Hallo Dynamind,
JETZT hast Du mich aber (ganz sicher unwissentlich) provoziert
Das wird ein längerer Text...
Eigentlich gehört es hier garnicht so wirklich hin. Und eigentlich ist es eine ganz andere Welt. Und weiter eigentlich ist es hier auch viel zu ausführlich. Mag es ein Admin (von mir aus gerne) wieder löschen oder unter "sonstiges" verschieben. Aber, am Ende hängt ja doch alles irgendwie zusammen...
Das Thema Holz-Bio-was-auch-immer-Kohle wird m.E. hinlänglich (und bewußt forciert) überbewertet. Ich will diesen - persönlichen! - Verdacht noch nicht zu laut äußern, aber mir kommt es vor, als haben sich hier zwei Nischenhersteller perfekt getroffen. Die EM-Produzenten und die Kohlehersteller.
Terra-Preta ist in den letzten zwei Jahren ein modisches Schlagwort geworden. Davor hat es ein kümmerliches Randdasein gefristet. Obwohl natürlich die ursprüngliche Erkenntnis etwas unglaublich spannendes und womöglich wichtiges beinhaltet. Aber, kaum jemanden hat es interessiert. Bis irgendwer dahinter kam, daß eben Milchsäurebakterien und Holzkohle einen wichtigen Part spielen. Nicht nur - darüber wird ja (zum Glück) immer noch geforscht. Aber das waren die beiden greifbaren Hauptakteure.
Ich möchte hier keine Linkarie veranstalten. Daher erst einmal meine ganz persönliche Einstellung zum Thema Holzkohle. Das habe ich in meinem Blog vor einiger Zeit veröffentlicht. Hier kein Link, sondern der Text:
"Biokohle - Technikfolgenabschätzung
Ganz ehrlich, als vor ca. eineinhalb Jahren die Idee für dieses Projekt in mir reifte, hätte ich nicht gedacht, daß ich an diesen Punkt gelange. Nicht beim Thema Garten, Acker und Boden. Und ich habe auch überlegt, ob es passend ist, neben dem Zusammentragen von Informationen, was derzeit immer noch primäres Ziel von terra perma ist - auch eine persönliche Meinung - zum jetzigen Zeitpunkt - hier einfließen zu lassen. Doch es läßt mir keine Ruhe mehr.
Terra-Preta oder Anthrohumox, als künstliches Substrat zur Bodenstabilisierung, letzendlich Bodenverbesserung und Katalysator für Humusaufbau, ist gerade im letzten Jahr vollends im Mainstream angekommen. Zahlreiche private und inzwischen auch öffentliche Versuche wurden begonnen. Allenortes Grundlagenforschung. Das ist gut so. Und die Brücke zur letzendlich steuernden Politik wurde ebenfalls schnell geschlagen. Das Einbringen von nicht bzw. schwer abbaubarem Kohlenstoff ist eine Kohlenstoffsenke, wichtig bei der heutigen Klimadiskussion. Doch zu welchem Preis?
Die Rolle der milchsauren Fermantation, also der Beitrag der "EM-Fraktion", wird immer wieder hinterfragt. Es wird, zumindest im privaten Bereich, bemängelt, daß ebendiese Hersteller immer nur teils erstaunliche Aussagen treffen, aber dies nie wissenschaftlich belegbar unterfüttern. Diese Kritik ist m.E. berechtigt und wichtig. Jedoch, die zweite "große" Fraktion wird praktisch nie hinterfragt. Existierende Proleme werden scheinar verdrängt. Das ist eben die Biokohle. Das Potential der "Kohlenstoffbindung" wird immer wieder in den Vordergrund gebracht. Doch die Praktikabilität fehlt hier und es wird stillschweigend hingenommen. Warum ist das so?
Wenn man sich dazu entschließt, einen künstlichen Humus aufzubauen, ihn mit Massen von verkohltem Pflanzenmaterial generiert, warum wird gerade hier nicht die Sinnhaftigkeit hinterfragt? Das beginnt bereits im Kleinen. Private Versuche stehen immer wieder vor dem Problem der Materialbeschaffung. Häufigste Quelle ist dann die Grillkohle. Es gibt 'zig Anleitungen, diese zu zerkleinern. Doch, wo bleibt hier der Sinn? Nach Wikipedia-Statistik kommen 98 % der in D angebotenen Grillkohle nicht aus dem eigenen Land. Der größte Teil kommt aus Südamerika, gefolgt von Polen - und sicherlich demnächst auch aus Rumänien. Wald wird für den Wohlstand abgeholzt. Wo ist belegt, daß eine äquivalente Fläche wieder aufgeforstet wird? Entschließt man sich für andere Rohstoffquellen, wird es noch bedenklicher. Kleingärtner und auch Landwirte experimentieren mit der eigenen Biokohleherstellung. Doch welche Gefahren bestehen hier? Ein technologisch möglicherweise nicht ausgereifter und erst Recht nicht kontrollierter Prozeß ist die Folge. Wer weiß denn schon, wieviele Schadstoffe, die zweifelsohne bei einer unsachgemäßen Verkohlung entstehen können, mit bester Absicht und unwissend in den Boden gelangen? All das "Bio" im Garten oder auf dem Acker ist damit praktisch hinfällig. Schlimmsten Falls wird der Boden zum Problemfall.
Im Großen ist das Problem hingegen ein anderes. Praktisch alle derzeitigen öffentlichen Versuche beziehen zumindest einen Großteil der Biokohle aus Rumänien. Mangels Alternative (!). Dort wird dafür europäischer Urwald abgeholzt. Im Dienste der Wissenschaft. Das ist perfide. Und das Problem wird ebenfalls schnell klar.
Grundlagenforschung zum Thema Terra-Preta beginnt bei der Holzkohle. Das wissen fast alle Beteiligten. Doch der Drang nach schnellen Ergebnissen läßt derart schräge Situationen zu. Es ist allgemein anerkannt, daß noch viele Grundlagenerkenntnisse bzgl. Biokohleerzeugung fehlen. Aber das ist ein industrieller Prozeß, mit gierigen Unternehmern im Hintergrund; kein begärtnern von schnell vorzeigbaren grünen Landschaften. Und eben dafür gibt es leider keine öffentlichen Mittel. Ein meines Erachtens sehr schwerwiegender und grundlegender Fehler.
Letzendlich möchte man mit der Biokohleerzeugung regionale, vor allem aber nicht zentrale, Stoffkreisläufe erzeugen. Aber man bedient sich derzeit entweder eines nicht wieder zu reparierenden "Ausweich-Stofftransportes" oder eines ebenfalls nicht bzw. sehr schwer wieder zu reparierenden (Gift-)Risikos. Ganz schön schräg bei all der guten und richtigen Zielsetzung der Terra-Preta-Erforschung. Dabei wäre es doch so einfach. Warum kann man nicht einen Bruchteil der öffentlichen Fördergelder bspw. in Laborkosten für die Untersuchung der dezentral (auch im Kleinstmaßstab) erzeugten Biokohle geben? Niemand, ob nun Kleingärtner oder Landwirt, hat Interesse, einen ungenügenden Herstellungsprozeß für Biokohle zu entwickeln bzw. anzuwenden. Man wird weiter optimieren, wenn man denn weiß, daß man es muß. Eben mit sonst nicht gemachten, weil teuren, Analysen. Und im Großen ginge es ebenfalls. Warum nicht einen Teil der Fördergelder der heimischen Industrie geben, damit auch hierzulande in nennenswerter Menge Biokohle unter kleinindustriellen Bedingungen hergestellt werden kann. DAS wäre für mich Nachhaltigkeit. Aber keinesfalls das Abholzen von südamerikanischen oder mitteleuropäischen Urwäldern. Und das im Dienste der Ökowissenschaften."
Dann vielleicht etwas Erklärendes für Neueinsteiger. Bio-Kohle heißt es nicht, wie wir es von unserem Bio-Gemüse kennen. Bio heißt hier "nur", daß die Kohle aus organischen Stoffen hergestellt wurde. Ganz egal, was das Ausgangsmaterial einmal war. Hauptsache, es konnte der organischen Chemie zugeordnet werden. Soviel zum Begriff. Was oft in die Richtung 'Kohle für Terra-Preta' geht, ist durch das Pyrolyseverfahren hergestellt. Dieses Verfahren ist inzwischen schon erforscht und auch in der Wirkung nachgewiesen. Durch Pyrolyse erhält man großporige (bzw. größerporige) Holzkohle, als durch andere Verfahren. (Zwischeneinwurf: daher auch meine skeptische Frage nach den Kohlekrümeln, die die Würmer angeblich verspeisen.) Die wichtigen Bakterien siedeln sich in den Poren der Kohle an. (weiterer Zwischeneinwurf: EM/milchsaure Vergärung = alle anderen vertreibenden Bakterien vs. aerobe humusbildende Bakterien - diesen Widerspruch konnte noch niemand erklären!)
Soweit, so gut. Aber! Mir erscheint es zumindest im Ansatz so, daß hier auch nur ganz profane wirtschaftliche Interessen eine wichtige Rolle spielen. Wie komme ich darauf? Nun, es geistert in diversen Foren (hier wohl noch nicht) ein Hersteller von Pyrolyseöfen und auch "Bio"-Kohle herum, der sich sehr intensiv mit EM, Kohle und - inzwischen - auch Würmern beschäftigt. Seine Ausführungen dazu sind wohl durchaus ernst gemeint und teils auch sehr interessant. Aber, ich bin immer skeptisch, wenn jemand etwas behauptet, was nicht auch erläutert oder gar nachgewiesen werden kann. Zusätzlich kommt hinzu, daß es hier - mein Eindruck - nur um Absatz geht. Ich hatte nämlich genau diesen Hersteller vor zwei Jahren angeschrieben - weil er explizit darauf hingewiesen hatte, daß er Tests unterstützen möchte - ob ich denn etwas Kohle für meine Tests bekommen könnte. Ich hatte nicht gebettelt und hatte offen gelassen, ob ich's bezahlen soll oder nicht. Ich habe beschrieben, was ich vor habe und habe angefragt, weil es ja auch explizit angeboten wurde. Nun, meine bescheidenen Quadratmeter-Beet-Versuche sind natürlich uninteressant gegenüber pauschalen Anfragen. Daher habe ich wohl auch nie eine Antwort erhalten. Auch keine Absage. Ich grolle deswegen nicht. Ich empfinde es nur ein wenig befremdlich, daß der Typ durch diverse EM-Foren düst und von Würmern erzählt, die seine Kohle essen. (DAS war auch das Motiv meiner Ausgangsfrage. Ich kann es mir immer noch nicht recht vorstellen).
Zurück. Also. Kohlekrümel bekommt man ganz einfach. So habe ich es am Ende (am Anfang) gemacht. Ich habe eine Köhlerei in BY gefunden, die mir einen Sack "Kohleschrott" geschickt hat. Nebenbei habe ich auch noch einen hervorragenden Sack Grillkohle bestellt. Und ganz nebenbei habe ich nach der Bestellung erfahren, daß es sich um eine caritative Einrichtung handelt. Aber selbst der "Schrottsack" war noch zu grob für meine Versuche. Das wußten aber die Abesender nicht. Doch, immerhin.
Für billiges Geld bekommt man inzwischen die kleine Holzkohle nicht mehr! Das hat sich herumgesprochen. Daher mein Tip für experimentierfreudige - ähm - Hobbygaertner: ganz normale Grillkohle kaufen und aussieben. Wenn man billig kauft, ist da ja ohnehin sehr viel "Mist" enthalten. Inzwischen ärgert mich das nicht mehr. Ich siebe es aus und freue mich, daß ich wieder neue "Wurmkohle" habe und die nicht kaufen muß.
Hach, heute mag ich nicht mehr schreiben. Womöglich geht das Ganze hier auch zu weit an den Würmern vorbei. Wenn's interessiert, geht es morgen od. übermorgen weiter. Mich würden erst einmal die Rückmeldungen interessieren.
Danke.
P.S.: Ich möchte damit KEINES FALLS eine mglw. ausufernde Diskussion lostreten! Ich wollt's halt einfach 'mal passend loswerden. Ich wünsche mir, daß es hier - auch mit diesen Themen -, praktisch, sachlich (wie üblich in diesem Forum) weitergeht. Darum wünsche ich mir sehr, daß die weiter oben angesprochene Neugier auf reale biologische (mikroskopische) Untersuchungen des Wurmhumus' trotz Zeitproblemen irgendwann in Angriff genommen werden kann. Denn ganz genau das ist es, was mir dieses Forum so symphatisch macht. Praxis, Berichte, Erkenntnisse, Erfahrungen. Keine endlosen und womöglich "Glauens-"Diskussionen.
In diesem Sinne
Viele Grüße
Hobbygaertner