelegt und man bekommt es aber dank engagierter Leute als Pdf, frei im Internet.
Da steht schon viel über die praktische Humuswirtschaft drin.
Für den praktischen Einstieg sei dir das Wirken von Horst Wagner aus Meißen empfohlen, der hat Verfahren entwickelt und auch speziell im Weinbau mit gutem Erfolg erprobt. Er hat eine "spezielle Weinerde" entwickelt, die man auch bei ihm kaufen kann. Er gibt aber auch auf seinen Webseiten sehr viel von seinem Know-how preis.
Er arbeitet mit adaptierten Terra-preta Komposten. Die sich von der Herstellung durch Ruhe und Sorgfalt doch deutlich von mannigfaltigen eiligen Empfehlungen der "EM-Gemeinde" unterscheiden. Am Ende kommt man wieder zum tradierten, gut gepflegten Kompostplatz, im lichten Schatten von Haselnuss und Holunder.
Um jetzt doch noch etwas konkretes zu deinen Fragen, folgendes:
Humus bezeichnet den organischen Anteil am Boden. Der Gesamthumus besteht in etwa aus zwei Dritteln Dauerhumus, zum Rest gehört der Nährhumus der vorrangig in der Streuschicht (Mulch) anliegt, die mannigfaltigen Bodenlebewesen und die Pflanzenwurzeln.
Der Aufbau von Dauerhumus geht über den Nährhumus und ist sozusagen der "Rest vom Fest" des Bodenlebens. Der Dauerhumus ist der "schwerverdauliche" Teil der Ab- und Umbauprozesse. Es handelt sich um Makromoleküle ähnlich dem "Holzstoff" und da liegt auch ein wichtiger und richtiger Hinweis. Die Dauerhumusbildung kann über Komposte stark durch deren Zusammensetzung beeinflusst werden.
So ist ein guter Anteil von Holz und verholzten Pflanzenteilen in Verbindung mit stickstoffhaltigen Anteilen wichtig. Die Lignine, spielen hier als "Bio-Polymere" eine "große" Rolle, bei der (Dauer-) Humusbildung.
Auch der "Terra preta" Ansatz mit Holzkohle, als Dauerhumus ist so eine ähnliche Richtung.
Wurmhumus ist reich an Ton-Humus-Komplexen, also einer Aggregatbildung aus mineralischen, organischen und lebenden Bestandteilen. Diese Komplexe vernetzt zur "guten" Krümmelstruktur bildet als Bodengare das "Gerüst" der Bodenfruchtbarkeit.
Versuche doch mal die Gründünnung mit Mischungen, da steigert sich "sofort" der Humusanteil durch Wurzelmasse, (Würz-) Kräuter verbessern das Aroma, Blüh - und Wildpflanzen die Artenvielfalt und Gesundheit. Eine Gründünnung bindet auch überschüssige Nährstoffe, die auch Schaden verursachen können.
Komposte mit Biokohle, die man nach der zweiten Saison, in Wurzelnähe konzentriert ausbringt.
Boden und Pflanzenpflege mit Kompostextrakten, als Initial. Da bewähren sich Wurmkomposte wegen ihres hohen Gehaltes an Huminstoffen nun wieder wunderbar.
Freundliche Grüße
Rüdiger
die erfolgreiche Humuswirtschaft ist ein komplexes System, in dem mehrere Aspekte berücksichtigt werden müssen.
Auch stellt der Weinanbau im speziellen Anforderungen, denen Rechnung zu tragen ist.
Mit pauschalisierten Aussagen kommen wir da nicht weiter. Da ist viel richtiges dran aber man zieht womöglich falsche Schlussfolgerungen weil der Zusammenhang fehlt.
Im Prinzip wurde bei deinen Beiträgen in diesem Forum schon viele gute und wichtige Ansätze besprochen.
Bei ambitionierten Projekten wirst du viel Zeit und Erfahrung benötigen.
Letztlich wirst du wohl nicht umhin kommen, dich da umfassend in die Materie einzulesen und eigene praktische Erfahrungen zu sammeln. Anfangen würde ich da bei der "Humusforschung" der früheren Jahrzehnte des vergangen Jahrhunderts. Für den Einstieg sei das Buch von Annie Francé-Harrar, Humus- Bodenleben und Fruchtbarkeit, empfohlen. Das wird nicht mehr aufgelegt und man bekommt es aber dank engagierter Leute als Pdf, frei im Internet.
Da steht schon viel über die praktische Humuswirtschaft drin.
Für den praktischen Einstieg sei dir das Wirken von Horst Wagner aus Meißen empfohlen, der hat Verfahren entwickelt und auch speziell im Weinbau mit gutem Erfolg erprobt. Er hat eine "spezielle Weinerde" entwickelt, die man auch bei ihm kaufen kann. Er gibt aber auch auf seinen Webseiten sehr viel von seinem Know-how preis.
Er arbeitet mit adaptierten Terra-preta Komposten. Die sich von der Herstellung durch Ruhe und Sorgfalt doch deutlich von mannigfaltigen eiligen Empfehlungen der "EM-Gemeinde" unterscheiden. Am Ende kommt man wieder zum tradierten, gut gepflegten Kompostplatz, im lichten Schatten von Haselnuss und Holunder.
Um jetzt doch noch etwas konkretes zu deinen Fragen, folgendes:
Humus bezeichnet den organischen Anteil am Boden. Der Gesamthumus besteht in etwa aus zwei Dritteln Dauerhumus, zum Rest gehört der Nährhumus der vorrangig in der Streuschicht (Mulch) anliegt, die mannigfaltigen Bodenlebewesen und die Pflanzenwurzeln.
Der Aufbau von Dauerhumus geht über den Nährhumus und ist sozusagen der "Rest vom Fest" des Bodenlebens. Der Dauerhumus ist der "schwerverdauliche" Teil der Ab- und Umbauprozesse. Es handelt sich um Makromoleküle ähnlich dem "Holzstoff" und da liegt auch ein wichtiger und richtiger Hinweis. Die Dauerhumusbildung kann über Komposte stark durch deren Zusammensetzung beeinflusst werden.
So ist ein guter Anteil von Holz und verholzten Pflanzenteilen in Verbindung mit stickstoffhaltigen Anteilen wichtig. Die Lignine, spielen hier als "Bio-Polymere" eine "große" Rolle, bei der (Dauer-) Humusbildung.
Auch der "Terra preta" Ansatz mit Holzkohle, als Dauerhumus ist so eine ähnliche Richtung.
Wurmhumus ist reich an Ton-Humus-Komplexen, also einer Aggregatbildung aus mineralischen, organischen und lebenden Bestandteilen. Diese Komplexe vernetzt zur "guten" Krümmelstruktur bildet als Bodengare das "Gerüst" der Bodenfruchtbarkeit.
Versuche doch mal die Gründünnung mit Mischungen, da steigert sich "sofort" der Humusanteil durch Wurzelmasse, (Würz-) Kräuter verbessern das Aroma, Blüh - und Wildpflanzen die Artenvielfalt und Gesundheit. Eine Gründünnung bindet auch überschüssige Nährstoffe, die auch Schaden verursachen können.
Komposte mit Biokohle, die man nach der zweiten Saison, in Wurzelnähe konzentriert ausbringt.
Boden und Pflanzenpflege mit Kompostextrakten, als Initial. Da bewähren sich Wurmkomposte wegen ihres hohen Gehaltes an Huminstoffen nun wieder wunderbar.
Freundliche Grüße
Rüdiger
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Re: Dauerhumus aufbauen?
Hallo!
Ich habe bei mir ein ähnliches Projekt, sprich Humusaufbau, aber halt nicht im Weingarten, sondern im Garten.
Ich habe auch 4 Weinreben.
Die Aussagen bez. Bokashi und Wurmhumus verstehe ich nicht, denn es kommt in meiner Welt auf die Zusammensetzung des Komposts an, quasi C/N Verhältnis. Was ich mir vorstellen kann, ist dass von den weit verbreiteten Kompostansätzen, in denen wegen der längeren Zersetzungsdauer auf Holziges Material verzichtet wird ausgegangen wird. Denn zuviel Stickstoff mindert Kohlenstoff im Boden und ist kontraproduktiv.
Mein Kompost besteht aus 50% Grünabfälle, 50% Holzhäcksel, Urgesteinsmehl, c.a. 10% Holzkohle...
Ich habe 2 Stufen, die erste ist Heißrotte, um unerwünschten Nagetieren, die von manchen Nachbargrundstücken ab und an zuzuwandern versuchen, keine Nahrungsquelle zu bieten.
Danach füttere ich den Kompost meinen Würmern in sogenannten Thermokomposter, die sich zwar nicht so sehr für Heißrotte eigenen, aber super Wurmfarmen abgeben. Den reifen Kompost verteile ich dann dort wo ich Ihn haben will und Mulche nochmal mit Holzhäcksel, denn das lieben die Tauwürmer. Dort wo ich das seid mehreren Jahren mache ist einiges an Humus im Lehm eingelagert.
Heuer habe ich einen neuen Versuch gestartet, ich habe in große Pflanzkübel Löcher gebrannt, so dass sie wie ein Sieb aussehen. Die habe ich mit Rohkompost gefüllt, Würmer hinein, im Boden versenkt, und einen Stein als Abdeckung drauf. Meine Weinstöcke haben zum Beispiel jeder so einen "Düngeroboter" bekommen. Am deutlichsten sehe ich den Effekt bei meinen Heidelbeeren, weil die Stauden vom Komposter längs weggehen. Die nächstgelegene ist mit Abstand die größte und dann werden sie mit dem Abstand immer kleiner...
Hoffe das hilft, LG Rainer
Ich habe bei mir ein ähnliches Projekt, sprich Humusaufbau, aber halt nicht im Weingarten, sondern im Garten.
Ich habe auch 4 Weinreben.
Die Aussagen bez. Bokashi und Wurmhumus verstehe ich nicht, denn es kommt in meiner Welt auf die Zusammensetzung des Komposts an, quasi C/N Verhältnis. Was ich mir vorstellen kann, ist dass von den weit verbreiteten Kompostansätzen, in denen wegen der längeren Zersetzungsdauer auf Holziges Material verzichtet wird ausgegangen wird. Denn zuviel Stickstoff mindert Kohlenstoff im Boden und ist kontraproduktiv.
Mein Kompost besteht aus 50% Grünabfälle, 50% Holzhäcksel, Urgesteinsmehl, c.a. 10% Holzkohle...
Ich habe 2 Stufen, die erste ist Heißrotte, um unerwünschten Nagetieren, die von manchen Nachbargrundstücken ab und an zuzuwandern versuchen, keine Nahrungsquelle zu bieten.
Danach füttere ich den Kompost meinen Würmern in sogenannten Thermokomposter, die sich zwar nicht so sehr für Heißrotte eigenen, aber super Wurmfarmen abgeben. Den reifen Kompost verteile ich dann dort wo ich Ihn haben will und Mulche nochmal mit Holzhäcksel, denn das lieben die Tauwürmer. Dort wo ich das seid mehreren Jahren mache ist einiges an Humus im Lehm eingelagert.
Heuer habe ich einen neuen Versuch gestartet, ich habe in große Pflanzkübel Löcher gebrannt, so dass sie wie ein Sieb aussehen. Die habe ich mit Rohkompost gefüllt, Würmer hinein, im Boden versenkt, und einen Stein als Abdeckung drauf. Meine Weinstöcke haben zum Beispiel jeder so einen "Düngeroboter" bekommen. Am deutlichsten sehe ich den Effekt bei meinen Heidelbeeren, weil die Stauden vom Komposter längs weggehen. Die nächstgelegene ist mit Abstand die größte und dann werden sie mit dem Abstand immer kleiner...
Hoffe das hilft, LG Rainer
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Re: Dauerhumus aufbauen?
Hallo Rainer,
genauso kann man es machen.
Die Zutaten und die Rotteführung machts.
Wenn man einen guten Häcksler fürs Holz hat, ist das natürlich fabelhaft.
Freundliche Grüsse
Rüdiger
genauso kann man es machen.
Die Zutaten und die Rotteführung machts.
Wenn man einen guten Häcksler fürs Holz hat, ist das natürlich fabelhaft.
Freundliche Grüsse
Rüdiger
Re: Dauerhumus aufbauen?
Interessanter Thread.
Ich habe aktuell eine sehr grosse Brombeerhecke kaltgemacht und die Teile mit meinem Rasenmäher verhäckselt und eine Kompostmiete angelegt. Mit den verholzten Teile der Brombeere zusammen mit Rasenschnitt dürfte ich - grob geschätzt - im Moment ein Verhältnis von 70% verholzt (alte Brombeeren) und 30% Grünabfälle (Grasschnitt und Brombeergrün) haben. Ich habe in den Haufen noch Hornspäne eingearbeitet und im Moment rottet er recht wohlriechend vor sich hin. Ich wollte auf jedem Fall auch noch Holzkohle einarbeiten, muss aber die Kohlegrube dafür erst noch entzünden.
Meine Frage an die Humusexperten: Müsste ich noch was mineralisches (Gartenerde o.ä.) zuführen? Die Demeter Kompostmieten bauen glaube ich Erde ein oder kann der Dauerhumus in so einem Haufen auch ohne Erde entstehen bzw. erst später im Beet?
Ich habe aktuell eine sehr grosse Brombeerhecke kaltgemacht und die Teile mit meinem Rasenmäher verhäckselt und eine Kompostmiete angelegt. Mit den verholzten Teile der Brombeere zusammen mit Rasenschnitt dürfte ich - grob geschätzt - im Moment ein Verhältnis von 70% verholzt (alte Brombeeren) und 30% Grünabfälle (Grasschnitt und Brombeergrün) haben. Ich habe in den Haufen noch Hornspäne eingearbeitet und im Moment rottet er recht wohlriechend vor sich hin. Ich wollte auf jedem Fall auch noch Holzkohle einarbeiten, muss aber die Kohlegrube dafür erst noch entzünden.
Meine Frage an die Humusexperten: Müsste ich noch was mineralisches (Gartenerde o.ä.) zuführen? Die Demeter Kompostmieten bauen glaube ich Erde ein oder kann der Dauerhumus in so einem Haufen auch ohne Erde entstehen bzw. erst später im Beet?
Re: Dauerhumus aufbauen?
Für den Fragenden sicher etwas spät, aber was soll's:
Wenn die Bildung von Ton-Humus-(Kohle-)Komplexen bereits im Kompost beginnen soll, müssen da natürlich Tonanteile vorhanden sein. Das kann man erreichen durch hochwertige Zuschlagstoffe wie Zeolith oder Bentonit und teilweise Urgesteinsmehl, aber einfache tonige Erde (billig) macht es auch schon.
Neben der stofflichen Betrachtung sollte man die mikrobiologische Betrachtung nicht unterschätzen. Die Erde aus unserem Lebensraum wird eine Vielfalt und Vielzahl an Mikroben und Keimen mitbringen, was dann der Rotte und dem Kompost gut tun wird, Stichwort Biodiversität.
Wenn die Bildung von Ton-Humus-(Kohle-)Komplexen bereits im Kompost beginnen soll, müssen da natürlich Tonanteile vorhanden sein. Das kann man erreichen durch hochwertige Zuschlagstoffe wie Zeolith oder Bentonit und teilweise Urgesteinsmehl, aber einfache tonige Erde (billig) macht es auch schon.
Neben der stofflichen Betrachtung sollte man die mikrobiologische Betrachtung nicht unterschätzen. Die Erde aus unserem Lebensraum wird eine Vielfalt und Vielzahl an Mikroben und Keimen mitbringen, was dann der Rotte und dem Kompost gut tun wird, Stichwort Biodiversität.
Mit freundlichem Glück Auf!
Eberhard
Eberhard